www.wikidata.de-de.nina.az
Nagyagit veraltet auch als Blattererz Blattertellur Nagyiakererz oder Nagyakker Silber bekannt ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb3 Pb Sb 3S6 Au Te 3 2 und gehort strukturell zu den Sulfosalzen NagyagitNagyagit aus der Typlokalitat Nagyag Săcăramb Rumanien Bildbreite 3 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ngy 1 Andere Namen Nagyagit nach Haidinger Nagyagererz oder Nagiakererz nach Werner Blattererz nach Karsten Blattertellur nach Hausmann Chemische Formel Pb3 Pb Sb 3S6 Au Te 3 2 Pb Pb Sb S2 Au Te 3 Au Te 3Pb3 Pb Sb Bi 3S6 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II D 15 II D 15 020 2 HB 20a 02 11 10 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklin 5 Kristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 6 Raumgruppe P21 m Nr 11 Vorlage Raumgruppe 11 3 Gitterparameter a 4 22 A b 4 18 Aa 15 12 b 95 4 3 Formeleinheiten Z 2 3 Haufige Kristallflachen 010 Zwillingsbildung multiple Zwillinge nach 001 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 5 5 Dichte g cm3 gemessen 7 35 bis 7 49 berechnet 7 29 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 sehr vollkommen nach 101 5 Bruch Tenazitat biegsam geringfugig verformbarFarbe grauweiss bleigrau bis schwarzStrichfarbe grau schwarzTransparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten in Salpetersaure unter Abscheidung von Gold in Konigswasser unter Abscheidung von Silberchlorid und Schwefel loslichNagyagit ist in jeder Form undurchsichtig opak und entwickelt meist grauweisse oder bleigraue bis schwarze Kristalle mit dunntafeligem bis blattrigem Habitus und metallischem Glanz aber auch kornige bis massige Aggregate Durch multiple Zwillingsbildung tauscht Nagyagit oft eine pseudoorthorhombische 7 bis tetragonale 5 Symmetrie vor Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenBereits 1782 untersuchte der osterreichische Chemiker und Mineraloge Franz Joseph Muller von Reichenstein die damals noch unbekannten Minerale Nagyagit und Sylvanit in den Golderzen aus der Grube Mariahilf bei Zlatna dt Klein Schlatten ung Zalatna nahe Sibiu dt Hermannstadt Siebenburgen Rumanien die weniger Gold als erwartet enthielten Er fuhrte dies auf das Vorkommen eines neuen bislang unbekannten Elementes zuruck und verlieh der metallischen Phase den Namen metallum problematicum auch aurum problematicum beziehungsweise aurum paradoxum 1797 untersuchte Martin Heinrich Klaproth in Berlin die Proben von Reichenstein erneut bestatigte im Jahr darauf dessen Vermutung und verlieh dem neuen Element den Namen Tellur Abraham Gottlob Werner fuhrte 1789 die Bezeichnung Nagiakererz 8 bzw Nagyakker Silber in seiner Mineralsystematik ein und erganzte diesen mit der Bemerkung Von dem Nagyakker Silber ist mir zur Zeit noch nichts weiter bekannt als dass es mit dem Nagyakker Golderz den Geburtsort wie schon der Nahme zeigt gemein hat auch demselben uberhaupt ziemlich ahnlich jedoch heller von Farbe ist 9 Dietrich Ludwig Gustav Karsten ubernahm diese Bezeichnung zunachst anderte diesen aber 1800 mit der Begrundung Der in Wien ubliche Gattungs Name Blattererz ist in mancher Hinsicht vorzuglicher als das geographische Wort Nagyakkererz 8 Haidinger bezeichnete das Mineral 1845 in seinem Handbuch der bestimmenden Mineralogie schliesslich als Nagyagit in Anlehnung an dessen bereits von Werner genannten Typlokalitat Nagyag heute Săcăramb im Kaisertum Osterreich heute Rumanien 10 Zum Ende des 20 Jahrhunderts wurde Nagyagit als potentieller Hochtemperatursupraleiter erneut untersucht Erst im Zuge dieser Forschungen wurde 1999 die Kristallstruktur von Nagyagit von Mineralogen in Wien und Salzburg endgultig geklart In alteren Publikationen ist der Mineralname meist in der Schreibweise Nagyagit ohne Akut zu finden was allerdings nicht den Vorgaben zur Mineralbenennung der International Mineralogical Association IMA entspricht 11 nach der beispielsweise Minerale die nach einem geographischen Fundort benannt wurden darauf geachtet werden muss dass die Schreibweise des Namens derjenigen an der Typlokalitat entspricht Die bei vielen Mineralen uneinheitliche Schreibweise ihrer Namen wurde mit der 2008 erfolgten Publikation Tidying up Mineral Names an IMA CNMNC Scheme for Suffixes Hyphens and Diacritical marks 12 bereinigt und der Nagyagit wird seitdem international in der Schreibweise mit dem zugehorigen Akut gefuhrt 13 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Nagyagit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M etall S chwefel lt 1 1 wo er zusammen mit Calaverit Kostovit Krennerit Montbrayit und Sylvanit die Gruppe der Gold Silber Telluride mit der System Nr II C 04 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 15 20 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te lt 1 1 wo Nagyagit zusammen mit Buckhornit Jaszczakit Jonassonit Montbrayit und Museumit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 4 Die seit 2001 gultige und von der IMA bis 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Nagyagit dagegen in die neu definierte Abteilung der Sulfosalze mit SnS als Vorbild ein Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit Cu Ag Fe Sn und Pb zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2 HB 20a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nagyagit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02 11 10 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 2 3 Kristallstruktur BearbeitenNagyagit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 m Raumgruppen Nr 11 Vorlage Raumgruppe 11 mit den Gitterparametern a 4 22 A b 4 18 A c 15 12 A und b 95 4 