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Die Pachyarmatheriidae sind eine ausgestorbene Familie aus der Ordnung der Gepanzerten Nebengelenktiere zu denen auch die heute noch bestehenden Gurteltiere gehoren Sie kam vom Mittleren Miozan vor rund 14 Millionen Jahren bis zum ausgehenden Pleistozan vor rund 10 000 Jahren vor Ihr Hauptverbreitungsgebiet umfasste den zentralen und nordlichen Teil Sudamerikas und den sudlichen Teil Nordamerikas und damit Landschaften unter warm feuchten Klimabedingungen Die Tiere ahnelten ausserlich heutigen Gurteltieren und besassen auch in etwa deren Ausmasse Ein wichtiger Unterschied ist die Gestaltung des Ruckenpanzers Dieser bestand aus zwei starren Teilen im Bereich des Schulter und Beckengurtels die sich etwa oberhalb der Korpermitte scharnierartig uberlappten Dadurch fehlten die fur die Gurteltiere charakteristischen beweglichen Bander zwischen den festen Panzerabschnitten Typisch sind auch die sehr dicken Knochenplattchen aus denen der Panzer besteht Der Skelettbau verweist darauf dass die Vertreter der Familie eher generalisierte Graber darstellten die vermutlich hauptsachlich Ameisen und Termiten frassen Die Familie wurde im Jahr 2018 wissenschaftlich eingefuhrt und besteht momentan aus zwei Gattungen Vermutlich ist sie mit den Glyptodontidae und den Pampatheriidae naher verwandt PachyarmatheriidaeZeitliches AuftretenMittleres Miozan bis Unteres Holozan14 Mio Jahre bis 10 000 JahreFundorteSudamerika Mittelamerika NordamerikaSystematikLandwirbeltiere Tetrapoda Saugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria Nebengelenktiere Xenarthra Gepanzerte Nebengelenktiere Cingulata PachyarmatheriidaeWissenschaftlicher NamePachyarmatheriidaeFernicola Rinderknecht Jones Vizcaino amp Porpino 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemein und Korpergrosse 1 2 Skelettmerkmale 1 3 Panzer 2 Verbreitung 3 Palaobiologie 4 Systematik 4 1 Aussere Systematik 4 2 Innere Systematik 5 Stammesgeschichte 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenAllgemein und Korpergrosse Bearbeiten Die Vertreter der Pachyarmatheriidae ahnelten im ausseren Erscheinungsbild moglicherweise eher den heutigen Gurteltieren als den Glyptodonten Ihre Korpergrosse entsprach weitgehend dem eines rezenten Langnasengurteltiers wie dem Neunbinden Gurteltier Die Kopf Rumpf Lange wird auf 50 bis 60 cm geschatzt das Gewicht durfte rund 10 bis 15 kg betragen haben 1 Deutlich hohere Angaben mit 90 bis 150 kg Korpergewicht wurden in einer Studie aus dem Jahr 2023 veroffentlicht 2 Skelettmerkmale Bearbeiten Skelettfunde von Pachyarmatherien sind bis heute relativ rar Dies trifft auch auf den Schadel zu von dem nur einzelne Bruchstucke als wahrscheinlich zu diesen Gepanzerten Nebengelenktieren gehorig betrachtet werden Diese zeigen an dass am Hinterhauptsbein offensichtlich ein mondsichelformiger Wulst auftrat der sich durch entsprechende Bildungen bei den Langnasengurteltieren wiederfindet Der Unterkiefer besass einen zierlichen und klingenformigen Bau Abweichend von allen anderen Vertretern der Gepanzerten Nebengelenktiere bestanden keine Alveolen fur die Zahne so dass er hochstwahrscheinlich zahnlos war Dieses Merkmal ist typisch fur die heutigen Ameisenbaren als verwandte Gruppe Die Symphyse am vorderen Ende zur Gelenkung der beiden Unterkieferhalften war nicht verwachsen und deutlich reduziert Dies entspricht wiederum weitgehend den Langnasengurteltieren