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Als Lubecker Martyrer werden die drei katholischen Priester Johannes Prassek Eduard Muller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink bezeichnet Sie wurden am 10 November 1943 kurz hintereinander in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis durch Enthauptung mit der Guillotine hingerichtet Grund waren ihre offentlichen kritischen Bemerkungen zu den Unrechtstaten der Nationalsozialisten die sie als Geistliche geaussert hatten Die drei katholischen Geistlichen wurden am 25 Juni 2011 seliggesprochen An Stellbrink wird seit 1969 im Evangelischen Namenkalender erinnert Inhaltsverzeichnis 1 Widerstand 2 Prozess 3 Hinrichtung 4 Gedenken 4 1 Vermachtnis 4 2 Seligsprechung 4 3 Gedenkorte 4 4 Benennungen von offentlichen Platzen 4 5 Gedenkbriefmarke 5 Literatur 6 Film 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseWiderstand Bearbeiten nbsp Katholische Propsteikirche Herz Jesu in der Lubecker Innenstadt die im nordlichen Anbau und in der Krypta eine Gedenkausstellung beherbergt nbsp Eine Tafel an der Katholischen Propsteikirche Herz Jesu in Lubeck Parade erinnert an das Schicksal der Lubecker Martyrer nbsp Die Lutherkirche im Lubecker Stadtteil St Lorenz ist dem Gedenken an die Lubecker Martyrer gewidmet nbsp Erstausgabe des Sonderpostwertzeichens Lubecker Martyrer Die katholischen Priester waren an der Herz Jesu Kirche in der Lubecker Innenstadt tatig Prassek als Kaplan Muller als Adjunkt und Lange als Vikar Stellbrink war Pastor der Lutherkirche Seit 1941 waren sie miteinander freundschaftlich verbunden und tauschten Nachrichten und Predigten unter anderem des Bischofs von Munster Clemens August Graf von Galen miteinander aus Sie hatten einen Protest Brief von Theophil Wurm und Galen Predigten zuganglich gemacht 1 In der Predigt am Palmsonntag 1942 sagte Stellbrink durch den britischen Luftangriff auf Lubeck in der Vornacht habe Gott mit machtiger Stimme gesprochen Dies wurde falschlich so wiedergegeben als habe er von einem Gottesgericht gesprochen ein Begriff der in seiner Predigt nicht vorkam Er wurde am 7 April 1942 verhaftet Prassek am 18 Mai Lange am 15 Juni und Muller am 22 Juni Ausser den Geistlichen wurden noch 18 katholische Laien verhaftet unter ihnen auch der spatere Moraltheologe Stephan Pfurtner Prozess BearbeitenEin Jahr spater vom 22 bis 24 Juni 1943 fand ihr Prozess vor dem 2 Senat des Volksgerichtshofes unter Vorsitz von Wilhelm Crohne statt der zu diesem Zweck nach Lubeck gekommen war Die Geistlichen wurden wegen Rundfunkverbrechen landesverraterischer Feindbegunstigung und Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt Die meisten der mitangeklagten Laien wurden freigesprochen oder erhielten Freiheitsstrafen die durch die Untersuchungshaft als abgesessen galten nur zwei erhielten langere Freiheitsstrafen darunter der schwerer belastete Adolf Ehrtmann der mit einem Todesurteil gerechnet hatte Hinrichtung Bearbeiten nbsp Gedenktafel in den Wallanlagen beim Untersuchungsgefangnis HamburgDaraufhin wurden die Geistlichen in die Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis verlegt Der fur die katholischen Priester zustandige Bischof von Osnabruck Wilhelm Berning besuchte die Geistlichen im Gefangnis und schrieb ein Gnadengesuch das abgelehnt wurde Pastor Stellbrink erhielt keinerlei Unterstutzung seiner Landeskirche und wurde vor seiner Hinrichtung