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Die Linie II war ein Arbeitsbereich des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS der DDR Die von 1953 bis zur MfS Auflosung 1990 bestehende Linie II war zustandig fur die innere und aussere Spionageabwehr also die Aufdeckung und Abwehr geheimdienstlicher Angriffe gegen die DDR auf politischem okonomischem und militarischem Gebiet Da das SED Regime hinter Handlungen die gegen die DDR gerichtet waren zumeist feindliche Geheimdienste vermutete waren die Kompetenzen der Linie II entsprechend weit gefasst und gingen deutlich uber die einer klassischen Spionageabwehr hinaus Die Linie II umfasste die Abteilungen II der 15 Bezirksverwaltungen BV einzelne Arbeitsgruppen und Mitarbeiter auf der Ebene der Kreisdienststellen sowie die zugehorige Hauptabteilung II HA II mit Sitz in der Zentrale des Ministeriums fur Staatssicherheit in Berlin Lichtenberg Wappen des Ministeriums fur Staatssicherheit der DDRMfS Zentrale Vorne rechts das Haus 1 dahinter das Haus 2 Sitz der HA II Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Geschichte 2 1 Vorlaufer und Grundung 2 2 Konzentrierte Schlage der 1950er Jahre 2 3 Veranderte Bedingungen nach dem Mauerbau 2 4 Die Linie II im Kontext internationaler Entspannung 2 5 Auflosung 3 Struktur 4 Mitarbeiter 4 1 Leiter der Hauptabteilung 4 2 Personalentwicklung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufgaben BearbeitenDie Spionageabwehr des MfS beinhaltete zunachst die klassische Aufgabe eines defensiven Abwehrens feindlicher Spione So legte das SED Politburo in einem Beschluss vom 23 September 1953 die Durchfuhrung einer aktiven Spionageabwehr in Westdeutschland und Westberlin sowie auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik 1 mit dem Ziel der Aufdeckung der Plane und Absichten des Feindes sowie der eingeschleusten Agenten der feindlichen Spionagedienste 1 als eine der Hauptaufgaben des MfS fest Im Kontext des Kalten Krieges bildeten die Geheimdienste der Bundesrepublik Deutschland sowie der mit ihr verbundeten Staaten letztere insbesondere dann wenn sich ihre Aktivitaten gegen Einrichtungen der Sowjetunion innerhalb der DDR richteten den primaren Gegner der MfS Spionageabwehr 2 Da hinter Handlungen die gegen die DDR gerichtet waren wie oppositionelles und politisch widerstandiges Verhalten stets das Wirken feindlicher Geheimdienste vermutet wurde waren die Aktivitatsfelder der Linie II entsprechend weit gefasst und schlossen auch eine offensive aussere Spionageabwehr mit ein 3 Konkret bedeutete dies Aufdeckung und Abwehr geheimdienstlicher Angriffe gegen die DDR Aufklarung von Organisationen die aus der Bundesrepublik oder anderen westlichen Staaten heraus gegen die DDR operierten beispielsweise das Gesamtdeutsche Institut Ostburos die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit oder der Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen Zusammenfuhrung aller bei der Spionageabwehr gewonnenen Erkenntnisse und Einschatzung der politisch operativen Lage Gewahrleistung der inneren Sicherheit im MfS Uberwachung der eigenen Mitarbeiter Sicherheitsuberprufung externer Mitarbeiter Sicherung der DDR Auslandsvertretungen sowie Uberwachung der auslandischen Vertretungen innerhalb der DDR Kontrolle von in der DDR gemeldeten Auslandern darunter vor allem akkreditierte Journalisten und Korrespondenten westlicher Medien Absicherung der Zusammenarbeit der SED mit Parteien in der BundesrepublikIn diesen Fragen besass sie die Federfuhrung gegenuber allen anderen Abteilungen des MfS 4 Die Aufgaben der Gegenspionage gab sie hingegen 1973 an die Hauptverwaltung Aufklarung