www.wikidata.de-de.nina.az
Die Borstengurteltiere Chaetophractus sind eine Saugetiergattung aus der Gruppe der Gurteltiere Dasypoda Ihren Namen haben sie von den borstenartigen Haaren am Panzer Die Gattung wird heute in zwei Arten unterteilt das Braunborsten Gurteltier C villosus und das Kleine Borstengurteltier C vellerosus Das Andenborstengurteltier C nationi galt bis zum Jahr 2016 als eigenstandige Art wurde dann aber aufgrund fehlender Merkmalsunterschiede zum Kleinen Borstengurteltier mit diesem vereinigt Daruber hinaus steht das Zwerggurteltier Zaedyus pichyi das als eigenstandige Gattung anzusehen ist genetischen Untersuchungen zufolge innerhalb der Borstengurteltiere wodurch letztere keine geschlossene Einheit darstellen Die Borstengurteltiere leben in trockenen und offenen Landschaften in Sudamerika und ernahren sich als Allesfresser BorstengurteltiereKleines Borstengurteltier C vellerosus SystematikUberordnung Nebengelenktiere Xenarthra Ordnung Gepanzerte Nebengelenktiere Cingulata ohne Rang Gurteltiere Dasypoda Familie ChlamyphoridaeUnterfamilie EuphractinaeGattung BorstengurteltiereWissenschaftlicher NameChaetophractusFitzinger 1871 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Territorialverhalten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 4 Systematik 5 Stammesgeschichte 6 Bedrohung 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Kleines Borstengurteltier aus den Hochlagen der Anden Andenborstengurteltier Borstengurteltiere sind weitgehend kleine bis mittelgrosse Gurteltiere mit einer Kopf Rumpf Lange von etwa 20 bis 36 cm und eine Schwanzlange von 9 bis 18 cm Das Gewicht variiert zwischen 0 5 und 3 5 kg Der Kopf ist mit einem Schild aus kleinen knochernen Plattchen gepanzert und reicht fast bis zur Nasenspitze Die Ohren sind eher kurz stehen weit auseinander und weisen abgerundete Enden auf Das Gebiss weicht von jenem der anderen Saugetiere ab und besteht aus charakteristischen Zahnbildungen die kein Zahnschmelz und nur eine Wurzel aufweisen Im Oberkiefer befinden sich 9 im Unterkiefer 9 oder 10 solcher Zahne je Kieferhalfte insgesamt also 36 bis 38 Von den meisten anderen Gurteltierarten unterscheiden sich die Borstengurteltiere durch die starke Korperbehaarung die auch den Ruckenpanzer miteinschliesst Die Haare sind am Rucken hell bis dunkelbraun an der Unterseite sowie an den haufiger mit einem dichteren Fell ausgestatteten Gliedmassen hellbraun bis weiss gefarbt Der Ruckenpanzer besitzt eine markant breite und flache Form und ist in banderartige Segmente unterteilt die wie beim Kopfschild aus einzelnen kleinen Knochenplattchen bestehen Zwischen den beiden festen Schulter und Beckenteilen des Panzers befinden sich sieben bis neun bewegliche Bander Am hinteren Panzerende treten einzelne Locher in den Plattchen auf in denen Drusen ausgebildet sind Diese produzieren ein Sekret welches den Borstengurteltieren einen charakteristischen Duft verleihen Die kurzen Beine enden vorne und hinten in jeweils funf krallenbewehrte Zehen 1 2 Verbreitung BearbeitenBorstengurteltiere bewohnen vor allem den mittleren und sudlichen Teil Sudamerikas Das Verbreitungsgebiet umfasst das sudliche Bolivien Paraguay Argentinien das nordliche Chile und das sudliche Peru Einzelne Gruppen wurden zudem auf Feuerland angesiedelt Bevorzugt werden dabei offene und eher trockene Lebensraume wie Grasland oder Halbwusten so vor allem die Pampa Region und Patagonien Eine Population des Kleinen