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenVor dem Lotrohr auf Kohle ist Nagyagit leicht schmelzbar wobei sich gelbes Blei II oxid und in einiger Entfernung weisse Tellurige Saure absetzt Nach langerem Blasen wird schliesslich ein Goldkorn ausgeschieden Aufgelost in Salpetersaure scheidet Nagyagit Gold ab und in Konigswasser Blei II chlorid sowie Schwefel 14 Bildung und Fundorte BearbeitenNagyagit findet sich in gold und tellurhaltigen hydrothermalen Gangen In der Typlokalitat bei Săcăramb tritt es zusammen auf mit Altait Petzit Stutzit Sylvanit Tellurantimon Coloradoit Krennerit gediegen Arsen und Gold Proustit Rhodochrosit Arsenopyrit Sphalerit und Tetraedrit Eine andere Paragenese mit Calaverit Gold Tellurobismutit Altait Galenit Pyrit findet sich z B in der Bohuliby Mine in Tschechien Als seltene Mineralbildung konnte Nagyagit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen wobei bisher Stand 2015 rund 70 Fundorte 15 als bekannt gelten Neben seiner Typlokalitat Săcăramb trat das Mineral in Rumanien noch bei Baia de Arieș im Kreis Alba und in der Kupfer Gold Lagerstatte Musariu bei Brad im Kreis Hunedoara auf Der bisher einzige bekannte Fundort in Osterreich ist die Grube Stublbau bei Schellgaden in der Salzburger Gemeinde Muhr und der ebenfalls bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist Gondo im Kanton Wallis Weitere Fundorte sind unter anderem die El Sid Mine bei Koptos in Agypten die Farallon Negro Mine im argentinischen Departamento Belen die armenischen Provinz Kotajk Western Australia Australien die Chelopech Au Cu Mine bei Panagjurischte in Bulgarien die El Hueso Mine bei Diego de Almagro in der chilenischen Region de Atacama die Emperor Mine bei Vatukoula auf den Fidschi Inseln die Kawazu Mine bei Shimoda in Japan der Olive Mabel claim British Columbia und die Huronian Mine Ontario in Kanada die Sahuayacan Mine im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua die Sylvia Mine bei Thames in Neuseeland Bohmen in Tschechien im ehemaligen Bergwerk Clogau bei Bontddu in Wales UK sowie in mehreren Regionen der Vereinigten Staaten USA 16 Verwendung BearbeitenAufgrund seiner Seltenheit besitzt Nagyagit nur eine geringe Bedeutung als Golderz Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenYves Moelo Emil Makovicky Nadejda N Mozgova John L Jambor Nigel Cook Allan Pring Werner Paar Ernest H Nickel Stephan Graeser Sven Karup Moller Tonci Balic Zunic William G Mumme Filippo Vurro Dan Topa Luca Bindi Klaus Bente Masaaki Shimizu Sufosalt systematics a review Report of the sulfosalt sub committee of the IMA Commission on Ore Mineralogy In European Journal of Mineralogy Band 20 2008 S 7 46 englisch ima mineralogy org PDF 1 7 MB abgerufen am 16 August 2020 Nagyagit ab S 18 H Effenberger et al Toward the crystal structure of nagyagite Pb Pb Sb S2 Au Te In American Mineralogist Band 84 1999 S 669 676 englisch 1 PDF 134 kB abgerufen am 16 August 2020 John Leslie Jambor Andrew C Roberts New Mineral Names In American Mineralogist Band 80 1995 S 184 188 englisch minsocam org PDF 486 kB abgerufen am 16 August 2020 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 303 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nagyagite Sammlung von Bildern Nagyagit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 16 August 2020 Nagyagite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 16 August 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Nagyagite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 16 August 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated July 2020 PDF 2 44 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Juli 2020 abgerufen am 16 August 2020 englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 124 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e Nagyagite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 66 kB abgerufen am 16 August 2020 Nagyagite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 16 August 2020 englisch Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 454 Erstausgabe 1891 a b Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 189 190 Dietrich Ludwig Gustavus Karsten Museum Leskeanum regnum animale regnum minerale quod ordine systematico Band 2 Muller Leipzig 1789 S 6 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 16 August 2020 Wilhelm Ritter von Haidinger Handbuch der bestimmenden Mineralogie Verlag Braumuller amp Seidel Wien 1845 S 563 570 rruff info PDF 451 kB abgerufen am 16 August 2020 Ernest H Nickel Joel D Grice The IMA Commission on New Minerals and Mineral Names Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature In The Canadian Mineralogist Band 36 Nr 3 1998 S 913 926 General Guidelines for Mineral Nomenclature englisch cnmnc main jp frei verfugbar auf der Website der IMA CNMNC PDF 336 kB abgerufen am 29 Mai 2023 Ernst A J Burke Tidying up Mineral Names an IMA CNMNC Scheme for Suffixes Hyphens and Diacritical marks In Mineralogical Record Band 39 Nr 2 2008 S 131 135 englisch cnmnc main jp PDF 2 4 MB abgerufen am 16 August 2020 a b Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 16 August 2020 englisch Johann Gottlob von Kurr Gustav Adolf Kenngott Uberarbeitung der 3 Aufl von Kurr s Mineralreich in Bildern 3 Auflage Verlag von J F Schreiber Esslingen 1878 S 38 blog mineralium com PDF 3 7 MB abgerufen am 16 August 2020 Localities for Nagyagite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 16 August 2020 englisch Fundortliste fur Nagyagit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 16 August 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nagyagit amp oldid 239328107