HV A ab Bei der Durchfuhrung ihrer Aufgaben profitierte die Spionageabwehr des MfS von der geschlossenen Gesellschaft der DDR und den sich daraus ergebenen Moglichkeiten einer umfassenden Observation Funk Post und Telefonkontrolle Wahrend der Fokus zunachst auf der abschreckenden Wirkung von medial inszenierten Schauprozessen lag wandelte sich der Charakter der MfS Spionageabwehr in den 1970er Jahren zunehmend in Richtung einer praventiven Verhinderung feindlicher Spionage 5 Geschichte BearbeitenVorlaufer und Grundung Bearbeiten Im Kontext des Kalten Krieges mass die DDR Fuhrung der Spionageabwehr von Beginn an eine hohe Bedeutung bei Anfangs lag sie im Zustandigkeitsbereich der im Wesentlichen von Instrukteuren des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes MGB aufgebauten Abteilung IV des jungen MfS in Berlin und den entsprechenden Abteilungen der Landesverwaltungen und ab Sommer 1952 Bezirksverwaltungen Jede dieser Abteilungen bestand ihrerseits aus jeweils einem Referat fur westdeutsche amerikanische britische und franzosische Geheimdienstaktivitaten sowie einem funften Referat fur Aufgaben die keinem der genannten Geheimdienste zugeordnet werden konnten Die Abteilung IV wurde nacheinander von Oberstleutnant Werner Kukelski Paul Rumpelt und Rolf Markert eigentlich Helmut Thiemann geleitet Parallel hierzu existierte seit 1952 die fur Spionageaktivitaten in der Bundesrepublik zustandige Abteilung II die von Oberst Josef Kiefel geleitet wurde Per Befehl Wilhelm Zaissers betrieb sie operative Agenturarbeit und warb Agenten in Westdeutschland an 6 Die Hauptabteilung II entstand am 25 November 1953 aus der Zusammenlegung der Abteilungen II Spionage in der BRD und IV Spionageabwehr Sie bestand ahnlich wie ihr Vorganger zunachst aus vier Abteilungen die jeweils die Aktivitaten eines westalliierten und westdeutschen Geheimdienstes abzudecken hatte Die Leitung der HA II ubernahm Josef Kiefel Konzentrierte Schlage der 1950er Jahre Bearbeiten nbsp Foto vom Prozess gegen Mitglieder der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit KgU In einem Schauprozess wurde Gerhard Benkowitz re im Juni 1955 zum Tode verurteilt und wenig spater hingerichtet In den 1950er Jahren gelang der HA II eine Reihe von Grossaktionen gegen westliche Geheimdienste Dieses Vorgehen wurde MfS intern als Taktik der konzentrierten Schlage bezeichnet So fuhrten zwischen Oktober 1953 und August 1954 die Aktionen Feuerwerk und Pfeil zur Verhaftung von insgesamt 665 Personen die verdachtigt wurden fur die Organisation Gehlen oder den amerikanischen oder franzosischen Geheimdienst tatig zu sein 7 Weitere 380 Personen folgten 1955 in drei Grossaktionen 8 In Schauprozessen wurden die tatsachlichen und vermeintlichen Agenten zumeist zu hohen Haftstrafen verurteilt in mindestens zehn Fallen sogar hingerichtet 9 Moglich geworden war dies durch den Doppelagenten Horst Hesse der zuvor zwei Panzerschranke mit der kompletten Agentenkartei des amerikanischen Militarspionagedienstes in Deutschland aus der MID Zentrale in Wurzburg entwendet hatte Zudem fuhrte die HA II eine Vielzahl von Einbruchen Sprengstoffattentaten und Menschenraubaktionen durch Daruber hinaus sicherte die HA II im Auftrag der SED die Abteilung Verkehr also Kontakte in die Bundesrepublik sowie den Freiheitssender 904 ab und unterstutzte die in der Bundesrepublik seit 1956 verbotene Kommunistische Partei Deutschlands Ab Mitte der 1950er Jahre vollzog die HA II eine Reihe von Strukturveranderungen Als Reaktion auf demokratische Reformbewegungen in Ungarn im Vorfeld des Volksaufstandes 1956 intensivierte das MfS