Borstengurteltiers kommt relativ isoliert in den Hochlagen der Anden in bis zu 4000 m Hohe vor 3 Lebensweise BearbeitenTerritorialverhalten Bearbeiten nbsp Braunborsten Gurteltier Chaetophractus villosus im Zoo von WroclawBorstengurteltiere sind Einzelganger die Aktionsraume unterhalten welche bis zu 3 5 ha umfassen Sie graben mit ihren Krallen mehrere Meter lange Baue die ihnen als Ruheplatz dienen Auch Fressfeinden darunter Raubkatzen und Greifvogel versuchen sie zu entkommen indem sie sich vergraben Gelingt dies nicht pressen sie sich fest an den Boden um den ungepanzerten Bauch zu schutzen und rammen die Krallen in den Boden Weiterhin haben Borstengurteltiere keine feste Aktivitatsperiode diese hangt von Klima und Jahreszeit ab Im Sommer in heissen Gebieten sind sie durchaus nachtaktiv im Winter in kuhlen Gebieten tagaktiv 1 2 Ernahrung Bearbeiten Borstengurteltiere sind Allesfresser die sowohl pflanzliche Materialien zu denen vor allem Fruchte Wurzeln und Knollen zahlen als auch tierische Reste wie Insekten Maden kleine Wirbeltiere und Aas zu sich nehmen Berichten zufolge graben sich einzelne Vertreter der Borstengurteltiere in Kadaver grosserer Tiere hinein um Aas und Insekten zu konsumieren Es gibt Hinweise darauf dass das Nahrungsspektrum teils abhangig ist von den Jahreszeiten und deshalb im Jahresrhythmus etwas variiert 1 2 Fortpflanzung Bearbeiten Nach einer Tragzeit von rund 60 bis 75 Tagen kommen im Normalfall zwei Jungtiere zur Welt die zwischen 86 und 115 g wiegen Deren Aufzucht ist allein Aufgabe der Weibchen die Mannchen beteiligen sich nicht daran Neugeborene sind klein und hilflos ihre Augen offnen sich im Alter von zwei bis vier Wochen Auch der Panzer hartet erst nach einigen Wochen aus Mit rund 50 bis 60 Tagen werden sie entwohnt und erreichen die Geschlechtsreife im Alter von neun bis maximal zwolf Monaten Das hochste bekannte Lebensalter eines Borstengurteltiers betrug 20 Jahre 1 4 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Gurteltiere nach Gibb et al 2015 5 Dasypoda Dasypodidae Dasypus Chlamyphoridae Euphractinae Euphractus Chaetophractus Zaedyus Chlamyphorinae Chlamyphorus Calyptophractus Tolypeutinae Priodontes Tolypeutes CabassousVorlage Klade Wartung StyleDie Borstengurteltiere Chaetophractus stellen eine Gattung aus der Gruppe der Gurteltiere Dasypoda und der Ordnung der Gepanzerten Nebengelenktiere Cingulata dar Innerhalb der Gurteltiere gehoren sie zur Familie der Chlamyphoridae und zur Unterfamilie der Euphractinae Diese setzt sich zusatzlich aus den Sechsbinden Gurteltier Euphractus sexcinctus und dem Zwerggurteltier Zaedyus pichiy zusammen Die Euphractinae sind wiederum als Schwestergruppe einer Klade bestehend aus den Chlamyphorinae mit den beiden Gurtelmullarten und den Tolypeutinae mit unter anderem den Kugelgurteltieren Tolypeutes und dem Riesengurteltier Priodontes aufzufassen Molekulargenetische Untersuchungen ergaben dass sich die Chlamyphoridae im Oberen Eozan vor 37 Millionen Jahren aufspalteten die Euphractinae begannen sich im Unteren Miozan starker diversifizierten 6 7 5 Die drei heute lebenden Gurteltiergattungen der Euphractinae bilden zusatzlich zusammen die Tribus der Euphractini welche zahlreiche weitere heute allerdings ausgestorbene Formen enthalt wie etwa das aus dem Oligozan nachgewiesene Prozaedyus Innerhalb der Unterfamilie stehen die Euphractini der Tribus der Eutatini gegenuber welche heute erloschen ist aber sehr vielgestaltig war Mitglieder