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Der Lustgarten war die alteste Gartenanlage in Potsdam Seine damalige Flache wird von der Breiten Strasse mit dem Marstall im Norden der Havel im Osten dem Bahndamm im Suden und dem Innenministerium im Westen umrahmt Als Barockgarten unter dem Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm fur das Stadtschloss geschaffen und unter Konig Friedrich Wilhelm I zur Halfte in eine Exerzierflache verwandelt wurde das Ubrige durch Friedrich II und 1829 von Peter Joseph Lenne umgestaltet Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der beschadigte Lustgarten mit dem Ernst Thalmann Stadions und spater mit dem Interhotel Potsdam uberbaut Anlasslich der Bundesgartenschau 2001 wurde nach dem ersatzlosen Abriss des Stadions der grosstenteils versiegelte Neue Lustgarten als Veranstaltungsflache angelegt Blick vom Brauhausberg auf den Lustgarten und das Stadtschloss um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprunge 1 2 Friedrich I 1 3 Friedrich Wilhelm I und Friedrich II 1 4 1800 bis 1945 1 5 Ab 1945 2 Galerie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten nbsp Blick uber das Neptunbassin zum Stadtschloss dahinter die Nikolaikirche vor 1945 nbsp Der Lustgarten im Jahr 2017 vor dem Hotelhochhaus dahinter verdeckt das Stadtschloss und die Nikolaikirche nbsp Blick uber das Stadtschloss auf den Lustgarten und den Brauhausberg nbsp Blick von der Nikolaikirche auf den Lustgarten und die Havel nbsp Das Haus Schlossstrasse 13 mit der davor liegenden Ummauerung des Lustgartens nbsp Denkmal Friedrich Wilhelms I gegenuber dem Marstall vor 1945Der Garten wurde 1589 erstmals urkundlich erwahnt Der alteste Plan zeigt auf einer dreieckigen Flache an der Havel einen Renaissancegarten der zu dem 1598 99 erbauten Schloss der Kurfurstin Katharina gehorte aus dem spater der Lustgartenflugel des Stadtschlosses hervorging Unter dem Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde der Lustgarten ab 1660 nach Suden und Westen nach Planen von Johann Gregor Memhardt erweitert und durch Aufschuttungen am Fluss in eine rechteckige Form gebracht Vermutlich wirkte hierbei der Statthalter Johann Moritz von Nassau Siegen mit der den Kurfursten in Bau und Gartenfragen beriet Als Vorbild dienten dem Grossen Kurfursten die damals modernsten Gartenanlagen Frankreichs in Versailles mit denen er mit dem in denselben Jahren begonnenen Erweiterungen des Gartens Schritt halten wollte Der Lustgarten war Teil eines Ensembles aus Stadtschloss Pomeranzenhaus Altem Markt und Havelufer Seine Hauptachse bildete die Verlangerung der Hauptachse des Schlosses bis zur Havel und zum Brauhausberg Als nordliche Begrenzung zur Stadt liess der Kurfurst 1685 das langgestreckte Pomeranzenhaus spater Marstall und Filmmuseum erbauen 1 Dahinter befand sich bis Anfang des 18 Jahrhunderts braches Sumpfland als naturliche Stadtgrenze in dem sich Fischer in der Siedlung Kietz niedergelassen hatten sudlich der heutigen Breiten Strasse stadtauswarts im Bereich der sudlichen Dortustrasse und Kiezstrasse Nach Suden und Osten war er offen zu Havel Der Garten bestand aus den fur einen barocken Lustgarten typischen drei Teilen dem Broderieparterre am Schloss einem westlich davon gelegenen Nutzgarten und dem Boskett im Sudwesten mit einem grossen Bassin in der Mitte Auf der anderen Seite der Havel wurde ein sechsstrahliger Wegestern im Tiergarten angelegt Hier war der zehnstrahlige Achsenstern Vorbild den Johann Moritz 1665 bei Kleve geschaffen hatte Eine der Achsen war auf das Stadtschloss gerichtet Eine weitere Sichtachse bildete eine grosse Allee von der Sudwestfassade des Schlosses uber die heutige Breite Strasse auf den heutigen Ehrenpfortenberg Sie wurde wahrscheinlich 1668 mit Eichen bepflanzt Friedrich I Bearbeiten Unter Friedrich I erfolgte um 1695 eine erneute Umgestaltung und Erweiterung Das Broderieparterre wurde in die Havel hinaus verlangert und im Anschluss entstand ein Hafenbecken fur Lustschiffe das spatere Neptunbassin