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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur gleichnamigen Kirche in Innsbruck siehe Maria am Gestade Innsbruck Maria am Gestade ist eine gotische romisch katholische Kirche im 1 Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt nahe dem Donaukanal Sie war die traditionelle Kirche der Donauschiffer Der Name leitet sich von der ehemaligen Lage der Kirche am Hochgestade eines Armes der damals noch unregulierten Donau ab Maria am Gestade zahlt gemeinsam mit der Peterskirche und der Ruprechtskirche zu den altesten Kirchen Wiens Maria am GestadeNahere Ansicht des gotischen Glockenturmes Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Kirchenausseres 2 2 Bauwerksteile und Charakteristika 2 3 Orgel 2 4 Glocken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAn der Stelle der heutigen Kirche befand sich ursprunglich eine Kapelle die bereits im 9 Jahrhundert errichtet worden sein soll was allerdings nicht eindeutig belegbar ist 1 Indirekt wurde sie erstmals 1137 erwahnt im Rahmen der Vorgeschichte des Baues der Wiener Stephanskirche als eine der Kirchen der damaligen Pfarre St Peter 2 ausdrucklich erstmals in einem Dokument aus dem Jahr 1200 Die Besitzverhaltnisse des Grundstucks waren relativ undurchschaubar es wurde zwischen dem Schottenstift Wiener Burgerfamilien und dem Bischof von Passau hin und her transferiert Ab 1302 war die Kirche im Besitz der Herren von Greif die von 1330 bis 1355 den Chor neu bauen liessen und wahrscheinlich als Familienbegrabnisstatte konzipierten Spater fiel die Kirche an die Bischofe von Passau in deren Besitz sie auch nach der Erhebung Wiens zum Bistum 1469 blieb Nachdem die Kirche im Lauf des 18 Jahrhunderts verfiel war sie schon in Gefahr abgerissen zu werden und diente als Magazin und Pferdestall 1812 wurde sie neu geweiht und kam in Folge an den Redemptoristenorden Die gotischen Chorfenster wurden nach Laxenburg gebracht und in die dortige Franzensburg eingebaut Um 1900 und nochmals um 1930 wurde die Kirche restauriert dies betraf vor allem die Portalfiguren Die Kirche dient heute als Gotteshaus der tschechischen und slowakischen Gemeinschaft in Wien Architektur BearbeitenKirchenausseres Bearbeiten Die Kirche ist dreigliedrig konzipiert Sie setzt sich aus einem mit Hochdach und Strebepfeiler akzentuierten Chor einem beinahe mittig liegenden Sudturm und einem einschiffigen Langhaus zusammen Durch die drei Portale wird die Dreigliedrigkeit verstarkt TurmDer masswerkdurchbrochene Kuppelhelm entworfen durch den herzoglichen Baumeister Michael war ein Novum gotischer Baukunst Die Ausfuhrung erfolgte durch den damaligen Wiener Dombaumeister Peter von Prachatitz Die Arbeiten am Turm wurden im Jahr 1429 abgeschlossen Die Turmhaube erinnert in ihrer Filigranitat wie Spitzenkloppelei und scheint uber der Kirche zu schweben Die christliche Symbolik assoziiert mit dem Turmabschluss Maria unter der Rosenlaube oder deutet den Masswerkhelm als Marienkrone Der Turm ist zum einen in sieben Geschosse gegliedert hat aber auch sieben Ecken Sieben ist eine symbolische Zahl im Christentum und bezeichnet die Tage der Welterschaffung die Sieben Gaben des Heiligen Geistes die