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Saghatherium ist eine ausgestorbene Gattung der Schliefer die im ausgehenden Oberen Eozan und im Unteren Oligozan vor 34 bis 30 Millionen Jahren im nordlichen Afrika und auf der Arabischen Halbinsel gelebt hatte Die forschungsgeschichtlich altesten Funde sind aus der bedeutenden Fossillagerstatte des Fayyum in Agypten bekannt geworden wo die Gattung relativ haufig vertreten ist Herausragende Reste in Form von vollstandigen Skeletten stammen aus Libyen Die Tiere ahnelten den heutigen Schliefern waren im Durchschnitt aber etwas grosser Bemerkenswert ist dass an den Vorder und Hinterfussen Krallen anstatt Hufe ausgebildet waren Der gesamte Bewegungsapparat lasst eine Anpassung an eine schnelllaufige Fortbewegung im Zehengang annehmen was deutlich von den heutigen Schliefern abweicht Durch die Entdeckung vollstandiger Skelette palaogener Vertreter der Schliefer konnten einige Merkmale im Korperskelett die zuvor als relativ modern betrachtet wurden auf einen eher ursprunglichen Bauplan zuruckgefuhrt werden Die Gattung erhielt im Jahr 1902 ihre Erstbeschreibung anhand von Fossilien aus dem Fayyum SaghatheriumUnterkieferfragment von SaghatheriumZeitliches AuftretenOberes Eozan bis Unteres Oligozan34 bis 30 Mio JahreFundorteNordafrika Agypten und Libyen Arabische Halbinsel Oman SystematikHohere Saugetiere Eutheria AfrotheriaPaenungulataSchliefer Hyracoidea SaghatheriidaeSaghatheriumWissenschaftlicher NameSaghatheriumAndrews amp Beadnell 1902 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Gebissmerkmale 1 3 Skelettmerkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 3 1 Fortbewegung 3 2 Ernahrung 3 3 Geschlechtsunterschiede 4 Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenHabitus Bearbeiten Saghatherium war eine kleine Form der Schliefer etwa vergleichbar zu einem heutigen Vertreter Anhand eines nicht ganz vollstandigen Skeletts eines ausgewachsenen Tieres aus Jebel al Hasawnah in Libyen wird eine Kopf Rumpf Lange von 45 bis 50 cm rekonstruiert fur ein Jungtier liegt der entsprechende Wert bei rund 46 cm 1 Das Korpergewicht betrug schatzungsweise 6 5 bis 12 kg was etwas uber dem Durchschnitt der heutigen Schliefer liegt 2 Im gesamten Korperbau entspricht Saghatherium weitgehend den rezenten Schliefern Schadel und Gebissmerkmale Bearbeiten Der Schadel besass Langen von 9 6 bis 11 5 cm Allgemein war der Schadel langgestreckt und schmal Er verfugte uber ein herausgezogenes Rostrum dementsprechend war das Nasenbein relativ lang teilweise ragte es uber die vorderen Zahne hinaus Zwischen dem Oberkiefer und dem Stirnbein bestand ein breiter Kontakt was als ursprungliches Merkmal bei den Schliefern anzusehen ist und moglicherweise aus der weit nach hinten versetzten Position der Orbita resultierte Diese befand sich bei Saghatherium oberhalb des zweiten Molaren bei den heutigen Schliefern liegt das Augenfenster oberhalb der Pramolaren Die Orbita hatte einen Durchmesser von rund 20 mm der an ihrem hinteren Rand gelegene Processus postorbitalis wurde abweichend von den rezenten Schliefern nur aus dem Stirnbein gebildet Im Vergleich zu letzteren war auch das Foramen infraorbitale bei Saghatherium relativ gross Der Jochbogen besass einen kraftigen Bau und wurde zu einem grosseren Teil vom Jochbein geformt Die Ohroffnung zeigte nach unten ein knocherner ausserer Gehorgang bestand nicht Das daruber gelegene Schuppenteil des Schlafenbeins war deutlich aufgeschwollen Auf dem hinteren Teil des Schadeldaches erhob sich ein Scheitelkamm 3 4 1 nbsp Unterkieferfragment von SaghatheriumDer