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Die Marienkirche auch Minoritenkirche und Bruderkirche genannt ist eine ehemalige Klosterkirche der Minoritenordens und heute eine evangelische Kirche in der ostwestfalischen Stadt Hoxter Die unter Denkmalschutz stehende Kirche wurde im Jahr 1283 geweiht und bildet heute gemeinsam mit dem zugehorigen ehemaligen Minoritenkloster einen Standort der Klosterregion im Kulturland Kreis Hoxter 1 Aussenansicht von Sudosten mit barockem Dachreiter Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Sudansicht der Marienkirche nbsp Die Marienkirche im 19 JahrhundertDie Berufung von Franziskanermonchen nach Hoxter 1248 geht auf den Corveyer Abt Hermann von Dassel zuruck der ihnen im Sudostwinkel der neu angelegten Stadtmauer einen Konvent errichtete Erster Guardian des Klosters wurde Florimann von Dassel ein Bruder des Abtes der den Ordensnamen Franciscus annahm Die Grundsteinlegung des Kirchenbaus erfolgte 1250 der Kirchweihtag wohl einer ersten provisorischen Kapelle der Ordensniederlassung wurde 1261 durch Bischof Simon I von Paderborn neu bestimmt Welchen Einfluss der Hoxteraner Stadtbrand 1271 auf das Baugeschehen hatte ist nicht belegt 1281 gewahrte der Munsteraner Bischof Everhard von Diest selbst ein besonderer Forderer des Minoritenordens und Grunder der Munsteraner Niederlassung allen die zum Bau der Kirche beitrugen einen Ablass Bereits 1283 erfolgte die erste Einweihung der Kirche wohl des liturgisch wichtigen Monchschores Die Abschlussweihe fand 1320 statt nachdem 1300 zur Vergrosserung der Kirche ad fabricam suae ecclesiae prolongandam gemeint ist wohl der weitere Baufortgang nach Westen der notige Baugrund erworben worden war 2 Die geistliche Blute des Hoxteraner Konvents im ersten Jahrhundert ihres Bestehens bezeugt die Nachricht des Bartholomaus von Pisa aus dem spaten 14 Jahrhundert die den in Hoxter bestatteten und als heilig verehrten Minoritenbruder Hugo erwahnt 3 Mit dem Einsetzen der Reformation in Hoxter erlaubte ein 1536 erzielter Kompromiss katholische Messfeiern nur noch in der Kirche der Minoriten und in der Kapelle des Heiligengeisthospitals Aufgrund der angespannten Lage ubertrugen die Minoriten ihr Kloster jedoch 1555 dem Corveyer Abt Reinhard von Bocholtz der es 1573 unter Eigentumsvorbehalt der Stadt ubergab aber letzterer ein Vorkaufsrecht einraumte Trotz dieser Absprache erfolgte unmittelbar darauf der Abbruch der Konventsgebaude Erster evangelischer Pfarrer an der Marienkirche bis 1590 wurde Johann Eckrott Seit 1628 hielten sich die Minoriten wieder in Hoxter auf und begannen mit dem Wiederaufbau des Klosters bevor sie aufgrund der Ereignisse des Dreissigjahrigen Kriegs 1633 zunachst wieder verdrangt wurden 4 1638 wurde der Corveyer Furstabt Christoph von Brambach vor dem Hochaltar der Kirche beigesetzt 1651 mussten die Minoriten erneut ihren Konvent verlassen und zogen zuerst nach Corvey dann nach Wehrden Jakobsberg und Herstelle wo sie der Paderborner Furstbischof Dietrich Adolf von der Recke 1657 mit der Pfarrei betraute und sie in der Folgezeit eine Klosterniederlassung grundeten Erst 1662 wurde den Konventualen durch den Administrator des Corveyer Landes Furstbischof Christoph Bernhard von Galen