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Der Marlygarten ist ein Gartenbereich im Potsdamer Park Sanssouci Er wurde 1715 fur Friedrich Wilhelm I als Kuchengarten angelegt und vom Konig Marly genannt Bei Aufenthalten der koniglichen Familie soll Kronprinz Friedrich der spatere Friedrich der Grosse den damals gerodeten nordlich des Gartens liegenden Bornstedter Hohenzug als Standort fur sein Sommerschloss Sanssouci ausgewahlt haben Marlygarten mit Blick auf die FriedenskircheNach Friedrich Wilhelms I Tod wurde der Marlygarten weiter als Kuchengarten genutzt Erst durch den Bau der Friedenskirche unter Friedrich Wilhelm IV erhielt er eine andere Funktion und wurde in den 1840er Jahren durch Peter Joseph Lenne und Gustav Meyer in einen Landschaftsgarten umgestaltet Da der Marlygarten in die Parkanlage mit einbezogen wurde kann der ehemalige Kuchengarten wenn auch indirekt als Grundstein der Gartenanlagen von Sanssouci 1 gesehen werden Der Marlygarten steht als Einzeldenkmal innerhalb des Denkmalbereichs Berlin Potsdamer Kulturlandschaft unter Denkmalschutz 2 und gehort als Teil des Parks Sanssouci seit 1990 zum Welterbe der UNESCO Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Namensgebung 3 Geschichte 3 1 Anlage durch Friedrich Wilhelm I 3 2 Der Marlygarten nach dem Tod Friedrich Wilhelms I 3 3 Umgestaltung durch Peter Joseph Lenne 3 4 Der Marlygarten vom Ende des 19 Jahrhunderts bis heute 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lage des Marlygartens auf dem Plan des friderizianischen Parks Sanssouci von F Z Saltzmann 1772Der Marlygarten liegt auf der Ostseite des Parks Sanssouci sudostlich des friderizianischen Lustgartens Entlang der nordlichen und der sudlichen Grenze verlauft eine Mauer Im Osten wird er durch das Gebaudeensemble der Friedenskirche mit dem Pfarr und dem Schulhaus sowie dem Friedensteich begrenzt Das auf der Ostseite des Ensembles stehende Kavaliershaus wird scherzhaft auch als Schloss Marly bezeichnet Im Westen grenzen die Villa Illaire und das Gartendirektionsgebaude mit ihren Gartenanlagen an Parallel zur sudlichen Begrenzungsmauer verlauft die Allee Am Grunen Gitter die vom Eingang des Parks Sanssouci am Grunen Gitter nach einem Knick nach Norden zwischen dem Gartenkassenhaus und dem Haus der Gartendirektion bis zur grossen Fontane vor Schloss Sanssouci fuhrt Namensgebung BearbeitenFriedrich Wilhelms I Vater Friedrich I hatte eine Meierei bei Oranienburg errichten lassen Als Vorbild diente ihm die Meierei des franzosischen Schlosses Marly le Roi von Ludwig XIV das uber grossartige Garten und Parkanlagen verfugte Mit der ironisch gemeinten Bezeichnung mein Marly fur den Potsdamer Kuchengarten der zugleich als einfacher Lustgarten diente wollte Friedrich Wilhelm I seine Bescheidenheit zum Ausdruck bringen und sich von seinem prachtliebenden Vater distanzieren 3 Nach dem Bau der Friedenskirche und der Umgestaltung des Gartens in den 1840er Jahren burgerte sich in der Bevolkerung fur den westlich der Kirche gelegenen Marlygarten der Name Friedensgarten ein Als dies Konig Friedrich Wilhelm IV zu Ohren kam befahl er offiziell den Garten auch weiterhin Marlygarten zu nennen um mit dieser Namensgebung an die Bescheidenheit seines Vorfahren Friedrich Wilhelm I zu erinnern der den einfachen Kuchengarten