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Ernst Hegewisch 23 November 1881 in Hannover 28 Dezember 1963 in Rheinbach war ein deutscher Jurist Er arbeitete als Anwalt fur die Rote Hilfe Deutschlands und die KPD war Beisitzer am Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich er wurde im Nationalsozialismus mit Berufsverbot und Schutzhaft traktiert und spater im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert Nach dem Krieg arbeitete er als Landgerichtsdirektor in Sachsen Anhalt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Sohn eines vermogenden Fabrikbesitzers konnte Hegewisch nach dem Gymnasium ein Studium aufnehmen Er studierte in Heidelberg Leipzig Kiel und Berlin Rechtswissenschaft und als Gasthorer Geschichte und Nationalokonomie Noch wahrend seines Studiums schloss er sich der SPD an Sein Staatsexamen absolvierte er 1905 und es folgte eine mehrjahrige Ausbildung als Rechtsreferendar und Assessor Da er seine Ausbildung im Staatsdienst absolvieren musste und Mitglieder der SPD mit Ausbildungsverbot belegt werden konnten trat er wieder aus der SPD aus 1912 erhielt er die Zulassung zum Rechtsanwalt und eroffnete eine Kanzlei in Celle Zu dieser Zeit arbeitete er vor allem im Bereich des Zivil und Handelsrechts Er hatte vor allem vermogende Kunden und Unternehmen aus der Kaliindustrie Vom Militardienst im Ersten Weltkrieg wurde er aus gesundheitlichen Grunden freigestellt Seine weitere Politisierung erfuhr er wahrend des Ersten Weltkrieges 1918 zahlte er zu den Mitbegrundern des Spartakusbundes in Celle und 1919 trat er der KPD bei In der Folge der Niederschlagung der Novemberrevolution kam es zu zahlreichen Prozessen fur die der KPD nur wenige Anwalte zur Verfugung standen Vom Wirtschaftsrecht sattelte er um auf Strafrecht In Halle arbeitete er 1921 ein halbes Jahr um Teilnehmer des Mitteldeutschen Aufstandes die vor Sondergerichten angeklagt waren zu verteidigen Im selben Jahr gehorte Hegewisch zu den Verteidigern von Max Hoelz der wegen Mordes an einem Gutsbesitzer angeklagt war Zuvor hatte er Hoelz in einer Auslieferungsangelegenheit aus der Tschechoslowakei vertreten Nach der Verurteilung von Hoelz trat er bei zahlreichen Veranstaltungen auf in denen es um die Freilassung von Hoelz und dessen ubriger Anhanger ging 1 Sein politisches Engagement wurde seitens seiner konservativen Kollegen negativ aufgenommen Seine Celler Anwaltskollegen brachen den Kontakt ab er wurde bespitzelt und 1920 kam es zu einem Ermittlungsverfahren wegen Hochverrats Zweimal wurde er wegen seiner offensiven Prozessfuhrung mit disziplinarischen Ehrengerichtsverfahren vor der Anwaltskammer uberzogen Wahrend des Kapp Putsches 1920 beteiligte sich Hegewisch aktiv an der Gegenmobilisierung in Celle Der Celler Oberburgermeister hatte sich dem Putsch angeschlossen und Teile des Burgertums und der Reichswehr sympathisierten mit diesem Die Situation in Celle war gespannt Nachdem mehrere hundert bewaffnete Arbeiter am 17 Marz in Celle eintrafen ging eine Abordnung des Aktionsausschusses unter Leitung von Hegewisch zum Celler Garnisonsaltesten und informierte ihn uber die Ubernahme der militarischen Macht durch die Arbeiterschaft 2 Zum 6 August 1921 lud die KPD zu einem Treffen der kommunistischen Anwalte Es wurde eine Rechtsschutzkommission fur das ganze Reich sowie eine juristische Zentralstelle bei der Reichstagsfraktion gebildet Ziel war es die geringen Handlungsmoglichkeiten gegen die Repression zentral zu koordinieren Zu den Anwaltsgenossen gehorten seinerzeit unter anderem Felix Halle Arthur Wolf Hans Barbasch Viktor Fraenkl Joseph Herzfeld Gerhard Obuch Arthur Samter und Hugo Seckel Diese Gruppe zahlte 1924 zu den Mitbegrundern der Roten Hilfe Deutschlands und bildete den Kern ihrer ersten Verteidiger Die ablehnende Haltung zur Todesstrafe und ein Rechtsgutachten zur hochstrichterlichen Rechtsprechung gegen Kommunisten von Moritz Liepmann gingen vor allem auf die Initiative der juristischen Zentralstelle und den personlichen Kontakt zu Hegewisch zuruck 3 1923 verfasste er eine Denkschrift uber die Verfassungswidrigkeit des verhangten Ausnahmezustandes und der Auslieferung von Gefangenen an General Hans von Seeckt Auf Wunsch der KPD wurde er Hauptverteidiger fur die infolge des Hamburger Aufstandes angeklagten Arbeiter Hier ragte vor allem das Verfahren gegen Hugo Urbahn hervor politischer Sekretar der KPD und acht weitere Kommunisten Seine Bedeutung bestand darin dass mit Prozessmaterialien ein erstes KPD Verbot begrundet werden sollte Hegewisch koordinierte die Verteidigung mit der KPD Als Urteil erhielt Urbahn zehn Jahre Haft und die verbliebenen Angeklagten wurden grosstenteils freigesprochen Ein KPD Verbot konnte am Ende nicht