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Die Nacktschwanzgurteltiere Cabassous sind eine Saugetiergattung aus der Gruppe der Gurteltiere Dasypoda Ihr Name kommt von dem im Vergleich zu den anderen Gurteltierarten ungepanzerten Schwanz Die Gattung wird in vier Arten unterteilt die allesamt stark spezialisierte Insektenfresser sind und sich meist von Ameisen und Termiten ernahren Ihr Lebensraum umfasst unterschiedliche Biotope von offenen Graslandern bis hin zu Waldern Die Lebensweise ist ansonsten eher wenig erforscht NacktschwanzgurteltiereKleines Nacktschwanzgurteltier Cabassous chacoensis SystematikUberordnung Nebengelenktiere Xenarthra Ordnung Gepanzerte Nebengelenktiere Cingulata ohne Rang Gurteltiere Dasypoda Familie ChlamyphoridaeUnterfamilie TolypeutinaeGattung NacktschwanzgurteltiereWissenschaftlicher NameCabassousMcMurtrie 1831 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Territorialverhalten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 4 Systematik 5 Stammesgeschichte 6 Bedrohung 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksBeschreibung BearbeitenNacktschwanzgurteltiere sind mittelgrosse Gurteltiere die eine Kopf Rumpf Lange von 30 bis 49 cm und eine Schwanzlange von 9 bis 20 cm erreichen Ihr Gewicht kann zwischen 2 und 6 5 kg variieren Der stammige Kopf weist eine kurze breite Schnauze auf Die Ohren stehen weit auseinander und sind trichterformig Der typische Kopfschild ist eher schmal und oval geformt und besteht aus einzelnen kleinen Knochenplattchen Das Gebiss besitzt abweichend von jenem der anderen Saugetiere charakteristische Zahnbildungen ohne Zahnschmelz die Zahne sind mit nur einer Wurzel ausgestattet Dabei befinden sich im Oberkiefer 7 bis 10 im Unterkiefer 8 bis 9 solcher Zahne pro Kieferhalfte insgesamt also 30 bis 38 die Zahnanzahl ist aber auch innerhalb der einzelnen Arten oft stark variabel Der Ruckenpanzer weist eine eiformige Gestalt auf und ist kuppelartig geformt Er besteht ebenfalls aus einzelnen Knochenplattchen in banderartiger Anordnung von denen die mittleren 11 bis 14 Bander besonders beweglich die Bereiche uber der Schulter und dem Becken aber fester sind In der Regel ist er dunkelbraun bis schwarz gefarbt und hat einen helleren Rand Die Unterseite des Korpers besitzt eine gelblich weisse Farbung Im Gegensatz zu anderen Gurteltierarten weist der lange schlanke Schwanz keine gepanzerten Ringe auf sondern manchmal nur dunne weit auseinander stehende Schuppen Alle Gliedmassen enden in funf Zehen die Krallen tragen Die Krallen der mittleren Zehen der Vorderfusszehen sind dabei besonders lang und sichelformig gebogen 1 2 Verbreitung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Nacktschwanzgurteltiere reicht vom sudlichen Mexiko in Mittelamerika uber weite Bereiche Sudamerikas ostlich der Anden Die sudlichste Verbreitungsgrenze liegt dabei im nordlichen Argentinien Dabei bewohnen sie Graslander und bewaldete trockenere Gebiete mit gut gelockertem Boden in Hoch und Tieflandern Oft findet man sie in der Nahe von Flussen sie kommen aber auch in sumpfigeren Gebieten vor Dabei ist das Mittelamerikanische Nacktschwanzgurteltier neben dem Neunbinden Gurteltier Dasypus novemcinctus die einzige Gurteltierart die nicht auf Sudamerika beschrankt ist 1 3 Lebensweise BearbeitenTerritorialverhalten Bearbeiten Die Nacktschwanzgurteltiere sind vorwiegend Einzelganger und benutzen Aktionsraume in denen sie ihre Baue anlegen die sich haufig an Uferboschungen befinden Es sind weitgehend nachtaktive Tiere tagsuber ziehen sie sich in Baue zuruck die sie mit ihren kraftigen Krallen graben in der Nacht gehen sie auf Nahrungssuche Bei der Fortbewegung setzen die Vorderfusse mit den Spitzen der Krallen auf die Hinterfusse mit der ganzen Sohle ausserdem konnen die Tiere gut schwimmen Im Bedrohungsfall konnen sie uber kurze Distanzen schnell laufen und versuchen sich in ihren Bau zuruckzuziehen 1 2 Ernahrung Bearbeiten Die Nahrung der Nacktschwanzgurteltiere besteht fast ausschliesslich aus Insekten vorwiegend Termiten und Ameisen Mit ihren kraftigen Krallen graben sie sich in deren Baue und schlecken ihre Beute mit ihrer langen Zunge auf Ihr gutentwickelter Geruchssinn hilft ihnen die Nahrung zu finden Diese vollstandige Spezialisierung auf