die Ruckkehr in ihr altes zuruckgekauftes Kloster ermoglicht aber erst 1674 verzichtete die Stadt nach dem Ende des Hoxterschen Kriegs auf die Nutzung der Marienkirche fur den evangelische Gottesdienst Im Anschluss daran begannen 1695 Wiederherstellungsarbeiten und die Barockisierung der Ausstattung deren Ende die Inschrift des 1752 von Benedikt XIV verliehenen Altarprivilegs darstellt 1772 schliesslich fand eine Erneuerung des Dachreiters statt wie ihn die Ordensregeln anstelle eines Glockenturms forderten 1804 wurde das Minoritenkloster sakularisiert und die verbleibenden Monche an das Franziskanerkloster Salmunster bei Fulda ubersiedelt Das Inventar der Kirche wurde veraussert wobei Hochaltar Kanzel und Kommunionbank an die neue katholische Pfarrkirche von Amelunxen gingen die der letzte Corveyer Furstbischof Ferdinand von Luninck 1818 stiftete 1812 wurden die Baulichkeiten des Minoritenklosters auf Abbruch versteigert Die Kirche selbst wurde von einem Konsortium evangelischer Burger erworben um sie als Ersatz fur die kurz zuvor 1810 abgebrochene Petrikirche der Evangelischen Kirchengemeinde Hoxter zur Verfugung zu stellen die die bis dahin als Lagerhalle genutzte Kirche aber erst 1850 erwarb 5 Wahrend der Pfarrer von St Kiliani Konrad Beckhaus darauf drangte die Marienkirche wieder als zweite evangelische Kirche in Hoxter einzurichten brachte 1869 der Dechant von St Nikolai H Kampschulte eine Nutzung als simultane Garnisonskirche in Vorschlag um auf diese Weise auf die Finanzierung durch den preussischen Staat zuruckgreifen zu konnen Wahrend der Restaurierung der Kilianikirche in den Jahren 1880 bis 1882 diente sie als Ausweichkirche um jedoch nachfolgend weiterhin als Lagerhalle verpachtet zu werden Nachdem auch der hannoversche Konsistorialbaurat Conrad Wilhelm Hase durch die Veroffentlichung der Zeichnungen des Kirchenbaus auf dessen architektonische Bedeutung aufmerksam gemacht hatte 6 wurden 1899 auf Veranlassung des westfalischen Provinzialkonservators Albert Ludorff dem Verfasser des Kunstdenkmalerinventars der Stadt Hoxter 7 Mittel zur Wiederherstellung bereitgestellt und 1903 Plane fur den Ausbau der Kirche erarbeitet die auch fur Militargottesdienste dienen sollte Die angestrebte Finanzierung scheiterte am Ersten Weltkrieg wie auch der erneute Plan einer Garnisonssimultankirche 1939 am Zweiten Weltkrieg Erst 1950 bis 1952 erfolgte eine bauliche Wiederherstellung durch Oberbaurat Friedrich Sagebiel Architektur Bearbeiten nbsp Die heutige Innenansicht der Marienkirche nbsp Sudliches SeitenschiffTrotz ihres wechselhaften Schicksals hat sich die Marienkirche in ihrem baulichen Bestand unverandert als gotischer Kirchenbau erhalten Der Bau setzt sich aus dem dreijochigen in funf Seiten des Achtecks geschlossenen Saalchor und einem vierjochigen Langhaus zusammen dessen Mittelschiff einseitig auf der Sudseite ein vierjochiges Seitenschiff angefugt ist Da dessen relative Hohe eine Durchfensterung des Obergadens verhinderte und sich zudem auf der Nordseite die mittelalterlichen Konventsbauten anschlossen erhielt das Kirchenschiff sein Licht nur indirekt durch die Befensterung des Nebenschiffs sowie das Westfenster Im Gegensatz dazu steht die besondere Lichtwirkung des