einem prachtigen Schaugarten vorgezogen hatte 4 Geschichte BearbeitenAnlage durch Friedrich Wilhelm I Bearbeiten nbsp Reste der Schiessmauer Kugelfang des Schiessstandes im Marlygarten im Kreuzgang der FriedenskircheKurz nach seinem Regierungsantritt 1713 hatte Friedrich Wilhelm I den bisherigen Lustgarten am Potsdamer Stadtschloss zu einem Exerzierplatz umbauen lassen Im Jahr 1715 liess er daraufhin ausserhalb der Stadt nordwestlich des Brandenburger Tors auf einem Gelande das bisher von Potsdamer Burgern als Gartenflache genutzt worden war den Marlygarten anlegen Dieser sollte ihm als einfacher in der Unterhaltung nicht zu kostspieliger Lustgarten dienen aber vor allem als Nutzgarten die Kuche des Hofes mit Fruchten und Gemuse beliefern Ernteuberschusse wurden im nahe gelegenen Berlin an vornehme Militair und Civil Verdiente fur die eine Abnahmeverpflichtung bestand zu durch den Konig festgesetzten Preisen verkauft 5 Fur die gartnerische Betreuung des Kuchengartens bestimmte Friedrich Wilhelm I 1720 den Hofgartner Franz Wilhelm Baumann und nach dessen Tod 1731 den Hofgartner Johann Heinrich Muller Auf dem etwa 20 Morgen umfassenden Gartenareal verlief entlang der Mittelachse ein von Obstbaumen gesaumter Hauptweg von dem Seitenwege abzweigten Auf den dazwischen liegenden Beeten wurde Gemuse angepflanzt Die Schnittpunkte der Wege schmuckten Kinder und Jahreszeiten darstellende Statuen aus Sandstein Am Garteneingang auf der Westseite stand ein einfaches grottiertes Lusthaus Das Haus hatte ein Hintergebaude aus Fachwerk mit zwei viereckigen Turmen Der Raum im Erdgeschoss diente als Schiessstand und der von West nach Ost fuhrende Hauptweg als Schiessbahn Auf der Ostseite des Gartens an der Stelle der Brunnenquelle im Kreuzgang der spater erbauten Friedenskirche befand sich deshalb eine sogenannte Fangmauer an der die Schiessscheiben angebracht wurden Teile dieser Mauer sind heute noch erhalten Im Garten befanden sich ausserdem eine Kegelbahn ein Treibhaus zur Anzucht von Melonen und ein Orangeriehaus anstelle des zum Marstall umgebauten Pomeranzenhauses am Stadtschloss Die hierin uberwinternden Orangenbaume bildeten spater den Grundstock der Orangenbaume Friedrichs des Grossen 6 Aus den Memoiren der Tochter von Friedrich Wilhelm I Prinzessin Wilhelmine von Preussen 1709 1758 der spateren Markgrafin von Brandenburg Bayreuth ist bekannt dass der Konig mit seiner gesamten Familie in den Sommermonaten taglich gegen 3 Uhr nachmittags eine Spazierfahrt nach Marly unternahm und sich dort bis zum Abend aufhielt 7 Die Prinzessin beschrieb diese Nachmittage in ihren Aufzeichnungen als langweilig und empfand die sommerliche Hitze als sehr unangenehm da es in dem Garten keine schattenspendenden Baume gab die den Wuchs des dort gezogenen Gemuses hatten behindern konnen Entgegen der ublichen Gewohnheit der koniglichen Familie am Abend nicht zu speisen liess der Konig bei den Besuchen in Marly haufig ein Abendessen servieren und bereitete dabei oft sogar den Salat selbst zu 8 Eine Abbildung des Lusthauses existiert nicht An Tagen an denen militarische Paraden stattfanden pflegte Konig Friedrich Wilhelm I jedoch zusammen mit seiner Familie und den Offizieren seines Regiments im Lusthaus zu Mittag zu essen Aus der grossen Anzahl der Personen die hier offenbar bewirtet