Zwischen 1698 und 1701 wurde eine fur Wagen befahrbare doppellaufige Rampe erbaut die die bisher fehlende Verbindung vom Marmorsaal in das Parterre herstellte die spater wegen ihres Rasenbelags so genannte Grune Treppe In dieser Zeit entstand eine Reihe ehrgeiziger Entwurfe verschiedener im Wettbewerb miteinander stehender Kunstler fur den Lustgarten und die Kaskadenanlage gegenuber am Brauhausberg Diese Projekte blieben infolge des Todes des Konigs 1713 unvollendet 2 Friedrich Wilhelm I und Friedrich II Bearbeiten Der Soldatenkonig Friedrich Wilhelm I liess 1714 die Parterres als Exerzierplatz einebnen und das Pomeranzenhaus zum Marstall fur Pferde umbauen Die ubrigen Gartenteile blieben erhalten und er legte einen Kuchen und Lustgarten im Marlygarten an Sein Sohn Friedrich II gestaltete 1746 bis 1751 die verbliebenen sudlichen Gartenteile mit grossem finanziellen Aufwand insgesamt 90 458 Reichstaler ohne die Kolonnaden weiter aus Das Havelufer wurde mit massiven Mauern und Balustraden versehen auf denen Putten und Vasen standen Das Hafenbecken erhielt ebenfalls eine steinerne Einfassung ringsum vergoldete Vasen und in der Mitte eine vergoldete Neptungruppe Ein heute nicht mehr vorhandener Ersatzbau fur die Orangerie entstand 1744 Das Boskett wurde durch Treillagen sowie zahlreiche Plastiken aus Marmor und vergoldetem Blei geschmuckt ausserdem standen die Pomeranzenbaume in dem grossten Boskettsaal Das ehemalige Parterre diente weiterhin der Garnison zum Exerzieren und Paradieren Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff gab dem Lustgarten 1745 46 durch Errichtung zweier Kolonnaden auf beiden Seiten des Schlosses einen transparenten raumlichen Abschluss zur Stadt und zur Havel Wegen der darin aufgestellten Skulpturengruppen hiessen sie die Ringer und die Fechterkolonnade 3 1800 bis 1945 Bearbeiten Die aufwandigen Anlagen Friedrichs des Grossen konnten auf Dauer nicht erhalten werden Um 1800 erfolgten erste Vereinfachungen und landschaftliche Umgestaltungen durch Johann August Eyserbeck und am Neptunbecken wurden Saulenpappeln gepflanzt Im Jahr 1819 erfolgten weitere landschaftliche Umgestaltungen im Boskett nach Planen Peter Joseph Lennes Die Hauptalleen blieben aber erhalten 4 Der Bau der Potsdam Magdeburger Eisenbahn 1846 drohte den Lustgarten zu beeintrachtigen Friedrich Wilhelm IV gab jedoch schliesslich seinen Widerstand auf und die Bahn wurde auf einem niedrigen Damm am Sudrand des Gartens entlanggefuhrt da eine Streckenfuhrung uber den Tornow nicht finanzierbar war Im Lustgarten erinnerte gegenuber dem Marstall ab 1885 ein Standbild von Karl Hilgers an Friedrich Wilhelm I Dabei handelte es sich um eine Bronzekopie des Originals in der Ruhmeshalle Berlin das heute im Garten der Burg Hohenzollern steht 5 Das unbeschadigte Denkmal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert und 1950 auf Anordnung der Brandenburgischen Landesregierung als Buntmetallschrott zusammen mit anderen Potsdamer Bronzestandbildern eingeschmolzen 6 Vermutlich 1886 wurden die Saulenpappeln am Neptunbecken durch Sauleneichen ersetzt Nach dem Bau einer neuen Eisenbahnbrucke uber die Havel 1903 wurde der Bahndamm erhoht Seitdem riegelt der Bahndamm den Lustgarten raumlich von dem Fluss ab Der Verbindungskanal zwischen Havel und Neptunbecken bestand bis zu dessen Zuschuttung jedoch gab es Probleme mit dem Wasseraustausch 7 In dieser Form bestand der Lustgarten bis 1945 nahezu unverandert Ab 1945 Bearbeiten Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der beschadigte Lustgarten durch den Bau des Ernst Thalmann Stadions im Bereich des Bosketts und des Parade und Exerziersplatzes als ersten grossen Sportstattenneubau in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs grossflachig uberbaut In den Jahren der DDR fuhrte auf Initiative der SED die Errichtung eines neuen sozialistischen Stadtzentrum zu weiteren einschneidenden Veranderungen Das 1945 ausgebrannte Stadtschloss wurde 1960 gesprengt um nach den revolutionaren Traditionen der