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Die Saatgans Anser fabalis oder Rietgans ist eine zu den Feldgansen Anser gehorende Echte Gans Anserini Sie sieht der Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus sehr ahnlich diese wird heute aber als eigenstandige Art betrachtet In freier Wildbahn lasst sie sich an ihrem zweisilbigen Flugruf erkennen einem laut trompeteten kajak kajak Die Art wurde erstmals 1787 durch John Latham beschrieben In Deutschland findet sie sich ab Ende September in grosser Zahl als Wintergast ein SaatgansSaatgans Anser fabalis SystematikOrdnung Gansevogel Anseriformes Familie Entenvogel Anatidae Unterfamilie Ganse Anserinae Tribus Echte Ganse Anserini Gattung Feldganse Anser Art SaatgansWissenschaftlicher NameAnser fabalis Latham 1787 Die Saatgans ist vor allem im Norden Mitteleuropas ein Durchzugler und Wintergast Vereinzelte Brutansiedelungen die moglicherweise von Gefangenschaftsfluchtlingen oder verletzten Wildvogeln ausgehen gibt es seit 1993 in den Niederlanden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Aussehen 3 Stimme 4 Ernahrung 5 Lebensraum 6 Verbreitung 7 Fortpflanzung 8 Gefahrdung 9 Unterarten 10 Quellen 11 Literatur 12 WeblinksName BearbeitenDer deutsche Begriff Saatgans hat sich eingeburgert weil man diese Gans haufig auf Wiesen und Getreidefeldern bei der Nahrungssuche beobachten kann Die wissenschaftliche Bezeichnung Anser fabalis bedeutet ubersetzt Bohnengans Fur diesen Namen sind zwei Erklarungen denkbar Zum einen konnen Bohnen zu ihrer Ernahrung gehoren Zum anderen befinden sich bei ausgewachsenen Gansen dieser Art neben der Schnabelwurzel zwei schmale halbmondformige oder eben auch bohnenformige kleine weisse Streifen 2 Aussehen BearbeitenDas Gefieder ist grundsatzlich graubraun am Hals und dem eckigen Kopf dagegen dunkelbraun Dies unterscheidet die Saatgans von der Blassgans Anser albifrons und der Graugans Anser anser Brust und Bauch sind hellbraun zum Schwanz hin sogar weisslich gefarbt die Flugel dagegen wieder dunkelbraun Sowohl an den Flanken als auch an den Aussenseiten der Flugel und an der Schwanzspitze finden sich im Gefieder feine weisse Linien Der mit gezahnten Seitenkanten versehene Schnabel ist am Ansatz und der Spitze schwarz dazwischen befindet sich eine je nach Unterart verschieden breite orangefarbene Markierung Von derselben Farbe sind auch die mit breiten Schwimmhauten versehenen Fusse Die Augenfarbe ist dunkelbraun Die Dunenkuken sind olivbraun auf der Korperoberflache Die Korperseiten sind grungelb die Korperunterseite ist weisslich Durch das Auge verlauft ein dunkler Streifen Der Schnabel ist bis zu dem Zeitpunkt zu dem die Jungvogel flugge werden dunkelgrau und hat einen hellrosa bis cremefarbenen Nagel Die Jungtiere haben dagegen ein unauffalliges olivbraunes Tarnkleid aus Dunenfedern mit schwarzen Streifen in der Kopfregion Fusse und Schnabel sind mausgrau Die durchschnittliche Grosse der Vogel betragt 65 bis 90 cm bei einer Flugelspannweite von 140 bis 170 cm vom Aussehen dem Mannchen gleichend ist das Weibchen meist etwas kleiner Ausgewachsene Tiere wiegen etwa 3 bis uber 4 kg Von beringten Saatgansen weiss man dass sie in freier Wildbahn uber zwanzig Jahre alt werden konnen Stimme BearbeitenDie Saatgans ist deutlich weniger ruffreudig als etwa die Graugans oder die Blassgans Das Triumphgeschrei eines Paares ist betont nasal gackernd und trompetend und klingt wie ein ga gi gig gar gek Von fliegenden Saatgansen ist ein gansetypisch nasaler Ruf zu horen der wie gaga oder agagag seltener auch wie kajak oder gock klingt Ernahrung Bearbeiten nbsp Im Herbst fressen Saatganse unter anderem Moosbeeren Die Nahrung der Saatganse besteht in ihrem Brutgebiet aus Flechten Grasern Krautern und Wasserpflanzen im Herbst auch aus Beeren wie Moos und