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Die Scharnhauser nach ihrer ursprunglichen Verkaufsfunktion in Teilen auch als Alte und Neue Haringshock oder Drei Fische benannt waren zwei nebeneinander stehende historische Doppelhauser in der Altstadt von Frankfurt am Main Die Sudfassade der Hauser zeigte zum Heilig Geist Platzchen in der Saalgasse die Nordseite zur Bendergasse kurz vor ihrer Kreuzung mit der Querverbindung Lange Schirn Die Hausanschrift war Saalgasse 20 22 bzw Bendergasse 13 11 1 Die Scharnhauser an der Saalgasse kurz nach 1900Position der Gebaude in der Frankfurter AltstadtDie Hauser waren nicht nur namentliche sondern auch bauliche Verwandte des beruhmten auf massiven Eichenholzsaulen gebauten Neuen Roten Hauses am Markt bei beiden Gebauden waren die Erdgeschosse grosstenteils in einen Durchgang zwischen Bender und Saalgasse aufgelost Daruber hinaus hatte eines der Hauser dadurch zumindest im Frankfurter Raum eine gewisse Bekanntheit erlangt als der junge Johann Wolfgang Goethe dort in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts fur den damaligen Besitzer als Rechtsanwalt tatig war Im Marz 1944 verbrannten die Scharnhauser nach den alliierten Bombenangriffen auf Frankfurt mit der gesamten ubrigen Altstadt In den 1980er Jahren wurden die Parzellen der Gebaude wie die der ubrigen Saalgasse mit postmodernen Stadthausern uberbaut so dass sie zu den verlorenen Baudenkmalern und Goethestatten der Frankfurter Altstadt gezahlt werden mussen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Entstehen der Scharnhauser im Mittelalter 1 2 Das stadtebauliche und wirtschaftliche Umfeld 1 3 Die weitere Entwicklung in der fruhen Neuzeit 1 4 Der Rechtsstreit um die Alte Haringshock 1 5 19 und 20 Jahrhundert Zweiter Weltkrieg und Gegenwart 2 Literatur 3 Einzelnachweise und Anmerkungen 4 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Entstehen der Scharnhauser im Mittelalter Bearbeiten Wie bei der Mehrzahl der Bauten der Frankfurter Altstadt existiert auch zu den Scharnhausern keine Monographie sondern nur eine Vielzahl von zunachst zusammenhangslosen Informationen in Form von archaologischen Befunden urkundlichen Erwahnungen und wenigen Fotografien Ferner gibt es einige architektonische Detailzeichnungen der so genannten Altstadtaufnahme aus den fruhen 1940er Jahren sowie Aufzeichnungen der Gebruder Treuner auf denen ihr Modell der Frankfurter Altstadt basiert nbsp Saalgasse und Pfalzgelande im heutigen StadtbildArchaologische Grabungen haben gezeigt dass die Saalgasse vermutlich als ostliche Verlangerung der Alten Mainzer Gasse wohl schon in karolingischer Zeit eine befestigte Strasse war 2 Zusammen mit dem ebenfalls fur diese Zeit nachweisbaren Markt bildete sie die einzige Ost West Passage des um das Jahr 1000 befestigten Pfalzgelandes Dass eine spatere Bebauung zuerst entlang beziehungsweise zwischen den beiden Strassen entstand liegt nahe Die genaue Zeit lasst sich nur schwer eingrenzen durfte aufgrund der altesten romanischen Hauskeller jedoch kaum vor dem 11 Jahrhundert anzusetzen sein nbsp Die Frankfurter Altstadt um 1370Die fruheste wenn auch nur indirekte urkundliche Erwahnung dessen was sich an der Stelle der Scharnhauser also am nordlichen Rand der mittleren Saalgasse befand ist in einer uber das westliche Nachbarhaus Zum Arn ausgestellten Urkunde von 1324 zu finden 3 Grund fur die Beurkundung war der Verkauf von 2 Mark Geld und 36 Mark Pfennig ewiger auf dem Haus lastender Gulte von einem Ritter Johann von Cleen und seiner Frau Kusa an den Frankfurter Burger Hermann Knoblauch Bezuglich der Scharnhauser ist in der vorgenannten Quelle u a die Rede vom hus zum Aren daz da liget zu Franckenford by den nuwen Fleischarren