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Die Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg war eine bedeutende und traditionsreiche Kunstgewerbeschule in Magdeburg Eingang zur ehemaligen Kunstgewerbe und HandwerkerschuleInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Zeichenschule 1 2 Kunstgewerbe und Handwerkerschule 1 3 Reform unter Emil Thormalen ab 1897 1 4 Schule unter der Leitung Rudolf Bosselts ab 1911 1 4 1 Modeklasse 1 4 2 Streit mit Bruno Taut 1 5 Die Schule unter Deffke 1925 bis 1933 1 5 1 Aufbau von Fachschulen 1 5 2 Die grafische Schule 1 5 3 Werkstoffmuseum 1 6 Die Schule wahrend des Nationalsozialismus 1 7 Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg 1 8 Fachschule fur angewandte Kunst 1 9 Das Ende 2 Heutige Nutzung 3 Personlichkeiten 3 1 Direktoren ab 1887 3 2 Bekannte Lehrer 3 3 Bekannte Absolventen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenZeichenschule Bearbeiten Die Grundung der Schule geht auf das Jahr 1793 zuruck Regierungsrat Wilhelm Vangerow eroffnete am 6 Oktober 1793 im Saal des freiwilligen Arbeitshauses im Magdeburger Breiten Weg eine Zeichenschule Die Aufsicht uber die als Kunstschule firmierende Einrichtung ubte eine Gesellschaft patriotischer Manner ohne Unterschied des Standes aus die durch Vangerow geleitet wurde Als Ziel hatte die Gesellschaft formuliert den vaterlandischen Kunstfleiss zu befordern und auf Manufacturen und Gewerbe den wichtigen Einfluss auszuuben damit einheimische Kunstler mit geschmackvollen Arbeiten jeder Art den Auswartigen nicht ferner nachstehen Ab 1794 erhielt die Schule einen bescheidenen staatlichen Zuschuss 1796 durfte sie dann bereits nach Anerkennungen durch die Regierung und die Berliner Akademie den Titel Koniglich Magdeburgische Provinzial Kunstschule fuhren Die Schule war als Sonntags bzw Abendschule tatig Ziel war die auf die gewerbliche Praxis bezogene Darstellung geschmackvoller Gegenstande des taglichen Gebrauchs wobei nach der Ansicht der damaligen Zeit nicht der eigene Entwurf im Vordergrund stand sondern die Nachahmung der insbesondere von der Berliner Akademie empfohlenen Vorschlage und Zeichnungen Die Schule erhielt schnell uberregionale Anerkennung 1797 wurde von Vangerow zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie ernannt Arbeiten von Schulern der Schule wurden von der Akademie regelmassig pramiert 1798 gelang die Verpflichtung von Johann Adam Breysig als Lehrer Breysig der als Erfinder des Panoramas gilt erganzte den bis dahin reinen Zeichenunterricht mit handwerklichen Tatigkeiten Modellieren aber auch Form und Holzschneiden waren Unterrichtsbestandteil wobei wohl ausser Breysig der die Schule 1802 in Richtung Danzig verliess zunachst kein weiterer Lehrer handwerkliche Komponenten in den Unterricht einbezog Die Einfuhrung beruhte auf einer Reform des Lehrplans im Jahr 1800 Die preussischen Kunstschulen sollten starker in das Baufach integriert werden Diese Reform schlug sich auch in der Benennung der Schule nieder 1801 heisst sie Provinzial Kunst und Handwerks Schule spater nach den Befreiungskriegen dann Provinzial Kunst und Baugewerks Schule Von 1807 bis 1817 war der Zeichner und Kupferstecher Johann Friedrich Klusemann als Erster Lehrer tatig Erwahnenswert ist auch der spatere bekannte Portratmaler Carl Sieg der Schuler der Schule war 1832 war Magdeburg einer Cholera Epidemie ausgesetzt In dieser Zeit gab es Plane die Schule ganz zu schliessen Bis in die 1850er Jahre hatte sich die Institution jedoch erholt Mit 350 Schulern war sie eine der schulerreichsten Kunstschulen Preussens Mit dem Aufkommen der Industriegesellschaft anderten sich auch die Anforderungen an die Gestaltung Zur Hebung des gestalterischen industriellen Standards der in Deutschland hinter dem Niveau anderer Industrienationen wie Frankreich oder Grossbritannien zurucklag und zur Forderung des Handwerks wurde die Einrichtung gewerblicher Zeichenschulen gefordert Am 1 Oktober 1871 wurde die zu diesem Zeitpunkt als Kunst und Baugewerks Schule bezeichnete Schule dementsprechend reorganisiert Die neue Firmierung lautete Vereinigte Provinzial Kunst und