Rauschbeeren und Bohnen Von letzteren ruhrt auch ihr englischer Name bean goose und ihr lateinisches Epitheton fabalis her lat faba Bohne In ihren Uberwinterungsgebieten fressen sie Wurzeln insbesondere der Quecke Kartoffeln und Getreidekorner Graser besonders gerne auch Erntereste von abgeernteten Feldern insbesondere energiereiche Zuckerrubenschnitzel oder Mais Saatganse finden sich auch auf Getreidesaaten ein wo sie bei Uberschreitung des Schwellenwertes von 1500 Gansetagen pro Hektar Frassschaden verursachen konnen Die Jungvogel ernahren sich dagegen nicht nur von Bluten und Knospen sondern auch nicht vegetarisch von Insekten Weichtieren kleinen Krebsen und sogar Fischeiern Lebensraum BearbeitenIn ihren Brutgebieten leben Saatganse paarweise entweder in der Taiga inmitten von Nadel und Birkenwaldern in Mooren und Waldsumpfen auf Schilfinseln und an ruhigen Gewassern oder weiter nordlich in der Strauch Moos oder sogar Flechtentundra dort dann meist aber nicht immer in der Nahe von Seen und Flussniederungen gerne in steilem unzuganglichen Ufergelande Brutende Paare finden sich aber auch fernab von Gewassern auf ausgedehnten Schotterfeldern In ihren Uberwinterungsgebieten leben sie in grossen Kolonien und bevorzugen abgeerntete Ackerflachen insbesondere Zuckerruben und Maisfelder Wiesen und Viehweiden Sie schlafen gerne auf offenem Wasser im Winter auch auf Eis und wandern taglich zuweilen mehr als zehn Kilometer zwischen ihren Schlaf und Weideplatzen hin und her Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung der Saatgans Brutgebiete Migration Uberwinterungsgebiete nbsp Saat und Blassganse in MecklenburgSaatganse sind Zugvogel die regelrechte Zugtraditionen etabliert haben und je nach Familie immer wieder dieselben Brut und Uberwinterungsgebiete aufsuchen Erstere erstrecken sich in der nordischen Tundra und Taiga von Nordskandinavien im Westen bis nach Ostsibirien und dem Ochotskischen Meer im Osten Die Wintergebiete sind ausgesprochen vielfaltig Sie umfassen in Mitteleuropa insbesondere Sudschweden Danemark und die deutsche Ostseekuste die Norddeutsche Tiefebene mit dem Niederrhein zwischen Wesel und Emmerich am Rhein und die Niederlande vereinzelt Teile des britischen East Anglia und Sudwest Schottlands dazu ein alpennahes Gebiet von Westosterreich uber die Schweiz bis weit nach Frankreich hinein und weite Regionen im Tiefland der Donau Bei kalten Wintern zieht es sie auch die Atlantikkuste hinab nach Spanien und Portugal selten sogar bis nach Marokko Im Mittelmeergebiet zahlen die Franzosische Riviera und die italienische und kroatische Adriakuste zu ihrem winterlichen Lebensraum weiter ostlich auch die bulgarisch rumanischen Kustenregionen des Schwarzen Meeres Ostsibirische Populationen uberwintern dagegen in Zentralasien besonders Iran oder noch weiter ostlich in der Volksrepublik China Sudostasien Korea und Japan Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Ei Sammlung Museum WiesbadenSaatganse suchen sich in ihrem zweiten oder dritten Lebensjahr im Uberwinterungsgebiet einen Partner mit dem sie dann auf Lebenszeit zusammenbleiben Etwa gegen Marz ziehen sie nach Norden und treffen bei den in der Taiga brutenden Vogeln Ende April bei den Tundra Brutern dagegen erst Mitte bis Ende Mai in ihrem Brutgebiet ein das zu diesem Zeitpunkt oft noch von Schnee und Eis bedeckt ist Die Saatgans gehort damit zu den arktischen Gansearten die am fruhesten in ihre Brutareale zuruckkehren 3 In der bis zur Schneeschmelze verbleibenden Zeit kommt es zuweilen zu Paarungskampfen zwischen den Mannchen Die Begattung findet nach einem kurzen Vorspiel bei der beide Partner ihre Paarungsbereitschaft durch Untertauchen des Halses zu verstehen geben im Wasser statt Dazu besteigt das Mannchen das Weibchen das dabei meist im Wasser versinkt Durch