Ubereinstimmend mit diesen und im Unterschied zu den Ameisenbaren stieg der Kronenfortsatz weit auf und lag deutlich oberhalb des Gelenkfortsatzes Letzterer stand nur wenig oberhalb des horizontalen Knochenkorpers des Unterkiefers Ameisenbaren hingegen haben stark zuruckgebildete Fortsatze des aufsteigenden Unterkieferastes 3 Das postcraniale Skelett ist ebenfalls nur bruchstuckhaft uberliefert Die bekannten Brust und Lendenwirbel waren mit wenigen Ausnahmen die zu Neoglyptatelus gehoren frei und nicht verwachsen fusionierte Wirbel hingegen sind ein Merkmal der Glyptodonten Der Oberarmknochen war massiv und mit einer zwar kurzen aber kraftigen deltopectoralen Leiste am Schaft ausgestattet An der Elle trat ein extrem grosser oberer Gelenkfortsatz auf Olecranon das fast die Lange des ubrigen Knochens erreichte und entsprechende Bildungen bei den Gurteltieren ubertrifft Demnach besass ein insgesamt 11 5 cm langes Exemplar ein 5 7 cm langes Olecranon Den Oberschenkelknochen zeichnete ein deutlicher dritter Rollhugel etwa auf mittlerer Schafthohe aus Der Grosse Rollhugel uberragte den Gelenkkopf der wiederum auf einem nur schwach ausgepragten Hals sass Das untere Gelenkende wies keine seitlichen Verbreiterungen auf ubereinstimmend mit den Glyptodonten und Pampatherien Schien und Wadenbein waren an den Enden miteinander verwachsen Ausserdem war ein massiver ausserer Knochel ausgebildet Der vollstandige bekannte Hinterfuss wies funf Strahlen auf von denen der innerste und ausserste am kurzesten der zweite und dritte am langsten waren Dadurch fehlt eine Hervorhebung des Mittelstrahls der bei vielen grabenden Tieren wie bei einigen Gurteltieren besonders kraftig ausgebildet ist Die Endglieder der Zehen sowie einzelne aufgefundene der Finger hatten alle eine gestreckte Form Somit verweisen sie auf einst ausgebildete Krallen die an den Handen moglicherweise schmaler als an den Fussen waren Merkliche Grossenunterschiede zwischen den einzelnen Strahlen traten nicht auf Die Ausbildung von Krallen stimmt mit den Gurteltieren uberein und weicht von den Glyptodonten mit ihren hufartigen Bildungen ab Im Unterschied zu den Gurteltieren endeten die letzten Zehenglieder bei den Pachyarmatherien aber deutlich stumpfer 3 4 5 Panzer Bearbeiten nbsp Osteoderme der Glyptodontidae und Pachyarmatheriidae im Vergleich links Glyptotherium Mitte Panochthus rechts Pachyarmatherium nbsp Osteoderme von Pachyarmatherium in verschiedenen Ansichten und mit histologischen QuerschnittenWie alle Gepanzerten Nebengelenktiere zeichneten sich auch die Pachyarmatherien durch eine Panzerung des Ruckens und zusatzlich auch des Schwanzes aus Ein vollstandig uberlieferter Ruckenpanzer von Neoglyptatelus war insgesamt 55 cm lang und uber der Mitte 30 cm hoch Am vorderen und hinteren Ende betrug die Hohe 12 beziehungsweise 14 cm Der Ruckenpanzer oder Carapax setzte sich aus einem jeweils festen Schulter und Ruckenschild zusammen die sich in der Mitte leicht uberlappten Dies ist ein bedeutender Unterschied zu den Panzern der Gurteltiere und Pampatherien bei denen zwischen den festen Panzerabschnitten eine unterschiedliche Anzahl an beweglichen Bandern ausgebildet ist oder zu dem der Glyptodonten mit ihrem insgesamt starren Panzer Aufgebaut war der Panzer aus einzelnen kleinen Knochenplattchen oder Osteodermen von haufig sechseckiger Gestalt Ihre Grosse variierte meist zwischen 0 8 und 3 2 cm in der Lange zwischen 0 9 und 2 9 cm in der Breite