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Das Funffingerplatzchen war ein kleiner Platz in der Altstadt von Frankfurt am Main der durch das Zusammentreffen von funf schmalen Gassen gebildet wurde Es lag ostlich der Ostzeile des Romerbergs sudlich des Marktes westlich der Langen Schirn und nordlich der Bendergasse Das beliebte Postkartenmotiv und Touristenziel wurde bei einem Luftangriff am 22 Marz 1944 zerstort Anstelle eines moglichen Wiederaufbaus entschied die Stadt nach dem Krieg die Trummer zu beseitigen Das Gelande wurde erst Anfang der 1970er Jahre mit der sogenannten Hockerzone uberbaut die mit dem Bau der Romerberg Ostzeile 1981 bis 1983 und der Kunsthalle Schirn 1984 bis 1986 wieder verschwand Am Ort des ehemaligen Funffingerplatzchens befindet sich heute der westliche Eingang zur Schirn Rotunde GoldhutgasseHeutige bauliche Situation am ehemaligen Funffingerplatzchen mit Schirn Rotunde Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung Geschichte und Zerstorung 2 Beschreibung und Topographie 2 1 Die Strassennamen und ihre Etymologie 2 2 Die Hauser am Funffingerplatzchen 2 2 1 Pesthaus 2 2 2 Haus zum Hasen 2 2 3 Haus zum Widder 2 2 4 Haus zur wilden Frau 3 Bernemer Funffingerplatzchen 4 Quellen 5 Literatur 6 WeblinksUrsprung Geschichte und Zerstorung BearbeitenDas Erscheinungsbild des Funffingerplatzchens war fur Frankfurt wie auch im Vergleich mit anderen mittelalterlichen Fachwerkaltstadten einzigartig Von Westen nach Osten trafen hier das Schwertfegergasschen das Drachengasschen und die Goldhutgasse auf die quer dazu verlaufende Flossergasse welche sich vom Haus Schwarzer Stern Hausanschrift Romerberg 6 1 am Romerberg nach Osten bis an das Hinterhaus der Bendergasse 14 erstreckte Das direkt hinter der Bebauung des Samstagsberges heute auch Romerberg Ostzeile genannt verlaufende Rapunzelgasschen traf kurz vor dem Eingang zum Platzchen auf die Flossergasse Vom Platzchen fuhrten alle Gassen in Nordrichtung zum Markt Der Name ruhrte entsprechend daher dass sich aus der Vogelperspektive hier die sehr engen Altstadtpassagen bzw Gebaudezeilen wie die Finger einer Hand vereinigten Bezuglich des naturlichen stadtebaulichen Ursprungs halten sich zwei verschiedene Theorien die Waage die eine folgt der Vermutung dass sich auf dem Gelande des Funffingerplatzchens das Nordtor der merowingischen Pfalz befand Ahnlich wie spater im Barockzeitalter im Stadtebau ublich seien die Strassen strahlenformig auf das Tor hinfuhrend angelegt und in den folgenden Jahrhunderten einfach unter Erhaltung dieses Grundrisses uberbaut worden Die andere Theorie besagt dass auf dem Gelande der Gassen ein weiterer grosser Marktplatz ahnlich dem Romerberg angesiedelt war Im fruhen Mittelalter sei er aus Platznot und infolge der sich ohnehin verlagernden Markttatigkeiten uberbaut wurde 2 nbsp Platzchen und bauliche Entwicklung auf dem Ravenstein Plan Frankfurts von 1862 nbsp Kleines Paradies am Markt Foto von C F Mylius um 1890 nbsp Fleischerbrunnen in Sachsenhausen vor 2006Mitte des 14 Jahrhunderts verlief wie Beschreibungen der Zeit belegen 3 ostlich der Goldhutgasse eine weitere Lohergasse genannte Passage von der Flossergasse in Richtung Markt Durch spatere Uberbauung wurde der sudliche Teil der ehemaligen Lohergasse zu einem Hinterhof der umgebenden Hauser am Markt der Langen Schirn und der Bendergasse Dem Haus Kleines Paradies Hausanschrift Markt 27 konnte man durch seine auffallend geknickte Vorderseite s Bild noch im 20 Jahrhundert ansehen dass es etwa zur Halfte auf einem ursprunglichen Strasseneingang gebaut worden war Auf den fruhesten erhaltenen topografischen Darstellungen Frankfurts wie dem Plan von Conrad Faber