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Als Volksrichter und staatsanwalte wurden in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands SBZ und in der DDR jene Juristen bezeichnet deren fachliche Ausbildung nicht an den Universitaten sondern an der ab 1946 errichteten Volksrichterschule bzw Zentralen Richterschule der ostdeutschen Justizverwaltungen auf Landesebene anfanglich in mehrmonatigen spater verlangerten Lehrgangen erfolgte Uber 80 Prozent der deutschen Richter und Staatsanwalte hatten der NSDAP oder einer ihrer Unterorganisationen angehort Die Volksrichterausbildung stellte ein Instrument dar um der 1945 durch die Entnazifizierungsmassnahmen der SBZ hervorgerufenen Personalnot im staatlichen Verwaltungsapparat begegnen zu konnen In der SBZ wurden auf Befehl der SMAD im September 1945 im Gegensatz zu den anderen Zonen samtliche NSDAP nahen Justizbediensteten entlassen 1 Zentrale Richterschule BearbeitenEs bestanden zu Beginn der 1950er Jahre Einrichtungen der Zentralen Richterschule der funf ehemaligen Lander der DDR SBZ jeweils in Bad Schandau fur Sachsen Gera Roschutz fur Thuringen Halle Saale fur Sachsen Anhalt Schwerin Zippendorf fur Mecklenburg und Potsdam Babelsberg fur Brandenburg Auch fur Berlin war 1948 eine Volksrichterschule vorgesehen doch ihre Einrichtung verzogerte sich sodass eine Richterschule mit 70 Platzen in Berlin Mitte erst im April 1949 den Prasidenten der Deutschen Zentralverwaltung der Justiz DJV Max Fechner eroffnet wurde 2 Insgesamt wurden im Zeitraum von 1946 bis 1950 auf Landesebene funf Lehrgange durchgefuhrt die Ausbildungsdauer verlangerte sich von zunachst sechs Monaten schrittweise bis auf schliesslich zwei Jahre an der zentralen Richterschule Parallel dazu wurde die Ausbildung von Juristen an den Hochschulen weiterbetrieben doch erst als zu Beginn der 1950er Jahre die Transformation der Juristischen Fakultaten im Sinne der SED abgeschlossen war wurden hier wieder Richter und Staatsanwalte in nennenswerter Zahl rekrutiert Dies bedeutete gleichzeitig den Abschluss des Volksrichterprogramms eine zwischenzeitlich von prominenten SED Vertretern geforderte grundsatzliche Entakademisierung der Juristenausbildung vermochte sich nicht durchzusetzen In der Praxis erfolgte die neuartige Juristenausbildung von Anfang an im Spannungsfeld divergierender fachlicher und politischer Ambitionen Wahrend die deutschen Justizverwaltungsbehorden nach anfanglichem Zogern bald dazu ubergingen das Volksrichterprogramm entsprechend den eigenen fachlichen Vorstellungen zu verandern und auszubauen beabsichtigte die KPD SED durch den Einsatz politisierter und nicht akademisch ausgebildeter Juristen den traditionell konservativ autonomen Korpsgeist des Justizapparats zu zersetzen und entsprechend dem sowjetischen Vorbild eine Form sozialistischer Gesetzlichkeit zu schaffen Da die Sowjetische Militaradministration in Deutschland SMAD im Rahmen ihrer bis 1947 zuruckhaltenden Deutschlandpolitik die KPD SED in Justizangelegenheiten kaum unterstutzte stand bei den ersten Ausbildungslehrgangen eindeutig die fachliche Qualifizierung der Teilnehmer im Mittelpunkt Erst im Verlauf des Jahres 1947 vermochte die SED Fuhrung nun von der SMAD unterstutzt eine starkere Politisierung der Unterrichtsinhalte durchzusetzen Dass die Volksrichter insgesamt ein wichtiges Instrument der einheitssozialistischen Machthaber zur Durchdringung des ostdeutschen Justizapparats und zur Durchsetzung ihres Herrschaftsanspruchs z B in den Waldheimer Prozessen darstellten ist ruckblickend nicht zu bestreiten Daneben bleibt aber auch festzustellen dass gerade in der Fruhphase viele Beteiligte Mitarbeiter der Justizverwaltungen Dozenten und nicht wenige Teilnehmer der Lehrgange den uberparteilich antifaschistischen Reformansatz des Volksrichterprogramms in den Mittelpunkt stellten Dies belegt nicht zuletzt der Verlauf zahlreicher Volksrichterkarrieren die bereits nach wenigen Jahren im Streit mit den neuen Machthabern und mitunter anschliessender West Flucht endeten Literatur BearbeitenHans Hattenhauer Uber Volksrichterkarrieren Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1995 ISBN 3 525 86287 3 Julia Pfannkuch Volksrichterausbildung in Sachsen 1945 1950 Lang Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 631 46320 0 Hermann Wentker Volksrichter in der SBZ DDR 1945 bis 1952 eine Dokumentation Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 64574 9 Hans Peter Haferkamp Torsten Wudtke Richterausbildung in der DDR Abschnitte 7 40 Volksrichter Aufsatz in Forum historiae iuris 25 Oktober 1997 Einzelnachweise Bearbeiten Prof Dr Wolfgang Benz Demokratisierung durch Entnazifizierung und Erziehung Veroffentlichungen der Bundeszentrale fur Politische Bildung abgerufen am 9 August 2013 Erste Berliner Richterschule eroffnet in Tageszeitung Neues Deutschland vom 2 April 1950 Nr 78 Seite 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksrichter amp oldid 237393384