werden konnten kann geschlussfolgert werden dass das Haus relativ gross gewesen sein muss Auch veranstaltete der Konig hier zu besonderen Anlassen offizielle Feierlichkeiten So fand im Jahr 1728 zu Ehren eines Besuches von August dem Starken ein Preisschiessen im Marlygarten statt bei dem unter anderem ein als Hanswurst verkleideter lebender Bar als Preis ausgelobt war Auch die Vermahlung von Prinzessin Friederike Luise von Preussen mit dem Markgrafen von Brandenburg Ansbach im Mai 1729 wurde im Marlygarten mit einem Bankett und einem Preisschiessen gefeiert 9 Der Marlygarten nach dem Tod Friedrich Wilhelms I Bearbeiten nbsp Marlygarten Ausschnitt aus dem Plan des friderizianischen Parks Sanssouci 1772Nach dem Tod Friedrich Wilhelms I im Jahr 1740 wurde der Marlygarten nicht mehr als Lustgarten genutzt aber von Hofgartner Muller weiterhin als Kuchengarten bewirtschaftet 10 Bereits 1744 liess Friedrich der Grosse das Lusthaus abreissen um von Suden eine weite Sicht auf die Weinbergterrassen und das Schloss Sanssouci zu ermoglichen 5 Das Abbruchmaterial wurde 1746 im Rehgarten fur den Bau des Wohnhauses des Fasanenmeisters verwendet 11 Der Schiessstand blieb stehen und diente als Wohnraum fur Gartnerburschen Anstelle des Lusthauses liess Friedrich II durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1752 1753 zwei sich gleichende die Wegeachse zum Schloss flankierende Wohnhauser vorzugsweise fur Hofgartner errichten Der Kuchengarten wurde 1748 dem Hofgartner Johann Samuel Sello unterstellt Die mittlerweile herangewachsenen Obstbaume gaben so viel Schatten dass die Ernte an Gemuse zunehmend nachliess Fur die Fruhtreiberei von Obst und Gemuse wurden im Marlygarten eine 690 Fuss lange Talutmauer mit 83 Fenstern fur die Kultur von Aprikosen Pfirsichen und Weinreben zwei Bohnenhauser ein grosses Treibhaus von 235 Fuss Lange fur Apfikosen Pfirsiche und Pflaumen sowie mehrere Mistbeetkasten zum Anbau von Gemuse und Kuchenkrautern angelegt 12 Als Johann Samuel Sello im April des Jahres 1787 starb ubernahm sein Sohn Carl Sello die Hofgartnerstelle Im harten Winter 1788 89 erfroren die meisten Obstbaume des Marlygartens die zwar durch Neuanpflanzungen ersetzt wurden aber wohl aufgrund des ausgelaugten Bodens hohe Ausfalle zeigten Der Garten und seine Ausstattung waren in die Jahre gekommen das ab 1791 eine umfassende Renovierung notig machte 1795 wurde ein weiteres Pfirsichtreibhaus angelegt und das alte inzwischen schadhafte Treibhaus repariert alle Spalierbaume erneuert sowie an der Sudseite des Gartens eine Mauer gesetzt und davor Reben und Spalierobst gepflanzt 12 Nach dem Tod des Hofgartners Sello 1796 ubernahm Joachim Heinrich Voss dessen Amt im Marlygarten Als Oberhofbaurat Johann Gottlob Schulze 1791 im ostlichen Hofgartnerhaus einzog wurde dort ebenfalls ein Garten sowie ein kleines Treibhaus zur privaten Nutzung eingerichtet da man von einem Oberhofbaurat der als Gartendirektor die Oberaufsicht uber die Hofgartner hatte auch praktische gartenbauliche Kenntnisse erwartete damit seine Entscheidungen von den Hofgartnern respektiert wurden 13 Seit dieser Zeit wird das auch von seinen Nachfolgern als Dienstwohnung genutzte Haus Gartendirektionsgebaude genannt Nach der Pensionierung Schulzes 1828 bezog Peter Joseph Lenne die Raume der bereits