begrundet werden Die Rote Hilfe und die KPD baten Hegewisch dauerhaft in Hamburg zu arbeiten da es im mitgliederstarksten KPD Bezirk nur wenige vertrauenswurdige Anwalte gab 1926 eroffnete er sein Buro in Hamburg Dort arbeitete er als Rechtsberater des russischen Konsuls und fur russische Handelsvertretungen Auf Vorschlag der KPD wurde er zum Beisitzer im Staatsgerichtshof fur das deutsche Reich gewahlt Bis zur Machtubertragung an Hitler 1933 folgten noch zwei bedeutende Prozesse in Hamburg Einmal im gegen die KPD Fuhrung gerichteten Zentrale Prozess der im Endeffekt politisch nicht durchsetzbar war und aufgrund einer Amnestie 1928 eingestellt wurde Weiters in den Folgeprozessen des Altonaer Blutsonntag Hegewisch arbeitete fur die mehr als 100 Antifaschisten als Hauptverteidiger Ende 1932 waren bis auf 11 alle frei jedoch erhob die Staatsanwaltschaft gegen 16 Anklage wegen Mordes 1933 konnte er deren Verteidigung nicht mehr fortfuhren Im Februar wurde er vorubergehend in Schutzhaft genommen Einen Auftrag fur die Verteidigung von Ernst Thalmann konnte er genauso wenig wie Kurt Rosenfeld ubernehmen Beide erhielten bereits im Fruhjahr 1933 Berufsverbot Jedoch wurde der burgerliche Thalmann Verteidiger Erich Wandschneider auf seine Vermittlung hin ausgewahlt Seit Mai 1933 arbeitete er als Syndikus fur die Handelsvertretung der Sowjetunion und als Berater fur russische Unternehmen Am 2 Oktober 1934 wurde er gemeinsam mit zwei anderen wegen Hochverrates verhaftet Der Grund war seine fortgesetzte aktive Mitgliedschaft in der illegalen KPD Er wurde zu 18 Monaten Gefangnis verurteilt Nach dem Ende der Gefangnishaft wurde er durch die Geheime Staatspolizei erneut fur weitere 18 Monate ins Konzentrationslager Sachsenhausen gezwungen Hier wurde er am 20 Oktober 1938 entlassen In Absprache mit den Verbliebenen der KPD und unter Vorspiegelung einer Annaherung an die Nazis versuchte er seine Zulassung als Anwalt zuruckzuerhalten Dies scheiterte jedoch Er arbeitete fortan als Syndikus fur die Hamburger Wasserwerke Nach dem Zweiten Weltkrieg kandidierte Hegewisch auf Vorschlag der KPD erfolglos fur das Amt des Hamburger Generalstaatsanwalts Er arbeitete im Komitee zur Entnazifizierung der Hamburger Justiz er verfasste hierzu eine grossere Denkschrift die durch sein Engagement dazu beitrug dass die 1945 bereits erneut zugelassenen einstigen Richter des Hochverratssenats des Oberlandesgerichts entlassen werden mussten 4 Durch Initiative der Justizverwaltung der sowjetischen Besatzungszone trat Hegewisch 1947 in den Justizdienst in Sachsen Anhalt ein 1948 wurde er Landgerichtsdirektor in Halle Merseburg spater Richter am Oberlandesgericht Ferner arbeitete er als Dozent fur Volksrichteranwarter Im Juli 1952 floh Hegewisch mit der gesamten Familie in die Bundesrepublik und verbrachte seinen Lebensabend in Rheinbach bei Bonn Literatur BearbeitenUdo Reifner Gundula Knobloch Der kommunistische Anwalt und die freie Advokatur Zur Biographie von Ernst Hegewisch 1881 1952 In Margarethe Fabricius Brand Edgar Isermann Jurgen Seifert Eckart Spoo Hrsg Rechtspolitik mit aufrechtem Gang Festschrift Werner Holtfort zum 70 Geburtstag Nomos Verl Gesellschaft Baden Baden 1990 ISBN 3 7890 1986 0 S 23 25 Hans Jurgen Schneider Erika Schwarz Die Rechtsanwalte der Roten Hilfe Deutschlands Politische Strafverteidiger in der Weimarer Republik Geschichte und Biografien Pahl Rugenstein Verlag Bonn 2002 ISBN 3 89144 330 7 S 149 154 Hans Jurgen Schneider Ernst Hegewisch 1881 1952 Kommunist Rechtsanwalt der Roten Hilfe und Widerstandskampfer In Um Bruche Celler Lebensgeschichten Mit Beitragen von Heidrun Uta Ehrhardt Peter Erf Reinhard Rohde Hans Jurgen Schneider Sebastian Winter Redaktion Reinhard Rohde celler hefte 5 6 Schriftenreihe der RWLE Moller Stiftung Celle 2010 S 29 38 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Hegewisch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Bundesarchiv NY 4228Einzelnachweise Bearbeiten Gerechtigkeit fur Max Hoelz von Nikolaus Brauns abgerufen am 31 Mai 2009 Celle zwischen Novemberrevolution und Wahrungsreform abgerufen am 14 August 2012 Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Hilde Benjamin Eine Biographie von Volkmar Schoneburg in UTOPIE kreativ Nr 85 86 1997 S 114 Heinz Jurgen Schneider Erika Schwarz Josef Schwarz Die Rechtsanwalte der Roten Hilfe Deutschlands Bonn 2002 S 153 Normdaten Person GND 126382883 lobid OGND AKS VIAF 69919291 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hegewisch ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 23 November 1881GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 28 Dezember 1963STERBEORT Rheinbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Hegewisch amp oldid 226235950