von Creuznach aus dem Jahr 1552 oder dem beruhmten Vogelschau Plan Matthaus Merians des Alteren aus dem Jahr 1628 zeigt sich die Lohergasse dagegen schon uberbaut und das Funffingerplatzchen somit nahezu in dem Zustand in dem es auf das 20 Jahrhundert gekommen war Entsprechend lasst sich die Uberbauung im Zuge des standigen Mangels an Baugrund zumindest grob auf den Zeitraum zwischen 1350 und 1552 eingrenzen Die Gestalt des Kleinen Paradieses erlaubt aufgrund des freiliegenden ubergangszeitlichen Fachwerks im Giebel eine Datierung zwischen 1470 und 1550 Das Platzchen blieb nun uber Jahrhunderte weitestgehend unverandert Erst der aufkommende Tourismus Ende des 19 Jahrhunderts entdeckte es neu und machte es schnell zu einem beliebten Reiseziel und haufigem Foto und Postkartenmotiv Neben anderen klassischen Alt Frankfurter Ansichten wie der Kannengiessergasse oder dem Roseneck an der Ecke Garkuchenplatz und Grosse Fischergasse hatte es binnen weniger Jahre hochsten reprasentativen Status fur Schonheit und Typus der Frankfurter Altstadt nbsp Blick in die Flossergasse um 1900Andererseits riss man in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts zwischen 1862 und 1877 4 die eher kleinen Hauser mit der Anschrift Goldhutgasse 1 und 3 aus ungeklarten Grunden ab am ehesten durfte der Grund wie so oft in dieser Zeit in Baufalligkeit zu suchen sein Denn trotz einiger reprasentativ herausgeputzter Ecken befand sich die Bausubstanz der Altstadt um die Jahrhundertwende in einem katastrophalen Zustand Die unverputzte und dadurch unansehnliche Brandmauer des sich anschliessenden Hauses Drachengasse 5 pragte nun bis in die 1930er Jahre das Platzchen Sie erscheint auf den meisten Ansichtskarten aus jener Zeit daher auch gar nicht oder wird nur leicht angeschnitten nbsp Handwerkerhofchen nach der Auskernung 1938Ende der 1930er Jahre wurde in Frankfurt am Main eine grossangelegte Altstadtsanierung durchgefuhrt Sie fand im Gegensatz zu den historistisch gepragten Sanierungen der Jahrhundertwende die oft mehr Substanz vernichteten als sanierten und den nur oberflachlichen Massnahmen des Bundes tatiger Altstadtfreunde der 1920er Jahre weitestgehend unter bereits modernen denkmalpflegerischen Aspekten statt 1936 wurden auch die Hauser am Funffingerplatzchen grundsaniert dabei zahlreiche Fachwerke freigelegt die Brandmauer des Hauses Drachengasse 5 in eine echte Fassade mit Fenstern umgewandelt sowie ostlich der Goldhutgasse durch eine Auskernungsmassnahme mit dem Handwerkerhofchen ein vollig neuer Platz geschaffen s Plan Beim Luftangriff des 22 Marz 1944 entwickelte sich in diesem Teil der Altstadt ein vernichtender Feuersturm weil sich hier ausnahmslos Fachwerkhauser befanden Viele davon waren bis auf Bodenniveau komplett aus Holz gebaut und brannten vollig nieder Nur steinerne Mauern der Erdgeschosse einzelner Hauser blieben stehen Obwohl zumindest bei einem Teil der zerstorten Altstadthauser ein Wiederaufbau moglich gewesen ware verhangte die Stadt 1946 einen Baustopp und liess die Trummer bis 1950 abraumen Der Fleischerbrunnen hatte den Krieg schwer beschadigt uberstanden und ragte noch einige Zeit aus den Trummerhaufen der Altstadt empor bis er abgetragen wurde und vorerst in einem stadtischen Depot verschwand 5 1968 wurde er von dem Frankfurter Bildhauer Georg Kramer restauriert und erhielt einen neuen Standort in der Grossen Rittergasse in Sachsenhausen neben dem Kuhhirtenturm 6 2006 wurde der Brunnen wieder entfernt und eingelagert nachdem die rekonstruierte Puttofigur inzwischen verlorengegangen war Im Rahmen des Dom Romer Projektes liegt der Stadtverordnetenversammlung ein Antrag vor den Fleischerbrunnen auf dem Platz vor