wegen seiner Verurteilung aus dem kirchlichen Dienst entlassen Die Hinrichtungen besorgte der Scharfrichter Friedrich Hehr Als erster wurde am 10 November kurz vor 18 Uhr Eduard Muller mit dem Fallbeil hingerichtet Die Hinrichtungskosten mussten die Hinterbliebenen tragen 1 Am 15 November 1943 wurden die Leichen von Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink in Hamburg im Ohlsdorfer Krematorium eingeaschert und spater in der Krypta der Herz Jesu Kirche bzw in der Lutherkirche beigesetzt Die Leichen von Johannes Prassek und Eduard Muller wurden im Krematorium des KZ Neuengamme eingeaschert die Asche wurde in der dortigen Lagergartnerei verstreut 2 Gedenken BearbeitenVermachtnis Bearbeiten Die Briefe aus der Haft und insbesondere die Abschiedsbriefe der Ermordeten sind in der Ausstellung ich kann dich sehen in der Gedenkstatte Lutherkirche in Lubeck in Kopie zu lesen Das Besondere am Widerstand der Lubecker Martyrer war dass sie sich uberkonfessionell verstandigten und sich nicht auf leise Diplomatie verlegten Sie brachten klar zum Ausdruck dass christliche Regeln uber den Regeln des Nationalsozialismus stehen sollten Zu dieser klaren Haltung fanden sich ihre kirchlichen Vorgesetzten damals nicht 3 Seligsprechung Bearbeiten Zum 60 Jahrestag der Hinrichtung kundigte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen den Beginn des Seligsprechungsprozesses fur die drei katholischen Geistlichen der Lubecker Martyrer an Gleichzeitig vereinbarte er mit der Bischofin fur den Sprengel Holstein Lubeck der Nordelbischen Evangelisch Lutherischen Kirche Barbel Wartenberg Potter die Einrichtung einer okumenischen Begleitgruppe um das gemeinsame Gedenken zu gewahrleisten Die Seligsprechung der drei katholischen Geistlichen fand am Sonnabend dem 25 Juni 2011 in Lubeck statt 4 Kardinal Angelo Amato verlas bei einem Gottesdienst unter offenem Himmel in Lubeck das Schreiben von Papst Benedikt XVI mit dem die drei katholischen Geistlichen in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen wurden Die Predigt hielt Kardinal Walter Kasper der auch des Protestanten Stellbrink gedachte 5 Gedenkorte Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Lubecker Rathaus nbsp Denkmal am Zeughaus in Lubeck fur die Widerstandskampfer in Lubeck nbsp Johannes Prassek Haus in Osnabruck nbsp Hamburg Untersuchungsgefangnis Holstenglacis Holstenglacis 3 Stolpersteine fur die in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis hingerichteten Lubecker Martyrer nbsp Hamburg St Marien Dom Domherrenfriedhof Denkmal mit den vier Kopfen der Lubecker Martyrer in Eisen auf vier StelenIm nordlichen Anbau und der Krypta der katholischen Propsteikirche Herz Jesu in der Lubecker Innenstadt nahe beim Dom befindet sich eine Dokumentation zum Wirken der Geistlichen und zu den politischen Entwicklungen in der Zeit des Nationalsozialismus In der evangelischen Lutherkirche gab es von 1995 bis 2013 auf der Empore eine Ausstellung zu den Lubecker Martyrern Am 8 November 2014 wurde sie nach umfassenden Umbauten in der Kirche mit erweiterten Inhalten unter dem Titel ich kann dich sehen Widerstand Freundschaft Ermutigung der vier Lubecker Martyrer neu eroffnet 6 Beim Lubecker Rathaus befindet sich eine Gedenktafel an der Mauer der Passage von der Breiten Strasse zum Ratskeller Nach einer Andacht in der Marienkirche wird dort am Todestag der Martyrer von den Vertretern der christlichen und