seit 1817 im westseitigen Gebaude dem Gartenkassenhaus gewohnt hatte Umgestaltung durch Peter Joseph Lenne Bearbeiten nbsp Plan des Marlygartens ausgefuhrt nach Vorgaben von P J Lenne 1846 nbsp Florastatue auf dem Florahugel nbsp Knabe mit Vogelnest Eduard Mayer 1838 nbsp Madchen mit Papagei nbsp Najade mit Wasserschale in einer Nische in der nordlichen UmfassungsmauerNach seiner Thronbesteigung 1840 wahlte Friedrich Wilhelm IV das Schloss Sanssouci als Wohnsitz Dadurch entstand der Wunsch in der Nahe ein Gotteshaus zu errichten Als Standort bestimmte der Konig die Ostseite des Marlygartens und zwischen 1845 und 1848 erfolgte der Bau der Friedenskirche Da der Marlygarten den Zugang zur Kirche aus Richtung Sanssouci bildete sollte er nicht weiter als Kuchengarten genutzt werden Der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenne erhielt deshalb den Auftrag das Areal in einen Landschaftsgarten umzugestalten Auch ostlich der Kirche auf dem Gelande eines ehemaligen Hopfengartens entstand mit dem Friedensgarten und dem dort ausgehobenen Friedensteich ein weiterer Gartenbereich Die Kirche mit den Nebengebauden trennt diese beiden Garten voneinander auch wenn es so scheint als sei sie der Mittelpunkt einer Gesamtanlage Obwohl der umgestaltete Marlygarten nicht selten als Werk Lennes angesehen wird ist unklar welchen Anteil der von 1859 bis 1870 amtierende Hofgartner und Gartenarchitekt Gustav Meyer an der Planung hatte Sicher ist dass Meyer der zu der Zeit als technischer Leiter fur Lenne arbeitete mehrere Gartenplane zeichnete und dabei eigene Gestaltungsideen einbrachte 14 Der Marlygarten wurde als Landschaftsgarten im Stil eines Pleasuregrounds mit Baum und Geholzgruppen sowie Blumenbeeten entworfen Unter Gustav Meyers Leitung begannen die Erdarbeiten im Sommer 1846 und waren Anfang 1847 beendet 15 Die zentrale Mittelachse des Gartens bildet eine als Wiesenflache angelegte leichte Senke mit sanften Erhebungen an deren Seiten Das Material fur die Aufschuttungen kam aus dem Aushub des Friedensteichs 16 Alle Wege im Garten verlaufen sanft geschwungen und sind auf die Friedenskirche ausgerichtet Im Fruhjahr 1847 folgte die Bepflanzung Die grossen Baume davon etwa 40 Prozent Ulmen kamen aus dem nahen Park Charlottenhof 15 Trotz der Umschlossenheit der Anlage gelang es an verschiedenen Stellen Fernsichten zu schaffen Der Haupteingang im Westen hinter dem Gartendirektionsgebaude blieb bestehen Vom Eingangsbereich geht der Blick uber das langgestreckte Wiesental zur gegenuberliegenden Friedenskirche Beim Gang zur Kirche pflegte das Konigspaar jedoch die schmale Christuspforte am ostlichen Ende der nordseitigen Gartenmauer zu nutzen Die Pforte ziert eine 1852 von August von Kloeber geschaffene vergoldete Lavatafel mit dem Christuskopf In diesem Bereich verdeckt eine dichte Bepflanzung die Sicht in den Marlygarten Eine bronzene Polyhymnia kam hier erst 1928 zur Aufstellung Sie ist ein 1832 von Emil Alexander Hopfgarten geschaffener Nachguss einer Figur von Christian Daniel Rauch Westlich der Christuspforte fuhrt ein labyrinthartig angelegtes Wegestuck in einen von Nord nach Sud verlaufenden Laubengang der bereits im friderizianischen Lustgarten beginnt und durch die Begrenzungsmauer unterbrochen wird Der zentrale Punkt des Marlygartens ist der