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Dieser Artikel erlautert die historische Organisation Rote Hilfe zur gegenwartig existierenden Organisation siehe Rote Hilfe Verein Die Rote Hilfe Deutschlands RHD war eine deutsche politische Hilfsorganisation die der KPD nahestand und von 1924 bis 1936 bestand Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung Geschichte 2 Gliederung und Statistik 3 Anwalte 4 Zentralorgan 5 Prozesse und Kampagnen 6 Neugrundungen 7 Veroffentlichungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEntstehung Geschichte Bearbeiten nbsp Clara Zetkin ab 1925 Leiterin der Roten Hilfe Foto Mitte der 1920er Jahre Im April 1921 entstanden als Folge der politischen Repression nach den Marzkampfen Rote Hilfe Komitees auf Beschluss einer Konferenz der KPD Im November 1921 konstituierte sich ein Berliner Komitee als Zentralkomitee Beim IV Weltkongress der Komintern in Moskau 5 Oktober bis 12 November 1922 wurde die Bildung eines proletarischen Roten Kreuzes beschlossen der spateren Internationalen Roten Hilfe IRH russ MOPR MOPR Am 1 Oktober 1924 grundete sich dann die Rote Hilfe Deutschlands RHD als KPD nahe Organisation Zu den Grundungsmitgliedern gehorte der Kunstler Heinrich Vogeler der auch in den Zentralvorstand gewahlt wurde Ihr erster Vorsitzender war der spatere erste und einzige Prasident der DDR Wilhelm Pieck der zuvor Leiter der Juristischen Zentralstelle der Landtags und Reichstagsfraktion der KPD war Ab 1925 ubernahm Clara Zetkin die RHD Leitung Nach dem Tod Julian Marchlewskis im selben Jahr leitete sie auch die Internationale Rote Hilfe Anfangs war die Organisation mit der Kampagne Rote Hilfe fur Opfer des Krieges und der Arbeit fur den Internationalen Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit aktiv Der Schwerpunkt der Arbeit lag jedoch auf der Unterstutzung der inhaftierten Mitglieder des Rotfrontkampferbundes der SAP KAP Gewerkschaftern wie auch Parteilosen und deren Angehorigen Zu diesem Zweck wurden Rechtsberatungsstellen aufgebaut und justizkritische Publikationen herausgegeben 1 Die Rote Hilfe erklarte 1923 den 18 Marz Pariser Kommune zum Internationalen Tag der Hilfe fur die politischen Gefangenen und hielt diesen bis zu ihrem Verbot durch die Nationalsozialisten 1933 ab Im Marz 1930 war die RHD an der Grundung einer deutschen Sektion der Internationalen Juristischen Vereinigung IJV beteiligt die sich mit Straf Volker Verfassungs und Arbeitsrecht befasste 1933 wurde die RHD im Zuge der Reichstagsbrandverordnung verboten Anwalte und Juristen wie Hans Litten Felix Halle und Alfred Apfel wurden in derselben Nacht verhaftet Der Gestapo gelang es in Munchen den KPD Funktionar Max Troll als Spitzel und Agent Provocateur einzuschleusen und Hunderte Kommunisten zu verhaften Bis 1935 36 wurde die Rote Hilfe von der Geheimen Staatspolizei aufgelost Einige Mitglieder arbeiteten einige Zeit im Untergrund weiter wie Lore Wolf die gemeinsam mit Johanna Kirchner die der der SPD nahestehenden Arbeiterwohlfahrt angehorte bedrohten Personen uber das Saargebiet ins Exil verhalf Die Leitung der Auslandsorganisation der RHD ubernahm ab 1933 34 Wilhelm Beuttel von Paris aus Gliederung und Statistik BearbeitenDie Ortsgruppen der RHD bestanden aus Betriebs und Wohnbezirkszellen und wurden von Bezirksvorstanden die unter einem Zentralvorstand arbeiteten angeleitet Dem Zentralvorstand war eine Revisionskommission beigeordnet die die Einhaltung des Statuts uberwachte Jede Ortsgruppe hatte eine Rechtsschutzkommission die auch Lokalpolitiker einbinden sollte Hauptamtlich beschaftigte die Rote Hilfe 60 bis 80 Personen Zu den prominenteren Mitgliedern der Roten Hilfe gehorte unter anderem der Jurist und Schriftsteller Felix Halle der zeitweise auch Leiter der juristischen Zentralstelle der KPD Reichs und Landtagsfraktion war Auf jahrlichen Reichskongressen der RHD referierten Anwalte wie Kurt Rosenfeld und Hilde Benjamin zum Strafprozessrecht