Unterkiefer war relativ robust und 7 7 bis 9 7 cm lang Der horizontale Knochenkorper besass im Bereich des ersten Molaren eine Hohe von 1 6 bis 1 8 cm Die Symphyse war geschlossen und relativ kurz sie reichte etwa bis zum Eckzahn Der aufsteigende Ast neigte leicht nach hinten der Kronenfortsatz war relativ klein und lag etwas uber dem Gelenkfortsatz deutlich hoher als bei den heutigen Klippschliefern Der Winkelfortsatz hatte eine abgerundete Form Im Gegensatz zu zahlreichen anderen palaogenen Schliefern fehlte bei Saghatherium weitgehend eine luftgefullte Kammer im Unterkiefer deren Offnung meist auf der Zungenseite des horizontalen Knochenkorpers lag Das Gebiss wies die ursprungliche Zahnanzahl der Hoheren Saugetiere auf und bestand somit aus 44 Zahnen die Zahnformel lautete 3 1 4 3 3 1 4 3 displaystyle frac 3 1 4 3 3 1 4 3 nbsp Im oberen Gebiss waren die Schneidezahne und der Eckzahn jeweils durch kurze Diastemata voneinander getrennt Der innere Schneidezahn der oberen Zahnreihe erinnerte an einen Hauer bei grossen Individuen erreichte er eine Lange von 12 7 mm Im Unterkiefer war der zweite Schneidezahn vergrossert bei einigen Formen zusatzlich der erste Der kleine Eckzahn entsprach in seinem Aussehen den nachfolgenden vorderen Pramolaren und war somit praemolariform Die Pramolaren nahmen von vorn nach hinten an Komplexitat zu die hinteren glichen weitgehend den Molaren Die Mahlzahne besassen niedrige brachyodonte Zahnkronen und verfugten uber ein bunoselenodontes Kauflachenmuster das heisst es bestanden kleine flache Buckel zwischen denen mondsichelformige Leisten entlang der Wangenseite des Zahnes ausgebildet waren Zungenseitig traten teilweise kleine Falten auf das Merkmal ist aber nicht ganz so deutlich ausgepragt wie beim verwandten Selenohyrax Die Lange der oberen und unteren Zahnreihe vom ersten Schneidezahn bis zum letzten Mahlzahn betrug jeweils 6 9 cm davon nahmen die Molaren jeweils rund ein Drittel ein der grosste Zahn im hinteren Gebiss war mit 1 4 oben beziehungsweise 1 6 cm unten Lange der letzte Molar 3 4 1 Skelettmerkmale Bearbeiten Der postcraniale Skelettbau von Saghatherium ist nahezu vollstandig bekannt Die Wirbelsaule zeichnete sich durch die fur Afrotheria typische hohere Anzahl an Brust und Lendenwirbeln aus Allerdings war diese geringer als bei den heutigen Schliefern da Saghatherium nur 17 Brust und 8 Lendenwirbel besass die rezenten Arten haben 19 bis 22 beziehungsweise 7 bis 9 Die Anzahl der Schwanzwirbel ist unbekannt heutige Schliefer sind mit 5 bis 7 Schwanzwirbel kurzschwanzig Den Bewegungsapparat charakterisierten im Verhaltnis zu heutigen Schliefern langere Gliedmassen Der Oberarmknochen wurde bis zu 9 2 cm lang auffallend waren die gegenuber dem Gelenkkopf hohere Lage des Grossen Rollhugels eine in ihrer Auspragung reduzierte deltopectorale Leiste als Muskelansatzstelle am Schaft die sich aber weiter nach unten distal ausgedehnte und ein vergleichsweise schmal entwickeltes Ellenbogengelenk Allerdings zeigte sich hier die aussere laterale Gelenkrolle als relativ kraftig entwickelt Elle und Speiche waren wie bei den heutigen Schliefern nicht verwachsen bei letzteren liegen sie aber sehr eng beieinander Diese verfugen auch im Vergleich zu Saghatherium uber eine deutlich langeres Olecranon dem oberen Gelenkfortsatz der Elle Die gesamte Elle erreichte beim fossilen Schliefer eine Lange von 9 cm der Anteil des funktionalen Abschnitts betrug um die 80 bei den heutigen Arten betragt er durchschnittlich 75 Der Oberschenkelknochen ist bei Saghatherium bisher nur fragmentarisch uberliefert