kein dem hus daz da heyzet zu der Hangenden Hant Es gab neben dem Nachbarhaus damals also einen offenen Verkaufsstand fur Fleisch 4 der 1324 relativ neu gewesen sein muss Mit dem ebenfalls in der Textpassage genannten Haus Zur hangenden Hand ist das gegenuber liegende Gebaude mit der Anschrift Saalgasse 23 gemeint das seinen Namen vom Hauszeichen einer an einer Kette hangenden holzernen Hand trug 5 nbsp Topographischer Detailplan zu Mitte des 14 JahrhundertsNur wenige Jahrzehnte spater 1350 findet sich erneut eine auffallige Erwahnung des Ortes im Liber censuum des Baldemar von Petterweil der seinerzeit Kanoniker des St Bartholomaus Stifts war Im vorgenannten noch heute erhaltenen Buch lieferte er die fruheste bekannte topographische Beschreibung der Frankfurter Altstadt 6 Zu den Querverbindungen der Bendergasse und Saalgasse schrieb er Sancti Spiritus et Doliatorum duo orientalis Domus macellorum occidentalis vicus artus Vitrorum 7 Eine weitere Niederschrift Baldemars aus dem 14 Jahrhundert der Liber redituum differenziert noch feiner in ein domus macellorum orientalis und ein domus macellorum occidentalis also ein rechtes und ein linkes Haus der Fleischbanke 8 Die offenbar schon damals besondere offentlich durchgangige Form der Bauten wird dadurch betont dass er es anderen reinen Durchgangen gegenuber gleichwertig beschreibt in seiner Wortwahl domus aber explizit von einer gewohnlichen Gasse vicus abgrenzte nbsp Spatgotische Erdgeschosse der Hauser Bendergasse 11 u 13 Fotografie von Carl Abt um 1910Weit uber 100 Jahre spater erlaubt 1481 ein Eintrag im Vikarienbuch des St Bartholomausstifts wieder Ruckschlusse auf die Scharnhauser wo es heisst sub domo et tecto macellorum super celario dicto daz gewelbe 9 Demnach muss damals bereits ein Haus mit Gewolbekeller an der Stelle der Scharnhauser existiert haben Die Existenz eines solchen Gewolbekellers unter den Scharnhausern wurde spatestens in den Altstadtgrabungen nach dem Zweiten Weltkrieg bestatigt und in den Kelleruntersuchungsberichten der Jahre 1954 1955 auch explizit erwahnt 10 Daruber hinaus war ein Kragstein am Haus Saalgasse 20 mit 1546 datiert 11 Wann genau aus den Fleischschirnen zwei Hauser wurden kann aus den vorgenannten sparlichen Informationen nicht mehr eindeutig geklart werden Vieles deutet vor allem aufgrund der Angaben Baldemars von Petterweil auf das 14 Jahrhundert doch die Formensprache der hier im 20 Jahrhundert noch befindlichen ohnehin barockisierten Gebaude liess nur einen allenfalls spatgotischen Kernbau der Ubergangszeit also ungefahr der Jahre 1470 1550 erkennen dem der weitaus grosste Teil der Frankfurter Altstadt zuzurechnen war Wichtigste Anhaltspunkte hierfur sind die nur noch geringen Auskragungen der Gebaude die ornamentale Behandlung der noch ursprunglichen Erdgeschosse an der Bendergasse sowie der Kragstein mit einer zeitlich passenden Datierung Das stadtebauliche und wirtschaftliche Umfeld Bearbeiten nbsp Heilig Geist Platzchen mit den Scharnhausern nach Osten Fotografie von C F Mylius um 1880 nbsp Heilig Geist Platzchen mit den Scharnhausern nach Westen Fotografie wohl von C Abt um 1910Das Heilig Geist Platzchen an dem die beiden Scharnhauser standen war eine trichterformige Platzanlage auf ungefahr halber Lange der Saalgasse Ostlich davon begann das alteste ab Mitte des 12 Jahrhunderts nachweisbare Frankfurter Judenviertel das sich bis zum Garkuchenplatz ostlich des Doms erstreckte Erst nach der zwangsweisen Umsiedelung der Juden in ein Ghetto ab Mitte des 15 Jahrhunderts ging der Name der Saalgasse auf den von ihnen bewohnten Strassenabschnitt uber 12 Fur den wohl schon in karolingischer Zeit bedeutenden innerhalb der altesten Stadtmauer gelegenen Strassenzug vgl vorherigen