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Die Propsteikirche Herz Jesu an der Parade ist die romisch katholische Hauptkirche Lubecks Sie wurde 1888 bis 1891 nach einem Entwurf des Architekten und Paderborner Diozesanbaumeisters Arnold Guldenpfennig errichtet und am 10 Mai 1891 konsekriert Das Patrozinium Heiligstes Herz Jesu ist ein Hinweis auf die in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts stark anwachsende Herz Jesu Verehrung Kirche von NordostenAufnahme um 1900 Entwurfszeichnung von Arnold GuldenpfennigBlick vom Turm nach WestenBlick vom Altar nach Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 4 Gedenkstatte 5 Sanierung 6 Gemeinde 7 Kirchenmusik und Orgeln 8 Glocken 9 Haus der Begegnung 10 Gesellenhaus 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Propsteikirche vor dem Lubecker Dom Blick vom St Petri Turm Mit dem Bau dieser Kirche hatten die Lubecker Katholiken nach uber 350 Jahren wieder eine Kirche Seit der Reformation waren offentliche Messen in der Stadt Lubeck untersagt doch gab es ein Recht der katholischen Domherren in ihren Kurien die nicht der Hoheit der Stadt unterstanden Messe lesen zu lassen und daran auch ihre Hausgaste teilnehmen zu lassen Kaiserliche Schutzbriefe bestatigten diese Rechte mehrfach In der Mitte des 18 Jahrhunderts mietete die katholische Gemeinde vom Domkapitel eine Vikarien Kurie in der Kapitelstrasse 7 Dort wurden die Kapelle eine kleine Schule und einige Wohnungen fur die Geistlichen eingerichtet Bis 1873 wurde in diesem Gebaude die Heilige Messe gefeiert ab 1805 ohne Beschrankungen Dann erwarb der Kirchenvorstand eine ehemalige Domherrenkurie nahe dem Lubecker Dom Dort wurde am 3 August 1888 der Grundstein zu der drei Jahre spater vollendeten neugotischen Backstein Kirche gelegt Erster Pfarrer der neuerbauten Kirche war der spatere Weihbischof in Munster Everhard Illigens Bis zum Bau weiterer katholischer Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg war die Herz Jesu Kirche neben der 1910 erbauten Kirche St Joseph im Stadtteil Kucknitz die einzige katholische Pfarrkirche fur Lubeck und Umgebung zur Ehre der in der Herz Jesu Gemeinde tatigen Martyrer s u erhielt sie 1958 den Rang einer Propsteikirche 2017 wurden sechs Pfarreien zur neuen Pfarrgemeinde Zu den Lubecker Martyrern zusammengelegt Die Pfarrei umfasst Lubeck und Bad Schwartau sowie die politischen Gemeinden von Gross Gronau Krummesse Ludersdorf Scharbeutz Stockelsdorf und Timmendorfer Strand Rund 23 000 Katholiken leben hier auf rund 400 Quadratkilometern 1 Baubeschreibung BearbeitenDie Herz Jesu Kirche ist eine vollstandig in Backstein ausgefuhrte querschifflose Stutzbasilika mit Kreuzgewolben und einen apsidialen Chor mit Funfachtelschluss Aufgrund der Grundstuckssituation ist die Kirche nicht geostet sondern der Altar befindet sich im Westen Ostlich dem Kirchenschiff vorgelagert ist ein Turm der zur Wahrung des von den sieben Turmen der mittelalterlichen Kirchen Lubecks gepragten Stadtbildes nur einen verkurzten Dachreiter artigen Turmhelm hat Samtliche Form und die meisten Ziegelsteine wurden in der Ziegelei Legan in Lubeck Niendorf hergestellt Die Kirche hat eine Gesamtlange von 46 5 m wovon auf das Schiff 32 m auf den Chorraum 6 7 m und auf den Turm 7 8 m entfallen Die Breite des Kirchenschiffes betragt 18 7 m wahrend der Turm eine Breite von 7 2 m und der Chor von 9 m