sogenannte Florahugel auf dem ein Teeplatz mit einer halbrunden Sitzbank angelegt wurde Hier steht am Rand einer facherformigen Blumenrabatte eine marmorne Florastatue die der Bildhauer Emil Wolff vor 1850 schuf Der Florahugel soll der Lieblingsplatz von Konigin Elisabeth gewesen sein da man von hier aus einen schonen Ausblick auf ein sudlich der Florastatue angelegtes Alpinum hatte das die Konigin an ihre Heimat Bayern erinnerte 17 Weitere Bildwerke des Marlygartens zeigen vor allem Szenen mit Kinderfiguren In der sudostlichen Gartenecke in einem schmalen Alpental sitzt ein marmorner Knabe mit Vogelnest auf einem Sockel den Eduard Mayer 1838 fertigte In der sudwestlichen Gartenecke schmuckt der Bronzenachguss des Wasserholenden Madchens aus der Kunstgiesserei Lauchhammer den dort angelegten Goldfischteich Das Original aus den 1840er Jahren von Ludwig Wilhelm Wichmann war verschollen wie auch noch der dem Bildhauer Wichmann zugeschriebene Angelnde Knabe fur den ebenfalls ein Nachguss vorgesehen ist Ebenso fehlt eine ehemals westlich des Teichs aufgestellte galvanoplastische Nachbildung eines Knaben mit Schale von 1845 die Christian Daniel Rauch entwarf 18 Im sudwestlichen Gartenbereich steht eine von Ludwig Ferdinand Hesse entworfene und durch die schlesische Josephinen Glashutte der Grafen Schaffgotsch 1854 ausgefuhrte blau weiss gestreifte Saule aus kannelierten Glasrohren Das vergoldete korinthische Kapitell bekront die vergoldete von Heinrich Berges entworfene und durch Simeon Pierre Devaranne ausgefuhrte Zinkgussplastik Madchen mit Papagei Die Saule war ein Geschenk Friedrich Wilhelms IV an seine Gemahlin Elisabeth Die Farbwahl der Glasrohren weist auf die bayrische Herkunft der Konigin hin Saule und Plastik sturzten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von ihrem Sockel Die zerbrochene Saule wurde aus allen verfugbaren Fragmenten rekonstruiert 19 die Figur restauriert 20 und im Mai 2002 zusammen mit dem denkmalpflegerisch wiederhergestellten sudlichen Teil des Marlygartens eingeweiht 21 Eine zweite Ausfuhrung dieser Saule befindet sich im Rosarium auf der Roseninsel im Starnberger See Sie war ein Geschenk Friedrich Wilhelms IV an das bayrische Konigspaar Maximilian II und Marie von Preussen 1825 1889 mit dem das preussische Konigspaar verwandtschaftlich verbunden war Eine dritte baugleiche Saule schenkte er seiner Schwester Charlotte der Zarin Alexandra Fjodorowna die sie auf einer Insel im Kolonistskiy Park Kolonistskij park in Peterhof aufstellen liess 22 Eine gemauerte halbrunde Nische in der nordlichen Begrenzungsmauer war ursprunglich geoffnet und nur mit einem vergoldeten Drahtgitter versehen Das ermoglichte den Durchblick in den friderizianischen Lustgarten Die Nische schmuckte eine marmorne Najade mit wasserspendender Schale des Bildhauers Franz Woltreck von 1846 Das im Wesentlichen von Ludwig Ferdinand Hesse entworfene Wasserspiel wurde Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bei einem der wenigen Bombentreffer im Park Sanssouci zerstort 23 Der Marlygarten war fur die Bevolkerung zunachst frei zuganglich Nach der Beschadigung einer Statue durch Vandalismus liess Friedrich Wilhelm IV den Park mit Order vom 9 September 1850 fur die Offentlichkeit schliessen Ab diesem Zeitpunkt war der Zutritt nur noch zu den