seine Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten anderer sozialistischer Staaten Hierfur wurde eine eigene Abteilung gegrundet Die fur die westdeutschen Geheimdienste zustandige Abteilung 4 wurde im Januar 1958 in separate Abteilungen fur Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz aufgeteilt Die Leitung der HA II ubernahm ab Februar 1960 Werner Grunert Veranderte Bedingungen nach dem Mauerbau Bearbeiten nbsp Bau der Berliner Mauer 1961Weitere organisatorische Veranderungen ergaben sich durch das veranderte Anforderungsprofil infolge des Mauerbaus Durch die nunmehr vollstandige Schliessung der Grenzen wurde die Arbeit fur westliche Geheimdienste auf dem Gebiet der DDR erschwert Daher entschloss sich das MfS 1964 zu einer Trennung von offensiver und innerer Abwehr Wahrend die Abteilungen 1 und 2 bisher amerikanische und britische Geheimdienste erstere fur auslandische oder westdeutsche Geheimdienste ubernahmen oblag die Verantwortung fur letztere kunftig den Abteilungen 3 und 4 zuvor franzosischer Geheimdienst und BND Zu den Aufgaben der HA II gehorte fortan auch das Aufspuren von Tunnelbauten aus West Berlin nach Ost Berlin von denen bis 1966 insgesamt 287 entdeckt wurden 10 Zwischen 1960 und 1966 wurden mindestens 644 Personen wegen des Verdachts auf Spionagetatigkeit festgenommen 11 Die Linie II im Kontext internationaler Entspannung Bearbeiten Auch infolge der neuen Ostpolitik der Regierung Brandt ergaben sich fur die HA II neue Aufgabenstellungen Durch die gestiegene internationale Anerkennung der DDR zum Jahresende 1973 unterhielt sie diplomatische Beziehungen zu 109 Staaten entstanden neue Sicherungsbereiche wie DDR Vertretungen im westlichen Ausland und Botschaften der westeuropaischen Lander in Ost Berlin Gleichzeitig gab die HA II andere Kompetenzen ab da mit dem Befehl 14 73 der HV A die Zustandigkeit fur die aussere Spionageabwehr Gegenspionage ubertragen wurde 12 Einige der Kompetenzen erhielt die Linie II jedoch 1976 77 zuruck Zudem war sie ab 1974 1975 auch fur die Sicherung des Ministeriums fur Auswartige Angelegenheiten MfAA sowie fur die Absicherung und Aufklarung westlicher Korrespondenten und Journalisten zustandig Hierfur sollte sie inoffizielle Mitarbeiter in die zentralen westlichen Publikationsorgane sowie ins private Umfeld von Journalisten einschleusen Diese hatten die Aufgabe Kollegen abzuschopfen und so die Informationen zu sammeln die auch zum Entzug der Akkreditierung westlicher Korrespondenten wie Lothar Loewe oder der Schliessung des Ost Berliner Buros des Nachrichtenmagazins Der Spiegel fuhrten Besonders der Kontakt westlicher Journalisten zu den Botschaften ihrer jeweiligen Herkunftslandern wurde dabei als Agententatigkeit interpretiert Auch qualitativ war die Arbeit der Linie II Anderungen unterworfen da das SED Regime auch bei der Abwehrarbeit gegen diplomatische Vertretungen mehr Rucksicht auf das internationale Ansehen der DDR forderte Die konzentrierten Schlage der 1950er Jahre und ihre anschliessende propagandistische Ausschlachtung in Schauprozessen waren im Umfeld einer internationalen Entspannungspolitik nicht mehr moglich Stattdessen wurde die Zusammenarbeit mit dem MfAA verstarkt nbsp Helmut Schmidt und Erich Honecker unterzeichnen die KSZE Schlussakte 19751973 nahm die DDR an der Konferenz uber Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa KSZE teil auf der neben wirtschaftlichen Vereinbarungen und der Anerkennung der Souveranitatsrechte der teilnehmenden Staaten auch Fragen der Menschenrechte behandelt wurden Mit Unterzeichnung der KSZE Schlussakte 1975 erklarte sich die DDR zu deren Einhaltung bereit Zudem verpflichtete sich