Abschnitt lassen sich wie uberall in der Altstadt sakrale und offentliche Bauten urkundlich ab dem 13 13 die Privatbauten dann luckenlos ab dem fruhen 14 Jahrhundert nachweisen 14 Nach dem staufischen Saalhof aus dem 12 Jahrhundert der der Saalgasse ihren Namen gab war ein Kirchenbau mit Krankenhalle das wohl alteste Gebaude des Strassenzuges das 1267 erstmals bezeugte 15 Heiliggeistspital Die Spitalkirche stand im Suden des Platzes direkt gegenuber den spateren Scharnhausern Sudostlich in der sich hier eroffnenden Metzgergasse gelangte man durch ein spitzbogiges Portal in einen umbauten Innenhof mit den Versorgungsgebauden die mit ihrer Ruckseite teils direkt auf die Stadtmauer am Main stiessen Die 1840 abgerissene Anlage gab sowohl dem davor liegenden Platzchen als auch dem westlich davon gelegenen Gasschen und dem Stadttor am Main seinen Namen Am Geistpfortchen und das eigentliche Geistpfortchen nbsp Weckmarkt mit Blick Richtung Saalgasse Zeichnung von Peter Becker 1860Spatestens seit den 1320er Jahren befand sich auch eine grosse Brotverkaufsstelle genannt Brothalle am Heilig Geist Platzchen 16 Nach der Einrichtung hiess der ganze Platz damals auch Weck oder Brotmarkt Die Brothalle nahm den Platz zweier spater erbauter Gebaude ostlich der Scharnhauser ein bis sie wohl um 1555 abgerissen wurde Der Rat hatte im selben Jahr einen Beschluss erlassen der es den Backern verbot dort weiter ihr Brot zu verkaufen und als zukunftigen Verkaufsort zunachst den Kreuzgang des Barfusserklosters bestimmt 17 Spater etablierte sich der Brotverkauf dann sudlich des Doms an der Stelle die noch heute Weckmarkt heisst 12 Somit standen die Scharnhauser an einem der wichtigsten Platze zwischen Dom und Romer der aufgrund der vielen Versorgungsgebaude wohl nicht nur als Markt diente sondern auch ein Punkt gesellschaftlichen Austauschs war Mit dem Heiliggeistspital im Suden dem Kern des Metzgerviertels im Sudosten der Brothalle und den Fleischschirnen im Norden sowie ungefahr gleich langen Laufwegen zu allen ubrigen wichtigen Platzen der Kernaltstadt befanden sich die Hauser in uberaus prominenter und auch fur das zweimal jahrlich wiederkehrende Messgeschaft eintraglicher Lage Die weitere Entwicklung in der fruhen Neuzeit Bearbeiten Die weitere Geschichte bis in die Barockzeit liegt von einigen allgemeinen Informationen abgesehen im Dunkeln Stadtgeschichtsschreiber und topograph Johann Georg Battonn zeigte noch einige urkundliche Nennungen der Gebaude bis ins 17 Jahrhundert auf 18 die ohne weitergehende Quellenforschungen jedoch kaum in einen Zusammenhang zu bringen sind Insbesondere die Besitzerhistorie ist komplex und schwierig zu rekonstruieren da die Hauser in verschiedenste Teile geteilt waren die nicht nur unterschiedliche Besitzer sondern auch verschiedenste Nutzungen Laden Wohnungen etc hatten nbsp Lange Schirn Fotografie von C Abt 1911Nachdem die Scharnhauser bis in die fruhe Neuzeit hinein offenbar nur dem Fleischverkauf gedient hatten aus dem sie einst entstanden waren trat Ende des 16 Jahrhunderts ein Wandel ein der den Gebauden ihre bis in die Moderne erhaltenen Namen gab 1581 wurde erstmals statt vom domus macellorum vom domus salsamentarium gesprochen und 1586 findet sich urkundlich die Bezeichnung als Fischhaus 19 Offenbar Anfang des 17 Jahrhunderts etablierte sich dann die tradierte Bezeichnung als Alte und Neue Haringshock wobei das Haus Saalgasse 20 die Bezeichnung aufgrund seines Namens fruher als Saalgasse 22 erhalten haben muss nbsp Scharnhauser und das Heilig Geist Platzchen 1628Was dazu fuhrte dass sich der Fischverkauf in der Achse des alten Metzgerviertels zwischen dem Neuen Roten Haus am Markt entlang der Langen Schirn bis hinab zur Metzgergasse