judischen Religionen ein Kranz Blumen niedergelegt 7 Beim Denkmal am Zeughaus in der Parade das den Widerstandskampfern in der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet ist werden am Todestag der Lubecker Martyrer Blumen niedergelegt 8 In der katholischen Kirche St Johann in Niendorf von 1911 die das Gelande der Fachklinik Maria Meeresstern mit ihrem Glockenturm weit uberragt wird an die Lubecker Martyrer erinnert In den Wallanlagen an der Untersuchungshaftanstalt Hamburg erinnert eine Gedenktafel an die Hinrichtung durch die Guillotine im Innenhof am 10 November 1943 Vor dem Eingang zum Untersuchungsgefangnis am Holstenglacis 3 wurden Stolpersteine fur die Lubecker Martyrer verlegt Im Hamburger St Marien Dom gibt es am rechten hinteren Kirchenpfeiler eine Metallbanderole mit den Namen und im sudlichen Seitenschiff einen Schaukasten zu den Lubecker Martyrern Ein Denkmal mit den vier Kopfen der Lubecker Martyrer auf vier Eisenstelen des Bildhauers Karlheinz Oswald erinnert im Domherrenfriedhof des St Marien Doms in Hamburg an ihr Wirken 9 Krypta der Heilig Geist Kirche in Georgsmarienhutte Oesede Johannes Prassek Haus in Osnabruck Kaplan Prassek Heim Herten Jugendheim Benennungen von offentlichen Platzen Bearbeiten Prassekstrasse in Lubeck St Gertrud seit 1961 Stellbrinkstrasse in Lubeck St Gertrud seit 1961 Johannes Prassek Park in Hamburg Barmbek seit 2011 Stellbrinkweg in Hamburg Neuallermohe seit 2011Gedenkbriefmarke Bearbeiten Ende 2018 erschien eine Briefmarke zu Ehren der Martyrer aus Anlass des 75 Jahrestags ihrer Hinrichtung Das rein typografisch gestaltete Postwertzeichen zeigt auf weissem Grund eine grosse rote Uberschrift Lubecker Martyrer in Versalien wobei die senkrechte linke Linie von zwei der Buchstaben r in Martyrer weit nach unten gezogen ist und an eine Blutspur erinnert Darunter stehen in kleinerer grauer Schrift die vier Namen Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Josef Schafer SJ Bearb Wo seine Zeugen sterben ist sein Reich Briefe der enthaupteten Lubecker Geistlichen und Berichte von Augenzeugen Hansa Verlag Josef Toth Hamburg 1946 Else Pelke Der Lubecker Christenprozess 1943 Grunewald Mainz 1961 2 Aufl 1963 als Topos Taschenbuch 1974 ISBN 3 7867 0490 2 Losch mir die Augen aus Leben und gewaltsames Sterben der vier Lubecker Geistlichen in der Zeit des Nationalsozialismus Eine Ausstellung im Burgkloster zu Lubeck vom 8 November 1993 bis zum 10 November 1994 erstellt vom Burgkloster zu Lubeck in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis 10 November Dazu Ingaburgh Klatt Losch mir die Augen aus In Jahrbuch Demokratische Geschichte ISSN 0932 1632 Bd 8 1993 S 205 280 als Sonderdruck hrsg vom Burgkloster zu Lubeck Amt fur Kultur der Hansestadt Lubeck 1994 Martin Merz Die Pfaffen aufs Schafott Ein Lubecker Prozess vor 50 Jahren Begleitheft zur Ausstellung Lubeck 1993 uberarbeitetes Manuskript NDR Rundfunksendung Reihe Religion und Gesellschaft 6 August 1993 Ekkart Sauser Die Martyrer von Lubeck In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 14 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 073 5 Sp 1208 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 29 Isabella Spolovjnak Pridat Helmut Siepenkort Hrsg Okumene im Widerstand Der Lubecker Christenprozess 1943 Schmidt Romhild Lubeck 2001 3 aktualisierte und erweiterte Aufl 2006 ISBN 3 7950 7035 X Martin Thoemmes Sebastian von Melle