und zwischen 0 5 und 1 8 cm in der Dicke Die grossten Osteoderme lagen im Bereich der Ruckenlinie Auf der Oberflache war haufig eine zentrale Musterung von polygonaler bis rundlicher Gestalt ausgebildet die etwa die Halfte der Grosse des gesamten Knochenplattchens einnahm und sich dezentral verschoben befand Umgeben wurde diese zentrale Musterung von einer variierenden Anzahl an kleineren randlichen Mustern Den unteren Rand des Schulter und Beckenschildes bildeten eins bis zwei Reihen an Osteodermen von denen die der aussersten einen funfeckigen Umriss aufwiesen und keine Musterung trugen Davon wichen die aussersten Reihen am hinteren Ende des Schulter und am vorderen Ende des Beckenschildes ab die die Artikulationsflache der beiden Panzerteile bildeten Diese verfugte einerseits uber eine konkav konvex gewellte Oberflache der Unterseite des Schulterschildes die zu einer ahnlich geformten Oberflache der Oberseite des Beckenschildes korrespondiert Dadurch konnte der Schulterschild den Beckenschild uberlappen und es entstand so eine scharnierartige Kontaktzone zwischen beiden die gewisse Bewegungen der Panzerabschnitte zueinander zuliess 4 6 5 Der Schwanz war ebenfalls von einem Panzer umhullt Im vorderen Bereich bestand er jeweils aus einzelnen Ringen aus zwei Reihen von Osteodermen Jeder Ring umschloss einen Schwanzwirbel Die Grosse der Ringe und der eingebundenen Knochenplattchen nahm zum hinteren Schwanzbereich ab An der Schwanzspitze waren keine Ringe mehr ausgebildet Hier formten die Knochenplattchen eine Art Rohre Alle Knochenplattchen des Schwanzpanzers wiesen eine glatte Oberflache ohne Musterung auf 7 5 Im Querschnitt wies jedes Knochenplattchen analog zu den Bildungen bei den Gurteltieren Glyptodonten und Pampatherien mehrere Lagen auf Hierbei formten eine feste Knochenschicht den oberen und unteren Abschluss In der oberen Knochenschicht liessen sich Wachstumszonen feststellen auch durchzogen sie einzelne Kanalchen in denen wohl Haarfollikel sassen Die untere Knochenschicht setzte sich aus kompakten Kollagenbundeln zusammen Zwischen beiden dehnte sich ein Bereich mit spongioser Struktur aus die aber abweichend von den Glyptodonten eher schwach entwickelt war 6 8 Verbreitung BearbeitenDie Pachyarmatheriidae sind sowohl aus Sudamerika als auch aus Mittel und Nordamerika uberliefert Die sudamerikanischen Fundgebiete erstrecken sich von Uruguay im Suden nach Norden uber Brasilien und Peru bis nach Kolumbien und Venezuela In Mittelamerika stammen Nachweise aus Costa Rica in Nordamerika wurden Reste der Tiere bisher vor allem im sudostlichen Teil des Kontinentes in Florida und in South Carolina entdeckt Die zeitliche Tiefe reicht vom Mittleren Miozan vor rund 14 Millionen Jahren bis in den Ubergang vom Pleistozan zum Holozan vor rund 10 000 Jahren 5 Palaobiologie Bearbeiten nbsp Osteoderme von Pachyarmatherium mit von Flohen verursachten FrassspurenNeben der generell gurteltierartigen ausseren Erscheinung der Pachyarmatherien finden sich am Skelett einzelne Hinweise auf eine grabende Lebensweise Der eindeutigste ist der ausgedehnte Fortsatz des oberen Gelenkendes Olecranon der Elle der fast die Lange des ubrigen Knochens einnimmt Ahnliche Ausmasse weist das entsprechende Vorderbeinelement beim Sechsbinden Gurteltier auf In der Regel erhoht ein langes Olecranon die Hebelkraft des Unterarms Dem gegenuber fehlen an Hand und Fuss ein deutlich verlangerter Mittelstrahl der haufig bei