etablieren konnte lasst sich nicht mehr klaren Obwohl der Verkauf gesalzener Heringe aufgrund der damit verbundenen Geruchsbelastigung vom Rat Anfang des 18 Jahrhunderts auf den Garkuchenplatz ostlich des Doms verlegt wurde 20 und die Hauser wieder in den Besitz von Metzgern gelangten blieb ihnen im Volksmund der eigentumliche Name erhalten Bezuglich des ausseren Erscheinungsbildes der Hauser sind die ersten Stadtplane des 16 Jahrhunderts insbesondere der aus Sebastian Munsters Cosmographia von 1545 sowie der Belagerungsplan der Stadt von 1552 wenig ergiebig Es lassen sich hochstens zweistockige giebelstandige Hauser ohne die baulichen Besonderheiten der Scharnhauser erkennen Einen exzellenten Detailgrad weist dagegen wie so oft der Merian Plan von 1628 auf auf dem sich sogar die Hausturen spatere Veranderungen an den Gebauden subtrahiert an der Stelle befinden wo sie noch bis 1944 zu sehen waren Der Plan zeigt die Gebaude ferner mit den breiten Erdgeschossdurchgangen Messladen sowie zwei Dachgeschossen Nicht zu erkennen sind dagegen die Lichthofe zwischen den Gebauden an der Bender und der Saalgasse die sich aus der Doppelhaussituation zwangslaufig ergeben mussten Der Rechtsstreit um die Alte Haringshock Bearbeiten Mitte des 18 Jahrhunderts als die Scharnhauser nach dem Ende des Heringsverkaufs wieder in den Handen von Metzgern waren gehorte die Alte Haringshock dem Metzgermeister Nikolaus Hemmerich das Nachbarhaus seiner verwitweten Mutter 21 Da die Vermietung der Hauser im Altstadtkern insbesondere zu Messzeiten sehr eintraglich war beschloss Hemmerich 1767 den uberbauten Raum seines Hauses zu vergrossern Weil der Durchgang die betrachtliche Hohe von rund 14 75 Fuss also uber 4 Metern aufwies 22 sah er in der Einrichtung eines etwa 6 5 Fuss knapp uber 1 80 Meter hohen Stubchens das von oben in den Durchgang gezimmert werden sollte den einfachsten Weg seine Mieteinnahmen zu steigern nbsp Blick durch den Gang der Alten Haringshock mit dem umstrittenen Stubchen Aquarell von C T Reiffenstein 1875Da Hemmerich jedoch nicht das gesamte Haus gehorte legten sowohl Bewohner deren Wohnung zum inneren Lichthof des Gebaudes zeigte als auch die Inhaber von Geschaften im Erdgeschoss gegen das Vorhaben Protest ein Sie kritisierten vor allem gegen die durch die Massnahme drohende weitere Verringerung des naturlichen Lichts sowie dem nicht mehr zu gewahrleistenden Zugang fur die Feuerwehr im Brandfalle Dieser Argumentation schloss sich dann auch das Bauamt an und erteilte einen abschlagigen Bescheid Aufgrund der hohen durch die bauliche Erweiterung zu erwartenden Mehreinnahmen kam es nach einem gescheiterten Vergleichsversuch zum Gerichtsprozess vor dem Frankfurter Schoffengericht In diesem vertrat Hieronymus Peter Schlosser der Bruder von Johann Wolfgang Goethes Schwager Johann Georg Schlosser die Nachbarn Goethes Onkel Johann Jost Textor trat als Anwalt des Metzgermeisters auf Im Verlauf des Prozesses wurde schliesslich eine auswartige Schiedsinstanz angerufen deren Urteil im Jahr 1770 das letzte Wort jedoch beim Bauamt beliess das das Bauvorhaben erwartungsgemass erneut abschlagig beurteilte Daruber hinaus hatte sich der Streit mittlerweile dahingehend ausgeweitet dass nun Zweifel daran bestanden ob der Durchgang des Hauses uberhaupt als privates sondern nicht vielmehr als eine Gasse und somit stadtisches Eigentum anzusehen sei Die Stadt befurchtete hier offenbar einen gefahrlichen Prazedenzfall da es in jener Zeit in der Altstadt hunderte uberbauter Gassen und Traufgange gab an denen die Eigentumsrechte wohl nicht minder zweifelhaft geschweige denn jemals juristisch behandelt worden waren nbsp Antrag Goethes auf Zulassung vor dem Frankfurter Schoffengericht vom 28 August 