gewerbliche Zeichenschule Der Unterricht wurde intensiviert 1876 wurde in der Brandenburger Strasse Nr 10 in Magdeburg ein neu errichtetes Schulgebaude bezogen nbsp Gebaudekomplex der Schule in der Brandenburger StrasseKunstgewerbe und Handwerkerschule Bearbeiten Die Schule war aber immer noch als Sonntags und Abendschule ausgerichtet Das Ministerium fur Handel und Gewerbe drangte die Stadt Magdeburg die Schule erneut zu reformieren und insbesondere Tagesklassen fur kunstgewerblichen Unterricht speziell fur Dekorationsmaler einzufuhren Vergleichbares war 1868 bereits in Wien und Berlin eingerichtet worden So wurde dann am 9 Oktober 1887 mit dem neuen Namen Kunstgewerbe und Handwerkerschule eine neue Reform eingefuhrt Direktor wurde der Ingenieur Eduard Spiess Die Schule erlebte eine Zeit grosser Veranderungen Statt der zunachst geplanten 280 Schuler besuchten 1892 bereits deutlich mehr als 1000 Schuler nach anderen Angaben sogar ungefahr 1500 Schuler 1 den Unterricht Der starke Anstieg der Schulerzahlen bei gleichzeitiger Reform der Schule und Anwerbung neuer Lehrkrafte erforderte grosse organisatorische Anstrengungen Mehrfach musste sich der Direktor wegen des Schuletats mit Ministerium und Regierungsprasidium auseinandersetzen laufend mussten neue Raumlichkeiten gesucht und Arbeitsmaterialien beschafft werden 1892 verliess der als Organisationstalent bezeichnete 1 Spiess die Schule Sein Nachfolger wurde nachdem Adolf Rettelbusch die Leitung kommissarisch ubernommen hatte 1 1892 Ferdinand Moser der auch ein erstes schriftliches Programm der Schule erstellte Schwerpunkt war auch hier noch die Ausbildung von Lehrlingen und Gehilfen in den Abend und Sonntagskursen Gestalterische und padagogische Fragen wurden im Programm kaum angesprochen Die Tagesklassen fur Maler Bildhauer Tischler Schlosser und sonstige Gewerbetreibende nahmen nur ein Achtel des Stundenplans ein nbsp Rettelbusch Selbstbildnis Ol auf Pappe 1925Es gab sowohl praktische Ubungen als auch theoretischen Unterricht Der Schwerpunkt bei den praktischen Ubungen lag weiterhin im Zeichenunterricht Es gab jedoch je nach Ausbildungsrichtung auch Gipsschneiden und Holzschnitzen Modellieren mit Ton Wachs oder Plastilin Gipsguss und Malen mit Temperafarben Wasserfarben oder Leimfarben Die Arbeiten erfolgten meist im Stil des Historismus Vereinzelt deuteten sich modernere Formen an Der theoretische Unterricht fand in den Abendstunden statt Es wurden die Facher Geometrie Algebra Perspektive Schattenkonstruktion Mechanik und kunstgewerbliche Formenlehre unterrichtet Der Tagesunterricht wurde von den zahlenmassig wenigen hauptamtlichen Lehrern gegeben Die Unterrichtsstunden am Sonntag und den Abendstunden wurden von vielen nebenamtlichen Lehrern gehalten Bekanntere Lehrer in dieser Zeit waren der Architekt Carl Skomal der bis 1915 als Lehrer tatige Bildhauer Carl Wegner der Architekt Richard Dorschfeldt und der spater als Brockenmaler bekannt gewordene Adolf Rettelbusch Rettelbuschs Klasse gelangen in Ausstellungen und Beurteilungen grossere Erfolge Die ortliche Handwerkerschaft stand der Schule kritisch gegenuber Dies sowohl aus Furcht vor einer in dieser Institution entstehenden Konkurrenz aber auch aus der Ablehnung des Theoretischen und Kunstlerischen selbst nbsp EingangReform unter Emil Thormalen ab 1897 Bearbeiten 1897 ubernahm Emil Thormahlen das Amt des Direktors Er reformierte die Ausbildung auch im Sinne der Werkbundbewegung und fuhrte Lehr und Versuchswerkstatten ein Er strebte die Entwicklung zu einer Hochschule fur Gestaltung an Dieser erst viel spater mit dem Bauhaus tatsachlich umgesetzte Ansatz liess sich jedoch nicht durchfuhren Ministerium und Stadt strebten jedoch immerhin das Model einer kunstgewerblichen Fachschule mit nach oben unbegrenztem Ausbildungsniveau an Ein Wechsel an eine Hochschule sollte unnotig sein Der kunstgewerbliche Unterricht wurde von Thormahlen deutlich gegenuber dem handwerkschulischen Unterricht gestarkt Fur das Kunstgewerbe gab es nun einen vorbereitenden Unterricht in Zeichenklassen daruber hinaus Fachklassen oder Fachabteilungen und Werkstatten Erganzt wurde dies mit