grabenden Tieren vorkommt Auch die zwar kraftigen aber weitgehend stumpf endenden letzten Phalangen der Finger und Zehen sprechen gegen ausserordentlich gut ausgebildete Grabeigenschaften Vermutlich waren die Pachyarmatherien eher generalisierte Graber die uberwiegend im Untergrund kratzten vergleichbar dem heutigen Neunbinden Gurteltier 3 Die starren und sich uberlappenden Panzerteile verhinderten eine deutliche Flexion des Korpers anders als bei den Gurteltieren mit ihren beweglichen Bandern Die scharnierartige Verbindung zwischen dem vorderen und hinteren Panzerabschnitt liess eine gegengerichtete Bewegung auf 25 mm Lange zu Noch starker beschrankt waren Auf und Abwartsbewegungen des Korpers Sie durften aber nicht so deutlich begrenzt gewesen sein wie bei den Glyptodonten deren fest verwachsener Panzer und die ebenso verwachsene Wirbelsaule kaum derartige Bewegungen unterstutze Moglicherweise nahmen bei den Pachyarmatherien die Bewegungsbeschrankungen im Laufe der Stammesgeschichte zu da fruhe Vertreter wie Neoglyptatelus noch eine ausgedehntere Panzergelenkung zeigten als spate wie Pachyarmatherium 5 Der zahnlose klingenformige Unterkiefer unterscheidet sich deutlich von dem der Gurteltiere die noch stiftartige Zahne aufweisen In diesem Merkmal treten Ubereinstimmungen zu den Ameisenbaren auf die eine stark auf Ameisen und Termiten spezialisierte Lebensweise haben Myrmecophagie wobei aufgrund fehlender Kauprozesse dieser besondere zahnlose Unterkiefer entstand Bei ihnen ist aber zusatzlich noch die Gelenkverbindung zum Schadel stark reduziert was bei den Pachyarmatherien nicht der Fall war Daraus kann geschlossen werden dass die Vertreter der Pachyarmatheriidae eine deutlich myrmecophage Ernahrungsweise verfolgten die starker entwickelt war als bei zahlreichen Gurteltieren aber sich nicht so ausgepragt erwies wie bei den Ameisenbaren 3 An einzelnen Knochenplattchen der Pachyarmatherien lassen sich sekundare Frassspuren feststellen die auf Parasitismus zuruckgehen Es handelt sich meist um locherige Strukturen wie sie heute bei den Gurteltieren durch Flohe der Gattung Tsunga hervorgerufen werden Andere strukturelle Oberflachenveranderungen sind auf das krankheitsbedingte Einwirken von Bakterien und Pilzen zuruckzufuhren Ahnliches ist auch von ausgestorbenen Gurteltieren und den Glyptodonten belegt 9 10 Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Innere Systematik der Gepanzerten Nebengelenktiere nach Fernicola et al 2018 5 Cingulata Dasypodidae Chlamyphoridae Pachyarmatheriidae Neoglyptatelus Pachyarmatherium Glyptodonta Pampatheriidae Glyptodontidae Vorlage Klade Wartung StyleDie Pachyarmatheriidae stellen eine Familie innerhalb der Ordnung der Gepanzerten Nebengelenktiere Cingulata dar Zu dieser einst formenreich in Sud und Nordamerika verbreiteten Ordnung gehoren des Weiteren auch die Glyptodontidae Pampatheriidae Peltephilidae und Palaeopeltidae die allesamt ausgestorben sind Als einzige rezente Vertreter haben bis heute die Gurteltiere Dasypoda uberlebt Die Gepanzerten Nebengelenktiere stehen wiederum in der Uberordnung der Nebengelenktiere Xenarthra welche zusatzlich noch die Zahnarmen Pilosa mit den heutigen Faultieren Folivora und den Ameisenbaren Vermilingua einschliesst Die Nebengelenktiere reprasentieren eine der vier Hauptlinien der Hoheren Saugetiere die den anderen drei zusammengefasst als Epitheria als Schwestergruppe gegenubersteht 11 Eine generelle Gemeinsamkeit