die genannten Nahrungsressource fuhrt dazu dass nur ausserst selten andere Wirbellose wie etwa Spinnen in ihren Verdauungsresten gefunden werden Die Nahrung wird nur teilweise zerkaut wie unverdauliche Chitinreste an den Kotstellen zeigen Auch werden manchmal Bodenteile verschluckt um den Mineralhaushalt auszugleichen 1 2 Fortpflanzung Bearbeiten Uber die Fortpflanzung dieser Tiere ist so gut wie nichts bekannt Man weiss lediglich dass je Wurf im Durchschnitt nur ein Junges geboren wird welches 100 bis 115 g wiegt 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Gurteltiere nach Gibb et al 2015 4 Dasypoda Dasypodidae Dasypus Chlamyphoridae Euphractinae Euphractus Chaetophractus Zaedyus Chlamyphorinae Chlamyphorus Calyptophractus Tolypeutinae Priodontes Tolypeutes Cabassous Cabassous tatouay Cabassous chacoensis Cabassous centralis Cabassous unicinctusVorlage Klade Wartung StyleDie Nacktschwanzgurteltiere Cabassous sind eine Gattung aus der Gruppe der Gurteltiere Dasypoda und der Ordnung der Gepanzerten Nebengelenktiere Cingulata Innerhalb der Gurteltiere stehen sie in der Familie der Chlamyphoridae und in der Unterfamilie der Tolypeutinae letztere formen sie zusammen mit ihren nachsten Verwandten den Kugelgurteltieren Tolypeutes und dem Riesengurteltier Priodontes Die nachstverwandte Gruppe stellen die Chlamyphorinae dar die den Gurtelmull Chlamyphorus truncatus und den Burmeister Gurtelmull Calyptophractus retusus einschliessen weiter ausserhalb stehen die Euphractinae mit unter anderem dem Sechsbinden Gurteltier Euphractus sexcinctus 5 6 4 Molekulargenetische Untersuchungen erbrachten dass sich die Chlamyphorinae und Tolypeutinae im Oligozan vor 33 Millionen Jahren trennten bereits im Unteren Miozan vor uber 20 Millionen Jahren diversifizierten sich die Tolypeutini wobei sich moglicherweise erst Priodontes abspaltete und kurze Zeit spater aus dessen Schwesterlinie Cabassous und Tolypeutes hervorgingen 7 Innerhalb der Unterfamilie werden Cabassous und Priodontes aus anatomischer Sicht als wesentlich enger verwandt angesehen beide bilden die Tribus der Priodontini Die Nacktschwanzgurteltiere sind dem Riesengurteltier ausserlich sehr ahnlich und unterscheiden sich von ihm weitgehend durch ihre geringere Grosse und die fehlende Schwanzpanzerung Tolypeutes dagegen gehort zur Tribus Tolypeutini 2 4 Der Unterfamilie gehoren des Weiteren gehoren auch einige ausgestorbene Gattungen an so das aus dem Oligozan stammende Kuntinaru 8 Heute werden vier Arten anerkannt 9 10 Mittelamerikanisches Nacktschwanzgurteltier oder Nordliches Nacktschwanzgurteltier Cabassous centralis Miller 1899 sudliches Mexiko bis Kolumbien und Venezuela Kleines Nacktschwanzgurteltier oder Chaco Nacktschwanzgurteltier Cabassous chacoensis Wetzel 1980 Gran Chaco Region Paraguays und Nordargentiniens Grosses Nacktschwanzgurteltier Cabassous tatouay Desmarest 1804 Sudostbrasilien Paraguay Uruguay und Nordargentinien Sudliches Nacktschwanzgurteltier oder einfach Nacktschwanzgurteltier Cabassous unicinctus Linnaeus 1758 Venezuela bis sudostliches BrasilienDer Gattungsname Cabassous wurde im Jahr 1831 von Henry McMurtrie eingefuhrt der die Gattung aber als monotypisch ansah und nur das Sudliche Nacktschwanzgurteltier in sie verwies zudem meinte er sie sei eine Untergattung von Dasypus Ein bereits 1830 von Johann Georg Wagler vergebener Name Xenurus ist ungultig da er schon vorher durch eine Gattung der Vogel praokkupiert ist 11 Die ersten Hinweise in Europa auf die Existenz von Nacktschwanzgurteltieren gab es 1614 als der Kapuziner P d Abbeville uber das Sudliche Nacktschwanzgurteltier berichtete Im 19 Jahrhundert war teilweise der deutsche Trivialname Kabassu oder nacktschwanziges Kabassu im Gebrauch 12 Cabassous stellt die latinisierte Version des Wortes capacou dar welches aus der Sprache der Kariben im heutigen Franzosisch Guayana stammt und Gurteltier bedeutet die ursprungliche Bezeichnung lautet kapasi 13 14 Der abgeleitete Begriff cabasu ist heute die haufigst gebrauchte Form fur das Nacktschwanzgurteltier im spanisch sprachigen Lateinamerika 10 Stammesgeschichte BearbeitenObwohl die Linie der Nacktschwanzgurteltiere bereits im Unteren Miozan vor uber 20 Millionen Jahren begann gibt es so gut wie keine fossilen Nachweise