dieser Gruppe sind unter anderem Gurteltierformen wie Eutatus oder Stenotatus Vor allem Stenotatus aus dem Mittleren Miozan war dabei sehr formenreich und umfasst wenigstens funf Arten 8 Insgesamt zwei Arten sind heute anerkannt 5 Innere Systematik der der Euphractinae nach Abba et al 2015 9 Euphractinae Euphractus sexcinctus Chaetophractus villosus Zaedyus pichiy Chaetophractus vellerosusVorlage Klade Wartung StyleKleines Borstengurteltier oder Weisshaar Gurteltier Chaetophractus vellerosus Gray 1865 westliches Bolivien und nordwestliches Argentinien Braunborsten Gurteltier oder Braunhaar Gurteltier Chaetophractus villosus Desmarest 1804 nordliches Paraguay bis sudliches ArgentinienMolekulargenetische Untersuchungen die im Jahr 2015 veroffentlicht wurden zeigten auf dass die Borstengurteltiere moglicherweise paraphyletisch sind da das Braunborsten Gurteltier dem Sexbinden Gurteltier das Kleine Borstengurteltier aber dem Zwerggurteltier naher steht Gleichzeitig vorgenommene Studien zu Schadelmerkmalen und speziellen Charakteristika der Panzerung ergaben zudem keine grosseren Unterschiede zwischen dem Kleinen Borstengurteltier und dem Andenborstengurteltier 9 5 das ursprunglich unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Chaetophractus nationi als eigenstandige Art gefuhrt wurde und welches vom sudlichen Peru bis zum nordlichen Chile verbreitet ist Auch aufgrund fehlender genetischer Unterschiede wurde das Andenborstengurteltier im Jahr 2016 mit dem Kleinen Borstengurteltier synonymisiert 10 Einzelne Vertreter der Borstengurteltiere waren in Europa schon seit Beginn des 19 Jahrhunderts bekannt eine erste Beschreibung fertigte Felix de Azara in seinem Bericht Le Tatou Velu uber das Braunborsten Gurteltier an welchen er 1801 in seiner Schriftensammlung Essais sur l Histoire Naturelle des Quadrupedes de la Province du Paraguay veroffentlicht hatte Der Gattungsname Chaetophractus wurde aber erst 1871 von Leopold Fitzinger eingefuhrt in seiner Publikation Die naturliche Familie der Gurtelthiere Dasypodes benutzte er den deutschen Trivialnamen Borstenarmadill 11 Armadillo wiederum kommt aus dem Spanischen und bedeutet kleiner Gepanzerter oder kleiner Gerusteter wobei das Wort heute die offizielle Bezeichnung fur die Gurteltiere im Englischen und teilweise im Spanischen ist Stammesgeschichte BearbeitenDer Fossilbericht der Borstengurteltiere reicht bis in das Spate Pliozan zuruck Die altesten Funde stammen aus Chapadmalal in der argentinischen Provinz Buenos Aires und sind zwischen 3 2 und 4 Millionen Jahre alt Sie werden dem Braunborsten Gurteltier zugewiesen Deutlich junger sind die ersten Funde des Kleinen Borstengurteltiers die mit einem Alter von rund 900 000 Jahren in das altere Pleistozan datieren und in Punta Hermengo nahe Miramar in der gleichen Provinz entdeckt wurden allerdings handelt es sich dabei im Wesentlichen um Reste der Knochenschildchen des Ruckenpanzers 12 Beide Fundpunkte liegen am Rande des heutigen Verbreitungsgebietes der Borstengurteltiere gehoren aber der Pampa Region an die somit als Ursprungsregion der Gattung Chaetophractus angesehen werden kann Es wird vermutet dass Patagonien als einer der weiteren Hauptlebensraume dieser Gurteltiergruppe erst nach dem Ende des jungsten Eisvorstosses der der ausgehenden letzten Kaltzeit vor rund 16 000 Jahren besiedelt wurde worauf die hohe genetische Variabilitat der Populationen in dieser Region hindeutet 13 Bedrohung BearbeitenDas