sieben Sakramente als auch die Freuden und Schmerzen Mariens nbsp Grundriss der Kirche nbsp Blick vom Langhaus auf den Hochaltar nbsp Hornberger Votivbild aus dem Jahre 1462 in der Clemens KapelleBauwerksteile und Charakteristika Bearbeiten Das Langhaus das aufgrund der beengten Platzverhaltnisse schmaler als der Chor und aufgrund des damaligen Verlaufes des Donauarmes leicht geknickt ist wurde um 1400 begonnen wobei zuletzt Herzog Albrecht III selbst als Bauherr fungierte Der Knick in der Gebaudeachse Achsknick kann auch auf absichtlich angewendete mittelalterliche Messmethoden zuruckgefuhrt werden Ausrichtung der Gebaudeachsen nach unterschiedlichen Sonnenaufgangsstanden Da die Achsen von Langhaus und Chor seitlich versetzt sind wird dadurch ein ubertriebener Achsknick vorgetauscht 3 Auch fur das Langhaus sind Querverbindungen zur gleichzeitigen Grossbaustelle Sankt Stephan sehr wahrscheinlich offensichtlich sind sie beim Turm der gemeinsam mit dem Chor um 1330 begonnen wurde Der Baumeister des Chores und des Turmes ist Michael Knab von dem auch der spater modifizierte Plan fur die Turme der Kathedrale stammen sein Nachfolger war mit Peter Prachatitz ebenfalls ein Dombaumeister Ebenso wie der Sudturm von Sankt Stephan verjungt sich der Turm mit einem Grundrisswechsel Das Charakteristischste an der Kirche ist der durchbrochene Turmhelm aus 1419 1428 der als gotisches Rankenwerk ausgefuhrt ist Er war wohl fruher von Weitem erkennbar und ist auch auf den altesten Stadtdarstellungen abgebildet Die Kirche hat drei Portale die mit Reliefs und Figuren geschmuckt sind Das Chorportal zeigt eine Schutzmantelmadonna und eine Marienkronung beide aus der Zeit um 1350 wahrend das Mittlere Portal realistisch wirkende Darstellungen von musizierenden Engeln vorweist Das von einem Baldachin bekronte Hauptportal zeigt uber der Tur Reliefs der beiden Heiligen namens Johannes Taufer und Evangelist aus etwa 1410 die stilistisch moglicherweise mit dem Prager Veitsdom in Verbindung stehen Die Statuen links von der Tur zeigen Paulus Johannes d Taufer Theresia von Avila und Hieronymus Die Statuen rechts der Tur zeigen Leopold Anna Josef und Petrus Unter dem Baldachin finden sich drei Mosaike Verkundigung Pieta und Heilige Jungfrau Maria Konigin der Engel die 1901 von Albert Neuhauser geschaffen wurden Eine Verkundigungsgruppe im Langhaus der Kirche stammt aus etwa 1360 und wird dem Meister der Minoritenwerkstatt zugeordnet das heisst sie weisen dieselben Stilmerkmale wie die Portalfiguren der Wiener Minoritenkirche auf Durch ihr teilweise erfolgtes Herauslosen aus der Wand und die raumliche Verselbstandigung der Gestik gelten sie als wichtiges Ubergangsstuck zur Hochgotik Am 4 November 1862 wurden die sterblichen Uberreste des heiligen Klemens Maria Hofbauer aus dem Romantikerfriedhof in Maria Enzersdorf bei Modling in diese Kirche uberfuhrt seine Reliquien befinden sich im Altar die alte Grabplatte ist an einer der Saulen montiert Von kunsthistorischer Bedeutung ist das Hornberger Votivbild aus dem Jahre 1462 Es befindet sich in der Clemens Kapelle Das Mauerwerk der Kirche war an seiner Aussenseite in fruherer Zeit zumindest teilweise verputzt oder getuncht Bei einer Restaurierung 