die DDR die geltenden Reisebestimmungen zu lockern So verdreifachte sich der Reiseverkehr aus der Bundesrepublik von 1969 bis 1975 sodass 1975 3 5 Millionen West Berliner in die DDR reisten 13 Zugleich durften 40 000 Rentner aus der DDR die Bundesrepublik bereisen 13 Zur Kontrolle des Reiseverkehrs wurde die Linie II uberproportional vergrossert hin zu einer flachendeckenden Spionageabwehr Mit der gestiegenen diplomatischen Anerkennung der DDR und der Errichtung westlicher Botschaften stieg auch die Zahl deren Besucher an So wendeten sich 1982 rund 6 000 Menschen hilfesuchend an die Standige Vertretung der BRD in der DDR 14 Ebenso stieg die Zahl an Fluchten von DDR Burgern in die Botschaften westlicher Staaten infolge der immer unuberwindbarer werdenden innerdeutschen Grenze rapide an Alleine 1984 registrierte die Linie II 600 derartiger Fluchten und nahm allein zwischen dem 20 Januar und dem 9 Februar 1984 insgesamt 153 Botschaftsfluchtlinge fest 15 Diese Praxis wurde jedoch wenig spater aus Angst um die Reputation der DDR eingestellt Stattdessen wurden beim Verlassen der Botschaft lediglich die Personalien des Besuchers erfasst Der zunehmenden Verlagerung der Botschaftsfluchten auf die bundesdeutschen Vertretungen in Prag Budapest und Warschau Ende der 1980er Jahre hatte das MfS nichts mehr entgegenzusetzen Gunther Kratsch loste im Februar 1976 Werner Grunert als bisherigen Leiter der HA II ab Unter seiner Fuhrung ubernahm die Linie II ab 1978 auch den Schutz und die Sicherung der Botschaft der UdSSR in der DDR In ihrer Funktion als offensives ausseres Spionageabwehrorgan beschaftigte die HA II diverse Doppelagenten in westdeutschen Geheimdiensten sowie dem West Berliner Verfassungsschutz Hochrangigstes Beispiel ist der Fall Joachim Krase der als Vizechef des Militarischen Abschirmdienstes MAD zugleich fur das MfS tatig war 16 Jedoch gab es auch Falle von Uberlaufern in den eigenen Reihen So setzte sich beispielsweise Werner Stiller 1979 als Mitarbeiter der HV A in die BRD ab Dies fuhrte zu verstarkten Anstrengungen im Bereich der inneren Sicherheit des MfS also der Uberwachung der eigenen Mitarbeiter Um der fortschreitenden Devisenknappheit der DDR entgegenzuwirken hatte der Bereich Kommerzielle Koordinierung im westlichen Ausland eine Vielzahl von Tarnfirmen in SED Besitz gegrundet oder ubernommen Ihr Schutz wurde 1980 der HA II ubertragen Die leitenden Mitarbeiter dieser Firmen wurden vom Leiter der Abteilung Verkehr des ZK der SED bestimmt und setzten sich uberwiegend aus inoffiziellen DKP Mitgliedern zusammen Um die Aktivitaten westlicher Geheimdienste gegen SED Firmen aufzudecken uberwachte die HA II systematisch deren Mitarbeiter sowie deren Ehepartner Der enge Kontakt zu westdeutschen Kommunisten machte auch eine Absicherung aller Nachrichtenverbindungen zwischen dem ZK der SED und der westdeutschen KPD spater DKP ab 1968 erforderlich Auch diesen ubernahm die Linie II Zum Schutz der SEW bearbeitete sie auch den Verfassungsschutz von West Berlin Ab 1980 kam es in der Volksrepublik Polen vermehrt zu Streiks die schliesslich in die Grundung der freien Gewerkschaft Solidarnosc und die Ausrufung des Kriegsrechts mundeten Zur wirksameren Bekampfung der Opposition in Polen und um ein Ubergreifen der Bewegung auf die DDR zu verhindern intensivierte die HA II ihre Zusammenarbeit mit der polnischen Spionageabwehr Zudem beschloss die HA II 1984 eine engere Zusammenarbeit mit der Hauptverwaltung Aufklarung Da das MfS unzufrieden mit als zu gemassigt eingestuftem Vorgehen polnischer Sicherheitskrafte gegen Oppositionelle war wurde Polen als einziges osteuropaisches Land de facto zum