Vortragsunterricht der Facher wie Stillehre Kunstgeschichte oder Anatomie umfasste Thormahlen bemuhte sich stark jedoch nur mit begrenztem Erfolg um eine Erweiterung des Raumangebots der Schule Es bestanden nur Werkstatten fur Keramik Druck und Textil Die Keramikwerkstatt und die Klasse fur Keramik waren seit 1901 miteinander verbunden Erster Leiter war Hans von Heider Sein Nachfolger wurde 1906 sein Bruder Fritz von Heider 1905 wurde die Abteilung fur Innenraum und Gestaltung geschaffen die von Albin Muller geleitet wurde Muller hatte zuvor Zeichnen gegeben und dann eine Entwurfsklasse fur Metall und Bildhauerarbeiten gefuhrt Spater ubernahm der Architekt Rudolf Rutschi die Abteilung Die Abteilung fur Buchdrucker und Lithografen wurde ab dem 1 April 1902 von Paul Burck gefuhrt der sie trotz seiner bereits 1903 wieder beendeten Tatigkeit stark pragte Sein Nachfolger wurde Ferdinand Nigg der neben der Fachklasse fur das Buchgewerbe ab 1905 auch die Textilabteilung ubernahm Die Textilabteilung verfugte seit 1904 uber eine eigene Werkstatt fur Handweberei und Stickerei Der Zeichenunterricht blieb ein Schwerpunkt der Schulausbildung Es gab sowohl Technisches Zeichnen als auch freies Zeichnen von freien Pinselubungen bis zum zeichnerisch streng korrektem Korper und Geratezeichnen Paul Bernardelli legte besonderen Wert auf das Zeichnen von Pflanzen 1905 kam das Zeichnen von Tieren hinzu Naturliche Formen und Farben sollten so in die Ausbildung und Gestaltung einfliessen Andere Lehrer so Ferdinand Nigg legten Wert darauf dass ihre Schuler auch den Unterricht Bernardellis besuchten Im Zuge der Reformen Thormalens nahm die kunstlerische Qualitat die uberregionale Ausstrahlung und die beachteten Erfolge der Schule stark zu Bemerkenswert ist der Erfolg auf der Louisiana Purchase Exposition der Weltausstellung in St Louis 1904 Ein fur die Magdeburger Pauluskirche geschaffener Kronleuchter nach Entwurf von Paul Bernardelli und die Ausstattung eines Direktorenzimmers mit 122 Einzelpositionen Albin Muller Hans von Heider Fritz von Heider Paul Lang Kurz und Paul Burck erhielten einen Grand Prix Auch die auf der III Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 gezeigten Arbeiten fanden grosse Beachtung Die Arbeiten der Lehrer Albin Muller Ferdinand Nigg Paul Dobert und Fritz von Heider erhielten Auszeichnungen Der Maler Ernst Hoffmann bemuhte sich ab 1907 um die Pflege einer kunstlerischen Schrift Etwa ab dieser Zeit wurde auch besonderen Wert auf das Zeichnen aus dem Gedachtnis gelegt Thormalen und Paul Bernardelli wechselten 1911 an die Kolner Kunstgewerbeschule die spateren Kolner Werkschulen 1912 folgte ihnen Ferdinand Nigg 1910 wurde die bis dahin bestehende Raumnot durch die Fertigstellung eines Neubaus gemildert Auch folgten ab 1910 die Neueinrichtungen der Werkstatten fur Metallarbeit und Dekorationsmalerei Die ubrigen Werkstatten wurden verbessert nbsp Gedenktafel fur Erich Weinert an der FassadeSchule unter der Leitung Rudolf Bosselts ab 1911 Bearbeiten Am 6 Mai 1911 wurde Rudolf Bosselt bekannt als Erneuerer der Medaillenkunst Direktor der Schule Er fuhrte Reformen in der kunstlerischen Ausbildung ein So schuf er zwei Klassen fur allgemeine kunstlerische Vorbildung Gleich zu Beginn der Ausbildung sollten die Schuler durch selbstgestellte und erteilte Aufgaben sich fur ein spateres Spezialfach orientieren konnen Bosselt wollte so vermeiden dass in der Anfangszeit die Schuler von der produktiven Tatigkeit abgeschnitten sind und ihnen die Moglichkeit geben mit Materialien zu arbeiten Die Leitung der Klassen erfolgte durch Franz Fiebiger und Bernhard Albers Erganzt wurde der Unterricht durch Zeichenunterricht sowie das Modellieren und Schriftzeichnen Die Betonung des Tier und Pflanzenzeichnens verschwand Bosselt bevorzugte die Arbeit am Gipsmodell Die Gewinnung von Ornamenten aus der Stilisierung von Pflanzen lehnte Bosselt ab und trat fur eine subjektive Umsetzung der Form ein die bis zur volligen Vernichtung jeder Ahnlichkeit mit der Ausgangsform 2 fuhren konnte Der Grafiker Matthias Henseler ubernahm 1912 den Unterricht fur Buchgewerbe Satz Druck und Schrift