Lediglich einige wenige Fundstucke aus Brasilien konnen dem Sudlichen Nacktschwanzgurteltier zugewiesen werden und stammen aus dem Mittleren bis Oberen Pleistozan 2 In das fruhe Holozan gehoren Knochenplattchen des festen und beweglichen Panzerbereichs aus der Gruta do Urso Fossil im brasilianischen Bundesstaat Ceara eine genaue Artzuweisung ist aber nicht moglich 15 Bedrohung BearbeitenVor allem in Sudamerika werden Nacktschwanzgurteltiere wegen ihres Fleisches gejagt in Mittelamerika aufgrund des Volksglauben jedoch nicht Weiterhin besteht bei einigen Arten ein grosser Ruckgang des bewohnten Gebietes durch Landwirtschaft Trotzdem sind Nacktschwanzgurteltiere noch relativ haufig nur das Kleine Nacktschwanzgurteltier wird von der IUCN als leicht gefahrdet eingestuft die Bestande der drei anderen Arten sind bisher nicht bedroht 3 Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s Mammals of the World Johns Hopkins University Press 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Alfred L Gardner Mammals of South America Volume 1 Marsupials Xenarthrans Shrews and Bats University of Chicago Press 2008 ISBN 978 0 226 28240 4 S 148 153 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Mariella Superina Biologie und Haltung von Gurteltieren Dasypodidae Universitat Zurich 2000 S 1 248 a b c d e Paul Smith The Xenarthra famalies Myrmecophagidae and Dasypodidae Fauna Paraguay Handbook of the Mammals of Paraguay 2012 S 1 35 a b Agustin Manuel Abba Mariella Superina The The 2009 2010 Armadillo Red List Assessment In Edentata 11 2 2010 S 96 114 a b c Gillian C Gibb Fabien L Condamine Melanie Kuch Jacob Enk Nadia Moraes Barros Mariella Superina Hendrik N Poinar Frederic Delsuc Shotgun Mitogenomics Provides a Reference Phylogenetic Framework and Timescale for Living Xenarthrans In Molecular Biology and Evolution 33 3 2015 S 621 642 Maren Moller Krull Frederic Delsuc Gennady Churakov Claudia Marker Mariella Superina Jurgen Brosius Emmanuel J P Douzery Jurgen Schmitz Retroposed Elements and Their Flanking Regions Resolve the Evolutionary History of Xenarthran Mammals Armadillos Anteaters and Sloths In Molecular Biology and Evolution 24 2007 S 2573 2582 Frederic Delsuc Mariella Superina Marie Ka Tilak Emmanuel J P Douzery Alexandre Hassanin Molecular phylogenetics unveils the ancient evolutionary origins of the enigmatic fairy armadillos In Molecular Phylogenetics and Evolution 62 2012 S 673 680 Frederic Delsuc Sergio F Vizcaino Emmanuel J P Douzery Influence of Tertiary paleoenvironmental changes on the diversification of South American mammals a relaxed molecular clock study within xenarthrans In BMC Evolutionary Biology 4 11 2004 S 1 13 Guillaume Billet Lionel Hautier Christian de Muizon Xavier Valentin Oldest cingulate skulls provide congruence between morphological and molecular scenarios of armadillo evolution In Proceedings of the Royal Society B 278 2011 S 2791 2797 Don E Wilson und DeeAnn M Reeder Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference Johns Hopkins University Press 2005 1 a b Mariella Superina John M Aguiar A Reference List of Common Names for the Edentates In Edentata 7 2006 S 33 44 Alfred L Gardner Mammals of South America Volume 1 Marsupials Xenarthrans Shrews and Bats University of Chicago Press 2008 ISBN 978 0 226 28240 4 S 146 148 Leopold Joseph Fitzinger Die naturliche Familie der Gurteltiere Dasypodes In Sitzungsberichte der Methematisch Naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften Wien Abteilung 1 64 1871 S 209 276 und 329 390 Virginia Hayssen Cabassous tatouay Cingulata Dasypodidae In Mammalian Species 46 909 2014 S 28 32 Rafael Gustavo Rigolon Revisao etimologica do genero Cabassous Cingulata Chlamyphoridae os equivocos que os dicionarios perpetuam In Edentata 18 2017 S 1 11 Paulo V Oliveira Ana Maria Ribeiro Edison V Oliveira Maria Somalia S Viana The Dasypodidae Mammalia Xenarthra from the Urso Fossil Cave Quaternary Parque Nacional de Ubajara State of Ceara Brazil paleoecological and taxonomic aspects In Anais da Academia Brasileira de Ciencias 86 1 2014 S 147 158 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nacktschwanzgurteltiere Cabassous Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nacktschwanzgurteltiere amp oldid 238186836