Schien und Wadenbein liegen dagegen vollstandig vor Sie waren nicht miteinander verwachsen ersteres wurde bei einem Jungtier 8 3 cm lang Beide Knochen wiesen kaum Unterschiede zu denen der heutigen Schliefer auf Ebenso ahnelte das Fussgelenk dem der rezenten Arten die Furchen auf der Unterseite des Schienbeins hin zur Gelenkung mit dem Sprungbein waren flach Es hatten sich aber auch einzelne Unterschiede herausgebildet wie etwa die Lage des Innenknochels am unteren Ende des Schienbeins der bei Saghatherium nach unten zeigte bei den heutigen Schliefern aber nach vorn gerichtet ist Die Hand wies bei Saghatherium funf Strahlen auf der innere Finger Daumen war abweichend von den heutigen Formen noch nicht reduziert Dem gegenuber hatte der Fuss drei Zehen der innere und aussere Strahl waren zuruckgebildet was mit den gegenwartigen Arten ubereinstimmt Ein auffalliges Kennzeichen der Schliefer ist die serielle taxeopode Anordnung der Hand und Fusswurzelknochen das heisst die einzelnen Knochelchen lagen in Reihen und gelenkten nur minimal mit benachbarten Wurzelknochen Die korperfernen distalen Wurzelknochen waren dadurch nur mit einem oder zwei der anschliessenden Metapodien verbunden Der gleiche Aufbau bestand auch bei Saghatherium Ebenfalls in Ubereinstimmung mit den rezenten Schliefern verlief die Hauptachse von Hand und Fuss jeweils durch den mittleren Strahl III so dass beide einen mesaxonischen Aufbau hatten ein Merkmal das die Schliefer mit den Unpaarhufern teilen Die Mittelhand und Mittelfussknochen waren saulenartig lang gestreckt am kraftigen Mittelstrahl wiesen sie Langen von 3 3 beziehungsweise 3 8 cm auf Die seitlich angeordneten Metapodien wurden dementsprechend kurzer Auch die einzelnen Hand und Fingerglieder hatten eine langgestreckte Form Auffallend war die jeweils letzte Phalanx die bei Saghatherium einerseits deutlich grosser in Bezug auf die vorletzte wurde andererseits abweichend von den heutigen Schliefern am Ende eine tiefe V formige Kerbe besass Die Kerbe deutet darauf hin dass an den Handen und Fussen jeweils Krallen ausgebildet waren Im Gegensatz dazu sind die Terminalphalangen bei den rezenten Arten deutlich kurzer sowie breiter und zu Hufen umgebildet eine Ausnahme stellt nur die zweite Hinterfusszehe dar die mit einer Kralle ausgestattet ist 4 1 Fossilfunde BearbeitenSaghatherium ist aus palaogenen Ablagerungen des nordlichen Afrikas und der Arabischen Halbinsel bekannt Das umfangreichste Fossilmaterial wurde bisher im Fayyum im nordlichen Agypten entdeckt einer der bedeutendsten Fossillagerstatten Afrikas In dem etwa 12 000 km grossen Gebiet westlich des Niltals rund 80 km sudlich von Kairo sind mehrere fossilfuhrende Gesteinseinheiten aufgeschlossen die von unten nach oben die Birket Qarun Formation die Qasr el Sagha Formation und die Gebel Qatrani Formation umfassen Die drei Formationen bilden eine mehrere hundert Meter machtigen Abfolge von alluvial gebildeten Sand und Ton Schluffsteinen die hauptsachlich im unteren Bereich noch einen gewissen marinen Einfluss zeigen Uberlagert wird die Serie vom Widan el Faras Basalt Mithilfe radiometrischer Datierungsverfahren konnte der Basaltstrom auf ein Alter von 23 6 bis 31 0 Millionen Jahre bestimmt werden was dem Oligozan entspricht 5 Die untere Grenze bildet die Gehannam Formation welche rein marinen Ursprungs ist und biostratigraphisch dem Mittleren Eozan vor rund 38 bis 39 5 Millionen Jahren angehort Demnach entstand die gesamte Sedimentfolge des Fayyum im Ubergang vom Oberen Eozan zum Unteren Oligozan 6 7 Die mehr als 100 bekannten Aufschlusse und