dem rekonstruierten Haus zur Goldenen Waage aufzustellen 7 Das Funffingerplatzchen blieb nach der Trummerbeseitigung bis Anfang der 1970er Jahre Teil eines Parkplatzes Beim Bau des U Bahnhof Dom Romer und des Technischen Rathauses entstand in diesem Teil der Altstadt die sogenannte Hockerzone aus Betonquadern die als Fundament fur eine spatere Bebauung vorgesehen waren Erst seit dem Wiederaufbau der Romerberg Ostzeile Anfang der 1980er Jahre kann man in dem dahinter liegenden Rapunzelgasschen mit viel Phantasie wieder einen Hauch der Altstadtenge spuren die einst vom Funffingerplatzchen mit Blick auf die zum Markt fuhrenden Gasschen zu sehen war Andererseits ist seitdem eine Wiederherstellung des Platzchens auch langfristig unmoglich geworden da die Kunsthalle Schirn nun weite Teile der ursprunglichen Parzellierung uberbaut Beschreibung und Topographie Bearbeiten nbsp Haus zum Fleischer Foto von C F Mylius 1869Das Funffingerplatzchen war weniger ein Platz als vielmehr eine Kreuzung mehrerer Gassen da es ausser nach Suden von keiner geschlossenen Hauserfront begrenzt wurde Der Eindruck eines kleinen Platzes entstand trotzdem durch die verwinkelte Anordnung der Hauser sowie den gekrummten Verlauf der Gassen Wer im Schnittpunkt der Gassen stand konnte nicht herausschauen obwohl zwei der wichtigsten Knotenpunkte der Altstadt der Markt mit dem Huhnermarkt und der Romerberg nur wenige Meter entfernt lagen Die Parzellen am Platz waren ungewohnlich klein und nicht wie an den umliegenden Hauptstrassen der Altstadt uber die Jahrhunderte fur grossere Bauprojekte zusammengezogen worden Um trotz der geringen Grundflache eine maximale Geschossflache zu erzielen kragte jedes Obergeschoss erheblich gegenuber dem darunter liegenden aus Zur Stabilisierung ruhten die Obergeschosse auf starken Knaggen wie es etwa entlang der Goldhutgasse uberall noch beobachtet werden konnte s Bild Verstarkt wurde der Platzeindruck durch den Fleischer oder Flosserbrunnen Der um 1800 errichtete Pumpenbrunnen bestand aus einer einfachen ornamentlosen Stele aus Mainsandstein auf dem ein Knabe stand der sich an einen reichverzierten steinernen Wasserkrug lehnte der Name des Brunnens erinnerte noch an das in der Nahe stehende Haus zum Fleischer damalige Hausanschrift Romerberg 14 das 1873 aus Baufalligkeit abgebrochen wurde s Bild Die Strassennamen und ihre Etymologie Bearbeiten nbsp Goldhutgasse in Richtung Suden um 1900Die Gassennamen am Funffingerplatzchen hatten schon in ihren fruhesten Erwahnungen immer Bezug zum Handwerk Daher kann davon ausgegangen werden dass hier entsprechend dem mittelalterlichen Verstandnis der Zunftigkeit nach Gassen getrennt hauptsachlich Handwerker ansassig waren 8 Die Goldhutgasse s Bild die fruher nach den Holzschuhmachern schlicht Schuhgasse hiess hatte ihren neuzeitlichen Namen nach dem Hutmacherhandwerk im Haus zum Goldenen Hut an der Ecke Markt Goldhutgasse Hausanschrift Markt 31 Auch die einst ostlich der Goldhutgasse verlaufende Lohergasse hatte ihren Namen vom Handwerk erhalten als man mit Lohe im Alt und Mittelhochdeutschen noch als Lo mit Umlaut gebrauchlich zum Gerben verwendete Baumrinde bezeichnete Im Schwertfegergasschen war ehemals das Schwertschmiedehandwerk ansassig Der Name des Drachengasschens fruher nach dem hier tatigen Handwerk Leinwebergasse ist nicht restlos geklart moglicherweise regte die mittelalterliche Sagenwelt in Verbindung mit der ohne das Vorhandensein kunstlicher Beleuchtung fast ganztagig dunklen und sehr engen Gasse die Phantasie der Stadtbewohner an Der Name Rapunzelgasschen geht auf das 18 Jahrhundert zuruck und bezeugte den um dieser Zeit am nordlichen Ausgang des Gasschens zum Markt