Gottesdienstzeiten oder mit Erlaubnis der Generalgartendirektion und in Begleitung erlaubt 24 Im Rahmen der Umgestaltung des Gartens wunschte Friedrich Wilhelm IV auch die Verschonerung der im Westen angrenzenden Gebaude Die Gartendirektion bekam einen Turmanbau Das zuvor von Joachim Heinrich Voss 1764 1843 bewohnte Hofgartnerhaus wurde in den Jahren 1843 1846 nach Planen von Ludwig Persius durch Ludwig Ferdinand Hesse und Ferdinand von Arnim zu einer Villa im italienischen Stil umgebaut und von Kabinettsrat Ernst Emil Illaire 1797 1866 bezogen Altan und Stibadium fuhrten direkt zum Marlygarten der vom Hausgarten des seitdem als Villa Illaire bezeichneten Gebaudes nur durch einen kunstlichen Erdwall getrennt war 25 Der Marlygarten vom Ende des 19 Jahrhunderts bis heute Bearbeiten nbsp Planzeichnung des Marlygartens von Theodor II Nietner 1883Nach der Anlage durch Lenne und Meyer wurden am Marlygarten nur noch kleinere Umgestaltungen vorgenommen man bemuhte sich vielmehr den Garten durch gartnerische Pflege entsprechend dem Entwurf Lennes zu erhalten Die zustandigen Hofgartner waren von 1871 bis 1880 Eduard II Nietner nachfolgend bis 1884 Hermann Walter 1837 1898 vertreten durch Gustav II Adolph Fintelmann und bis 1909 Albert Rosenberg 1841 1914 Anschliessend wurde der Marlygarten dem Hofgartner des Terrassenreviers Friedrich Kunert 1863 1948 zugeordnet Im Todesjahr Kaiser Friedrichs III 1888 erhielt Julius Carl Raschdorff den Auftrag auf der Nordseite des zum Gebaudeensemble der Friedenskirche gehorenden Atriums ein Mausoleum zu errichten Wegen der von 1888 bis 1889 erfolgten Baumassnahme mussten funf alte Platanen weichen 26 Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie wurden die preussischen Schlosser sowie die Garten und Parkanlagen der im Jahr 1919 dem Preussischen Finanzministerium untergeordneten Preussischen Krongutsverwaltung unterstellt Aus ihr ging am 1 April 1927 die Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten unter Leitung Paul Hubners hervor Die Gartenoberinspektoren Georg Potente und Friedrich Kunert wurden als Gartendirektoren berufen Im Winter 1927 1928 liess Potente mehrere uberalterte Geholze die inzwischen zu dicht geworden waren entfernen um dem Garten die von Lenne geplante Raumwirkung zuruckzugeben 27 und ersetzte dabei mehrere von der Ulmenkrankheit befallene Ulmen durch Rotbuchen Das Alpinum bekam eine Bepflanzung mit bodenbedeckenden Stauden das facherformige Beet auf dem Florahugel wurde 1931 wiederhergestellt und der westseitige Eingang bekam 1932 eine neue Toranlage aus Holz Im Jahr 1938 liess Potente den Garten der Villa Illaire erweitern und dafur einen Streifen vom Marlygarten abtrennen Auch erhielt der Teich in der sudwestlichen Gartenecke eine vereinfachte Form 27 Der von 1959 bis 1992 amtierende Gartendirektor Harri Gunther 1928 2023 uberarbeitete 1973 die Geholze und ersetzte den ruckgangigen Bestand an Ulmen durch Linden Im Jahr 1983 wurde wie schon unter Potente 1931 das Facherbeet auf dem Florahugel erneuert Sein Amtsnachfolger Gartendirektor Michael Seiler liess 1994 die Wegefuhrung und den Sitzplatz auf dem Florahugel nach Grabungsbefund wiederherstellen 1995 die schmalen uberwachsenen Fusswege am Gartenrand freilegen sowie Schmuckgeholze nach historischen Planen pflanzen 26 Rezeption