aufweist Die Schlusssteine des Mittelgewolbes sind 14 m uber dem Kirchenfussboden wahrend die Seitenschiffe ca 1 5 m niedriger bleiben Die Firstlinie des Daches erreicht eine Hohe von etwa 23 m Die Hohe des Turmes betragt bis zum Fussboden der Galerie 27 m bis zu den Spitzen der Schildgiebel 40 m und bis zum Turmkreuz ca 60 m 2 Ausstattung BearbeitenDie Kirche erhielt eine komplette Ausstattung im Stil der Neugotik die von Spendern ermoglicht und im Wesentlichen vom Bildhauer Heinrich Seling 1843 1912 und Tischlermeister Thiesing in Osnabruck angefertigt wurde Die Kommunionbank stammte vom Bildhauer und Kunsttischler A Bucker in Rheda Der Hochaltar war als Flugelaltar gestaltet Oberhalb der Leuchterbanke standen geschnitzte Statuen der 12 Apostel daruber Szenen aus der Passionsgeschichte Jesus am Olberg Geisselung Dornenkronung Kreuztragung Veronika reicht Jesus das Schweisstuch oben Jesus am Kreuze mit Maria und Johannes Der Hochaltar brachte so die funf Schmerzhaften Geheimnisse des Rosenkranzes zur Darstellung Unter der Kreuzesgruppe und oberhalb der Expositionsnische befand sich eine Darstellung des segnenden auf dem Thron seiner himmlischen Herrlichkeit sitzende von musizierenden Engeln umgebene Christus Die Aussenseite der Flugel zierten ab 1893 zwei gemalte Heiligendarstellungen des Osnabrucker Malers H Breskamp St Nikolaus von Myra und St Katharina von Alexandrien 3 Die Chorfenster zierten Glasmalereien der Osnabrucker Werkstatt F B Lueg Th Beckmann mit Darstellungen Christi und der Heiligen Ansgar und Vicelin Im Dezember 1891 erhielt die Kirche eine Kopie des Gnadenbilds Unserer Lieben Frau von der immerwahrenden Hilfe 1894 kam eine neugotische Kanzel hinzu mit Reliefdarstellungen Christi und der vier lateinischen Kirchenvater Gregor der Grosse Hieronymus als Kardinal und die Bischofe Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand 1955 und radikaler 1973 im Gefolge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Inneneinrichtung verandert und fast alle Teile der neugotischen Ausstattung vernichtet Ein neuer freistehender Altar aus Schupbacher Marmor ersetzte den neugotischen Flugelaltar Daruber hangt seit wenigen Jahren ein bronziertes Gipskreuz von Ernst Barlach 1930 das zuvor in St Vicelin hing Bronze Versionen dieses Kreuzes befinden sich in der Marburger Elisabethkirche im Gustrower Dom und in St Remberti Bremen 4 Eine mittelalterliche Pieta die heute am ostlichen Ende des sudlichen Seitenschiffes steht war schon 1701 im Besitz der katholischen Mission Im oberen Bereich am Westende der Seitenschiffe hangen zwei Gemalde mit den Heiligen Ignatius von Loyola und Franz Xaver die ebenfalls noch auf die Zeit der Jesuiten Mission in Lubeck zuruckgehen Im sudlichen Seitenschiff steht eine nur 70 Zentimeter hohe holzerne Marienfigur eines unbekannten Kunstlers die im Rahmen der Umbaumassnahmen in der Sakristei wiederentdeckt wurde nbsp Maria mit Kind nbsp Pieta nbsp Anna Selbdritt nbsp Kreuz von Ernst Barlach 1930 Gedenkstatte Bearbeiten nbsp Krypta nbsp Gedenkstatte fur die Lubecker Martyrer Durchgang zur KryptaIn der Krypta der Kirche befindet sich seit 1955 eine Gedenkstatte fur die Lubecker Martyrer die drei an der Herz Jesu Kirche tatigen Kaplane Hermann Lange Eduard Muller und Johannes Prassek sowie den evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink die 1943 gemeinsam hingerichtet wurden