1771Der Onkel Goethes hatte sich fortan mit Gerhard Matthaus Wallacher auseinanderzusetzen der vom Bauamt als advocatus fisci mit der Sache beauftragt worden war Der Fall wurde nun wieder in Frankfurt vor dem Schoffengericht behandelt ohne dass man jedoch trotz ausufernden Schriftverkehrs zu einem Ergebnis kam Im September 1771 wurde Johann Jost Textor in den Rat der Stadt gewahlt und konnte daher sein Mandat nicht mehr weiterfuhren Obwohl unbewiesen hat er sicherlich Einfluss darauf genommen dass Hemmerich den Fall an seinen Neffen Johann Wolfgang Goethe ubergab Im August desselben Jahres als Anwalt zugelassen war es fur ihn erst der zweite Fall uberhaupt Mit einem Schreiben vom 6 November 1771 das einen guten Einblick in die juristische Fachsprache der Zeit bietet begann seine Tatigkeit Wohl und Hochedelgebohrne Demnach in aussen rubricierter Sache der Herr Advocatus Fisci nicht nur die in einem venerirlichen Decretdo de 17 Jul 1771 insinu 20 Jul ejusdem anberaumte Frist von acht Tagen sondern auch wider alles Verhoffen er werde endlich auch ohngemahnet seine allenfallssige Replic Schrifft beybringen dies lange Zeit ungehorsamlich vorbey streichen lassen so finde nunmehro hochstnothig Ewre pro praefigendo termino ulteriori eoque praejudiciali gantz geziemend zu bitten Desuper Ewrer unterthanig gehorsamster Nicolaus Hemmerich Concept J W Goethe Licentiat Der Prozess zog sich noch uber Jahre hin in denen wieder externe juristische Fakultaten bemuht wurden Sie forderten die Stadt auf zu beweisen dass die Durchgange auch offentliches Eigentum seien was jedoch trotz eingehender Prufung der Kaufbriefe Hemmerichs und seiner Mutter nicht gelang Im Rahmen der standigen Fristverlangerungen mahnte Goethe mehrfach eine Entscheidung an die schliesslich am 29 Juni 1774 von einer auswartigen Schiedsstelle in Helmstedt zugunsten Nikolaus Hemmerich getroffen wurde Obwohl die Stadt nach den Unterlagen der Zeit gar das Reichskammergericht anrufen wollte existieren keine Akten oder Schriftverkehr uber einen Prozess weswegen der Rat den Plan wohl entweder verwarf oder abgewiesen wurde Goethe hatte den Prozess somit gewonnen nbsp Erdgeschoss der Neuen Haringshock im Stil Louis seize Fotografie von C F Mylius um 1880Nur wenig spater muss die bauliche Umgestaltung der Scharnhauser erfolgt sein Der genaue Umfang der Umbauten ist aufgrund nicht mehr vorhandener Archivalien heute anhand des Vergleichs von alteren Abbildungen sowie Analogien nur zu vermuten und kann auch nur uber das Aussere getroffen werden So kann etwa sicher gesagt werden dass es sich um keinen volligen Neubau gehandelt haben kann da die bis 1944 stehenden Hauser Geschossuberhange aufwiesen die Ende des 18 Jahrhunderts durch Bauvorschriften nur noch bei Altbauten erhalten werden durften Sicher ist ebenso dass Hemmerichs Haus das eingeklagte Stubchen erhielt ausserdem wurden wohl auch die Obergeschosse stark verandert um sie mit grosseren Fenstern in damals zeitgemassen Formen zu versehen Schliesslich versah man das nun entgegen der Abbildung auf dem Plan von 1628 traufstandige Dach mit einem massiven spatbarocken Zwerchhaus Das Haus von Hemmerichs Mutter wurde wohl zur gleichen Zeit ganz ahnlich umgestaltet als das gesamte Erdgeschoss jedoch unter Erhalt seiner Durchgangshohe eine Fassade im Stil Louis seize erhielt Das dort zu sehende Zwerchhaus mit der typischen Frankfurter Nase war aber zweifellos weit alter was auch zum Dach passt das eine steilere Neigung als das Nachbarhaus aufwies Bemerkenswert und kennzeichnend fur die komplizierten Besitztumsverhaltnisse ist dass die Umbauten die Hausruckseiten an der Bendergasse vollig aussparten die so ihren spatgotischen Charakter wahrten Vom Inneren erschliesst sich