in den Sonntags und Abendklassen Bosselt sah den sachlichen Henseler als Brucke in die Praxis Die eigentliche Stelle fur Buchgewerbe und Textilarbeiten ubernahm der Maler Kurt Tuch Tuch wird als die starkste Kunstlerpersonlichkeit dieser Zeit an der Schule beschrieben der die Klasse revolutioniert 2 Die Arbeiten wurden grosszugiger vielgestaltiger und bestechen durch eine Leichtigkeit Diese neue kunstlerische Tendenz griff auch auf andere Klassen so die von Ernst Hoffmann Adolf Rettelbusch Fritz von Heider aber auch die von Wilhelm Achtenhagen seit 1911 gefuhrte Klasse fur Metallarbeiten uber 1911 holte Bosselt auch den Bildhauer Hans Wewerka einen Schuler Ernst Barlachs an die Schule Mit dem Tode Wewerkas und Carl Wegners im Jahr 1915 war die Phase einer kontinuierlichen Arbeit im Bereich der Bildhauerei an der Schule jedoch beendet wenn man von einer kurzfristigen Lehrtatigkeit Konrad Pirntkes Anfang der zwanziger Jahre absieht Bis 1912 lernten an der Schule auch noch Schuler maschinentechnischer Berufe diese wurden dann an Maschinenbauschulen verwiesen Dies ermoglichte eine noch starkere Konzentration auf das Kunstgewerbe 1913 wurde eine Ausstellungshalle fertiggestellt Es folgte ein Verkaufsraum in dem Erzeugnisse der Schule verkauft wurden Dies fuhrte zu Beschwerden von Handwerkern beim Innungsausschuss da man eine staatlich subventionierte Konkurrenz befurchtete Bosselt wollte jedoch seinen Schulern so den Erwerb eines kleinen Stipendiums ermoglichen Auch setzte sich Bosselt fur lose Produktionsgemeinschaften mit ortlichen Betrieben ein Etwa 1913 14 hatte Bosselt die von ihm beabsichtigten Umgestaltungen durchgesetzt Ein besonderes Augenmerk legte er auf das Fach Stillehre in welchem die Schuler historische Stile kennenlernten und fur die eigenen Arbeiten schopferisch einzubeziehend begreifen sollten Lehrer war Rudolf Rutschi Im Jahr 1914 wurde eine Abteilung fur Fotografie und Reproduktionsverfahren eroffnet die nebenamtlich von Johann Graf geleitet wurde Modeklasse Bearbeiten 1915 folgte die Einrichtung eine Klasse fur Mode Es war die erste staatlich geforderte Modeklasse an einer deutschen Kunstschule Hintergrund waren in der Zeit des Ersten Weltkriegs in Deutschland bestehende Bestrebungen auch in Fragen der Mode die Vormachtstellung fremder Lander z B die des Kriegsgegners Frankreich zu brechen Die kunstlerische Leitung der Klasse Frauenkleidung ubernahm zunachst Kurt Tuch Dann wurde fur die Leitung der Klasse Else Raydt gewonnen Ihr gelang es mit den Arbeiten der Klasse uberregional Beachtung und Anerkennung zu finden Auf Modenschauen in vielen deutschen Stadten aber auch im Ausland wurden die Magdeburger Modelle gezeigt und fanden auch in der Presse grosse Beachtung Modernitat Zuruckhaltung und praktische Ausfuhrbarkeit wurden gelobt Durch eine Zusammenarbeit mit Unternehmen der Privatwirtschaft war der Vertrieb der Ware gesichert Das Magdeburger Seidenhaus Bischof ubernahm spater sogar die Kosten fur die in den Schulwerkstatten arbeitenden Hilfskrafte Der Erfolg der Modeklasse hielt bis in die Mitte der zwanziger Jahre an Der ab 1914 andauernde Erste Weltkrieg wirkte sich auch auf die Tatigkeit der Schule aus Von den Lehrern fielen Hans Wewerka Benno Marienfeld und Matthias Henseler als Soldaten Bernhard Albers war schwer traumatisiert Rudolf Rutschi ging zuruck in die Schweiz Hinzu kamen immer gravierender werdende materielle Probleme Die sich mit dem Kriegsende und der Revolution ergebenden gesellschaftlichen und kunstlerischen Veranderungen standen die Schule und ihr Lehrkorper abwartend gegenuber Die sich zu einem erheblichen Teil aus ehemaligen Schulern zusammensetzende Kunstlergruppe Die Kugel konnte keinen nennenswerten Einfluss auf die Schule gewinnen So ist festzustellen dass das 1920 veroffentlichte Schulprogramm dem Programm des Jahres 1913 1914 wortlich gleicht und sogar um ein eher historisierendes Deckblatt erganzt war Allerdings waren modernere Kunsteinflusse auch dem Magdeburger Lehrkorper nicht fremd So unterstutzte Bosselt das Bauhaus in Weimar und wurden die Magdeburger Beitrage bei der Diskussion uber die Zukunft der