Operationsgebiet fur das MfS Bei der Sammlung von Informationen uber die Lage in Polen erwies sich die Hauptabteilung II als federfuhrend So setzte sie in Polen ansassige DDR Burger als IM ein Kontaktpersonen existierten auch im polnischen Innenministerium und der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PVAP Von 1970 bis 1989 nahm die Linie II insgesamt 170 Personen wegen Spionageverdachts fest wovon das MfS 104 dem Bundesnachrichtendienst 28 dem Bundesamt fur Verfassungsschutz zwei dem Militarischen Abschirmdienst 33 den amerikanischen Geheimdiensten und drei anderen NATO Geheimdiensten zuordnete 17 Auflosung Bearbeiten nbsp Burger sturmen die Stasi Zentrale in Berlin 1990 1989 bearbeitete die Hauptabteilung noch insgesamt 258 Spionageverdachtsfalle 18 Dies lag auch an der verstarkten Aktivitat der Geheimdienste der Bundesrepublik und der USA welche politische wirtschaftliche und militarische Informationen in der DDR sammelten Dennoch stand mit der politischen Wende in der DDR die gesamte Legitimation des MfS zur Disposition Auch zeigte die Linie II Ende 1989 erste Auflosungserscheinungen einzelne Mitarbeiter liefen zum BND oder KGB uber 19 Der letzte Bericht zur Arbeit der Spionageabwehr wurde am 15 Dezember 1989 angefertigt Intern hatte die Vernichtung von Akten und der Verausserung von Eigentum der Line II an Mitarbeiter bereits begonnen 20 Plane fur eine Reorganisation der Spionageabwehr scheiterten endgultig am 15 Januar 1990 mit dem Verzicht der Regierung Modrow auf die Neugrundung eines Verfassungsschutzes Am selben Tag besetzten Burger die MfS Zentrale in Berlin Gunther Kratsch wurde wie die meisten Hauptabteilungsleiter schon am 6 Dezember 1989 von seiner Funktion entbunden und am 31 Januar 1990 entlassen Vom 6 Dezember 1989 bis zur endgultigen Auflosung des in Amt fur Nationale Sicherheit umbenannten MfS leitete der vorige 1 Stellvertreter Generalmajor Wolfgang Lohse die HA II Struktur Bearbeiten nbsp Organigramm der HA II 1989 Die zentrale Leitung der Linie II ubernahm die Hauptabteilung II mit Sitz in der MfS Zentrale in Berlin Lichtenberg Auf Bezirksebene unterhielten die Bezirksverwaltungen des MfS eigene Abteilungen II Abt II BV die fur die lokale Umsetzung der beschlossenen Massnahmen zustandig waren Zudem waren auf Kreisebene vereinzelt Arbeitsgruppen oder einzelne Mitarbeiter der MfS Kreisdienststellen KD fur die Aufgaben der Spionageabwehr verantwortlich Ihre Informationen und Ergebnisse gaben sie jedoch an die ubergeordnete BV weiter Von 1953 bis 1955 war die Diensteinheit dem damals noch 1 Stellvertreter des Ministers fur Staatssicherheit Erich Mielke unterstellt Von 1955 bis 1982 unterstand sie dem Stellvertreter des Ministers Bruno Beater Nach dessen Tod ubernahm Mielke inzwischen Minister wieder die Anleitung der Diensteinheit Der Leiter der HA II und seine vier Stellvertreter leiteten jeweils mehrere der insgesamt 20 Abteilungen an Hinzu kam ein Stab und vier Arbeitsgruppen drei davon so genannte Funktionalorgane der Leitung Zusatzlich verfugte die HA II uber eine eigene SED Parteiorganisation mit hauptamtlichem Parteiapparat und Sekretariat bei der Leitung Die folgende Darstellung der Abteilungen und Arbeitsgruppen stellen den Stand von 1989 dar Im Verlauf ihrer Existenz fuhrte die HA II jedoch zahlreiche strukturellen Veranderungen durch die zum Teil im Abschnitt Geschichte naher erlautert sind Aufgaben der HA Abteilungen und Arbeitsgruppen Struktureinheit Abkurzung Aufgaben Leitung Personalbestand Stand Ende 1988 21 Stab der HA Planung und Koordinierung Leitzentrum fur Sofortmassnahmen im Mobilmachungsfall Major Axel Uhlig 0 30Arbeitsgruppe