der Nebengelenktiere findet sich in den namengebenden xenarthrischen Gelenken Nebengelenke auch Xenarthrale an den Gelenkfortsatzen der hinteren Brust und der Lendenwirbel 12 Der Ursprung der Nebengelenktiere ist bisher nicht geklart Fossil traten sie bereits im Palaozan vor mehr als 56 Millionen Jahren in Sudamerika auf die Funde werden den Gurteltieren zugerechnet 13 Molekulargenetische Untersuchungen weisen die Abspaltung der Nebengelenktiere von den anderen Hoheren Saugetieren bis in die ausgehende Unterkreide vor etwa 103 Millionen Jahren zuruck Die Gurteltiere als heute lebende nachste Verwandte der Pachyarmatheriidae trennten sich von der gemeinsamen Linie mit den Zahnarmen zu Beginn des Palaozan vor etwa 65 Millionen Jahren ab 14 15 Die innere Gliederung der Gepanzerten Nebengelenktiere ist nicht vollstandig geklart Den Pachyarmatherien kann aufgrund des Skelettbaus und der Panzergestaltung eine enge Beziehung zu den Glyptodonten und den Pampatherien zugesprochen werden als deren Schwestergruppe sie anzunehmen sind Die engen Verbindungen drucken sich unter anderem in einigen Einzelmerkmalen des Bewegungsapparates etwa am Oberschenkelknochen am Sprungbein und am Fersenbein aus Hinzu kommen die fehlenden beweglichen Bander und die dicken Knochenplattchen des Panzers Allerdings ist das Fehlen beweglicher Panzerabschnitte nicht ganz eindeutig da dies sowohl bei den Pachyarmatherien als auch bei den Glyptodonten ein abgeleitetes Merkmal sein kann Die Glyptodonten und Pampatherien gelten innerhalb der Gepanzerten Nebengelenktiere als naher miteinander verwandt dies wird unter anderem durch den Bau der Zahne und die Gestaltung des Ohres unterstutzt Beide werden daher zur ubergeordneten Gruppe der Glyptodonta zusammengefasst Nach schadelmorphologischen Untersuchungen wiederum sind die Glyptodonta tiefer in die Gurteltiere eingebettet und stehen in einer naheren Beziehung zu euphractinen Gurteltieren wie dem Sechsbinden Gurteltier oder den Borstengurteltieren 16 17 Die Einbettung in die Gurteltiere liess sich auch molekulargenetisch bestatigen im Unterschied zu den Ergebnissen der Skelettanatomie ergab sich hier jedoch eine engere Bindung an die tolypeutinen Kugelgurteltiere und Nacktschwanzgurteltiere und chlamyphorinen Gurteltmulle Gurteltiere 18 19 Die Pachyarmatherien stunden somit als Schwesterlinie der Glyptodonta ebenfalls den Gurteltieren sehr nahe 4 5 Innere Systematik Bearbeiten Als eigenstandige Familie wurden die Pachyarmatheriidae im Jahr 2018 von Juan C Fernicola und Forscherkollegen eingefuhrt Ihr gingen die Uberlegungen voraus dass sich Pachyarmatherium und Neoglyptatelus durch ihre typische Gestaltung der Osteoderme deutlich naher stehen als ursprunglich angenommen Pachyarmatherium war 1995 durch Kevin F Downing und Richard S White anhand von Funden aus der Leisey Shell Pit im Hillsborough County und Fossillagerstatte Haile 16A im Alachua County beide im US Bundesstaat Florida gelegen definiert worden Die Autoren stellten ihre neue Gattung damals in die nahere Gurteltierverwandtschaft 3 Die Benennung von Neoglyptatelus geht wiederum auf Alfredo A Carlini und Kollegen zuruck und basiert auf Fundmaterial aus La Venta in Kolumbien Das Arbeitsteam um Carlini befurwortete eine sehr basale Stellung der neuen Form innerhalb der Glyptodonten und verband sie mit der urtumlichen Unterfamilie der Glyptatelinae als deren stammesgeschichtlich jungstes Mitglied Neoglyptatelus