Fundstellen im Fayyum produzieren eine immens umfangreiche Fossilgemeinschaft bestehend aus terrestrischen und marinen Lebewesen zu denen neben Pflanzen auch Reste von Fischen Reptilien Vogeln und Saugetieren gehoren und die ein tropisches bis subtropisches Biotop am Rand des ehemaligen Tethys Ozeans rekonstruieren lassen 8 9 3 Die altesten Funde von Saghatherium kamen in einem Aufschluss nahe der Basis der Gebel Qatrani Formation zu Tage Lokalitat L 41 3 und datieren bei einem magnetostratigraphisch gewonnenen Alter von circa 34 Millionen Jahren in den Ausgang des Oberen Eozans In dem darauffolgenden Abschnitten des unteren Teils der Formation ist die Schliefergattung relativ haufig vertreten Sie gehort hier zu den forschungsgeschichtlich ersten bekannt gewordenen Funden von Schliefern die in der Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert geborgen wurden 10 11 Im oberen Teil der Gebel Qatrani Formation konnte sie erst in den 1990er Jahren nachgewiesen werden Hier stammen Funde von der Lokalitat V 12 welche etwas junger als 32 Millionen Jahre datiert Das Gesamtfundmaterial von Saghatherium im Fayyum setzt sich aus zahlreichen Schadel und Unterkieferfragmenten sowie Einzelzahnen zusammen und gehort drei verschiedenen Arten an 6 7 13 Herausragend sind die Funde aus der Fundstelle Jebel al Hasawnah in Libyen Es handelt sich bei Jebel al Hasawnah um eine der wenigen Fossillagerstatten des Palaogens Afrikas von der artikulierte Skelette landbewohnender Saugetiere uberliefert sind Erstmals wurden 1978 kurz die Reste von Titanohyrax einer gigantischen Form der Schliefer und zusatzlich von Froschen und Fischen erwahnt In den 1990er Jahren entdeckte ein Amateursucher insgesamt vier Skelette von Saghatherium die erstmals einen Einblick in die postcraniale Skelettstruktur eines fossilen Schliefers bieten zuvor waren nur einzelne Elemente des Korperskeletts bekannt gewesen Die Erhaltung des Fossilmaterials ist derartig gut dass selbst die knorpeligen Enden der Rippen erhalten sind Mit den Skelettfunden konnte auch aufgezeigt werden dass die fruhen Schliefer ebenso wie die heutigen Formen einen taxeopoden Fussaufbau hatten daruber hinaus zeigten sie auf dass die Reduktion des seitlichen inneren und ausseren Strahls und damit die Herausbildung eines mesaxonischen Fusses bereits sehr fruh in der Evolution der Schliefer begann Das Material lagerte in Kalksteinen der Tarab Formation die als Relikte eines ehemaligen Sees anzusprechen sind Aufgrund von Vergleichen mit der Fauna des Fayyum kann eine Altersstellung im Unteren Oligozan angenommen werden 4 1 Von der Arabischen Halbinsel die im Palaogen mit dem afrikanischen Festland verbunden war wurden einzelne Zahne berichtet die Saghatherium zugewiesen werden konnen Dazu gehoren unter anderem zwei Mahlzahne aus der Ashawq Formation bei Thaytiniti im Gouvernement Dhofar an der Sudwestkuste des Sultanats Oman Das Alter der Funde korreliert etwa mit jenem des Fayyum und durfte somit ebenfalls dem Unteren Oligozan mit absoluten Alterswerten zwischen 34 und 30 Millionen Jahren entsprechen 14 6 Palaobiologie BearbeitenFortbewegung Bearbeiten Das Korperskelett von Saghatherium ahnelt weitgehend dem der heutigen Schliefer Unterschiede bestehen in den durchschnittlich grosseren Korperausmassen einigen besonderen Schadelmerkmalen wie einem langeren Nasenbein und dem Fehlen des Ausseren Gehorganges sowie Merkmalen des Hand und Fussskelettes Letztere besitzen relativ langere Knochenelemente Metapodien und Phalangen als die heutigen Schliefer die Hand verfugt zudem charakteristischerweise uber