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Johann Georg Schlosser 7 Dezember 1739 in Frankfurt am Main 17 Oktober 1799 ebenda war ein deutscher Jurist Historiker Ubersetzer Staatsmann politischer und philosophischer Schriftsteller der Aufklarung Schwager Johann Wolfgang von Goethes setzte sich kritisch mit Immanuel Kant auseinander und war Mitglied der Wiener Freimaurerloge Zur wahren Eintracht Johann Georg Schlosser 1739 1799Kupferstich von Prestel nach Ph J BeckerCornelia Goethe um 1770 Zeichnung von J L E Morgenstern Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Trivia 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Georg Schlosser stammte aus einer burgerlichen Frankfurter Familie Sein Vater Carl Erasmus Schlosser 1696 1773 sass im Frankfurter Rat die Mutter Susanna Maria Orth 1703 1789 war Tochter einer angesehenen Kaufmannsfamilie Sein Bruder Hieronymus Peter Schlosser wurde Stadtpolitiker in Frankfurt Schlosser besuchte das Stadtische Gymnasium in Frankfurt Als Schuler galt sein besonderes Interesse den klassischen Sprachen Ausserdem interessierte er sich fur die zeitgenossische deutsche Literatur Er studierte Jura in Jena ab 1758 und Altdorf ab 1760 Mit einer Dissertation uber das Vormundschaftsrecht von Frankfurt am Main schloss er 1762 ab und wurde Doktor der Rechte Anschliessend praktizierte er als Rechtsanwalt in Frankfurt Ab 1766 war er Geheimsekretar des spateren Herzogs Friedrich Eugen von Wurttemberg in Treptow an der Rega wo dieser Befehlshaber eines preussischen Regiments war 1769 wurde Schlosser wieder Advokat in Frankfurt Dort schrieb er 1771 seinen Katechismus der Sittenlehre fur das Landvolk Dieser stand im Gegensatz zu dem von Staat und Kirche vertretenen Erziehungswesen machte ihn deshalb unter den aufgeklarten Intellektuellen des Landes bekannt und wurde unter anderem von Christoph Martin Wieland hoch gelobt Er wurde 1773 Jurist und Schriftsteller in Emmendingen und markgraflich badischer Hof und Regierungsrat in Karlsruhe Am 1 November 1773 heiratete er Goethes Schwester Cornelia Ab 1774 war er Oberamtsverweser und Oberamtmann in der badischen Markgrafschaft Hochberg mit Residenz in Emmendingen In den Emmendinger Jahren setzte er sich vor allem fur Reformen in der Landwirtschaft sowie im sozialen Bereich ein Zudem wirkte er als Forderer des Bergbaus und unterstutzte den Bau von Fabriken Bei seinen Reformbemuhungen stand er nicht selten im Gegensatz zu seinem Landesherren dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden und dessen Regierung in Karlsruhe Nachdem Cornelia Schlosser bereits 1777 gestorben war vermahlte er sich im September 1778 mit der Frankfurterin Johanna Fahlmer 1744 1821 1 Tochter des Kaufmanns und Kommerzienrats Georg Christoph Fahlmer 1687 1759 aus zweiter Ehe 2 der Vertrauten Goethes in dessen Erlebnissen und inneren Kampfen wahrend seiner Sturm und Drang Periode nbsp Schlossers Wohnsitz 1774 1787 in Emmendingen heute Stadtbibliothek Schlosser unterhielt Kontakte zu Wissenschaftlern und Denkern nicht nur im sudwestdeutschen Raum des damaligen Reiches sondern auch zu solchen in der Schweiz und im Elsass wie Johann Caspar Lavater Isaak Iselin Illuminat oder Gottlieb Konrad Pfeffel Auch der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz war einige Zeit Schlossers Gast in Emmendingen oder besser Der zeitweise geistig verwirrte und schwierige fruhere Weggenosse Goethes in gemeinsamen Sturm und Drang Zeiten wanderte nach seinem von Goethe veranlassten Verweis aus Weimar nach Emmendingen und suchte Zuflucht bei Schlosser Goethe selbst besuchte Schlosser in Emmendingen in den Jahren 1775 und 1778 Ein letztes Mal trafen sich die beiden 1793 in Heidelberg In Dichtung und Wahrheit schildert Goethe kurz sein Verhaltnis zu Schlosser Im Katechismus der christlichen Religion fur das Landvolk griff der Aufklarer 1776 wieder die protestantische Geistlichkeit an weshalb diese Schrift in Frankfurt auf den Index gesetzt und verbrannt wurde In Xenocrates oder uber die Abgaben aus dem Jahre 1784 setzt er sich kritisch mit den Lehren der Physiokraten auseinander die unter anderem in Schlossers Landesherrn dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden einen gewichtigen Anhanger hatten 1782 83 wurde er in den Illuminatenorden mit dem Namen Dion Mahomed aufgenommen und hier sogenannter Provinzial von Schwaben einer Region die im Orden Pannonien genannt wurde 1787 wurde er Provinzial von Freiburg Breisgau unter dem Ordensnamen Euclides Schlosser reiste mehrfach in die Schweiz und verbrachte 1783 auch langere Zeit in Wien Er war Mitglied der Wiener Freimaurerloge Zur wahren Eintracht 1785 wurde er von der Freimaurerloge Zur edlen Aussicht in Freiburg im Breisgau zum ersten Meister vom Stuhl berufen und 1786 Mitglied der Wiener Loge Zur Wahrheit sowie anschliessend bis 1794 Meister vom Stuhl der Loge Karl zur Einigkeit in Karlsruhe Im Jahre 1787 wurde er als Geheimer Archivar und geheimer Hofrat in Rastatt und spater nach Karlsruhe in die Landesregierung versetzt 