stattfindenden Krautermarkt Zuvor hiess es ebenfalls nach einem mittelalterlichen Handwerksberuf Seilergasschen Die Bezeichnung der Flossergasse erklart sich wie der gleichnamige Brunnen aus dem 1873 abgerissenen Haus zum Fleischer mundartlich auch Flosser genannt Zur Bendergasse bestand keine direkte Strassenverbindung jedoch gab es einen Fussweg durch den Keller des Hauses Goldhutgasse 14 Bendergasse 26 der im Volksmund Stinkgasse genannt wurde ein sprechender Name fur die hier herrschenden hygienischen Bedingungen Die Hauser am Funffingerplatzchen Bearbeiten nbsp Blick in das Rapunzelgasschen um 1900Alle Hauser um den Platz stehenden Hauser gehorten zu einer der hier zusammenfuhrenden Gassen Im Suden handelte es sich um die Hinterhauser der Bendergasse 26 und 24 mit der Anschrift Goldhutgasse 14 und 12 genannt Pesthaus und Haus zum Hasen Im Osten zwischen Flosser und Goldhutgasse stand das sehr schmale Haus zum Widder Hausanschrift Goldhutgasse 16 Den Kopfbau zwischen Goldhut und Drachengasse im Nordosten bildete nach dem Abriss der Hauser Goldhutgasse 1 und 3 das Haus zur wilden Frau Hausanschrift Goldhutgasse 7 Im Nordwesten schloss sich das Haus Drachengasse 5 und im Westen der Kleine Romer Hausanschrift Romerberg 12 sowie die Kleine Garkuche Hausanschrift Romerberg 14 an die ihrerseits Hinterhauser des Hauses Grosser Laubenberg Hausanschrift Romerberg 16 waren Die Hauser die mit einer Seite zum Schwertfeger oder Drachengasschen zeigten hatten keine entsprechende Anschrift sie waren vielmehr entweder der Goldhutgasse oder dem Markt zugeschlagen Weitere Hauser in der Nahe hiessen u a zum Hafen zur Hadderkatze zum Gleismund oder zum goldenen Unterkranchen Viele von ihnen waren als Gaststatten und Kneipen gleichermassen fur die zahlreichen Touristen und das aktive Frankfurter Nachtleben ausgelegt Pesthaus Bearbeiten nbsp Pesthaus und Haus zum Hasen um 1900Die bekannteste Sehenswurdigkeit des Platzchens war das sogenannte Pesthaus im Prinzip nur ein Hinterhaus des Hauses mit der Anschrift Bendergasse 26 Hausanschrift zum Funffingerplatzchen Goldhutgasse 14 Der Uberlieferung nach trat hier 1349 in Frankfurt erstmals die Pest auf 9 10 Es ist allerdings fraglich dass es sich beim zu sehenden dreigeschossigen und verputzten Fachwerkhaus tatsachlich noch um den Bau aus gotischer Zeit handelte das Fehlen von Uberkragungen die eher grossstadtischen Dimensionen sowie die mit einem gewaltigen Zwerchhaus zum Ausdruck gebrachte Firstschwenkung verweisen eher auf das 18 Jahrhundert als auf das Mittelalter Als der Frankfurter Grosskaufmann Johannes Georg Kipp 1924 sein Elternhaus wiederherstellen liess berief er den Offenbacher Maler Heinrich Holz 9 11 der sich bei der Gestaltung der Fassade dennoch an der uberlieferten historischen Rolle des Gebaudes orientierte und sie reich thematisch und mit Inschriften verzierte die besagte Es kreisen Schmerz und Wonne gleich wie die Erd und Sonne doch Gott befreit zu seiner ZeitDie Bemalung unterhalb der Fenster des 1 Stocks stellte das durch die Pest verursachte Leiden dar sich krummende mit Schlangen kampfende Gestalten wahrend die Bemalung unterhalb des 2 und 3 Stockwerks tanzende Menschen als Zeichen der Dankbarkeit fur das Ende des Sterbens zeigte Zwischen dem 22 Juli 1349 und dem 2 Februar 1350 forderte der Schwarze Tod uber 2000 Todesopfer in der Stadt etwa ein Funftel der damaligen Bevolkerung Ende der 1930er Jahre wurde am Haus im Rahmen der Altstadtsanierung eine Fachwerkfreilegung vorgenommen der die erst rund 10 Jahre zuvor angebrachte Bemalung zum Opfer fiel Das Ergebnis zeigte mit einfachen Andreaskreuzen und Rauten zwar ein durchaus ursprunglich auf Sicht hin gestaltetes