einen Daumen der den rezenten Vertretern fehlt Hande und Fusse enden jeweils in spitze Krallen und nicht wie bei heutigen Schliefern in breiten Hufen Bei letzteren ist nur der innere Zeh Strahl II der Hinterfusse mit einer Kralle ausgestattet die als Putzkralle dient Vor allem der Bau des Fusses spricht aufgrund der Lange der Einzelknochen fur eine Anpassung an eine schnelle Fortbewegung cursorial die deutlicher ausgepragt war als bei den heutigen Arten Zudem liefen die Tiere im Zehengang was ebenfalls von den heutigen Schliefern mit ihrem sekundaren Sohlengang abweicht Angezeigt wird der Zehengang von Saghatherium durch die relativ kurze Lange des Fersenbeins gegenuber den Mittelfussknochen insbesondere dem des dritten Strahls Am Vorderfuss entspricht der Mittelhandknochen des Mittelstrahls etwa 38 der Humeruslange was deutlich mehr ist als bei einigen urtumlichen Huftieren wie Phenacodus und etwa dem Wert einiger basaler Unpaarhufer wie Homogalax oder Hyracotherium nahekommt Zudem sind die Metapodien allgemein saulenartig und die Phalangen eher schlank und nicht breit was ebenfalls einen Zehengang unterstutzt Unterschiede zu anderen schnelllaufigen Saugetieren finden sich aber im Bau des Sprungbeins da bei letzteren die Gelenkflachen der Sprungbeinrolle etwa gleich gross sind und die Eintiefung in der Mitte zwischen diesen ausgepragter ist was die Langsbewegung fordert und ein seitliches Ausscheren des Fusses unterbindet Die Anpassungen an eine schnelle Fortbewegung bei Saghatherium sind nicht so extrem ausgebildet wie bei Antilohyrax einem weiteren palaogenen Vertreter der Schliefer bei dem Teile des hinteren Bewegungsapparates uberliefert wurden Antilohyrax besitzt zusatzlich ein verwachsenes Schien und Wadenbein sowie eine etwa sattelformige Verbindung des Sprungbeins zum Kahnbein was der heutiger Antilopen mit starker Sprungbefahigung wie den Springbocken ahnelt 4 1 Ernahrung Bearbeiten Das bunoselenodonte Kauflachenmuster der hinteren Backenzahne zeichnet Saghatherium als spezialisierten Pflanzenfresser aus Auffallend sind die im Vergleich zu den Pramolaren sehr grossen Molaren die ausserdem kraftige Leisten zwischen den einzelnen Hockerchen aufweisen und markante Rillen tragen Wahrscheinlich war Saghatherium damit an Nahrung angepasst die zerquetscht und zermahlen werden musste etwa Samen Nusse oder Hulsen 15 Dies unterstutzen auch Isotopenanalysen an den Zahnen die darauf verweisen dass die Tiere uberwiegend in geschlossenen Waldern auf Nahrungssuche gingen Als Grundlage dienten vor allem C3 Pflanzen 16 17 Geschlechtsunterschiede Bearbeiten Bemerkenswert ist ein auffallender Geschlechtsdimorphismus Bei zwei der drei bekannten Arten S antiquum und S bowni sind Grossenvariationen ausgebildet die am deutlichsten in der Grosse der Mahlzahne und der Massivitat des Unterkiefers erkennbar werden und offensichtlich die beiden Geschlechter voneinander trennen So kann bei S antiquum der horizontale Knochenkorper mannlicher Tiere unterhalb des zweiten Molaren knapp doppelt so hoch sein wie bei weiblichen 18 Bei vielen anderen fossilen Schliefern aus dem Fayyum lassen sich dagegen keine derartigen Grossenunterschiede messen so dass beide Geschlechter wohl ahnliche Korperausmasse besassen Hier druckt sich der Geschlechtsdimorphismus in der variablen Ausbildung einer Offnung des Unterkiefers aus die sich auf der Innenseite des horizontalen Knochens unterhalb des dritten Molars befindet und in eine grosse luftgefullte Kammer fuhrt Bei den heutigen Schliefern ebenso wie bei S antiquum und S bowni kommt diese Offnung nicht vor