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Das Murnauer Moos liegt im Landkreis Garmisch Partenkirchen am Nordrand der bayerischen Alpen und sudlich von Murnau und Staffelsee Es ist mit 32 km Flache das grosste zusammenhangende naturnah erhaltene Moorgebiet Mitteleuropas Das Moos vom Hornle Blick nach OstenBlick nach Suden uber das Murnauer Moos im Hintergrund die Alpen Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Entstehung 2 Okosysteme 3 Geschichte 4 Nutzung 5 Naturschutz 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage und Entstehung BearbeitenDas Murnauer Moos entstand nach der letzten Eiszeit im Zungenbecken des Loisachgletschers das im Norden von einem Rucken aus subalpiner Molasse begrenzt wird Der Vorlandgletscher erstreckte sich ursprunglich bis weit uber den heutigen Ammersee hinaus nach Norden Als die Gletscher sich vor etwa 15 000 bis 10 000 Jahren zuruckzogen entstand ein nacheiszeitlicher Zungenbeckensee Unterschiede im geologischen Untergrund sorgten fur verschiedene Entwicklungen von dessen einzelnen Abschnitten Aus dem sudlichsten Teil entstand das Murnauer Moos es versumpfte im Staubereich des Molasseruckens der den Abfluss uber das heutige Loisachbett nach Osten erzwang sobald der Wasserspiegel unter die Kammhohe des Ruckens gefallen war Nordlich des Ruckens schliesst der Staffelsee an Er ist im Westen von weiteren Mooren umgeben Noch weiter nordlich folgen das Moranenhugelland und das Ammermoos im Suden des Ammersees der Ammersee und das Ampermoos an dessen nordlichem Abfluss Das Murnauer Moos entstand durch Verlandung im Laufe der Zeit als die abgelagerten Tonminerale versumpften und sich zu einer ausgedehnten Moorflache entwickelten Das Gebiet umfasst eine vielfaltige Landschaft mit Streuwiesen Nieder und Ubergangsmooren Quelltrichtern Altwasser und voll ausgebildeten Hochmooren Das Moor ist von zahlreichen Bachen durchflossen Die grossten Fliessgewasser sind die Ramsach die im Schwaigener Ortsteil Plaicken entspringt und in die Loisach mundet und der Lindenbach der in Bad Kohlgrub entspringt und in die Ramsach mundet Eine Besonderheit sind die im Suden des Gebietes uber die ebene Moorflache dunkel emporragenden Kochel Dabei handelt es sich um dicht bewaldete Felskuppen die aus hartem Glaukoquarzit bestehen und in der Kreidezeit des Helvetikums entstanden Sie waren Inseln im See und wirken heute in ahnlicher Form im Moos da sich auf ihnen wegen des schwierigen Zugangs Waldokosysteme erhalten haben die andernorts durch forstwirtschaftliche Eingriffe ge und zerstort sind Zwei der Kochel wurden industriell abgebaut die Betriebe sind seit 2001 aber stillgelegt wurden abgebaut und die Flachen renaturiert Okosysteme Bearbeiten nbsp Sibirische Schwertlilien im Murnauer MoosTrotz der Naturnahe ist auch dieses Moor stark von der Landwirtschaft gepragt einerseits durch Entwasserung und Nutzungsintensivierung vor allem im Suden als auch durch die Streuwiesennutzung Letztere ist ein besonderes Kennzeichen und auch Qualitatsmerkmal dieses Moores Nicht zuletzt auch wegen der Pflege dieser extensiven Nutzflachen bietet das Gebiet heute 946 Pflanzenarten davon stehen 164 auf der Roten Liste wie Herbst Drehwurz Wanzen Knabenkraut Glanzorchis Sibirische Schwertlilie Karlszepter Torfsegge Zierliches Wollgras Moor Binse Moor Steinbrech Heidelbeerweide und Strauch Birke und mehreren