Kunstgewerbeschulen in Preussen uberregional beachtet Streit mit Bruno Taut Bearbeiten Doch auch die Zukunft der Magdeburger Schule wurde kontrovers diskutiert Der Magistrat der Stadt Magdeburg beauftragte den Stadtbaurat Bruno Taut mit der Erarbeitung einer Denkschrift zur Schule Taut ubte auf heftigste Weise Kritik und empfahl die Schule zu schliessen so weit man dort nicht bereit sei sich auf die von Taut geforderten neuen Anforderungen von moderner Gestaltung und Lehre umzustellen Die Kritik Tauts wurde spater als uberzogen und mangelhaft fundiert gewurdigt 3 Wohl auf Veranlassung Tauts wurde die interne Denkschrift durch eine Indiskretion im September 1922 der Offentlichkeit zuganglich gemacht Es folgte eine offentliche und emotionale Auseinandersetzung zwischen Bosselt und Taut in deren Ergebnis Rudolf Bosselt letztlich Magdeburg verliess Auch fur Taut soll sie ein letzter Anstoss gewesen sein die Stadt zu verlassen Auf Empfehlung Tauts wurde 1923 gegen den Willen des Schulvorstandes und auch des Ministeriums durch den Magistrat der Stadt Johannes Molzahn zum Leiter der Klasse fur Gebrauchsgrafik berufen Molzahn wurde mit seiner sehr modernen Kunstauffassung zu einer pragenden Kraft Er sah im Ingenieur den Kunstler seiner Zeit Er nahm auch programmatisch Einfluss und forderte mit geringstem Aufwand eine materiell grosstmogliche Wirkung in der Produktion zu erreichen Die Schule unter Deffke 1925 bis 1933 Bearbeiten nbsp Schulgebaude in den 1920er JahrenAls Nachfolger Bosselts wurde am 16 Oktober 1925 der kunstlerisch renommierte Wilhelm Deffke in das Amt des Direktors eingefuhrt In der Schule wurden wie in anderen gleichgearteten Schulen auch feste Lehrplane eingefuhrt Wahrend dies bei anderen Schulen auf den Widerstand der Direktion traf setzte sich Deffke hiergegen nicht zur Wehr Eine neue Richtung schlug er in der Frage der Kunst ein Dieses Wort entfernte er aus dem Schulprogramm Die Schule sollte gemass ihrer Ausrichtung auf die Ausbildung einfacher Handwerker sich nicht mit dem insoweit wesensfremden bloss dekorativen Begriff von Kunst befassen Diese Versuche hatten nach Deffkes Ansicht im negativ besetzten Kunstgewerbe geendet Die Schule sollte stattdessen von einer Atelierschule zur beruflichen Fachschule fur die Praxis werden 4 Ausgehend von der These des Bauhauses wonach Handwerk lehrbar ware Kunst jedoch nicht wurde die Ausbildung umgestaltet Ziel war nun die umfassende Qualifizierung von Werkgestaltern Um der neuen Ausrichtung weg von der freien kunstlerischen Arbeit Rechnung zu tragen machten sich auch Veranderungen im Lehrkorper erforderlich wobei die zum Teil aufgrund von Verbeamtungen bestehenden Unkundbarkeiten fur Deffke ein Problem waren Einige langjahrig beschaftigte Lehrer wie Franz Fiebiger Max Koppen Emil Thieme und von Heiderer wurden nur noch im vorbereitenden Unterricht eingesetzt 1933 ersetzte Deffke die von Achtenhagen geleitete Metallklasse durch eine Versuchs und Lehrwerkstatt fur Gas und Wasserinstallateure die von Wilhelm Dehnhard geleitet wurde der zuvor am Bauhaus tatig war Eine der wenigen von den Veranderungen nicht beeintrachtigten war die weiterhin mit der Modeklasse erfolgreiche Else Raydt 1931 wurde diese Klasse dann von Marie Luise Metzger ubernommen Die Leitung der Fachklasse fur Textil erfolgte nachdem 1929 erfolgten Ausscheiden Anna Steuers allein durch Kathe Sagemuller Aufbau von Fachschulen Bearbeiten Deffke hielt es fur besonders wichtig die Ausbildung bereits bei den Lehrlingen zu beginnen Dies war den preussischen Kunstgewerbeschulen jedoch nicht moglich Mit dem Amtsantritt des aufgeschlossenen Padagogen Dr Monsheimer als Leiter der Magdeburger Berufsschulen ergaben sich jedoch neue Moglichkeiten Es setzte eine abgestimmte jedoch letztlich inoffizielle Lehrlingsausbildung beider Einrichtungen ein Die vor dem Ersten Weltkrieg bereits durchgefuhrten Meisterkurse wurden wieder fortgefuhrt Ziel Deffkes war die Bildung einer Handwerker Hochschule Es sollten vier Fachschulen grafische Fachschule Bau und Ausbaufachschule Bekleidungsfachschule und Werbefachschule gebildet werden Die Fachschule fur Bekleidung und die