Gebaude keinesfalls aber aufwandige Schmuckformen oder gar Schnitzereien und bestatigt so nur die These dass das ursprungliche Pesthaus nach dem Ausgang des Mittelalters durch einen Neubau ersetzt wurde Haus zum Hasen Bearbeiten Das benachbarte Haus zum Hasen war zumindest ausserlich fast vollig identisch mit dem benachbarten Pesthaus und somit wohl auch bezuglich seiner Entstehungszeit genauso zu behandeln Eine nahere Betrachtung der Baugeschichte ist nicht mehr moglich da das Fachwerk des Gebaudes wenigstens seit dem fruhen 19 Jahrhundert verputzt war und nie zeichnerisch oder fotografisch dokumentiert wurde 1924 wurde es wie das Pesthaus von Heinrich Holz bemalt und mit einer Inschrift von Rudolf Kilb versehen 11 Von diesem Hause funf Gassen fuhren in Lust und in Leid Wie oft schon mochten sie fassen betrunkene Seeligkeit Die Bender legten um s Herzen dem Weine ein festes Band doch der Jugend keckes Scherzen dem Rausche ein Spundloch fand Drum lasst uns allen Tagen so frohliche Burschen sein und gleich wie die Hasen schlagen einen Haken um Not und PeinHaus zum Widder Bearbeiten nbsp Haus zum Widder Foto von C F Mylius um 1880Das Haus das als Kopfbau zwischen Goldhut und Flossergasse und mit nur der nordlichen Brandmauer nicht frei stand trug den Namen Zum Widder Es war aufgrund seiner ausserst kleinen Parzelle die an der schmalsten zum Platzchen stehenden Seite zwei Meter unterschritt sich auf der anderen Seite aber uber insgesamt drei auskragende Stockwerke erstreckte und mit einem sehr spitz aufragenden Dach abschloss nicht nur ein reizvoller Anblick sondern oft auch als Inbegriff des gotischen Hauses benannt worden Die Fachwerkfreilegung brachte am Gebaude aber eine fortschrittliche in keinem Detail mehr wirklich mittelalterliche Konstruktion zu Tage Deutlich wurde dies durch zwei voll ausgebildete Mannsfiguren im Fachwerk die fruhestens in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts im Fachwerkbau nachweisbar sind 12 Aufgrund der konservativen Burgerschaft und dem damit verbundenen sehr langen Ausklang der Spatgotik in Frankfurt am Main kann die Konstruktion aber mit grosster Sicherheit wenigstens in die erste Halfte des 17 Jahrhunderts datiert werden Andererseits zeigte das Erdgeschoss einige Auffalligkeiten es war nicht massiv sondern weitestgehend abgesehen von einem etwa kniehohen Steinsockel noch ganz in Holzbauweise ausgefuhrt Die zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss befindliche von aussen sichtbare Dubeldecke ist ein weiterer Hinweis darauf dass ein Neubau des 17 Jahrhunderts sich nur auf die Obergeschosse erstreckte und ein wenigstens in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts anzusiedelndes Erdgeschoss beibehielt Insgesamt war das Haus also ein interessanter Hybrid aus mittelalterlicher und neuzeitlicher Zimmermannskunst Sein Verlust durch den Krieg ist so auch aus ingenieurstechnischer Sicht hochst bedauerlich hatte es mit modernen Untersuchungsmethoden doch mit Sicherheit wertvolle Hinweise auf die spezifische Entwicklung des Fachwerkbaus in Alt Frankfurt geben konnen Haus zur wilden Frau Bearbeiten nbsp Haus zur wilden Frau Foto von C A Abt um 1910Das Eckhaus zwischen Drachengasschen und Goldhutgasse trug den Namen Zur wilden Frau und hatte eine thematische Bemalung die entfernt an einen Drachen erinnerte Zum Platzchen hin hatte es kaum eine grossere Seite als das benachbarte Haus zum Widder in der Tiefe nahm es allerdings fast die Halfte des sich zum Markt erstreckenden Hauserblocks ein Abgesehen von der schmalen Seite wirkte das Haus mit seinem Mansarddach und seinen barocken Fenstern wie ein Produkt des spaten 17 oder des 18 Jahrhunderts doch auch hier