BearbeitenDer Marlygarten wird aufgrund der Harmonie der Anlage und der trotz seiner Begrenztheit beeindruckenden Aussichtspunkte oft als Lennes gelungenstes gartenplanerisches Werk bewertet Der kurhessische Hofgartendirektor Wilhelm Hentze besichtigte den Marlygarten 1858 auf einer Reise uber die er einen Bericht veroffentlichte Zu Hause wieder angekommen fuhrte Hr L enne noch in sein Lieblingsplatzchen den s g Marly oder Friedensgarten bei der Friedenskirche neu erbaut Eine der neuesten Schopfungen Lenne s ein wahres Meisterwerk Landschaftlicher Gartenkunst das Vollkommenste was ich in dieser Art auf meiner Reise gesehen habe Das Terrain in diesem Garten welches fruher ganz eben gewesen seyn soll ist so anmuthig bewegt und die Pflanzungen sind so geschmackvoll ausgefuhrt dass man sich im hochsten Grade zur Bewunderung hingezogen fuhlt In diesem Garten herrscht eine sanfte Harmonie eine idillische Ruhe und ein stiller Friede so dass die Bezeichnung Friedensgarten ganz entsprechend erscheint Wilhelm Hentze kurhessischer Hofgartendirektor 1858 28 Hermann Jager sah in ihm das Ideal eines kleinen Landschaftsgartens oder Parkgartens der mit begrenzten Mitteln und Aufwand umsetzbar ist 29 Der Schriftsteller Theodor Fontane der sich 1881 in Potsdam aufhielt unternahm mehrere Spaziergange durch den Marlygarten 30 und war von diesem so beeindruckt dass er ihn spater in der ersten Zeile eines Gedichts erwahnte Von Marly kommend und der Friedenskirche Hin am Bassin es platscherte kein Springstrahl Stieg ich treppan die Sterne blinkten blitzten Und auf den Stufen Aufbau der Terrasse Warf Baum und Strauchwerk seine dunnen Schatten Durchsichtige wie Schatten nur von Schatten Theodor Fontane Auf der Treppe von Sanssouci 1885Literatur BearbeitenKarl Ludwig Haeberlin Sanssouci Potsdam und Umgegend mit besonderer Rucksicht auf die Regierungszeit Seiner Majestat Friedrich Wilhelm IV Konig von Preussen Mit allerhochster Genehmigung unter amtlicher Mitwirkung der Herren Lenne General Director der koniglichen Garten und Hesse koniglicher Hof Baurath Verlag von Ferdinand Riegel Berlin und Potsdam 1855 Louis Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci Der Hopfengarten die Meierei der Kuchengarten III Der Kuchengarten Marly In Mittheilungen des Vereins fur die Geschichte Potsdams Band 1 Gropius sche Buch und Kunsthandlung Potsdam 1864 Peter Mottner Martin Mach Hrsg Zinkguss Die Konservierung von Denkmalern aus Zink Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege und der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege Band 98 1999 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marlygarten Sanssouci Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Michael Seiler Der Marlygarten In Nichts gedeiht ohne Pflege Die Potsdamer Parklandschaft und ihre Gartner Potsdam 2001 S 140 Satzung zum Schutz des Denkmalbereichs Berlin Potsdamer Kulturlandschaft gemass Eintragung in die Liste des Kulturerbes der Welt World Heritage List der UNESCO vom 1 Januar 1991 Verwaltungsbereich Potsdam Denkmalbereichssatzung vom 30 Oktober 1996 Anlage 3 L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 10 L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 22 f a b L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 17 Adelheid Schendel Jerzy Prrzytanski