Ein Zusammenhang besteht zu der Martyrerin Schwester Magdala Christa Lewandowski einer Kielerin die die Gedenkstatte der katholischen Priester in der Lubecker Herz Jesu Kirche besucht hatte aufgrund dieser Erfahrung ihren Beruf als Bankangestellte aufgab und als Missionarin nach Rhodesien heute Simbabwe ging Dort wurde sie am 6 Februar 1977 zusammen mit anderen in Ausubung ihres Glaubens ermordet Sanierung BearbeitenVom 21 Mai 2012 bis zur Wiedereinweihung am 23 Juni 2013 wurde der Innenraum der Kirche der unter Feuchtigkeitsschaden litt nach Planen des Architekturburos Riemann umfassend saniert Dabei blieb die liturgische Situation von 1973 im Wesentlichen erhalten Allerdings wurde der Altarraum zum Kirchenschiff hin erweitert der Tabernakel wurde aus dem Chorraum zugunsten eines versenkbaren Chorpodests in der Apsis in die Westwand des sudlichen Seitenschiffs verlegt Der Taufstein erhielt einen neuen zentraleren Platz im Eingangsbereich des Kirchenschiffs Die Martyergedenkstatte bekam in einem Anbau eine neue Treppe und einen barrierefreien Zugang mit Fahrstuhl sowie Ausstellungsflachen Ebenfalls im Anbau untergebracht wurden zwei Beichtraume 5 Die aus Kupfer bestehende Spitze des Turmes musste 2007 wegen Schaden saniert werden ein Jahr lang war der Turm eingerustet 2008 zeigte sich der Turm wieder der Offentlichkeit mit einem neuen Kupferdach so wie man es heute kennt Gemeinde BearbeitenFur lange Jahre war die Pfarrgemeinde der Propsteikirche die einzige Pfarrgemeinde im Grossraum Lubeck Nach und nach entstanden funf Tochter Pfarreien Im Zuge der Umstrukturierung des Erzbistums Hamburg zu Pastoralen Raumen wurden die bisher sechs katholischen Pfarreien mit rund 23 000 Katholiken des ehemaligen Dekanats Lubeck zu einer neuen gemeinsamen Pfarrei verschmolzen Seit dem 25 Juni 2017 gibt es im Pastoralen Raum Lubeck nur noch eine katholische Pfarrei Sie tragt den Namen Zu den Lubecker Martyrern Pfarrer ist Propst Christoph Giering Sein Vorganger Franz Mecklenfeld war von 2006 bis 2016 Propst er loste Helmut Siepenkort 18 Marz 2007 ab der seit 1990 als Propst in der Pfarrei tatig war Kirchenmusik und Orgeln Bearbeiten nbsp OrgelDie erste Orgel der Herz Jesu Kirche war ein Werk von E F Walcker amp Cie und wurde 1894 eingebaut Sie hatte zwei Manuale und 13 Register und wurde 1941 durch Karl Kemper umgebaut und erweitert Danach hatte die Orgel 24 Register auf drei Manualen und Pedal bei elektropneumatischer Spiel und Registertraktur Sie wurde 1997 abgebaut 6 Mit der Einrichtung einer hauptamtlichen A Kirchenmusikerstelle im Jahr 1992 wurde eine umfangreiche kirchenmusikalische Arbeit an der Propsteikirche Herz Jesu aufgebaut Der erste Stelleninhaber Heiner Arden 1964 grundete folgende Chore 1992 Propsteichor Lubeck 1993 Kammerchor Cantus Lubeck 1998 Kinderchor Canzonetta Lubeck Hinzu treten die kleine schola und die schola cantorum lubeck Neben einer Truhenorgel der niederlandischen Orgelbaufirma Henk Kloop befindet sich in der Propsteikirche eine Orgel der Firma Orgelbau Kuhn Mannedorf Schweiz aus dem Jahre 1998 7 I Hauptwerk C a31 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Bourdon 8 4 Flauto dolce 8 5 Octave 4 6 Nachthorn 4 7 Quinte 2 2 3 8 Superoctave 2 9 Mixtur IV 2 10 Fagott 8 II Solowerk C a311 Rohrflote 8 12 Principal 4 13 Cornet III 2 2 3 14 Cymbale III IV 1 1 3 15 Trompete 8 16 Clairon 4 Tremulant III Schwellwerk