Die Funktion des Unterkieferfensters ist unbekannt es wird aber vermutet dass die Offnung und der Hohlraum als Resonanzkammer bei der Lautgebung fungierten In den meisten untersuchten Fallen steht die Ausbildung eines Unterkieferfensters und die anschliessende Kammer mit vergrosserten ausseren Schneidezahnen in Verbindung letzteres ist bei heutigen Schliefern ein Kennzeichen mannlicher Tiere Hervorzuheben ist dass bei der dritten Art von Saghatherium S humarum ebenfalls ein Unterkieferhohlraum auftritt Untersuchungen zum Geschlechtsdimorphismus liegen hier aber noch nicht vor Eventuell gehen die unterschiedlichen Formen des Sexualdimorphismus bei den Schliefern auf abweichende Muster im Paarungsverhalten zuruck 3 19 Systematik BearbeitenInnere Systematik der fruhen Schliefer nach Bobe et al 2023 20 Hyracoidea Geniohyus Bunohyrax Pachyhyrax Megalohyrax Afrohyrax Antilohyrax Titanohyrax Prohyrax moderne Schliefer Thyrohyrax Selenohyrax Saghatherium Dimaitherium Namahyrax Microhyrax SeggeuriusVorlage Klade Wartung StyleSaghatherium ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Saghatheriidae innerhalb der Ordnung der Schliefer Hyracoidea Allgemein werden die Schliefer in eine Verwandtschaftsgruppe mit den Elefanten und Seekuhen gestellt alle drei Gruppen zusammen bilden die Paenungulata innerhalb der Uberordnung der Afrotheria Die Saghatheriidae stellen fruhe Formen der Schliefer dar die erstmals im Eozan im nordlichen Afrika in Erscheinung traten Gemeinsam mit den Geniohyidae und den Titanohyracidae gehoren sie in die erste Radiationsphase der Ordnung die sich vollstandig in Afrika vollzog und weitgehend bis zum Oligozan andauerte Sie brachte formen und variantenreiche Vertreter hervor mit zahlreichen Anpassungen an unterschiedliche Biotope Im Fossilbericht dieser Zeitepochen gehoren die einzelnen Gattungen und Arten der Saghatheriidae zu den mit am haufigsten aufgefundenen Angehorigen der Schliefer Die Familie umfasst kleine bis mittelgrosse Tiere die sich durch niederkronige Mahlzahne mit einem bunoselenodonten Kauflachenmuster auszeichnen Im Gegensatz zu den Titanohyracidae waren die Leisten zwischen den Hockerchen auf den Backenzahnen nicht so deutlich entwickelt wahrend bei den urtumlicheren Geniohyidae ein rein bunodontes buckeliges oder hockeriges Kauflachenmuster vorherrschte Teilweise werden die Saghatheriidae in eine nahere Verwandtschaft mit den heutigen Schliefern gestellt da sie im Gegensatz zu den anderen fruhen Schlieferformen schon uber einen deutlich gekurzten Schadel verfugten zudem auch uber ein ahnlich gebautes Sprungbein Aus diesem Grund bilden sie nach einigen Wissenschaftlern zusammen mit der rezenten Familie der Procaviidae und den ausgestorbenen Pliohyracidae die Unterordnung der Procaviamorpha wahrend alle anderen Familien den Pseudhippomorpha angehoren 21 22 Innerhalb der Saghatheriidae kann unter anderem Selenohyrax zu den nachsten Verwandten von Saghatherium gezahlt werden 12 etwas weiter ausserhalb steht moglicherweise Thyrohyrax 13 Insgesamt sind heute drei Arten anerkannt 13 S antiquum Andrews amp Beadnell 1902 S bowni Rasmussen amp Simons 1991 S humarum Rasmussen amp Simons 1988Vor allem in den ersten 30 Jahren des 20 Jahrhunderts wurden zahlreiche weitere Arten aus dem Fayyum beschrieben etwa S annectens S euryodon S macrodon S magnus S majus S minus und S sobrina Diese werden heute in der Regel als Synonyme von S antiquum aufgefasst 3 13 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Saghatherium erfolgte im Jahr 1902 durch Charles William Andrews und Hugh John Llewellyn Beadnell