Okumene im Widerstand Die Lubecker Martyrer In Martin Latzel Joachim Liss Walther Hrsg Christentum zwischen Nord und Ostsee Eine kleine okumenische Kirchengeschichte Schleswig Holsteins Edition Temmen Bremen 2004 Peter Voswinckel Nach 61 Jahren komplett Abschiedsbriefe der Vier Lubecker Martyrer im historischen Kontext In Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde Bd 85 2005 S 279 330 Harald Schultze Andreas Kurschat Hrsg Ihr Ende schaut an Evangelische Martyrer des 20 Jahrhunderts Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006 S 446 448 2 Auflage 2008 S 478 480 Sebastian von Melle Die vier Lubecker Martyrer Okumene im Widerstand In Jens Ehebrecht Zumsande Sigrid Kessens Martin Latzel Hrsg Uberzeugt Glaubenszeuginnen und Glaubenszeugen des Nordens Sonderheft der Reihe in Religion Bergmoser Holler Aachen 2008 S 65 67 Sebastian von Melle Wir waren wie Bruder Zur Seligsprechung der Lubecker Martyrer In Hirschberg Heft 6 2011 Hg Bund Neudeutschland KMF S 361 363 Peter Voswinckel Gefuhrte Wege Die Lubecker Martyrer in Wort und Bild Butzon amp Bercker Kevelaer und St Ansgar Hamburg 2010 ISBN 978 3 7666 1391 2 Peter Voswinckel Dokumente zum Thema Lubecker Martyrer 1941 1945 im Auftrag des Kulturburos der Hansestadt Lubeck gefordert von der Gemeinnutzigen Sparkassenstiftung zu Lubeck zusammengestellt von Peter Voswinckel Ohne Verlag Lubeck Juni 2011 Martin Thoemmes Sag niemals drei sag immer vier Das Gedenken an die Lubecker Martyrer von 1943 bis heute Ansgar Hamburg 2012 ISBN 978 3 932379 93 2 Martin Thoemmes Die Martyrer des Lubecker Christenprozesses In Helmut Moll Hrsg Zeugen fur Christus Das deutsche Martyrologium des 20 Jahrhunderts 6 Auflage Schoningh Paderborn 2015 Bd 1 S 319 327 Karen Meyer Rebentisch ich kann dich sehen Widerstand Freundschaft und Ermutigung der vier Lubecker Martyrer Hrsg von der Gedenkstatte Lutherkirche Lubeck 2018 Film BearbeitenWiderstehen im Geiste Christi Die Lubecker Martyrer Dokumentarfilm von Jurgen Hobrecht Polis Film Berlin 2011Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lubecker Martyrer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien luebeckermaertyrer de Offizielle Website des Erzbistums Hamburg Lubecker Martyrer Kurzchronik Die Martyrer von Lubeck Heimo Schwilk in Die Welt 12 Mai 2010 Gedenkstatte Lutherkirche Offizielle Website der Gedenkstatte Lutherkirche mit Ausstellung ich kann dich sehen Einzelnachweise Bearbeiten a b F J Krause Von Martyrern der Dummheit zu Glaubenszeugen im Norden In Senioren Magazin Hamburg November 2018 S 14 17 http www luebeckermaertyrer de de geschichte kurzchronik index html Erzbistum Hamburg und Nordelbische Evangelisch Lutherische Kirche Hrsg Sie haben die Wahrheit bekannt Die vier Lubecker Martyrer Faltblatt von 2010 Lubecker Martyrer Seligsprechung Tausende bei Seligsprechung von Nazi Widerstandlern in Lubeck Memento vom 17 August 2011 im Internet Archive In Lubecker Nachrichten online vom 25 Juni 2011 Martyrer Gedenken in neuem Gewand Nach einem Jahr wurde die Ausstellung in der Lutherkirche wiedereroffnet In Lubecker Nachrichten 9 10 November 2014 Gedenken an die Lubecker Martyrer In Lubecker Nachrichten 14 November 2015 S 13 Gedenken an die Lubecker Martyrer In Lubecker Nachrichten 11 November 2015 S 16 Erzbistum Hamburg Eisenstelen erinnern an Lubecker Martyrer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lubecker Martyrer amp oldid 239139159