Fleisch dieser Tiere gilt als schmackhaft weswegen sie vom Menschen gejagt werden Auch kommt es vor dass sie verfolgt werden weil sie mit ihren selbstgegrabenen Bauen in Feldern Schaden anrichten Trotzdem sind Borstengurteltiere noch relativ haufig lediglich das Andenborstengurteltier wird von der IUCN als bedroht gelistet die beiden anderen Arten sind bisher nicht gefahrdet 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Mariella Superina Biologie und Haltung von Gurteltieren Dasypodidae Universitat Zurich 2000 S 1 248 a b c Paul Smith The Xenarthra famalies Myrmecophagidae and Dasypodidae Fauna Paraguay Handbook of the Mammals of Paraguay 2012 S 1 35 a b Agustin Manuel Abba und Mariella Superina The The 2009 2010 Armadillo Red List Assessment Edentata 11 2 2010 S 96 114 Mariella Superina und W J Loughry Life on the Half Shell Consequences of a Carapace in the Evolution of Armadillos Xenarthra Cingulata Journal of Mammal Evolution 19 2012 S 217 224 a b c d Gillian C Gibb Fabien L Condamine Melanie Kuch Jacob Enk Nadia Moraes Barros Mariella Superina Hendrik N Poinar und Frederic Delsuc Shotgun Mitogenomics Provides a Reference Phylogenetic Framework and Timescale for Living Xenarthrans Molecular Biology and Evolution 33 3 2015 S 621 642 Maren Moller Krull Frederic Delsuc Gennady Churakov Claudia Marker Mariella Superina Jurgen Brosius Emmanuel J P Douzery und Jurgen Schmitz Retroposed Elements and Their Flanking Regions Resolve the Evolutionary History of Xenarthran Mammals Armadillos Anteaters and Sloths Molecular Biology and Evolution 24 2007 S 2573 2582 Frederic Delsuc Mariella Superina Marie Ka Tilak Emmanuel J P Douzery und Alexandre Hassanin Molecular phylogenetics unveils the ancient evolutionary origins of the enigmatic fairy armadillos Molecular Phylogenetics and Evolution 62 2012 673 680 Darin Andrew Croft Federico Anaya David Auerbach Carmala Garzione und Bruce J MacFadden New Data on Miocene Neotropical Provinciality from Cerdas Bolivia Journal of Mammal Evolution 16 3 2009 S 175 198 a b Agustin M Abba Guillermo H Cassini Guido Valverde Marie Ka Tilak Sergio F Vizcaino Mariella Superina und Frederic Delsuc Systematics of hairy armadillos and the taxonomic status of the Andean hairy armadillo Chaetophractus nationi Journal of Mammalogy 96 4 2015 S 673 689 IUCN SSC Anteater Sloth and Armadillo Specialist Group Chaetophractus vellerosus In IUCN IUCN Red List of Threatened Species Version 2016 1 zuletzt abgerufen am 17 August 2016 Leopold Joseph Fitzinger Die naturliche Familie der Gurtelthiere Dasypodes Sitzungsberichte der Methematisch Naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften Wien Abteilung 1 64 1871 S 209 276 und 329 390 E Soibelzon A A Carlini E P Tonni und L H Soibelzon Chaetophractus vellerosus Mammalia Dasypodidae in the Ensenadan Early Middle Pleistocene of the Southeastern Pampean Region Argentina Paleozoogeographical and Paleoclimatic Aspects Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Monatshefte 12 2006 S 734 748 Sebastian Poljak Viviana Confalonieri Mariana Fasanella Magali Gabrielli und Marta Susana Lizarralde Phylogeography of the armadillo Chaetophractus villosus Dasypodidae Xenarthra Post glacial range expansion from Pampas to Patagonia Argentina Molecular Phylogenetics and Evolution 55 1 S 38 46Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chaetophractus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Borstengurteltiere amp oldid 218581880