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Baldemar von Petterweil oft auch Baldemar von Peterweil oder Baldemar Fabri um 1320 vielleicht in Burgel wahrscheinlich aber Frankfurt am Main 14 Januar 1382 oder 1383 in Frankfurt am Main war ein im 14 Jahrhundert lebender Kanoniker des St Bartholomausstifts in Frankfurt am Main Er gilt als erster Geschichtsschreiber und Topograph der Stadt und hinterliess Aufzeichnungen die eine nahezu vollstandige Rekonstruktion der stadtischen Topographie zu seinen Lebzeiten erlauben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenGeburtsjahr und ort Petterweils sind nicht bekannt erstmals urkundlich bezeugt wurde er 1336 bei Burgel von 1341 bis 1381 war er ebenso nachweislich Kanoniker am St Bartholomausstift in Frankfurt am Main Aufgrund dieser beruflichen Stellung ist davon auszugehen dass er bereits um 1320 in Frankfurt am Main geboren wurde Das von ihm bekleidete Amt des damals schon traditionsreichen und bedeutsamen Stifts und auch der Nachname legen nahe dass schon seine Vorfahren aus dem nahen Ort Petterweil heute ein Stadtteil von Karben eingewandert waren und das Burgerrecht erworben hatten Petterweil hatte einen Bruder namens Hertwig und eine Schwester namens Gela nbsp Das von Petterweil erworbene Vikarshaus Zum Roten Hahn an der Ecke Predigerstrasse Klostergasse hier der direkte gleichnamige Nachfolgebau aus den 1480er Jahren um 1902 Fotografie von Carl Friedrich Fay Bereits das fruheste und auch erhaltene Burgerbuch der Stadt also ein Buch in dem Ein und Austritte in den Burgerstand niedergeschrieben wurden nennt im Jahre 1311 einen Zuwanderer namens Wilhelmus de Petirwil Es bleibt die einzige Erwahnung eines Burgers aus diesem Ort fur mehrere Jahrzehnte Es ware somit moglich dass Wilhelmus auch unter Berucksichtigung der Altersabstande der erste Spross der Familie Petterweil in Frankfurt und der Vater von Baldemar von Petterweil war Dies ist allerdings urkundlich unbewiesen zumal es bereits im 13 Jahrhundert Burgerrollen gab die schon in der Fruhen Neuzeit nicht mehr erhalten waren nbsp Ehemaliger Schmidt Hof von der Schnurgasse aus gesehen 1856 Aquarell von Carl Theodor Reiffenstein Es existieren zahlreiche urkundliche Erwahnungen vor allem in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts die auf eine Verbundenheit weiterer Familienmitglieder mit dem Stift St Bartholomaus hindeuten Gemass Johann Georg Battonn der aus Stiftsquellen nicht wortlich zitierte war Petterweils Bruder sogar Chorherr des Stifts Mit seinen Geschwistern lebte Petterweil auf dem an der Schnurgasse gegenuber der Ziegelgasse gelegenen Schmidt Hof der damals den noch eigenstandigen nordlichen Teil des spater mit ihm vereinigten grossen Nurnberger Hofs bildete Angeblich gab ersterem eine eingedeutschte Form des alternativen Nachnamens von Petterweil Fabri lateinisch fur Schmied seinen Namen Vom Leben Petterweils ist ausser seiner urkundlich verburgten Stiftungstatigkeit nahezu nichts bekannt So stiftete er zusammen mit seinen Geschwistern mit einem Zins des vorgenannten Hofs 1379 die Vikarie der Heiligen Dreifaltigkeit der sein Bruder nach seinem Tod entweder am 14 Januar 1382 oder 1383 noch zwei an ihre Behausung angrenzende Hauser hinzufugte Battonn fuhrte basierend auf den vorgenannten Quellen weiter aus dass Petterweil 1364 auch das Haus Zum roten Hahn an der Ecke Klostergasse Predigerstrasse beide nach dem Zweiten Weltkrieg aufgehoben bzw uberbaut erwarb Es diente ab 1379 dem Vikar der von ihm begrundeten Stiftung als Wohnsitz und wechselte erst im 16 Jahrhundert wieder den Besitzer als die Stiftung infolge der Reformation einging An Petterweil erinnert die gleichnamige Strasse in Bornheim wo nach dessen Eingemeindung 1877 die Elisabethenstrasse eine entsprechende Umwidmung erfuhr Werk BearbeitenPetterweil fertigte eine grosse Menge historischer Aufzeichnungen an die ein uber seine eigentliche Tatigkeit hinausgehendes Interesse an der Stadtgeschichte vermuten lassen So schrieb er wichtige Informationen uber den Dombrand von 1349 und den Empfang romisch deutschen Kaiser im Dom im nach ihm benannten Liber Baldemari nieder Das wichtige Quellenwerk ging wohl im fruhen 19 Jahrhundert verloren da zum Beispiel Johann Georg Battonn fur sein Hauptwerk Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main noch aus ihm schopfen konnte es 1884 aber bereits als Verlust bezeichnet wird nbsp Karte der Frankfurter Altstadt um 1350 nach den Aufzeichnungen Petterweils ubertragen auf den Stadtplan von Christian Friedrich Ulrich von 1811 Lithografie Ihm