brachte die Freilegung der 1930er Jahre unerwartete Details ans Tageslicht Sie legten im Erdgeschoss massive gotische Eckstander frei so dass auch hier davon auszugehen ist dass das Gebaude einen nur barock veranderten Kernbau des spaten Mittelalters darstellte Allerdings entschied man sich wie Fotos aus den fruhen 1940er Jahren zeigen gegen eine Freilegung des ursprunglichen Fachwerks wohl weil dieses wie so oft durch die spateren Veranderungen vollig verdorben worden war Bernemer Funffingerplatzchen BearbeitenIm Frankfurter Stadtteil Bornheim gibt es heute das Bernemer Funffingerplatzchen am Kreuzungsbereich zwischen der Berger Strasse die den Platz uberquert sowie der Heidestrasse der Rendeler Strasse der Lowengasse und der Ringelstrasse Sein Name ist hier eine Anspielung auf das Zusammentreffen dieser funf Strassen und erinnert gleichzeitig an das im Zweiten Weltkrieg zerstorte Funffingerplatzchen in der Frankfurter Altstadt Das kleine Bornheimer Funffingerplatzchen ist mehrmals im Jahr Veranstaltungsort fur ortliche Feierlichkeiten wie dem Bornheimer Weinfest und der Bernemer Kerb Zur Vorweihnachtszeit findet hier ein Weihnachtsbaumverkauf statt Quellen Bearbeiten diese und alle folgenden Adressangaben entsprechend dem Frankfurter Adressbuch von 1943 Johann Georg Battonn griff die Thematik in seinem Hauptwerk Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main Verein fur Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1864 erstmals auf spater auch Heinrich Voelcker in Die Altstadt in Frankfurt am Main innerhalb der Hohenstaufenmauer Frankfurt am Main 1937 Verlag Moritz Diesterweg wichtigste Stadtbeschreibung dieser Zeit ist das 1350 vom Kanonicus des Bartholomaus Stiftes Baldemar von Peterweil geschriebene Liber censuum letzter bekannter Abdruck in Verein fur Geschichte und Altertumskunde Hrsg Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Dritte Folge Funfter Band K Th Volcker s Verlag Frankfurt am Main 1896 S 1 54 die beiden Hauser sind im Ravenstein Plan von 1862 noch verzeichnet vgl Bild besitzen aber bereits im Frankfurter Adressbuch von 1877 keinen Eintrag mehr Fleischerbrunnen 1945 altfrankfurt com Fleischerbrunnen auf der Webseite Kunst im offentlichen Raum in Frankfurt am Main Antrag NNR 442 vom 8 November 2017 Ausfuhrung von Heinrich von Nathusius Neinstedts Kommentar zum Abdruck des Liber censuum in Verein fur Geschichte und Altertumskunde Hrsg Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Dritte Folge Funfter Band K Th Volcker s Verlag Frankfurt am Main 1896 S 1 54 a b Alt Frankfurt Neue Folge Verlag Englert amp Schlosser Frankfurt am Main 1924 S 39 42 Friedrich Bothe Geschichte der Stadt Frankfurt am Main Verlag Moritz Diesterweg Frankfurt am Main 1913 S 92 a b Alt Frankfurt Ein Vermachtnis Verlag Sauer und Auvermann Glashutten 1971 Manfred Gerner Fachwerk Entwicklung Gefuge Instandsetzung Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1998Literatur BearbeitenPaul Wolff Fried Lubbecke Alt Frankfurt Neue Folge Verlag Englert amp Schlosser Frankfurt am Main 1924 S 39 42 Heinrich Voelcker Die Altstadt in Frankfurt am Main innerhalb der Hohenstaufenmauer Frankfurt am Main 1937 Verlag Moritz Diesterweg Georg Hartmann Fried Lubbecke Alt Frankfurt Ein Vermachtnis Verlag Sauer und Auvermann Glashutten 1971 Hartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 ISBN 3 529 02685 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Funffingerplatzchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Funffingerplatzchen altfrankfurt com50 110166666667 8 683 Koordinaten 50 6 36 6 N 8 40 58 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funffingerplatzchen amp oldid 233134553