gemeinsames Halsrecken und Flugelschlagen wird das Ritual abgeschlossen Das Weibchen baut dann unter Strauchern und Buschen im Rohricht oder bei im Sumpf gelegenem Nistgebiet auf niedrigen trocken gelegenen Hugeln das Nest und futtert es mit Grashalmen Moosen und Flechten spater auch mit seinen Daunenfedern aus Diese Daunenfedern sind braungrau und haben eine hellere Mitte Saatganse ziehen nur ein Gelege pro Jahr gross 4 Die Ablage der zwei bis acht meist aber vier bis sechs gelblichen Eier beginnt in der Taiga Mitte Mai in der Tundra etwa Mitte Juni sie werden vom Weibchen erst bebrutet wenn das letzte Ei gelegt ist so dass die Jungtiere in zeitlicher Nahe zueinander schlupfen in der Tundra nach 25 der Taiga nach etwa 28 bis 29 Tagen Das Mannchen beteiligt sich wie bei allen Echten Gansen nicht am Brutgeschaft sondern bewacht Weibchen und Brut Bei ernster Gefahr ducken sich beide Tiere flach auf den Boden Nach ungefahr anderthalb Monaten sind die Jungtiere flugge zu dieser Zeit haben die Alttiere auch ihre meist im Juli und August stattfindende Mauser hinter sich Nicht brutende Tiere unternehmen ab Juni gemeinsame Mauserzuge beispielsweise zur russischen Nordmeer Insel Nowaja Semlja wo sie sich dann in grossen Scharen aufhalten Der Familienverband fliegt dann zusammen mit anderen Gansen Anfang September zuruck ins Winterquartier wo die Jungganse bis ins nachste Jahr hinein bei ihren Eltern bleiben Sie werden mit zwei bis drei Jahren selbst brutreif Der alteste beringte Wildvogel hatte ein Alter von 29 Jahren 5 Die Saatgans verpaart sich nicht nur mit Angehorigen der eigenen Art Von Hybriden mit der Blassgans Anser albifrons der Graugans Anser anser der Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus der Schneegans Anser caerulescens und sogar der zu den Meergansen gehorenden Weisswangengans Branta leucopsis wird berichtet Gefahrdung BearbeitenDie Saatgans ist als dritthaufigste Wildgans in ihrer Gesamtheit nicht bedroht die Bestande in Europa werden auf etwa 200 000 Tiere geschatzt In der Landwirtschaft verursacht sie durch ihren Verzehr frischen Saatgetreides regional Probleme in Deutschland gilt sie daher als jagdbares Federwild das im November und Dezember geschossen werden darf Angesichts der problematischen Bestandsentwicklung der Waldsaatgans gilt im Bundesland Brandenburg seit 2019 ganzjahriges Jagdverbot auf Saatganse 6 im besonders bedeutsamen Mecklenburg Vorpommern hingegen nach wie vor nicht Die Bestande der Dickschnabel Saatgans Anser fabalis serrirostris und der Middendorffschen Saatgans Anser fabalis middendorffi beides Unterarten der Saatgans gelten dagegen durch Bejagung und Lebensraumverlust als gefahrdet Unterarten Bearbeiten nbsp TundrasaatgansMan unterscheidet insgesamt funf Unterarten die sich allerdings in breiten Gebieten uberlappen und daher nicht eindeutig gegeneinander abgegrenzt werden konnen Diese funf Unterarten werden haufig in zwei Gruppen aufgeteilt namlich die Tundra und die Waldsaatganse die mittlerweile haufig als eigenstandige Arten angesehen werden In Westeuropa kommen zwei Formen vor Die gedrungen aussehende zu den Tundrasaatgansen zahlende Anser fabalis rossicus auch als eigentliche Tundrasaatgans bezeichnet hat einen relativ kurzen Hals und einen dicken kurzen Schnabel Ihr Gefieder ist auffallend dunkelgrau mit einer braunen Tonung Zwischen dem dunkelbraunen Kopf und dem graubraunen Hals besteht ein auffalliger Kontrast Ihre Spannweite betragt 140 bis 170 Zentimeter Sie brutet in der Tundra in Nordrussland und Nordwestsibirien von der Kanin bis zur Taimyr Halbinsel und ist die haufigste Unterart der Saatgans Sie findet sich sehr zahlreich in Deutschland ein Ihre Rastbestande sind gestiegen Sie profitierte unter anderem von der Flutung ehemaliger Braunkohle Tagebaue in Nordwest Sachsen und in