1931 wurde unter abblatterndem Mortel die Zeichnung einer ungefahr sieben Meter grossen Christophorus Figur gefunden konserviert und fehlende Teile erganzt Sie sollte auf Dauer sichtbar bleiben Eine Nachforschung 1994 zeigte aber dass die Figur nicht mehr erkennbar war Unter den Schmutzschichten an der Wand die nicht zuletzt 1945 durch den Brand umliegender Hauser entstanden waren waren zwar noch Striche vorhanden aber 70 des ehemaligen Bestandes waren verloren Eine Restaurierung war nicht mehr sinnvoll weil die vorhandenen Striche keine zusammenhangenden Formen mehr ergaben Die Reste wurden gesichert und wieder ubertuncht Diese Entwicklung wird als Beispiel dafur gesehen dass solch alte Zeichnungen nur dann wirksam geschutzt werden konnen wenn sie nach ihrer Auffindung und Dokumentation wieder ubertuncht und damit weiter vor Ausbleichen Verschmutzung und Erosion geschutzt bleiben An die Lage des Bildes erinnert optisch nur mehr eine verputzte Wolbung in der Sudfassade der Kirche welche die Lage eines fruheren Schutzdaches angibt 4 Zur Kirche fuhrt von der Gasse Am Gestade eine steile Stiege die in der heutigen Form aus dem Jahr 1937 stammt Nach ihr wird die Kirche im Volksmund manchmal auch Maria Stiegen genannt Aufgrund der langen Treppe wird sie gerne fur Hochzeiten verwendet Orgel Bearbeiten nbsp Die Mauracher OrgelDie grosse Orgel auf der Westempore wurde im Jahre 1911 von dem Orgelbauer Matthaus Mauracher jun Salzburg erbaut Wiederverwendet wurde in diesem Instrument Pfeifenmaterial aus den Vorgangerorgeln sowie der Barockorgel die auf der ehemaligen Musiker Empore im Chorraum der Kirche stand Der neugotische Prospekt stammt in grossen Teilen von der Vorgangerorgel die von Friedrich Deutschmann 5 erbaut worden war Das spatromantisch disponierte Kegelladen Instrument hat 36 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind pneumatisch 6 I Hauptwerk C g31 Bordun 16 2 Principal 0 8 3 Hohlflote 0 8 4 Gedackt 0 8 5 Gamba 0 8 6 Salicional 0 8 7 Octave 0 4 8 Rohrflote 0 4 9 Violine 0 4 10 Quintaton 0 5 1 3 11 Cornett 0 4 12 Rauschquinte II 0 2 2 3 13 Mixtur 0 2 14 0 8 II Schwellwerk C g315 Geigenprinzipal 8 16 Philomela 8 17 Gemshorn 8 18 Lieblich Gedackt 8 19 Viola d amour 8 20 Vox coelestis 8 21 Prestant 4 22 Flauto traverso 4 23 Dolce 4 24 Progressio 2 2 3 Pedalwerk C d1Gross Pedal25 Majorbass 16 26 Violon 16 27 Subbass 16 28 Octavbass 0 8 29 Flotenbass 0 8 30 Cello 0 8 31 Pedalcornett 0 5 1 3 32 Posaune 16 Piano Pedal33 Violon 16 34 Subbass 16 35 Flotenbass 0 8 36 Cello 0 8 Koppeln I I Superoktavkoppel II I auch als Sub und Superoktavkoppel II II Super und Suboktavkoppel I P II P P P Superoktavkoppel Glocken Bearbeiten nbsp Blick in die GlockenstubeIm schlanken Kirchturm hangen 4 Glocken 3 davon stammen aus der Oberosterreichische Glocken und Metallgiesserei St Florian Gussjahr 1963 die zweite Glocke stammt von Bartholomaus Kaffel aus dem Jahr 1831 7 Glockenplan Nr Name Schlagton Gewichtin kg Durchmesserin cm1 Erloserglocke g1 731 1042 Clemensglocke b1 383 0 83 53 Marienglocke d2 218 0 704 Hofbauerglocke f 124 0 55Literatur Bearbeiten nbsp Joseph Feil Zur Baugeschichte der Kirche Maria am Gestade in Wien in den Mittheilungen der k k