tausend Tierarten auf den naturbelassenen Restflachen ein Refugium Etwa zwei Drittel der Flachen sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen Es gibt Uberlegungen fur die Einrichtung eines Nationalparks Zu den Vogelarten des Schutzgebietes zahlen unter anderem Zwergtaucher Grosser Brachvogel Wachtelkonig Feldlerche Wiesenpieper Baumpieper Waldohreule Mausebussard Turmfalke Baumfalke Rohrschwirl Feldschwirl Kiebitz Krickente Tupfelsumpfhuhn Wasserralle Teichrohrsanger Bekassine und Raubwurger Reptilien und Amphibien sind beispielsweise durch Laubfrosch Gelbbauchunke Grasfrosch Erdkrote Ringelnatter Kreuzotter Zauneidechse und Bergeidechse vertreten 1 Geschichte BearbeitenAuf dem mittlerweile verschwundenen Moosberg waren noch bis in die 1920er Jahre Reste einer romischen Siedlung und Befestigung aus dem 3 4 Jh n C zu sehen 2 3 die sicherlich in Zusammenhang mit der hier vorbeifuhrenden Via Raetia zu sehen ist Im Sommer 1934 wurde ein uber 4 5 Meter breiter romischer Prugelweg mit Kiesauflage im sudlichen Teil des Mooses entdeckt 4 Diese uberaus aufwendige Strasse fur die 66 000 Knuppel 3000 Tonnen Ton und Lehm sowie 5000 Tonnen Kies beschafft werden mussten wurde dem Historiker Werner Zanier zufolge im Jahr 43 n Chr fur den von der Eroberung Britanniens uber Mainz Mogontiacum mit dem Drususstein seines Vaters nach Rom zuruckkehrenden romischen Kaiser Claudius angelegt 5 Nutzung BearbeitenZwei der Kochel wurden in den Hartsteinwerken am Moosberg und am Langen Kochel hier durch das Hartsteinwerk Werdenfels noch bis 2001 abgebaut und z B zur Pflasterung von Strassen oder als Bahnschotter verwendet Fruher wurden die Steine dazu bis nach Munchen geflosst Heute werden die Gesteinsabbauflachen renaturiert Samtliche Walder der Kochel und des Moores sind infolge des Naturschutzprojektes und der Schutzverordnung nutzungsfrei und konnen sich unbeeinflusst entwickeln Naturschutz BearbeitenDas Murnauer Moos war seit Anbeginn der Besiedelung im jeweiligen Rahmen der Landwirtschaft genutzt worden Im Mittelalter begann der Abbau von Gestein an den Kocheln durch das Kloster Ettal eine gewerbliche oder bereits kleinindustrielle Nutzung der Steinbruche fand wohl schon im 19 Jahrhundert statt 6 Das Murnauer Moos war von 1992 bis 2003 Ort eines der grossten Naturschutzprojekte der Bundesrepublik Deutschland Unter der Leitung des Landratsamtes Garmisch Partenkirchen wurden in 12 Jahren etwa 15 Millionen Euro investiert um Flachen anzukaufen die Voraussetzungen fur eine naturnahe Entwicklung oder extensive Nutzung wiederherzustellen und Pflegemassnahmen durchzufuhren Die Finanzierung stammte zu 75 von der Bundesrepublik Deutschland uber das Bundesamt fur Naturschutz nachdem das Murnauer Moos als Naturraum von gesamtstaatlicher Bedeutung eingestuft worden war Nicht geheilt werden konnten die schweren Beeintrachtigungen des Wasserhaushaltes durch den Bau der Autobahn A 95 in den 70er Jahren und der anschliessenden Entwasserungen durch die Flurbereinigung Fur den Naturschutz kommt es darauf an in diesem Gebiet die richtige Balance zwischen extensiver Nutzung und Offenhaltung auf der einen Seite und naturlicher unbeeinflusster Entwicklung auf der anderen Seite zu finden nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Panoramablick nach Suden uber das Murnauer Moos nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Im