Potsdamer Arbeiter das sozialistische Zentrum zu einem Karl Liebknecht Forum zu gestalten Die freigewordene Flache war zuerst fur den Standort des Karl Liebknecht Forum vorgesehen 8 Das klassizistische schmiedeeiserne Gitter das den Lustgarten nach Westen abschloss wurde entfernt und spater eingeschmolzen und das noch erhaltene Neptunbassin mitsamt der wenig beschadigten Neptungruppe zugeschuttet 9 Das im ehemaligen Broderieparterre 1969 fertiggestellte Interhotel ubernahm an Stelle der zuvor gesprengten Garnisonkirche die Rolle der Hohendominante im Stadtbild 10 Ein nur wenig beschadigter Teil der Ringerkolonnaden mit Giebelrelief Kapitellen und Putten des Schlosses wurde 1970 im Rest des Lustgartens am direkt angrenzenden neuerrichteten Hafen aufgerichtet Mit dem Ausbau der damaligen Wilhelm Kulz Strasse heutigen Breite Strasse entstand von 1979 bis 1982 an dieser Stelle das Karl Liebknecht Forum mit der Plastik Herz und Flamme der Revolution von Theo Balden und Mosaiken von Kurt Hermann Kuhn als Auftakt fur eine reprasentative sozialistische Magistrale im Stadtzentrum 11 Anlasslich der Bundesgartenschau 2001 wurde das Ernst Thalmann Stadion ersatzlos als Sportflache abgerissen und der Neue Lustgarten in Anlehnung an die historische Formgebung neu gestaltet Ein Grossteil des Lustgartens wurde speziell fur Volksfeste Jahrmarkte und Messen versiegelt und erhielt hierfur helle Betonplatten als Untergrund Dabei wurden die Ringerkolonnade und das Neptunbassin restauriert wobei nur ein kleiner Teil der ursprunglich dafur verwendeten Figuren wieder aufgefunden werden konnte Daneben fand das Denkmalensemble des Karl Liebknecht Forums einen neuen Platz Am Havelufer und Fusse des Hotel Mercure kam es zur vollstandigen Erneuerung der Schiffsanlegestelle mit Hafengebaude und Kaianlage sowie der Gastronomie und Servicebereichen Galerie Bearbeiten nbsp Plan des Lustgartens um 1700 nbsp Potsdam Ansicht vom Brauhausberg Gemalde von Johann Friedrich Meyer 1772 nbsp Blick vom Lustgarten zur Garnisonkirche vor 1945 nbsp Denkmal Friedrich Wilhelms I 1950 eingeschmolzen nbsp Ringerkolonnade zwischen Stadtschloss und Marstall vor 1945 nbsp Fechterkolonnade zwischen Stadtschloss und Havel vor 1945 nbsp Neptunbassin im LustgartenLiteratur BearbeitenJorg Frohlich Ein Hotel im Lustgarten von Potsdam Das Interhotel Potsdam in historischer Umgebung von 1967 bis heute 3 Auflage 2015 Hans Joachim Kuke Clemens Alexander Wimmer Jean de Bodt und der Potsdamer Lustgarten In Die Gartenkunst 25 2013 S 293 340 Fritz Zahn Die geschichtliche Entwickelung der koniglichen Garten Potsdams In Die Gartenkunst 11 1909 S 50 53 50 Digitalisat Clemens Alexander Wimmer Der Potsdamer Lustgarten Hentrich Berlin 2004 ISBN 3 89468 273 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lustgarten Potsdam Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadt Potsdam Neuer Lustgarten Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Borchwards ReiseEinzelnachweise Bearbeiten Clemens Alexander Wimmer Der Potsdamer Lustgarten Berlin 2004 S 9 18 Wimmer 2004 S 19 29 Wimmer 2004 S 30 49 Wimmer 2004 S 50 61 http www helmutcaspar de aktuelles19 blnpdm19 denka htm Frank Bauer Hartmut Knitter Heinz Ruppert Vernichtet vergessen verdrangt Militarbauten und militarische Denkmaler in Potsdam E S Mittler amp Sohn Berlin Bonn Herford 1993 S 137 Dokumente des behordlichen Schriftverkehrs zur Denkmalvernichtung 1945 1950 S 186 196 Wimmer 2004 S 62 70 Hans Berg Die verlorene Potsdamer Mitte Eigenverlag Berlin 1999 S 9 Hans Berg Die verlorene Potsdamer Mitte Eigenverlag Berlin 1999 S 3 4 und 12 Gerd Dietrich Kulturgeschichte der DDR Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2019 ISBN 978 3 647 37087 3 S 1283 Karl Liebknecht Forum Kurt Hermann Kuhn 1980 potsdam de abgerufen am 5 Mai 202052 392777777778 13 059722222222 Koordinaten 52 23 34 N 13 3 35 O Normdaten Geografikum GND 4828489 0 lobid OGND AKS VIAF 247411442 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lustgarten Potsdam amp oldid 239352192