durch sieben Fenster erleuchteten Chores Die von der Ordensregel geforderte Schlichtheit des Innenraums aussert sich in den ungegliederten Wandpflachen denen einfache Runddienste fur die Kreuzrippengewolbe vorgelegt sind Die Arkaden zum Seitenschiff werden von Kantonierten Pfeilern mit ornamentlosen Kelchkapitellen getragen Die einzigen architektonischen Schmuckformen des Raums stellen die mit pflanzlichem Dekor ausgestatteten Schlusssteine des Gewolbes dar Die Architektur der Marienkirche zeichnet sich durch ihre klare hochgotische Formensprache aus Die Masswerkfenster sind durchweg zweibahnig angelegt wobei das jeweils vierbahnige Ostfenster des Sudschiffs und das Westfenster eine Kombination zweier Fenster darstellen Die verwendeten Masswerkformen gehoren als einer nicht von einem Kreis eingefassten Drei bzw Vierpassform der Fruhzeit der Entwicklung an wie sie die erste Bauphase des 1248 begonnenen Kolner Domchores vertritt Lediglich das als letztes entstandene Westfenster des Schiffs weist bereits die modernere in das 14 Jahrhundert weisende Dreiblattform auf Auf der Sudseite der Kirche zeigt das doppeltorige Eingangsportal der Erbauungszeit ein sorgfaltig gearbeitetes Masswerktympanum Unmittelbares Vorbild fur die Hoxteraner Marienkirche ist die 1245 begonnene Kolner Minoritenkirche deren basilikale Raumform hier zu einer asymmetrischen Pseudobasilika vereinfacht wurde 8 Eine vermittelnde Stellung nahm dabei die 1270 begonnene Minoritenkirche in Munster ein die als ursprunglich asymmetrisch zweischiffige Hallenkirche angelegt ist und in den Einzelformen die engsten Ubereinstimmungen mit der Hoxteraner Kirche aufweist Ausstattung BearbeitenBedeutendste erhaltene Ausstattungsstucke der Marienkirche sind die beiden uber einfachen Rundsaulen errichteten gotischen Altarbaldachine im Westjoch des Monchschors Die zusammen mit der Kirchweihe von 1320 genannte Weihe von zwei Altaren durfte sich entsprechend auf diese beiden Altarstellungen beziehen Ihre Kreuzrippengewolbe zeigen ein Birnstabprofil ihre Schlusssteine heraldische Lilien und eine reich ausgebildete Blattmaske Gotische Altarbaldachine dieser Art haben sich nur wenige so in der Propsteikirche St Walburga in Werl dem Regensburger Dom oder dem Wiener Stephansdom erhalten Bis zu ihrer Wiederherstellung in der ursprunglichen Form verband eine holzerne Empore der Barockzeit die beiden Plattformen deren Nutzung als Kanzellettner und als Standort der Orgel belegt ist Zu dieser Umbauphase gehorte auch eine nachtraglich aufgebaute von drei rundbogigen Offnungen durchbrochene Westmauer deren Mittelteil das verschliessbare Chorportal bildete Erst durch diesen nachtraglichen Umbau wurden die beiden Altarbaldachine zum Lettner der den Monchchor vom Gemeinderaum trennt Bei der Wiederherstellung der Kirche ab 1950 wurde auch die ursprungliche Form der isolierten Stellung der beiden Baldachine wiedergewonnen Aus der ersten Bauzeit der Kirche hat sich im sudostlichen Chorjoch eine zweiteilige gotische Piscina in Form einer zweibahnigen Masswerknische erhalten des Weiteren auf der Nordseite des Chores eine spatgotische Sakramentsnische deren Offnung durch die Inschriftplatte mit dem Text der Altarprivilegierung von Papst Benedikt XIV