lange Zeit ebenfalls zugeschrieben wurde eine uber vier Meter lange Dirigierrolle mit Rollentexten und Darstelleranweisungen zum Frankfurter Passionsspiel aus dem Jahre 1350 Da vergleichbare Texte der Zeit nur fragmentarisch uberliefert sind handelt es sich dabei um das fruheste vollstandig erhaltene Schriftstuck dieser Art im deutschen Raum Trotz der unzweifelhaften Frankfurter Provenienz gilt die Autorenschaft Petterweils nach neueren palaografischen Untersuchungen jedoch als unwahrscheinlich nbsp Beispielhafter Auszug aus dem lateinischen Transkript des Liber censuum von Heinrich von Nathusius Neinstedt 1896Von historisch grosster Bedeutung ist Petterweils im selben Jahr niedergeschriebener Liber censuum Im Prinzip handelt es sich dabei nur um ein Verzeichnis der Einkunfte des Domstifts das er aber sehr ausfuhrlich fasste und in vier Teile zerfallt Der erste beschreibt die Einkunfte nach Monatsdaten geordnet der zweite nach Orten von denen sie stammen der dritte nach Vikarien und der vierte nach Amtern der betreffenden Geistlichen Den vier Teilen geht eine Einfuhrung mit einer Erklarung des Zwecks des Buchs sowie ein ausfuhrliches Strassenregister voraus Diese gliederte er in Hauptstrassen Principales Verbindungsstrassen Transistus und Sackgassen Inpertransibiles Auf Basis des Textes kann somit die Ausdehnung Topographie und teils auch soziale Struktur der Frankfurter Altstadt Mitte des 14 Jahrhunderts nachvollzogen werden die damals im Wesentlichen noch aus der staufischen Stadtanlage innerhalb der Grabenstrassen bestand Es ist damit der alteste bekannte Frankfurter Text dieser Art uberhaupt Petterweils Ordnungssystem spiegelt einerseits seine Pragung als Scholastiker andererseits sein mittelalterliches Weltbild wider ist aber dennoch fur die Zeit mehr als aussergewohnlich da es sich um eine akkurate Beschreibung ohne symbolhaften Charakter handelt die zudem frei von Elementen des damals ublichen Stadtelobs ist Trotz seiner Bedeutung wurde das Buch bis heute weder in voller Lange transkribiert geschweige ubersetzt und veroffentlicht Ludwig Heinrich Euler und zuletzt Heinrich von Nathusius Neinstedt haben sich im 19 Jahrhundert immer nur mit der Einleitung und dem darin enthaltenen Strassenverzeichnis beschaftigt nicht aber mit den teils sehr reichen topographischen Angaben der vier nachfolgenden Hauptteile des Buchs die oft bestimmte Orte oder Hauser in Frankfurt das erste Mal uberhaupt erwahnen Bei Battonn s o finden sich zumindest grossere Auszuge in lateinischer Sprache abgedruckt Wie Friedrich Siegmund Feyerlein ausfuhrte war Petterweil Vorbild und wohl auch Ausloser fur Battonns topographische Tatigkeit zumal sich in seinem Nachlass auch ein kommentiertes Transkript des Strassenverzeichnisses fand Demnach sollte das Verzeichnis ursprunglich Battons unvollendet gebliebenen und erst in den 1860er Jahren zur Veroffentlichung gelangten Werk zur Frankfurter Topographie vorweggedruckt werden wozu es allerdings nicht kam Literatur BearbeitenAnton Dorrer Baldemar von Peterweil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 549 Digitalisat Ludwig Heinrich Euler Baldemars von Peterweil Beschreibung von Frankfurt In Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins fur Geschichte und Altertumskunde in Frankfurt a M Verein fur Geschichte und Altertumskunde in Frankfurt a M Selbstverlag Frankfurt am Main 1858 Johannes Janota Frankfurter Dirigierrolle Frankfurter Passionsspiel Mit den Paralleltexten der Frankfurter Dirigierrolle des Alsfelder Passionsspiels des Heidelberger Passionsspiels des Frankfurter Osterspielfragments und des Fritzlarer Passionsspielfragments Max Niemeyer Verlag Tubingen 1997 ISBN 3 484 19081 7 Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 S 181 u 182 Heinrich von Nathusius Neinstedt Baldemars von Peterweil Beschreibung von Frankfurt In Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Dritte Folge Funfter Band K Th Volcker s Verlag Frankfurt am Main 1896Weblinks BearbeitenBaldemar von Peterweil im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Normdaten Person GND 104275146 lobid OGND AKS VIAF 61984755 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baldemar von PetterweilALTERNATIVNAMEN Baldemarus de Peterweil Baldemar von PeterweilKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer Priester Historiker und TopographGEBURTSDATUM um 1320GEBURTSORT unsicher Burgel oder Frankfurt am MainSTERBEDATUM 14 Januar 1382 oder 14 Januar 1383STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baldemar von Petterweil amp oldid 215300882