aus den Prozessakten nur dass das Haus von Hemmerich auf vier Saulen stand Details der Konstruktion wie sie etwa vom baulich eng verwandten Neuen Roten Haus am Markt uberliefert sind fehlen vollig 19 und 20 Jahrhundert Zweiter Weltkrieg und Gegenwart Bearbeiten nbsp Gebaude auf dem Ravenstein Plan Frankfurts von 1862Im beginnenden 19 Jahrhundert setzte ein radikaler Wandel in den Strukturen der Altstadt ein Schon in der Barockzeit erfuhr das spatgotische Ensemble zwischen Dom und Romer aus Sicht herrschender Architekturideale nur noch geringe Wertschatzung Nach dem Wegfall der Stadtbefestigung bis etwa 1820 entstanden binnen weniger Jahrzehnte rund um den alten Stadtkern reprasentative klassizistische spater dann auch grunderzeitliche Wohnviertel Zunachst die Ober dann auch die Mittelschicht verliess die seit Generationen genutzten Stammhauser im alten Stadtkern und uberliess die Altstadt vor allem Arbeitern die infolge der industriellen Revolution in die Stadt stromten die ihnen nicht ausreichend bezahlbaren Wohnraum bieten konnte Mit der schwindenden Bedeutung der klassischen Messe sowie dem endgultigen Niedergang des Zunftwesens 1864 zerfielen weitere seit Jahrhunderten unveranderte Fixpunkte in den altstadtischen Strukturen binnen weniger Jahre Dennoch kam es nicht wie in vielen anderen ehemaligen Reichsstadten zu einer starken historistischen Uberformung oder gar einem Abriss der Altstadt Insbesondere der wertvollste Teil zwischen Dom und Romer blieb weitgehend unangetastet obgleich hier um 1900 nicht selten mehr als ein Dutzend Familien unter wortwortlich mittelalterlichen Bedingungen in unsanierten Wohnungen hausten die durch Aufteilung einst geraumiger jedoch nur fur eine Familie gedachter Patrizierhauser entstanden waren Auch konnte sich trotz aller Missstande und des damals schlechten Rufs der Altstadt doch manch alte Beziehung erhalten so finden sich beispielsweise im Adressbuch des Jahres 1877 in den Scharnhausern neben anderen Berufsgruppen immer noch Metzger nbsp Neue Haringshock nach dem barocken Umbau Fotografie von C F Mylius um 1880Im Kaiserreich wurden im Zuge eines ersten Stadtetourismus nur Renovierungen einzelner reprasentativer Bauten und Altstadtpartien durchgefuhrt Dazu zahlte neben dem Roseneck oder dem Funffingerplatzchen auch das Heilig Geist Platzchen mit dem dahinter aufragenden Domturm ein nach dem damaligen Verstandnis besonders altdeutsches Motiv das sich auf den fruhesten Fotopostkarten der Stadt haufig findet Wohl auch deswegen sank der Platz weniger herab als manch anderer Bereich der Altstadt Fur eine allgemeine Flachensanierung und Verbesserung der Wohnverhaltnisse setzte sich erst ab 1922 der Bund tatiger Altstadtfreunde auf Initiative des Historikers Fried Lubbecke ein Er schrieb am 7 Juni 1922 in der Frankfurter Zeitung viele Patrizierhauser sind zu Magazinen erniedrigt kurz Lieblosigkeit und Uberbevolkerung bei Mangel an kulturell hoherstehenden Familien hohes bauliches Alter und geringe Mietertrage nicht zuletzt Dirnen und ihr Anhang sorgen dafur dass es in unserer Altstadt nicht so steht wie es im Interesse dieses ganz einzigartigen Denkmals deutscher Kunst und Vergangenheit sein sollte 1924 erfolgte dann auch die Sanierung der Scharnhauser bei der man u a historistische Umbauten entfernte und ihren alten Anstrich sowie die Bemalung mit Louis seize Ornamentik an der Neuen Haringshock wiederherstellte Schliesslich erhielt die Alte Haringshock eine Gedenktafel mit der Aufschrift 23 1771 1772 weilte Johann Wolfgang Goethe als Advokat des Metzger meisters Hemmerich oft in diesem Hause und gewann fur das Grundstuck seinen ersten Process nbsp Postmoderne Stadthauser in der Saalgasse 2007Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Altstadtgesundung