Central Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale Band 2 1857 Kategorie mit zugehorigen Bildern auf Commons Alfred Fischeneder Meiseneder Die Architektur der Gotik im Osten Osterreichs Studien zum Sakralbau im 14 und 15 Jahrhundert mit dem Schwerpunkt in der Zeit um 1400 Diss Universitat Wien 2016 S 65 S 127ff Stefanie Linsboth Maria am Gestade in Wien Architektur Ausstattung und Entwicklung eines hochgotischen Chores Diplomarbeit Historisch Kulturwissenschaftliche Fakultat der Universitat Wien Wien 2012 othes univie ac at PDF 30 0 MB Karl Weiss Die gothische Kirche Maria am Gestade in Wien In Carl Freiherr von Czoernig Hrsg Karl Weiss Red Mittheilungen der kaiserl konigl Central Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale Band 1 1856 ZDB ID 220003 x Braumuller Wien 1856 Teil 1 2 S 149 152 Volltext online Teil 2 2 S 174 177 Volltext online Carl Dilgskron Geschichte der Kirche unserer lieben Frau am Gestade zu Wien 1882 Volltext online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Maria am Gestade Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webprasenz des Redemptoristenkollegs Maria am Gestade planet vienna com Maria am Gestade suf at Maria am Gestade Eintrag zu Ein kleines Wahrzeichen im Austria Forum in der Essaysammlung Geologische Bundesanstalt Maria am GestadeEinzelnachweise Bearbeiten Felix Czeike Wien Kunst Kultur und Geschichte der Donaumetropole Dumont 1999 S 166 ff Ferdinand Opll Die Wiener Stephanskirche vor ihrer Erstnennung In Studien zur Wiener Geschichte Jahrbuch des Vereins fur Geschichte der Stadt Wien JbVGStW 75 Jahrgang 2019 ISSN 1027 8788 S 153 179 Erwin Reidinger Mittelalterliche Kirchenplanung in Stadt und Land aus der Sicht der Bautechnischen Archaologie Lage Orientierung und Achsknick In Beitrage zur Mittelalterarchaologie in Osterreich BMO Band 21 Jahrgang 2005 ISSN 1011 0062 ZDB ID 805848 9 Wien 2005 S 51 Manfred Koller Der letzte gotische Fassaden Christophorus von Wien Fur Christoph Autherith Riedl In Wiener Geschichtsblatter Hrsg vom Verein fur Geschichte der Stadt Wien 70 Jahrgang Heft 2 2015 ISSN 0043 5317 ZDB ID 2245 7 S 115 127 Kirchenmusik Orgelgeschichte Abgerufen im Jahr 2022 Nahere Informationen zur Orgel auf www redemptoristen com Jorg Wernisch Glockenverzeichnis von Osterreich Lienz 2011 ISBN 978 3 902128 16 4 Sakralbauten im 1 Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt Altkatholische Kirche St SalvatorEvangelische Kirche A B Lutherische StadtkircheEvangelische Kirche H B Reformierte StadtkircheGriechisch katholische Kirche BarbarakircheOrthodoxe Kirchen Hl Dreifaltigkeit St GeorgRomisch katholische Kirchen und Kapellen Andreaskapelle Annakirche Augustinerkirche Deutschordenskirche Dominikanerkirche Franziskanerkirche Hofburgkapelle Jesuitenkirche Josephs bzw Kammerkapelle Kapuzinerkirche Kirche am Hof Landhauskapelle Malteserkirche Michaelerkirche Minoritenkirche Maria am Gestade Peterskirche Ruprechtskirche Schottenkirche St Ursula Stanislauskapelle Stephansdom VirgilkapelleSynagoge Stadttempel Normdaten Geografikum GND 4514214 2 lobid OGND AKS 48 21288 16 370616 Koordinaten 48 12 46 4 N 16 22 14 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria am Gestade amp oldid 238019074