und anderen Rechtsfragen 1933 hatte die Rote Hilfe 530 000 Mitglieder von denen 119 000 der KPD und 15 000 der SPD angehorten 1931 gesamt 405 000 55 600 waren zugleich IRH Mitglied Von 1924 bis Marz 1929 finanzierte die RHD Rechtsschutz und Unterstutzung fur 27 000 Personen und 16 000 Inhaftierte in Hohe von 4 Mio Reichsmark 1932 waren es 9 000 politische Haftlinge 20 000 Familienangehorige und 50 000 Linke mit Ermittlungsverfahren und Prozessen Der RHD Zentralvorstand war personell mit der Juristischen Zentralstelle der KPD verbunden und arbeitete auch mit der Berliner IRH zusammen nbsp Der Barkenhoff des RHD Grundungsmitglieds Heinrich Vogeler historischer Mittelpunkt der Kunstlerkolonie Worpswede zeitweilig als Kinderheim der Roten Hilfe genutzt heute MuseumIn der Kunstlerkolonie Worpswede unterhielt die Rote Hilfe seit 1923 das Kinderheim Barkenhoff nachdem Heinrich Vogeler ihnen seinen Besitz fur den geringen Kaufpreis von 15 000 Goldmark uberlassen hatte Ab 1925 kam in Elgersburg das Kinderheim MOPR hinzu 2 Den Heimen stand ein 46 kopfiger Verwaltungsrat vor dem bekannte Personen wie Albert Einstein und Thomas Mann angehorten Die Rote Hilfe Deutschlands konnte einen Kreis von ca 600 Personlichkeiten aus dem demokratischen und linksintellektuellen Spektrum einbinden Kampagnen der RHD wie etwa fur die Amnestie politischer Gefangener 1928 fur die Freiheit der Kunst oder gegen den 218 wurden von Albert Einstein Kurt Tucholsky Kathe Kollwitz Heinrich Zille Heinrich Mann Erich Muhsam Magnus Hirschfeld Otto Dix Max Liebermann Erwin Piscator Carl von Ossietzky Heinrich Vogeler und anderen unterstutzt 3 Anwalte BearbeitenZwischen 1924 und 1933 arbeiteten uber 300 Anwalte fur die Rote Hilfe davon ungefahr 50 uber einen langeren Zeitraum 4 Bekannt wurde der fur die Rote Hilfe aktive Rechtsanwalt Hans Litten der Mitte der 1920er Jahre spektakulare politische Prozesse fuhrte Gegen Ende der Republik erhielt Litten standigen Personenschutz durch Mitglieder des RFB Ein weiterer bekannter Anwalt der Roten Hilfe war der in Frankfurt am Main praktizierende Adolf Moritz Steinschneider der sofort nach dem Machtantritt Hitlers ohne Pass und nahezu mittellos in die Schweiz emigrierte 5 Im Zeitraum des Bestehens arbeiteten etwa 330 Anwalte fallbezogen fur die Rote Hilfe Von diesen waren 60 judischer Abstammung 6 was bedeutsam wurde als am 7 April 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in Kraft trat und sie vielfach ihre Zulassungen bei deutschen Gerichten verloren Weltkriegs Teilnehmer wurden als Rechtskonsulenten bis Ende 1941 gefuhrt Andere Anwalte betraf dasselbe Gesetz aufgrund kommunistischer Betatigung Sie wechselten nach dem Lizenzverlust haufig als Justitiare in Unternehmen Nach J Schwarz wurden 22 Anwalte nachweislich in Konzentrationslager verbracht Zum Teil gehorten sie spater zu den 55 emigrierten Anwalten Juden die bis 1942 nicht aus Deutschland ausreisten uberlebten nur in wenigen Fallen die KZs bspw Ernst Hegewisch und Gerhard Obuch Zwei Anwalte wurden in der Sowjetunion Opfer der stalinschen Sauberungen Etwa 30 kehrten aus dem Exil nach Deutschland zuruck neun davon dauerhaft in die DDR Zentralorgan BearbeitenZentralorgan der Roten Hilfe war von 1926 bis 1928 Der Rote Helfer Ab April 1927 erschien Der Rote Helfer mit einer als Agitationsplakat gestalteten heraustrennbaren Mittelseite Abgelost wurde Der Rote Helfer 1929 durch die illustrierte Justizzeitung Tribunal 7 Die illegale Verbreitung der Zeitung lasst sich nachweisen von Dezember 1933 bis April 1936 Redakteur der Zeitung war 1933 Wilhelm Pieck Verantwortlich fur den gesamten Inhalt war Erich Hartmann 8 Prozesse und Kampagnen Bearbeiten nbsp RHD Wagen beim Pfingsttreffen des Rotfrontkampferbunds 1928 im Berliner Lustgarten Tscheka Prozess Februar April 1925 gegen KPD Mitglieder Hochverrat Prozessserie zum Hamburger Aufstand Januar Mai 1925 1926 Heraus mit Max Hoelz und allen politischen Gefangenen Amnestiekampagne 