C a317 Flute harmonique 8 18 Gambe 8 19 Voix celeste 8 20 Flute octaviante 4 21 Octavin 2 22 Trompette harmonique 8 23 Basson Hautbois 8 24 Voix humaine 8 Tremulant Pedalwerk C g125 Principalbass 16 26 Subbass 16 27 Octavbass 8 28 Violoncello 8 29 Octave 4 30 Bombarde 16 Koppeln II I III I auch als Suboktavkoppel III II I P II P III PGlocken BearbeitenNach einem alten Abrechnungs und Kassenbuch der Fa F Otto aus Hemelingen bei Bremen wurden im Jahr 1898 drei Bronzeglocken mit der Tonfolge es f g und folgenden Gewichten 1545 kg 1070 kg 755 kg gegossen Die beiden grossen Glocken wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen 8 9 Bis zum Jahre 2013 blieb sie die einzige Glocke der Kirche Im Jahr 2013 wurden durch die Fa OttoBuer Neustadt Holstein in Zusammenarbeit mit der Glockengiesserei Eijsbouts in Asten NL zwei neue Bronzeglocken gegossen Es handelt sich im Einzelnen um folgende Glocken I Christusglocke Herz Jesu Ton d Masse 1 500 kg gegossen 2013 Giesser Royal Eijsbouts Asten NL II Martyrerglocke Ton e Masse 1 200 kg gegossen 2013 Giesser Royal Eijsbouts Asten NL III Marienglocke Ton g Masse 766 kg gegossen 1898 Giesser F OTTO Hemelingen BremenHaus der Begegnung Bearbeiten nbsp Haus der Begegnung Sudlich neben der Kirche befindet sich das ehemalige Wohnhaus fur den Pfarrer und die Kaplane 2005 wurde es nach einem umfangreichen Umbau zu einem Haus der Begegnung einem Treffpunkt mehrerer kirchlicher caritativer und sozialer Einrichtungen und kirchlichen Buroraumen Gesellenhaus Bearbeiten nbsp Katholisches Gesellenhaus an der ParadeDas fruher zur Kirche gehorende Katholische Gesellenhaus erbaut durch den Architekten Carl Muhlenpfordt beherbergt nach einem grossen Umbau mehrere Arztpraxen und als Erweiterung des katholischen Alten und Pflegeheims Haus Simeon einen Wohnbereich fur zwolf Menschen mit fortschreitender Demenz Literatur BearbeitenEverhard Illigens Geschichte der Lubeckischen Kirche von 1530 bis 1896 das ist Geschichte des ehemaligen katholischen Bistums und der nunmehrigen katholischen Gemeinde sowie der katholischen Bischofe Domherren und Seelsorger zu Lubeck von 1530 bis 1896 Paderborn 1896 Helmut Siepenkort Hrsg Hundert Jahre Propsteikirche Herz Jesu zu Lubeck Lubeck 1991 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Propsteikirche Herz Jesu Lubeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webseite der Gemeinde Kirchenmusik an der Propsteikirche Herz JesuEinzelnachweise Bearbeiten Erzbistum Hamburg Pfarrei Zu den Lubecker Martyrern wird gegrundet Abgerufen am 23 Oktober 2021 Nach Illigens Lit S 132 Nach Illigens Lit S 133 Wie der Barlach nach bremen kam abgerufen am 3 August 2022 Siehe Sanierung Propsteikirche Memento vom 19 April 2013 im Internet Archive abgerufen am 12 August 2012 Angaben nach Dietrich Wolfel Die wunderbare Welt der Orgeln Lubeck als Orgelstadt 2 neu uberarb und erw Auflage Schmidt Romhild Lubeck 2004 ISBN 3 7950 1261 9 S 265f Zur Geschichte der Orgeln der Propsteikirche Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 insbesondere Seite 509 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Nijmegen NL 2019 S 556 hier S 475 urn nbn nl ui 22 2066 204770 Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen 53 8625 10 684444444444 Koordinaten 53 51 45 N 10 41 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Propsteikirche Herz Jesu amp oldid 237689089