WinterLiteratur BearbeitenChristine Radlinger Kultivierte Wildnis Die Geschichte des Murnauer Mooses Franz Schiermeier Verlag Munchen 2019 ISBN 978 3 943866 83 4 Heiko Liebel Hans Joachim Funfstuck Die Vogelwelt im Murnauer Moos Entwicklung Bestande und Beobachtungen in einem einzigartigen Naturraum Aula Verlag Wiebelsheim 2019 ISBN 978 3 89104 823 8 Peter Strohwasser Das Murnauer Moos 2000 Jahre Nutzungsgeschichte und 100 Jahre Naturschutz im grossten lebenden Moor des Alpenraumes Allitera Verlag Munchen 2018 ISBN 978 3962330668 Peter Strohwasser Inge Schmid Bruno Haas Ingrid Wagner Alfred Wagner Naturschutzgrossprojekt Murnauer Moos Moore westlich des Staffelsees und Umgebung 1992 2003 Schlussbericht Landkreis Garmisch Partenkirchen 2005 unveroffentlicht Peter Strohwasser Errichtung und Sicherung schutzwurdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich reprasentativer Bedeutung Projekt Murnauer Moos Moore westlich des Staffelsees Bayern In Natur und Landschaft 1994 69 Jahrgang Heft 7 8 Seiten 362 368 Werner Zanier Ausgrabung Der romische Kaiser Claudius auf dem Holzweg In Akademie aktuell der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Nr 65 2 2018 Seiten 62 71 ISSN 1436 753X PDF 1 73 MB Siehe auch BearbeitenListe der Naturschutzgebiete im Landkreis Garmisch PartenkirchenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Murnauer Moos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bundesamt fur Naturschutz Murnauer Moos Stand 5 August 2018 Umweltobjektkatalog Bayern Murnauer Moos Scans der Verordnung uber das Naturschutzgebiet Murnauer Moos vom 21 Februar 1980 Murnauer Moos in der World Database on Protected Areas englisch Mooswiesel Film Portrait von Claus Biegert uber die Biologin und Naturschutzerin Ingeborg Haeckel die sich um den Schutz des Murnauer Mooses verdient gemacht hat BUND Naturschutz in Bayern e V Ingeborg Haeckel rettete das Murnauer Moos Stand 8 August 2022 Biologische Station Murnauer Moos Stand 30 September 2022Einzelnachweise Bearbeiten Hans Bibelriether Naturland Deutschland 1997 Kosmos Verlag ISBN 978 3 440 07207 3 Industrie und Natur Schlossmuseum Murnau abgerufen am 8 Mai 2019 Fundchronik in Germania Bd 10 Nr 2 1926 S 159 PDF 4 MB DOI 10 11588 ger 1926 20798 Paul Reinecke Ein romischer Prugelweg im Eschenloher Moor in Germania Bd 19 Nr 1 1935 S 57 60 PDF 12 5 MB DOI 10 11588 ger 1935 34789 Hans Kratzer Riesiges Bauprojekt der Romer im Murnauer Moos entdeckt Suddeutsche Zeitung vom 10 August 2018 abgerufen am 9 Mai 2019 Christine Radlinger Das Reichsnaturschutzgesetz von 1935 und das Naturschutzprojekt Murnauer Moos In Hans Georg Hermann Hans Joachim Hecker Hrsg Recht und Infrastruktur in der Geschichte des bayerischen Oberlands Rechtskultur Wissenschaft Band 26 Edition Rechtskultur 2020 ISBN 978 3 96374 041 1 S 113 138 Naturschutzgebiete im Landkreis Garmisch Partenkirchen Altenauer Moor Ammergebirge Ammerschlucht an der Echelsbacher Brucke Ammerschlucht im Bereich des Scheibum Arnspitze Buckelwiesen am Geissschadel Buckelwiesen am Plattele Ettaler Weidmoos Froschhauser See Karwendel und Karwendelvorgebirge Kochelfilz bei Unterammergau Murnauer Moos Pulvermoos Riedboden Schachen und Reintal Westlicher Staffelsee mit angrenzenden Mooren 47 648043 11 153183 Koordinaten 47 38 53 N 11 9 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Murnauer Moos amp oldid 234750840