1929 Prozesse des Berliner Blutmai 1931 sachsischer Waffenlagerprozess um die Aneignung eines Lagers des Stahlhelm auf Reichswehr Gelande durch Linke 1932 Rontgenstrassenprozess um den Tod eines SA Mannes 1932 Felseneckeprozess um den Uberfall auf eine SPD nahe SchrebergartenkolonieVerteidigung in weiteren Prozessen zur Freiheit der Kunst und fur SPD und Reichsbanner MitgliederNeugrundungen BearbeitenUnter Bezug auf die historische Rote Hilfe wurde 1975 in der Bundesrepublik die Rote Hilfe e V aktiv bis 1986 amtierte sie unter dem Namen Rote Hilfe Deutschlands Auch in der Schweiz gab es seit 1968 eine Rote Hilfe als Rechtshilfeorganisation der Neuen Linken 9 Veroffentlichungen Bearbeiten1927 Folterkammer Amerika Sieben Jahre Sacco Vanzetti Volltext online PDF 11 2 MB Literatur BearbeitenSilke Makowski Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern Die Rote Hilfe Deutschlands in der Illegalitat ab 1933 Schriftenreihe des Hans Litten Archivs zur Geschichte der Roten Hilfe Band 1 Herausgegeben vom Gottinger Hans Litten Archiv Verlag Gegen den Strom Munchen 2016 ISBN 978 3 9809970 4 1 10 Nikolaus Brauns Schafft rote Hilfe Geschichte und Aktivitaten der proletarischen Hilfsorganisation fur politische Gefangene in Deutschland 1919 1938 Pahl Rugenstein Bonn 2003 ISBN 3 89144 297 1 11 Zugleich Munchen Universitat Dissertation Rote Hilfe Deutschlands von der Munchner Frauenhilfe fur politische Gefangene bis zur antifaschistischen Deutschen Volkshilfe 1919 1938 Siegfried Bresler u a Der Barkenhoff Kinderheim der Roten Hilfe 1923 1932 Worpsweder Verlag Lilienthal 1991 ISBN 3 922516 91 2 Sabine Hering Kurt Schilde Hrsg Die Rote Hilfe Die Geschichte der internationalen kommunistischen Wohlfahrtsorganisation und ihre sozialen Aktivitaten in Deutschland 1921 1941 Leske Budrich Opladen 2003 ISBN 3 8100 3634 X Heinz Jurgen Schneider Erika Schwarz Josef Schwarz Die Rechtsanwalte der Roten Hilfe Deutschlands Politische Strafverteidiger in der Weimarer Republik Geschichte und Biografien Pahl Rugenstein Bonn 2002 ISBN 3 89144 330 7 Heinz Sommer Clara Zetkin und die Rote Hilfe In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Band 7 Nr 1 2008 S 46 55 Hermann Weber Die Wandlung des deutschen Kommunismus Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik 2 Bande Europaische Verlags Anstalt Frankfurt am Main 1969 Weblinks BearbeitenZur Geschichte der Roten HilfeEinzelnachweise Bearbeiten Carola Tischler Die Gerichtssale mussen zu Tribunalen gegen die Klassenrichter gemacht werden Die Rechtsberatungspraxis der Roten Hilfe Deutschlands In Sabine Hering Kurt Schilde Hrsg Die Rote Hilfe Die Geschichte der internationalen kommunistischen Wohlfahrtsorganisation und ihrer sozialen Aktivitaten in Deutschland Leske Budrich Opladen 2003 ISBN 3 8100 3634 X Gerhard Kaiser Heim in idyllischer Lage Vom Kinderheim der Roten Hilfe zu Elgersburg zum Hotel Am Wald Berlin 2010 Nikolaus Brauns Schafft Rote Hilfe Bonn 2003 S 192 f Carola Tischler Die Gerichtssale mussen zu Tribunalen gegen die Klassenrichter gemacht werden In Sabine Hering Kurt Schilde Hrsg Die Rote Hilfe Die Geschichte der internationalen kommunistischen Wohlfahrtsorganisation und ihrer sozialen Aktivitaten in Deutschland Leske Budrich Opladen 2003 ISBN 3 8100 3634 X S 110 Adolf Moritz Steinschneider Archiv Adolf Moritz Steinschneider Biographische Daten Neue Forschungen zur Roten Hilfe Memento vom 5 Marz 2012 im Internet Archive Nikolaus Brauns Schafft Rote Hilfe Bonn 2003 S 65 Was musst du von der Amnestie wissen Sonderbeilage In Tribunal Nr 1 1933 Digitalisat Hartmut Rubner Rote Hilfe in der Schweiz Konstitutionsbedingungen und Praxisformen einer Solidaritatsorganisation der Neuen Linken 1968 1980 In Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Band 9 Nr 2 2010 S 66 87 Inhaltsubersicht raeterepublik deNormdaten Korperschaft GND 2068183 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rote Hilfe Deutschlands amp oldid 236807297