der Lausitz weil dadurch zahlreiche neue Rastgewasser entstanden 5 Die langhalsigere zur Waldsaatgans gerechnete Anser fabalis fabalis hat einen eher schmalen Schnabel einen langeren Hals und ist insgesamt grosser als die Tundrasaatgans Sie hat ihr Brutgebiet in der Taiga von Skandinavien bis zum Ural Charakteristisch fur Waldsaatganse ist ein klar abgegrenztes oranges Band auf dem ansonsten schwarzen Schnabel 7 Die Waldsaatgans wird alljahrlich in geringer Zahl in Deutschland beobachtet Bei ihr sind Bestandsruckgange zu verzeichnen die auch zu einer deutlichen Verkleinerung des Uberwinterungsgebietes gefuhrt haben Die wichtigsten Uberwinterungsgebiete fur diese Art liegen in Nordostdeutschland in Schweden und Danemark 5 Weltweit werden drei weitere Unterarten der Saatgans beschrieben die Johansen Saatgans Anser fabalis johanseni die in der Taiga und Strauchtundra Sibiriens ostlich des Urals bis zum Baikalsee brutet die Middendorffsche Saatgans Anser fabalis middendorffi die sich in den Taigagebieten ostlich des Baikalsees findet und die Dickschnabel Saatgans Anser fabalis serrirostris die sich im Sommer in den Tundren Nordostsibiriens vom Flussdelta der Lena bis in die Region um die russische Stadt Anadyr aufhalt Die Unterarten johanseni und middendorffi zahlen zur Waldsaatgans serrirostris zur Tundrasaatgans Da Wald und Tundrasaatganse in unterschiedlichen Regionen bruten ist geographischer Kontakt in den Brutgebieten begrenzt Inwieweit auch reproduktive Barrieren existieren ist bislang nicht geklart Unterschiede in den beiden Gruppen konnten allein wegen des stark divergierenden Selektionsdrucks in den jeweiligen Brutgebieten aufrechterhalten bleiben ohne dass eine reproduktive Barriere zwischen den beiden Gruppen besteht 8 Quellen Bearbeiten Bauer u a S 62 Viktor Wember Die Namen der Vogel Europas Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen Aula Verlag Wiebelsheim 2007 ISBN 978 3 89104 709 5 S 79 Uspenski S 39 Collin Harrison Peter Castell Field Guide Bird Nests Eggs and Nestlings HarperCollins Publisher 2002 ISBN 0 00 713039 2 S 65 a b c Sachsisches Landesamt fur Umwelt und Geologie Hrsg Wildlebende Ganse und Schwane in Sachsen Vorkommen Verhalten und Management Dresden 2006 Veroffentlichung im Rahmen der Offentlichkeitsarbeit des Sachsischen Landesamtes fur Umwelt und Geologie S 11 https djz de wp content uploads sites 3 2019 07 BbgJagdDV 5 7 2019 pdf Alderfer S 4 Bauer u a S 61Literatur BearbeitenHans Gunther Bauer Einhard Bezzel Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel Aula Verlag Wiebelsheim Wiesbaden 2005 ISBN 3 89104 647 2 Hans Heiner Bergmann Helmut Kruckenberg Volkhard Wille Wilde Ganse Reisende zwischen Wildnis und Weideland G Braun Verlag Karlsruhe 2006 ISBN 3 7650 8321 6 J Madsen G Cracknell Tony Fox Goose Populations of the Western Palearctic Wetlands International Wageningen 1999 ISBN 87 7772 437 2 Johan H Mooij Development and management of wintering geese in the Lower Rhine area of North Rhine Westfalia Germany In Die Vogelwarte 37 1993 S 55 77 Erich Rutschke Wildganse Lebensweise Schutz Nutzung Parey Berlin 1997 ISBN 3 8263 8478 4 H Kolbe Die Entenvogel der Welt 5 Aufl Eugen Ulmer Verlag 1999 ISBN 3 8001 7442 1 S M Uspenski Die Wildganse Nordeurasiens Westarp Wissenschaften Verlagsgesellschaft Hohenwarsleben 2003 ISBN 3 89432 756 1 Nachdruck der 1 Auflage von 1965 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Saatgans Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Anser fabalis Album mit Bildern Videos und Audiodateien Fotografien der Saatgans in freier Wildbahn Anser fabalis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 31 Januar 2009 Waldsaatgans Anser fabalis auf eBird org Federn der Saatgans Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saatgans amp oldid 234877839