1790 wurde er dort zum Direktor des Hofgerichtes und Wirklichen Geheimen Rat ernannt Wegen andauernder Differenzen mit der Karlsruher Regierung schied er 1794 aus dem badischen Dienst aus Anlass zu seiner Demission war die direkte Intervention des Markgrafen Karl Friedrich in ein laufendes Gerichtsverfahren Nach einer Zwischenstation in Ansbach lebte Schlosser ab 1796 als Privatgelehrter in Eutin wo er unter anderem Kontakte mit Johann Heinrich Voss und Friedrich Leopold zu Stolberg pflegte Seine Tochter Luise heiratete hier 1796 Georg Heinrich Ludwig Nicolovius Bereits in seinen letzten Karlsruher Jahren aber auch von Ansbach und Eutin aus setzte sich Schlosser kritisch mit Immanuel Kant auseinander Er lehnte dessen Philosophie als lebensfremd vernunftlastig und ethisch bedenklich ab Seine Angriffe auf Kant beantwortete dieser unter anderem mit den Schriften Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Ton in der Philosophie 1796 und Verkundigung des nahen Abschlusses eines Traktats zum ewigen Frieden in der Philosophie 1796 Schlossers polemische Repliken auf diese Arbeiten fuhrten dazu dass diese von Kants Anhangern unter anderem auch von Friedrich Schlegel heftig angegriffen wurden 1797 wurde er Syndikus in Frankfurt am Main In seiner Zeit war Schlosser auch ein bedeutender Ubersetzer vor allem aus dem Griechischen So ubersetzte er unter anderem Platon Aristoteles Xenophon Thukydides Aischylos Euripides Aristophanes Homer und Kallimachos Herausragend war seine Ubertragung von Aristoteles Politik 1798 1798 kehrte Schlosser nach Frankfurt zuruck und wurde vom Rat der Stadt zum Syndikus gewahlt Sein Arbeitsbereich war vor allem die Frankfurter Aussenpolitik Werke BearbeitenReligionsbuchlein fur die Kinder des Landvolks Altona und Hamburg 1776 Digitalisat Vorschlag und Versuch einer Verbesserung des deutschen burgerlichen Rechts ohne Abschaffung des romischen Gesezbuchs Leipzig 1777 Ueber Pedanterie und Pedanten als eine Warnung fur die Gelehrten des XVIII Jahrhunderts Basel 1787 Mit e Nachbemerkung hrsg v Alexander Kosenina Revonnah Verlag Hannover ISBN 3 927715 74 3 Briefe uber die Gesezgebung uberhaupt und den Entwurf des preusischen Gesezbuchs insbesondere Johann Georg Fleischer Frankfurt 1789 MDZ ReaderTrivia BearbeitenSeit 2010 sind die Stadtbusse in Emmendingen nach bekannten Personlichkeiten benannt die in der Stadt geboren wurden bzw dort vorubergehend lebten und wirkten unter anderem Cornelia Goethe Jakob Michael Reinhold Lenz und Johann Georg Schlosser Der Name Schlosser ist seitlich am Bus angebracht erganzt um eine biographische Kurzinformation Literatur BearbeitenKarl Goedeke Edmund Goetze Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen 3 Auflage Ehlermann Leipzig 1916 Bd 4 Abtlg 1 S 512 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3DGoedekeGrundrissZurGeschichteDerDeutschenDichtung 3 41 MDZ 3D 0A SZ 3Dn523 doppelseitig 3D LT 3D512 PUR 3D 518 Rudolf Jung Schlosser Johann Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 31 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 544 547 Hans Christof Kraus Schlosser Johann Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 101 f Digitalisat Stefan Lindinger Johann Georg Schlosser In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 18 Bautz Herzberg 2001 ISBN 3 88309 086 7 Sp 1236 1249 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Erich Loewenthal Johann Georg Schlosser seine religiosen Uberzeugungen und der Sturm und Drang Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde genehmigt von der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin Tag der Promotion 8 Februar 1935 Dortmund 1935 Schlosser 1 Johann Georg In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 14 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 540 Katalog Johann Georg Schlosser 1739 1799 eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek und des Generallandesarchivs Karlsruhe hrsg von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe Karlsruhe Badische Landesbibliothek 1989 312 S Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Georg Schlosser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Georg Schlosser in der Deutschen Digitalen Bibliothek Internetseiten der Freimaurerloge Zur edlen Aussicht von 1784 FreiburgEinzelnachweise Bearbeiten Schlosser Johanna Katharina Sibylla 16 Juni 1743 in Breuberg 31 Oktober 1821 in Remscheid Ehringhausen Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Fahlmer Georg Christoph 16 Marz 1687 in Michelstadt 16 November 1759 in Mannheim Kommerzienrat Grosshandler Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 118795163 lobid OGND AKS LCCN n85301331 VIAF 73982628 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schlosser Johann GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Staatsmann und UbersetzerGEBURTSDATUM 7 Dezember 1739GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 17 Oktober 1799STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Georg Schlosser amp oldid 238176079