Schule fur Bau und Ausbau waren bereits in Form von Abteilungen angelegt Die Bauschule wurde in der Abteilung Architektur Innenraum und Mobel von Richard Dorschfeldt und Peter von der Weien von zwei technisch orientierten Fachleuten gepragt Die Klasse fur Tischler und Mobelzeichner ubernahm 1929 Peter Grossmann 1931 war er Oberleiter der Abteilung fur Bau und Ausbau Auch er war in Deffkes Sinne dem funktional orientierten Gestalten verpflichtet Die grafische Schule Bearbeiten Die grafische Schule hatte Deffke bereits soweit getrieben dass ihr Ausstattungsgrad sie zu einer der best ausgebauten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland machte Seit Sommer 1927 stand ein Trakt mit 10 Werkstatten und Raumen fur den Unterricht zur Verfugung Es bestanden Werkstatten fur Steindruck Satz Bucheinband zunachst geleitet von Fritz Lange dann ab 1928 von Heinrich Luers Druck Stereotypie Reproduktionsfotografie Galvanoplastik Fotografie und Chemigrafie Daruber hinaus gab es Klassen fur Werbegrafik und lehre sowie Heraldik und Schrift Die von Margarete Naumann und spater von Grete Fritz Uhler geleitete Vorbereitungsklasse fur Gestaltungslehre war fachlich eng mit der Grafik Abteilung verbunden und beschaftigte sich schwerpunktmassig mit dem Werkstoffpapier Es wurden neue Buchbindungen und Faltungen erarbeitet Als besonders bedeutend wird der Unterricht im Fach Fotografie beschrieben der um 1930 45 Wochenstunden ausmachte Die Leitung oblag seit 1927 Johann Graf 1928 ubernahm Walter Dexel auch eher ein Verfechter von Funktionalitat und Sachlichkeit in der Gestaltung die Gebrauchsgrafikklasse von Molzahn Kurzzeitig war in den Jahren 1929 bis 1931 auch der bekannte Wiener Plakatkunstler Julius Klinger an der Schule tatig Deffke plante unter Einbeziehung von Kammern und gewerblichen Vereinen den weiteren Ausbau zu einem Gewerbeforderungsinstitut fur das gesamte graphische und papierverarbeitende Gewerbe im Reichsmassstabe Lediglich die Werbefachschule blieb bis zum Ende der Amtszeit Deffkes im Stadium der Vorbereitung Werkstoffmuseum Bearbeiten Deffke begann auch ein Werkstoffmuseum einzurichten Fur ihn waren die Materialien Papier Holz Stein und Metall Grundmaterialien Hieran richtete sich auch das Museum aus Holz Stein und wohl auch Metall waren bald in weiten Teilen des Gelandes aufgereiht Fur den Werkstoff Papier wurde 1930 eine eigene Abteilung eingerichtet in der nicht nur alle in Deutschland hergestellten Papierarten gesammelt sondern auch nach neuen Moglichkeiten der Bearbeitung und Verwendung des Materials geforscht wurde Es gab Anfang 1933 sogar Plane vom Verfall bedrohte alte Papiere und Dokumente zu ubernehmen Daruber hinaus war die Einrichtung einer Industriebibliothek fur Fachliteratur geplant die auch als Beratungsstelle fur das grafische Gewerbe dienen sollte Im Ergebnis der von Deffke vorgenommenen umfangreichen Veranderungen veranlasste er 1933 die Umbenennung der Schule in Magdeburger Technische Lehranstalten Provinzial Meisterkurse Kunstgewerbe und Handwerkerschule Die Zeit des Nationalsozialismus warf jedoch bereits ihre Schatten voraus Aufgrund steigender Auslanderfeindlichkeit verliess 1932 Hermann Eidenbenz die Schule und kehrte nach Basel zuruck 5 Die Schule wahrend des Nationalsozialismus Bearbeiten Der von den Nationalsozialisten nach deren Machtubernahme 1933 eingesetzte Oberburgermeister Fritz August Wilhelm Markmann beurlaubte ohne Angabe von Grunden am 29 April 1933 Wilhelm Deffke vom Dienst Offiziell wurde Deffke schliesslich vorgeworfen Finanzen verschwendet zu haben keinen Kontakt zum lokalen Handwerk zu halten den Begriff der Kunst aus dem Programm der Schule entfernt zu haben sich stadtischen Stellen nicht zu fugen die Schule ubermassig auszustatten private ungenehmigte Auftrage und die Ausrichtung der Schule als Konkurrenz fur das lokale Gewerbe Deffke setzte sich hiergegen zur Wehr Er trat der NSDAP bei und bewegte auch weite Teile des Lehrkorpers seinem Beispiel zu folgen Gegenuber offentlichen Stellen und Stellen der NSDAP legte er dar das gerade sein Programm der nationalsozialistischen Idee entsprache und er sich kleingeistiger