Sie benutzten dafur einen beschadigten Schadel mit allerdings gut erhaltener rechter Zahnreihe aus den unteren Abschnitten der Gebel Qatrani Formation des Fayyum der als Holotyp gilt Exemplarnummer CGM 8635 Der Gattungsname bezieht sich auf die altagyptische Ruine Qasr el Sagha Tempel des Goldschmieds 9 die sich in unmittelbarer Nahe des Fundortes befindet und auf das griechische Wort 8hrion therion fur Tier 10 Die Entdeckung der Skelette von Saghatherium an der Fundstelle Jebel al Hasawnah hat eine hohe Bedeutung fur die Erforschung der Stammesgeschichte der Schliefer da diese erstmals Einblick in den vollstandigen Skelettbau eines palaogenen Vertreters der Schliefer geben Sowohl Hand als auch Fuss zeigen die typische taxeopode oder serielle Anordnung der Wurzelknochen was als gemeinsames Merkmal aller Paenungulata gilt und auch bei den heutigen Elefanten auftritt Diese Knochenanordnung die eine Drehung von Hand und Fuss im Bereich der Metapodien ermoglicht und die heutigen Schliefer trotz fehlender Krallen das Klettern ermoglicht wurde ursprunglich fur ausgestorbene Schliefer nur vermutet 23 Dem Befund von Jebel al Hasawnah zufolge gehort sie aber zu einem schon sehr fruh ausgebildeten Charakteristikum innerhalb der Ordnung Ausserdem konnte mit den Skeletten aufgezeigt werden dass die Reduktion des ausseren und inneren Zehs an den Fussen und die Ausbildung einer mesaxonischen Zehenstellung ebenfalls eine relativ fruhe Entwicklung innerhalb der Schliefer ist Der mesaxonische Fussbau verleitete einige Wissenschaftler in der Vergangenheit dazu die Schliefer in die Nahe der Unpaarhufer einzuordnen Dementsprechend wurde die serielle Anordnung der Hand und Fusswurzelknochen mitunter auch als abgeleitetes Merkmal der rezenten Schliefer angesehen die sich sekundar aus der diplarthralen oder wechselseitigen Anordnung der Knochen bei den Unpaarhufern als eine besondere Anpassung an eine kletternde Lebensweise gebildet hatte 24 Schlussendlich konnte die nachgewiesene Anpassung von Saghatherium an einen Zehengang und die Ausbildung von Klauen anstatt Hufen ebenfalls ein ursprungliches Merkmal darstellen Daraus resultierend entwickelten sich die Hufe der heutigen Schliefer erst spater wahrend die Putzkralle am Hinterfuss ein Relikt darstellt Zuvor waren Experten von einer umgekehrten Entwicklung ausgegangen 4 1 Literatur BearbeitenEmmanuel Gheerbrant Stephane Peigne und Herbert Thomas Premiere description du squelette d un hyracoide paleogene Saghatherium 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Journal of Vertebrate Paleontology 26 1 2006 S 160 169 Rene Bobe Vera Aldeias Zeresenay Alemseged Robert L Anemone Will Archer Georges Aumaitre Marion K Bamford Dora Biro Didier L Bourles Melissa Doyle Boyd David R Braun Cristian Capelli Joano d Oliveira Coelho Jorg M Habermann Jason J Head Karim Keddadouche Kornelius Kupczik Anne Elisabeth Lebatard Tina Ludecke Amelia Macoa Felipe I Martinez Jacinto Mathe Clara Mendes Luis Meira Paulo Maria Pinto Darya Presnyakova Thomas A Puschel Frederico Tata Regala Mark Sier Maria Joana Ferreira da Silva Marc Stalmans und Susana Carvalho The first Miocene fossils from coastal woodlands in the southern East African Rift iScience 26 2023 S 107644 doi 10 1016 j isci 2023 107644 Martin Pickford Salvador Moya Sola und Pierre Mein A revised phylogeny of the Hyracoidea Mammalia based on new specimens of Pliohyracidae from Africa and Europe Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 205 2 1997 S 265 288 Martin Pickford Revision of the 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