des Leiters AG L Sekretariatsaufgaben Mobilmachungsarbeit Oberst Rudolf Sonntag 0 0 8Auswertungs und Kontrollgruppe AKG Erarbeitung von Grundsatzdokumenten Speicherung operativer Informationen Presseauswertung westlicher Medien Oberstleutnant Siegfried Neubert 0 73Arbeitsgruppe Koordinierung AG K Abstimmung aller Spionageabwehraktivitaten des MfS zentrale Koordinierung der Arbeit von inoffiziellen Mitarbeitern IM mit Verbindungen zu westlichen Geheimdiensten Identifizierung von westlichen Agenten und ihren Zielpersonen Oberstleutnant Wolfgang Mauersberger 0 21Arbeitsgruppe Auslander AG A Kontrolle und Bearbeitung von in der DDR ansassigen Auslandern Oberstleutnant Reiner Wiegand 0 36Abteilung 0 1 HA II 1 Abwehr nachrichtendienstlicher Angriffe gegen ehemalige Mitarbeiter des MfS IM sowie gegen Angehorige des KGB im Sondergebiet Berlin Karlshorst und gegen die Sektion Kriminalistik an der Humboldt Universitat zu Berlin sowie Bearbeitung von Verdachtsfallen auf Doppelagententatigkeit unter inoffiziellen Mitarbeitern Oberstleutnant Bernd Porstein 0 61Abteilung 0 2 HA II 2 Durchfuhrung offensiver Massnahmen gegen die Bundesrepublik Deutschland besonders gegen den Bundesnachrichtendienst BND das Bundesamt sowie die Landesamter fur Verfassungsschutz BfV LfV den Militarischen Abschirmdienst MAD das Bundeskriminalamt BKA gegen Dienststellen von Polizei und Bundeswehr Datenverarbeitungszentren Massenmedien politische Parteien und Menschenrechtsorganisationen Oberst Erhard Schierhorn 0 57Abteilung 0 3 HA II 3 Bearbeitung von US Burgern Diplomaten und CIA Angehorigen auf dem Gebiet der DDR und West Berlin Oberstleutnant Bernd Haseler 0 54Abteilung 0 4 HA II 4 Militarspionageabwehr Absicherung der in der DDR stationierten sowjetischen Kernwaffen Oberstleutnant Ulrich Holletz 0 51Abteilung 0 5 HA II 5 Fahndung nach postalischen Verbindungssystemen westlicher Geheimdienste zusammen mit der Hauptabteilung VI Uberwachung des grenzuberschreitenden Verkehrs und der Abteilung M Postkontrolle Oberstleutnant Wolfgang Stuchly 0 23Abteilung 0 6 HA II 6 Uberwachung ehemaliger hochrangiger Geheimnistrager und Personen des offentlichen Lebens die unter Beobachtung westlicher Geheimdienste standen oder dem Ansehen der DDR schaden konnten Major Frank Neuberger 0 42Abteilung 0 7 HA II 7 Bearbeitung sonstiger nicht sozialistischer Lander 1956 in die HV A eingegliedert Eine 1988 geplante Umwandlung der Arbeitsgruppe Auslander zur Abteilung 7 wurde wegen der Auflosung des MfS nicht mehr durchgefuhrt 0 Abteilung 0 8 HA II 8 Logistik Betreuung der konspirativen Objekte der HA II Oberstleutnant Lothar Latsch 136Abteilung 0 9 HA II 9 Bearbeitung westeuropaischer Geheimdienste ausser der Bundesrepublik Deutschland Osterreich und der Schweiz schwerpunktmassig britische und franzosische Geheimdienste Oberst Fritz Scholz 0 35Abteilung 10 HA II 10 Kooperation mit den Spionageabwehrabteilungen anderer Ostblock Geheimdienste mit Operativgruppen in Moskau Warschau Prag Budapest und Sofia Oberst Willi Bruckner 0 84Abteilung 11 HA II 11 Sicherung und Kontrolle der diplomatischen Einrichtungen in Berlin Oberst Wolfgang Jacob 0 21Abteilung 12 HA II 12 Uberwachung und Bearbeitung der Standigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland sowie der Botschaften Osterreichs und der Schweiz Oberstleutnant Reiner Oertel 0 39Abteilung 13 HA II 13 Uberwachung auslandischer Journalisten und Korrespondenten Eindringen in die Redaktionen westlicher Publikationsorgane Oberst Dieter Schaffer 0 65Abteilung 14 HA II 14 Abwehrarbeit im Ministerium fur Auswartige Angelegenheiten der DDR MfAA Oberst Heinz Primus 105Abteilung 