Provinzpolitiker erwehren musse Doch auch diese wohl eher taktische Massnahme als auch die Fursprache von Kollegen und des Vereins Deutscher Papierfabrikanten fuhrten nicht zu einer Ruckkehr Deffkes auf seinen Dienstposten Es folgten weitere Entlassungen So musste Peter Grossmann am 31 Marz 1934 gehen Die Abteilungen Mode Keramik und Textil wurden ersatzlos geschlossen Bereits 1933 erfolgte die Weisung die Kunstgewerbe und Handwerkerschule in eine stadtische Handwerkerschule umzuwandeln Peter von der Weien wurde als amtierender Direktor eingesetzt und bemuhte sich die mit der Umwandlung einhergehenden Einschnitte abzumildern So beantragte er von den bisher 21 Lehrstellen 17 zu erhalten Tatsachlich bewilligt wurden jedoch lediglich 9 Das bisherige System der Fachschulen wurde aufgegeben Es erfolgte die Bildung von Abteilungen fur Metallarbeiter Buchbinder Tischler Malerei und Grafik Bereits im Februar 1934 hatte das zustandige Ministerium den Gewerbeoberlehrer Friedrich Einhoff aus Frankfurt Main als neuen Direktor vorgeschlagen Nach anfanglichem Zogern der Stadt wurde Einhoff dann 1935 als neuer Direktor eingefuhrt Der noch an der Schule verbliebene Walter Dexel wehrte sich gegen Einhoff und den erfolgten Kurswechsel Unter anderem warf er in einem Schreiben an einen Mitarbeiter des Ministeriums Einhoff neben Bildungsmangel Verkennungskomplexen und mangelnder Durchsetzungskraft vor zu versuchen weltfremde Dachstubenromantik in die Handwerkererziehung hineinzutragen 6 Er musste dann am 30 September 1935 die Schule verlassen Ein Gesuch um Wiedereinstellung wurde von Oberburgermeister Markmann abschlagig beschieden Zur Begrundung verwies Markmann auf den nicht in die neue Zeit passenden von Dexel gezeigten Konstruktivismus der im Wesenszug nicht loskam von Lineal und Zirkel und vom Standpunkt des gesunden Empfindens und Konnens Fehlleistung bedeutet 7 Damit war die Moderne an der Schule beendet Allgemein verloren die Kunstgewerbeschulen auch die in Magdeburg deutlich an Bedeutung Das dort noch behandelte Kunsthandwerk war kunstlerisch wenig bedeutend und haufig ideologisch uberfrachtet Die entwickelten Formen der Industriekultur bestanden jedoch fort Einige der alten Lehrer wie Johann Graf und Heinrich Luers lehrten jedoch weiterhin und wohl in gleicher Qualitat an der Schule Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs ergab sich fur die Schule eine neue Situation Die staatlichen Zuschusse sanken deutlich Auch die Zahl der mannlichen Schuler ging aufgrund von Einberufungen zum Wehrdienst erheblich Ein von Einhoff 1941 gestellter Antrag auf Wiedereinfuhrung der Abteilungen Mode Keramik und Textil wurde unter finanziellen Gesichtspunkten abgelehnt Eine neue Aufgabe erwuchs der Schule in der Umschulung von Kriegsversehrten Von Dezember 1939 bis zum November 1944 wurden 1166 Kriegsversehrte umgeschult Auch der Lehrkorper war von Einberufungen betroffen Bis 1942 war die Halfte der Lehrer eingezogen Mit Robert Schroth fiel 1941 der erste Lehrer im Kriegseinsatz 1944 wurde dann auch Direktor Einhoff eingezogen Irgendwann in dieser Zeit durfte auch die vollige Einstellung der Lehrtatigkeit erfolgt sein Obwohl die Schulgebaude sich in der Innenstadt befinden blieben sie bei den schweren Luftangriffen der Jahre 1944 und 1945 in ihrer Substanz erhalten obwohl weite Teile der Altstadt und der benachbarten Strassenzuge vollig vernichtet wurden Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten 1946 erfolgte die erneute Berufung Wilhelm Deffkes als Direktor der Schule Es wurde damit versucht an den Erfolg und die Geltung der Schule vor der Zeit des Nationalsozialismus anzuknupfen Deffke bemuhte sich dann auch moglichst viele Personen des ursprunglichen Lehrkorpers wieder an die Schule zu holen Neben Johann Graf und Heinrich Luers der jedoch bereits 1947 verstarb fanden sich auch Kathe Stegmuller Josef Kathrein und Fritz Kuntz wieder als Lehrer ein Es erfolgten auch Kontaktaufnahmen zu Hermann Eidenbenz Grete Fritz Uhler Johannes Pannicke und Peter Grossmann mit dem Ziel diese fur eine Lehrtatigkeit in Magdeburg zu gewinnen was jedoch nicht gelang Einige