mit dem Ziel einer grundlegenden Sanierung der Bausubstanz der Altstadt fortgefuhrt Bis Anfang der 1940er Jahre hatte man etwa 600 Gebaude grundlich saniert viele andere ausserlich renoviert Noch im selben Jahr wurde Frankfurt das erste Mal Ziel von Luftangriffen die jedoch bis Ende 1943 nur geringe Schaden anrichteten Erst im Marz 1944 trafen mehrere Grossangriffe Frankfurt und losten einen Feuersturm aus der die gesamte mittelalterliche Altstadt vernichtete Auch die Scharnhauser hinter ihrer barocken Verschalung bis aufs Erdgeschoss hinab aus Holz errichtet brannten restlos nieder 24 Bis etwa 1950 wurden die Trummer der Altstadt zwischen Dom und Romer darunter auch zahlreiche wiederaufbaufahige Erdgeschosse aus Sandstein restlos abgeraumt Vom Romerberg aus bot sich eine seit mehr als einem Jahrtausend nicht mehr gewesene Situation eines riesigen unbebauten Platzes Die fast uberall erhaltenen oft noch bis zur Stadtgrundung zuruckreichenden Keller auch die der Scharnhauser mussten nach ihrer archaologischen Dokumentation in den folgenden Jahrzehnten u a fur den Bau einer Tiefgarage sowie der U Bahn Station Dom Romer Platz machen In den 1980er Jahren wurde im Zuge der Rekonstruktion der Bebauung des Samstagsberges im Volksmund historisch unrichtig Ostzeile auch die Saalgasse in postmodernen Formen 25 neu bebaut Auf den Parzellen der Scharnhauser befindet sich allerdings der Sudflugel der damals ebenfalls errichteten Kunsthalle Schirn die hier in die Blockrandbebauung hineinragt Somit erinnert heute nichts mehr an die einstige Frankfurter Goethestatte Literatur BearbeitenJohann Georg Battonn Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Band III Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1863 S 302 Johann Georg Battonn Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Band IV Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1864 S 92 u 96 104 Hartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Band 2 Sud Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 S 830 Georg Ludwig Kriegk Deutsche Kulturbilder aus dem achtzehnten Jahrhundert Nebst einem Anhang Goethe als Rechtsanwalt Verlag von S Hirzel Leipzig 1874 S 296 314 Hans Lohne Frankfurt um 1850 Nach Aquarellen und Beschreibungen von Carl Theodor Reiffenstein und dem Malerischen Plan von Friedrich Wilhelm Delkeskamp Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1967 S 167 Fried Lubbecke Paul Wolff Ill Alt Frankfurt Neue Folge Verlag Englert amp Schlosser Frankfurt am Main 1924 S 53 u 54 Walter Sage Das Burgerhaus in Frankfurt a M bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Wasmuth Tubingen 1959 Das Deutsche Burgerhaus 2 S 74 u 75Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Diese und alle folgenden Adressangaben entsprechen dem letzten vor der Zerstorung der Altstadt im Zweiten Weltkrieg erschienenen Frankfurter Adressbuch von 1943 sofern nicht explizit anders angegeben Karl Nahrgang Die Frankfurter Altstadt Eine historisch geographische Studie Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1949 S 56 die in 3 10 Meter Tiefe angetroffene alteste Strassenschicht wurde von den Hauskellern der altesten Judengasse ostliche Halfte der heutigen Saalgasse die damals nur als Weckmarkt bekannt war eingeschnitten die erst ab Mitte des 12 Jahrhunderts fest in Frankfurt nachweisbar war Von der Urkunde sind drei mittelhochdeutsche Ausfertigungen bzw Abschriften bekannt Johann Georg Battonn Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Band IV Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1864 S 91 u 92 zitiert eine Abschrift mit der kryptischen Quellenangabe L V B Saec XIV Vic XXVI vermutlich aus einem Kopialbuch des