15 HA II 15 Uberwachung der Botschaften nichtsozialistischer aussereuropaischer Staaten ausser der USA und Kanada Major Roland Ernst 0 32Abteilung 16 HA II 16 technische Abteilung fur die Entwicklung Modifizierung und den Einsatz nachrichtendienstlicher Technik Major Hans Jorg Frohlich 0 46Abteilung 17 HA II 17 Durchfuhrung konspirativer Beobachtungsmassnahmen Oberst Heinz Hesselbarth 0 66Abteilung 18 HA II 18 Abwehr von terroristischen Handlungen Oberst Gerhard Hempel 0 39Abteilung 19 HA II 19 Absicherung der SED Verbindungen zu kommunistischen Parteien und Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland Unterstutzung illegaler kommunistischer Parteien und Sicherung der Gruppe Ralf Forster Oberst Ralf Bauer 0 43Abteilung 20 HA II 20 Schutz der Botschaft der UdSSR Oberst Gerhard Kaulfuss 184Abteilung 21 HA II 21 Aussensicherung der MfS Dienstobjekte in Berlin Uberwachung und Schutz von Wohngebieten in denen sich MfS Mitarbeiter konzentrierten Oberstleutnant Harald Neubert 0 46Mitarbeiter BearbeitenLeiter der Hauptabteilung Bearbeiten Werner Kukelski erster Leiter Abteilung IV Josef Kiefel 25 November 1953 13 Februar 1960 Werner Grunert 13 Februar 1960 Februar 1976 Gunther Kratsch Februar 1976 6 Dezember 1989 Wolfgang Lohse 6 Dezember 1989 Januar 1990 Personalentwicklung Bearbeiten Die Hauptabteilung II konnte ihren Personalbestand im Laufe ihres 36 jahrigen Bestehens schrittweise ausbauen Verfugte sie 1954 uber eine Personalstarke von 156 Mitarbeitern wuchs diese bis Ende 1989 auf 1432 Personen an 22 Der letzte Stellenplan der HA II vom 31 Dezember 1988 weist 1424 Mitarbeiter aus darunter 123 Offiziere im besonderen Einsatz OibE und 114 Hauptamtliche Inoffizielle Mitarbeiter HIM 23 Hinzu kamen 934 hauptamtliche Mitarbeiter in den Bezirksverwaltungen sowie einzelne Mitarbeiter auf Ebene der Kreisdienststellen 24 Zudem verfugte die HA II uber etwa 3 500 24 die Abteilungen II der Bezirksverwaltungen uber rund 4000 IM 25 Hinzu kamen weitere IM der Kreisdienststellen sowie 109 IM im Westen Stand 1976 25 Ein sprunghafter Anstieg der Mitarbeiterzahlen lasst sich fur die 1970er Jahre feststellen in denen sich der Personalbestand mehr als vervierfachte 22 Dies lag vor allem an der gestiegenen Zahl westlicher Diplomaten und Journalisten in der Folge der diplomatischen Anerkennung der DDR Daher konzentrierte sich der Mitarbeiterzuwachs auf Berlin als Hauptstadt der DDR Der Mitarbeiteranstieg in den Bezirksverwaltungen fiel vergleichsweise moderat aus Wahrend 1972 noch zwei Drittel der Mitarbeiter der Spionageabwehr in den BV beschaftigt waren drehte sich dieses Verhaltnis bis 1982 um 26 Die 1989 personell am starksten besetzte BV war Berlin mit 90 Mitarbeitern der Personalbestand der anderen BV variierte zwischen 42 Gera Suhl und 77 Cottbus 24 In den 1980er Jahren fuhrte der NATO Doppelbeschluss und die damit vermutete Intensivierung der Spionagetatigkeit gegen das Militar der Warschauer Pakt Staaten zu einem weiteren personellen Anwachsen der Linie II Literatur BearbeitenKarl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953 1965 Ch Links Berlin 1998 ISBN 3 86153 147 X Hubertus Knabe West Arbeit des MfS Das Zusammenspiel von Aufklarung und Abwehr Ch Links Berlin 1999 ISBN 3 86153 182 8 Hanna Labrenz Weiss Die Hauptabteilung II Spionageabwehr In Anatomie der Staatssicherheit MfS Handbuch III 7 2 durchgesehene Auflage BStU Berlin 2001 ISBN 978 3 942130 05 9 bstu de Armin Wagner Matthias Uhl BND contra Sowjetarmee Westdeutsche Militarspionage in der DDR Ch Links Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 461 7 Weblinks BearbeitenLinie II Spionageabwehr in der Stasi