Die Neuen Kammern im Park Sanssouci Potsdam Sanssouci 1987 S 7 Karl Ludwig Haeberlin Sanssouci Potsdam und Umgegend 1855 S 17 D Fassmann Leben und Thaten des Allerdurchlauchtigsten und Grossmachtigsten Konigs von Preussen Friederici Wilhelmi Biss auf gegenwartige Zeit aufrichtig beschrieben Band 1 Hamburg und Breslau 1735 S 864 f L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 12 L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 16 Das Fasanenmeisterhaus nutzte nach einem 1804 erfolgten Umbau der Hofgartner Johann Zacharias Saltzmann als Dienstwohnung Nach einem weiteren Umbau 1841 1842 durch Ludwig Persius bezog es Hofgartner Hermann Sello 1910 wurde das Haus fur den Bau der Jubilaumsterrasse an der Maulbeerallee sudlich des Orangerieschlosses abgerissen Vgl SPSG Preussisch Grun Hofgartner in Brandenburg Preussen Potsdam 2004 S 217 f a b L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 18 L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 19 J A Weiss Ein Beitrag zur Klarstellung des Verhaltnisses zwischen Lenne und Meyer In Zeitschrift fur Gartenbau und Gartenkunst Organ des Vereins deutscher Gartenkunstler 13 Jg Neudamm 1895 S 109 f a b Michael Seiler In SPSG Nichts gedeiht ohne Pflege S 141 L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 21 D Donecker Der Marlygarten als Standort der Zinkgussplastik Madchen mit Papagei In P Mottner M Mach Hrsg Zinkguss 1999 SPSG Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci Potsdam 2002 S 63 Saskia Huneke Weiss blaue Glassaule In Andreas Kitschke Ludwig Ferdinand Hesse 1795 1876 Hofarchitekt unter drei preussischen Konigen Munchen Berlin 2007 S 327 D Donecker Restaurierung der Zinkgussplastik Madchen mit Papagei In P Mottner M Mach Hrsg Zinkguss 1999 Jahrbuch der SPSG 4 2001 2002 S 252 Otto Kratz Vom Glanz vergangener Tage Die Geschichte einer Statue auf der Starnberger Roseninsel In Kultur amp Technik Magazin des Deutschen Museums 4 2010 S 36 41 Andreas Kitschke Ludwig Ferdinand Hesse 1795 1876 Hofarchitekt unter drei preussischen Konigen Munchen Berlin 2007 S 326 f L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 22 L Schneider XVIII Die Territorien von Sanssouci III Der Kuchengarten Marly S 24 a b Michael Seiler In Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum und Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hrsg Peter Joseph Lenne Parks und Garten im Land Brandenburg Worms 2005 S 222 a b Jorg Wacker Georg Potente 1875 1945 Die Entwicklung vom Gartengestalter zum Gartendenkmalpfleger zwischen 1902 und 1938 in Potsdam Sanssouci Dissertation an der Philosophischen Fakultat der Universitat Potsdam 2003 S 93 ff Zitiert nach Michael Seiler Die Garten von Potsdam und Berlin im Jahre 1858 Nach einem Reisebericht des kurhessischen Hofgartendirektors Wilhelm Hentze In Jahrbuch 6 der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Akademie Verlag Berlin 2004 S 46 Herrmann Jager Die deutschen Garten der Neuzeit In Gartenkunst und Garten sonst und jetzt Handbuch fur Gartner Architekten und Liebhaber Verlag P Parey 1888 S 371 Regina Dieterle Hrsg Theodor Fontane und Martha Fontane Walter de Gruyter Berlin 2002 S 671 52 400834 13 041054 Koordinaten 52 24 3 N 13 2 27 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marlygarten amp oldid 234784224