Leonhardsstifts bei Johann Friedrich Bohmer Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt Band II 1314 1340 J Baer amp Co Frankfurt am Main 1901 1905 S 186 u 187 Urkunde Nr 234 finden sich zwei weitere Abdrucke aus Buchern des Bartholomausstifts Die aus mittelalterlichen Zunftordnungen resultierenden offentlichen Fleischbanke waren altfrankfurterisch auch als Schirnen bekannt ein Wort das aus dem mittelhochdeutschen Scharn oder Schranne bzw althochdeutsch Scranne abgeleitet war was eigentlich nur so viel wie offener Verkaufsstand bedeutete Als in Frankfurt am Main Mitte des 19 Jahrhunderts die Zunfte mit der Einfuhrung der Gewerbefreiheit bedeutungslos wurden blieb der Begriff der Schirn nur noch dem 1944 mit der Altstadt vernichteten Roten Haus am Markt erhalten Battonn IV S 74 u 75 Battonn hat das Haus noch mit dem Hauszeichen nach dem es bereits im Bedebuch 1320 genannt wird gesehen bevor es um 1800 durch einen Neubau ersetzt wurde Zitat aus dem Manuskript Man sah vor ohngefahr 30 Jahren noch eine grosse Hand an einer eisernen Kette von dem Ueberbaue vor der Hausthure herabhangen nun aber steht an dem neu erbauten Hause eine kleine Hand mit dem alten Namen uber der Thure ausgehauen Letzter bekannter Abdruck siehe Heinrich von Nathusius Neinstedt Baldemars von Peterweil Beschreibung von Frankfurt In Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Dritte Folge Funfter Band K Th Volcker s Verlag Frankfurt am Main 1896 S 1 54 Frei ubersetzt Saalgasse und Bendergasse haben zwei Querverbindungen rechts das Haus der Fleischbanke links die Glasergasse hinter dem spateren Haus Schwarzer Stern am Romerberg Battonn IV S 101 u 102 Battonn IV S 101 u 102 Walter Sage Das Burgerhaus in Frankfurt a M bis zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges Wasmuth Tubingen 1959 Das Deutsche Burgerhaus 2 S 75 Battonn IV S 92 a b Franz Rittweger Carl Friedrich Fay Ill Bilder aus dem alten Frankfurt am Main Nach der Natur Verlag von Carl Friedrich Fay Frankfurt am Main 1896 1911 nach dem Bildtext von Franz Rittweger zum Bild Der freie Platz in der Saalgasse mit Blick auf den Dom Nahrgang S 62 Batton III u IV zur Saalgasse Georg Ludwig Kriegk Deutsche Burgerthum im Mittelalter Rutten und Loning Frankfurt am Main 1868 S 76 u 77 Battonn IV S 96 100 erstmalige schriftliche Erwahnung von Brothallen gein dem sichenspital im Jahr 1327 Battonn IV S 100 Abdruck von Randnotizen des Dekans Latomus in einem ab 1453 gefuhrten Vikarienbuch Anno 1555 Senatus deturbavit vendentes de hoc mensa ut etiam de ceteris et instituit illos in coenobio Franiscano auf der nachfolgenden Seite erganzt mit A 1555 Senatus prehibuit ibi vendere Batton IV 92 u 102 104 Battonn IV S 102 Battonn IV S 103 Die nachfolgende Darstellung folgt sofern nicht anders angegeben dem anhand der Criminalia Akten ausgearbeiteten Werk des Stadtarchivars Georg Ludwig Kriegk Deutsche Kulturbilder aus dem achtzehnten Jahrhundert Nebst einem Anhang Goethe als Rechtsanwalt Verlag von S Hirzel Leipzig 1874 S 296 314 1 Frankfurter Fuss entspricht 28 461 cm Fried Lubbecke Paul Wolff Ill Alt Frankfurt Neue Folge Verlag Englert amp Schlosser Frankfurt am Main 1924 S 53 u 54 Hartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Band 2 Sud Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 S 830 Vgl Christian Holl Hubsch hasslich in moderneREGIONAL 16 1 Januar 2016 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scharnhauser Album mit Bildern Videos und Audiodateien Saalgasse mit den Scharnhausern altfrankfurt com Scharnhauser In Virtuelles Altstadtmodell Frankfurt am Main nbsp Dieser Artikel wurde am 21 Dezember 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scharnhauser Frankfurt am Main amp oldid 239371227