Mediathek des Bundesbeauftragten fur die Stasi Unterlagen BStU Hauptabteilung II DDR Wissen de Linie II Spionageabwehr Runde Ecke Leipzig Hauptabteilung II des Ministeriums fur Staatssicherheit Jugendopposition de Helmut Muller Enbergs Forschungen zur DDR Spionage in der Bundesrepublik Deutschland Stand und Perspektiven horch und guck info Einzelnachweise Bearbeiten a b Ausserordentlicher Beschluss des Politburos vom 23 September 1953 SAPMO BA DY 30 J IV 2 202 62 zit n Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 3 Wagner Uhl BND contra Sowjetarmee S 74 76 Georg Herbstritt Spionageabwehr In Roger Engelmann Bernd Florath Helge Heidemeyer Daniela Munkel Arno Polzin Walter Suss Das MfS Lexikon 4 aktualisierte Auflage Ch Links Verlag Berlin 2021 ISBN 978 3 96289 139 8 S 313 ff Online Version Ministerium fur Staatssicherheit Dienstanweisung 1 87 vom 13 Februar 1987 zur Gewahrleistung des komplexen Vorgehens bei der Abwehr geheimdienstlicher Angriffe gegen politische okonomische und militarische Bereiche Spionageabwehr BStU ZA DSt 103354 Georg Herbstritt Spionageabwehr In Roger Engelmann Bernd Florath Helge Heidemeyer Daniela Munkel Arno Polzin Walter Suss Das MfS Lexikon 4 aktualisierte Auflage Ch Links Verlag Berlin 2021 ISBN 978 3 96289 139 8 S 313 ff Online Version Befehl 67 51 vom 11 Dezember 1951 BStU ZA DSt 100016 Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953 1965 Berlin 1996 S 42 51 Hanna Labrenz Weiss Die Hauptabteilung II Spionageabwehr In BStU Anatomie der Staatssicherheit MfS Handbuch III 7 Berlin 2001 S 37 Georg Herbstritt Spionageabwehr In Roger Engelmann Bernd Florath Walter Suss u a Hrsg Das MfS Lexikon Begriffe Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR Ch Links Verlag 3 aktualisierte Auflage Berlin 2016 ISBN 978 3 86153 900 1 S 314 f Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 42 f Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 42 46 Befehl 14 73 vom 23 April 1973 BStU ZA DSt 100750 a b Hermann Weber Kleine Geschichte der DDR Koln 1988 S 156 Bernd Eisenfeld Die Ausreisebewegung Eine Erscheinungsform widerstandigen Verhaltens In Ulrike Poppe Rainer Eckert Ilko Sascha Kowalczuk Hrsg Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung Formen des Widerstandes und der Opposition in der DDR Berlin 1995 S 206 Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 69 Klaus Marxen Gerhard Werle Hrsg Strafjustiz und DDR Unrecht Eine Dokumentation Band 4 2 Spionage Berlin 2004 S 682 685 Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 56 f Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 73 Jurgen Borchert Die Zusammenarbeit des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS mit dem sowjetischen KGB in den 70er und 80er Jahren Ein Kapitel aus der Geschichte der SED Herrschaft Berlin 2006 S 225 Walter Suss Staatssicherheit am Ende Warum es den Machtigen nicht gelang 1989 eine Revolution zu verhindern Berlin 1999 S 553 u 578 Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 27 a b Jens Gieseke Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit Statistischer Anhang In BStU Anatomie der Staatssicherheit MfS Handbuch IV 1 Berlin 1995 Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 28 a b c Labrenz Weiss Hauptabteilung II S 30 f a b Georg Herbstritt Hauptabteilung II Spionageabwehr HA II In Roger Engelmann Bernd Florath Walter Suss Hrsg Das MfS Lexikon Begriffe Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR Ch Links Verlag 3 aktualisierte Auflage Berlin 2016 ISBN 978 3 86153 900 1 S 132 Gieseke Mitarbeiter S 318 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linie II des MfS amp oldid 239507088