angesehen wurde 20 Dass sowohl Pachyarmatherium als auch Neoglyptatelus eng verwandt sind vermutete erstmals Sergio F Vizcaino im Jahr 2003 21 ahnlich ausserte sich sechs Jahre spater Kleberson de Oliveira Porpino 4 Allerdings variierte in der Folgezeit vor allem fur Pachyarmatherium die systematische Stellung je nach Autor zwischen den Gepanzerten Nebengelenktieren mit unsicherer Stellung 4 den Glyptodonten 22 23 oder den Gurteltieren 6 Fernicola und Kollegen vereinigten dann beide Gattungen unter der Familie der Pachyarmatheriidae Der Familienname bezieht sich auf die Gattung Pachyarmatherium als Nominatform Deren wissenschaftliche Bezeichnung geht wiederum auf die griechische Sprache zuruck und bedeutet so viel wie paxy pachy fur dick arma arma fur Streitwagen und 8hrion therion fur Tier Der Name bezieht sich somit auf die dicke Panzerung 3 5 Die Familie setzt sich zurzeit aus zwei Gattungen zusammen 5 Familie Pachyarmatheriidae Fernicola Rinderknecht Jones Vizcaino amp Porpino 2018Neoglyptatelus Carlini Vizcaino amp Scillato Yane 1997 Pachyarmatherium Downing amp White 1995Es besteht die Uberlegung dass die als urtumliche Glyptodonten eingestuften ubrigen Mitglieder der Glyptatelinae namentlich Glyptatelus und Clypeotherium ebenfalls zu den Pachyarmatherien gehoren Beide Taxa datieren in das Eozan und basieren auf nur einigen wenigen Osteodermen die wie bei den Pachyarmatherien relativ dick sind und eine dezentrale Musterung aufweisen Histologische Untersuchungen zeigen aber eine starkere Ahnlichkeit zu den Panzerelementen der Glyptodonten 5 Stammesgeschichte BearbeitenDer Ursprung der Pachyarmatheriidae ist weitgehend unbekannt Erstmals fassbar ist die Gruppe im Mittleren Miozan vor rund 14 Millionen Jahren Hierbei handelt es sich um Neoglyptatelus das in La Venta aufgefunden wurde einer bedeutenden Fossillagerstatte am Mittellauf des Rio Magdalena in Kolumbien Das hier geborgene Fossilmaterial umfasst zahlreiche einzelne Osteoderme und den Rest der Schwanzpanzerung 20 Die Landschaft in der dieser fruheste Vertreter lebte bestand aus Waldern die sich bis in Uberschwemmungsebenene ausdehnten und unter dem Einfluss von warm feuchten Klimaten wuchsen Moglicherweise in das Obere Miozan gehoren Teile der Panzerung des Ruckens und des Schwanzes aus der Sincelejo Formation in der Kustenregion von Kolumbien 7 Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Gattung sehr weit in den Suden des Kontinentes ausgebreitet und ist unter anderem wiederum mit Knochenplattchen aus erodierten Sanden der Camacho Formation im Mundungsgebiet des Rio de la Plata in Uruguay belegt Die gleiche Gesteinseinheit brachte auch einen der bisher vollstandigsten Funde zu Tage ein schadelloses Teilskelett mit nahezu komplettem Ruckenpanzer und der Schwanzpanzerung Die Ablagerungen der Camacho Formation entstanden in einer ahnlichen Landschaft wie sie fur La Venta rekonstruiert wird Ihr Alter wird mit 8 bis 6 8 Millionen Jahren angegeben 21 5 Ebenso stammen Reste von Neoglyptatelus aus dem gleichen Zeitraum aus dem sudwestlichen Amazonasbecken von Brasilien 24 Die Gattung Pachyarmatherium lasst sich erstmals im Ubergang vom Pliozan zum Pleistozan in Sudamerika belegen Allein 184 Knochenplattchen wurden in den Asphaltgruben von El Breal de Orocual im nordostlichen Venezuela aufgedeckt Die einzelnen Gruben der Region entstanden zu unterschiedlichen Zeiten Dadurch ist die Form dort auch noch bis in das ausgehende