geschlossen wurde Im Chor befindet sich ausserdem die reiche barocke Grabplatte des 1776 verstorbenen Burgermeisters Johann Joachim Mertens Orgel Bearbeiten Bei der Ubergabe an die evangelische Gemeinde 1573 besass die Marienkirche bereits eine Orgel auf dem Lettner 1590 wurde um 100 Taler eine neue Orgel erbaut 1811 wurde bei Auflosung der Kirche eine vorhandene barocke Orgel zum geschatzten Materialwert auf Abbruch verkauft 9 Die im ausgehenden 17 Jahrhundert von dem Einbecker Orgelbauer Andreas Schweimb erbaute Orgel fand offensichtlich anschliessend reduziert auf neun Register und ohne ihr Ruckpositiv in der Kirche St Urban in Brevorde Aufstellung 10 Ihre ursprungliche Disposition lautete Hauptwerk C D E F G c3Praestant 8 Bordun 16 Viola di Gamba 8 Gedackt 8 Oktav 4 Rohrflote 8 Quinte 3 Mixtur IV VI 1 Trompete 8 Ruckpositiv C D E F G c3Gedackt 8 Gedacktflote 4 Quinte 3 Oktave 2 Terz 1 3 5 Sesquialtera IIKrummhorn 8 Die heutige Orgel war im Jahre 1950 von Rudolf von Beckerath Orgelbau Hamburg fur die Adventskirche in Hamburg Schnelsen erbaut worden und hatte seit 1961 in der Marienkirche auf einer Empore unterhalb des Westfensters gestanden In den 1980er Jahren wurde sie von Siegfried Sauer Ottbergen repariert erganzt und mit einem neuen hoch aufstrebenden Gehause versehen Literatur BearbeitenFritz Sagebiel Die mittelalterlichen Kirchen der Stadt Hoxter Hoxtersches Jahrbuch Band 5 Hoxter 1963 Evangelische Kirchengemeinde Hoxter Hrsg 700 Jahre Marienkirche Hoxter Hoxter 1981 Fritz Sagebiel Martin D Sagebiel St Kiliani und St Marien Hoxter Grosse Baudenkmaler Heft 218 2 Auflage Munchen Berlin 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Weser Nethe Kirchengemeinde HoxterDie Marienkirche als 3D Modell im 3D Warehouse von SketchUp Die Marienkirche im Logo der Evangelischen Kirchengemeinde Bilddatei Einzelnachweise Bearbeiten Klosterregion im Kulturland Kreis Hoxter gesehen am 27 Marz 2011 Friedrich Sagebiel Die mittelalterlichen Kirchen der Stadt Hoxter Hoxtersches Jahrbuch Bd V Hoxter 1963 S 80 86 Konrad Eubel Die Geschichte der kolnischen Minoriten Ordensprovinz 1 Veroffentlichung des Historischen Vereins fur den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Koln Boisseree Koln 1906 Reinhard Schreiner Ein Stuck Geschichte der Stadt Hoxter Wie Hoxter evangelisch wurde digitalisat Georg Schumacher Der Abbruch der Petri und der Verkauf der Marienkirche in Hoxter In Jahrbuch des Vereins fur Evangelische Kirchengeschichte 20 1918 S 130 137 Conrad Wilhelm Hase Reiseaufnahmen aus Lippoldsberg Hoxter 0berweser und Wimpfen i Th Hannover 1876 Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 37 Kreis Hoxter Munster 1914 Richard Krautheimer Die Kirchen der Bettelorden in Deutschland Neuausgabe Gebr Mann Verlag Berlin 2000 S 22 Rudolf Reuter Orgeln in Westfalen Inventar historischer Orgeln in Westfalen und Lippe Veroffentlichungen der Orgelwissenschaftlichen Forschungsstelle Band 1 Kassel 1965 S 156 Gerhard Aumuller Mads Kjersgaard Wolfgang Wagner Uberlegungen zur Herkunft der Orgel in Brevorde Weserbergland In Ars Organi 54 2006 S 217 227 51 775666 9 386626 Koordinaten 51 46 32 4 N 9 23 11 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Hoxter amp oldid 226976155