Pleistozan uber mehr als drei Dutzend Osteoderme nachgewiesen 25 26 Zusatzlich sind Fossilreste von Pachyarmatherium aus dem nordlichen Venezuela dokumentiert so aus den Karsthohlen von Cerro Mision im Bundesstaat Falcon 27 ebenso wie aus dem nordostlichen Peru 28 Auf die jungsten Funde der Gattung und gleichzeitig der gesamten Familie verweisen einige Lokalitaten im nordostlichen Brasilien Wahrend die Osteoderme der Fazenda Nova im Bundesstaat Pernambuco laut radiometrischen Daten noch zwischen 59 000 und 64 000 Jahre alt sind 23 6 gehoren die Skelett und Panzerreste von Lajedo da Escada im Bundesstaat Rio Grande do Norte wahrscheinlich in den Ubergang vom Pleistozan zum Holozan 4 Wie viele andere ursprunglich in Sudamerika endemische Saugetiere gelangten auch die Pachyarmatheriidae im Zuge des Grossen Amerikanischen Faunenaustausches nach Nordamerika Dieser begann im Pliozan vor rund 3 5 Millionen Jahren als sich am Isthmus von Panama eine Landbrucke zwischen den beiden Kontinentalmassen bildete Ins Obere Pliozan und Untere Pleistozan gehoren einzelne Knochenplattchen von Pachyarmatherium aus Costa Rica etwa aus der Region um Buenos Aires del canton de Palmares 22 29 30 Das bedeutendste Material wurde aber im sudostlichen Teil der USA geborgen Herausragend sind dabei die Leisey Shell Pit im Hillsborough County von Florida wie auch die Fundstelle Haile 16A im Alachua County ebenfalls Florida Beide Lokalitaten bargen jeweils mehrere hundert Osteoderme und Panzerreste letztere enthielt zusatzlich noch einige Elemente des Bewegungsapparates Alle Funde werden ebenfalls zu Pachyarmatherium gestellt Hinzu kommen noch einzelne weitere kleinere Fundplatze wie etwa der Kissimmee River im Okeechobee County in Florida der zur Leisey Shell Pit benachbarte Apollo Beach und mehrere Stucke aus dem Dorchester County in South Carolina Fur alle genannten Fundstellen besteht eine Alterseinstufung im Pliozan Pleistozan Ubergangsbereich 3 Literatur BearbeitenJuan C Fernicola Andres Rinderknecht Washington Jones Sergio F Vizcaino und Kleberson de Oliveira Porpino A new species of Neoglyptatelus Mammalia Xenarthra Cingulata from the late Miocene of Uruguay provides new insights on the evolution of the dorsal armor in cingulates Ameghiniana 55 2018 S 233 252Einzelnachweise Bearbeiten Darin A Croft und Velizar Simeonovski Horned 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Mammalia Xenarthra Cingulata from the late Miocene of Uruguay provides new insights on the evolution of the dorsal armor in cingulates Ameghiniana 55 2018 S 233 252 a b c d Edison Vicente Oliveira Kleberson de Oliveira Porpino und Fabiana Marinho da Silva New material of Pachyarmatherium from the late Pleistocene of northeastern Brazil insights into its morphology and systematics Palaontologische Zeitschrift 87 2013 S 505 513 doi 10 1007 s12542 013 0166 4 a b Carlos Villarroel und Jairo Clavijo Los mamiferos fosiles y las edades de las sedimentitas continentales del Neogeno de la Costa Caribe Colombiana Revista de la Academia Colombiana de Ciencias 29 112 2005 S 345 356 Paulo Victor Luiz Gomes Da Costa Pereira Gustavo Duarte Victer Kleberson de Oliveira Porpino und Lilian Paglarelli Bergqvist Osteoderm histology of Late Pleistocene cingulates from the intertropical region of Brazil Acta Palaeontologica Polonica 59 3 2014 S 543 552 Rodrigo L Tomassini Claudia I Montalvo und Maria C 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