ehemalige Schuler aus der Zeit der ersten Leitung Deffkes komplettierten jedoch das Lehrerkollegium im Sinne des Direktors Neben dem Architekten Arno Meng waren dies Wilhelm Paulke der Buchbinder Willy Triemer und der Fotograf Karl Sutterlin Es wurden Abteilungen fur Maler Innenarchitekten Taschner und Sattler Buchbinder Fotografie Textilgestaltung und Werbegrafik eingerichtet 1947 besuchten 184 Schuler die Schule Die Schule versuchte sich in den zaghaft beginnenden Wiederaufbau der Stadt Magdeburg einzubringen und initiierte 1947 die Wiederaufbauausstellung Magdeburg lebt Im Spatherbst 1947 erkrankte Deffke Auch gab es Probleme mit der Verwaltung des neu gebildeten Landes Sachsen Anhalt Regierungsratin Hoffmeister beklagte sich daruber dass eine klare Verwaltungsarbeit mit der Kunstlerpersonlichkeit Deffke nicht leicht zu erreichen sei Im Mai 1948 beantragte sie im Zuge der geplanten Umbildung der Schule zur Fachschule fur angewandte Kunst Otto Leretz zum Direktor zu berufen Deffke blieb jedoch bis zu seinem Tod 1950 Direktor der Schule Die in der kurzen Zeit zwischen dem Ende des Nationalsozialismus 1945 und der Grundung der DDR 1949 bestehende Hoffnung auf eine neue freie Entwicklung trog jedoch Die Behorden der DDR planten die Einfuhrung von Fachschulen fur angewandte Kunst so dass das ursprungliche Ziel Deffkes die Einfuhrung einer Handwerkerhochschule nicht erreichbar war Fachschule fur angewandte Kunst Bearbeiten Im Jahr 1950 erfolgte die Umbenennung der Kunstgewerbe und Handwerkerschule zur Fachschule fur angewandte Kunst Magdeburg Im gleichen Jahr trat Otto Leretz sein Amt an Bereits 1951 wurde vom Ministerium fur Volksbildung gefordert dass ein staatspolitischer Unterricht zu erteilen sei der ein Viertel der Schulstunden ausmachen sollte Zentral wurde auch vorgegeben dass die Fachschule fur angewandte Kunst funf Abteilungen Innenraum und Mobel Gebrauchsgerat Grafik Malerei und Textil einzurichten habe Allerdings wich man in Magdeburg hiervon ab Keramik und Textil wurde in Magdeburg bereits ab 1950 Mode dann ab 1952 nicht mehr unterrichtet Aus der Kunstgewerbeschule Erfurt wurde die Abteilung fur Metallgestaltung ubernommen Inhaltlich wurde der in Abgrenzung zum Westen gesuchte und propagierte Sozialistische Stil gefordert Die funktionalistische Gestaltung einer Ara Deffke aber auch des Westens wurde abgelehnt Farbe und Ornamentik eine Anlehnung an den Klassizismus hielten Einzug in die Arbeiten und in die Unterrichtsstunden Die Ausbildungszeit an der Fachschule betrug drei Jahre Ziel war die Ausbildung von kunstlerischen Leitern fur die Industrie Mitarbeitern von Entwurfburos Ausstellungsgestalter aber auch Kunsthandwerkern Etwa 120 Studenten waren jeweils an der Schule eingeschrieben Vermutlich wegen unliebsamer politischer Ausserungen muss Leretz die Schule bereits 1953 wieder verlassen Neuer und letzter Direktor der Schule wurde Jochen Dammann Im selben Jahr verliess auch Andreas Hartwig das Lehrerkollegium Neben Arno Meng war Heinz Bohl ein ehemaliger Schuler Deffkes der pragendste Padagoge im Bereich Innenraum und Architektur Der Bereich Gebrauchsgrafik wurde bis 1953 vom Maler Walter J Schneider 1907 geleitet Er gab zugleich auch Kunstgeschichte Karl Heinz Leue ubernahm die Funktion ab 1954 und fuhrte einen systematischen gebrauchsgrafischen Unterricht ein Bemerkenswert war die eingerichtete Klasse fur Glasveredelung Sie wurde zunachst von dem aus Bohmen stammenden Walter Bischof geleitet bis sie 1952 von Walter Gluch 1910 2009 ubernommen wurde Die Klasse befasste sich im Wesentlichen mit der Oberflachengestaltung von Glas brachte jedoch viele in der DDR tonangebende Glasgestalter wie Eckehard Frey 1936 Marga Hamann 1930 Oskar Hamann 1928 Reginald Richter und Richard O Wilhelm hervor Ab 1959 wurde die Klasse vom Werkmeister Kurt Rudiger gefuhrt In der von Wilhelm Paulke geleiteten Malklasse wurde ungewohnlich fur das damalige Umfeld die freie Kunst besonders betont Verstarkt wurde die Bestrebung Paulkes etwas Akademie in die Schule zu bringen durch den gleichfalls an der Schule tatigen Graphiker Felix Bartl 1910 1987 Ab 1959 erhielt Paulke Verstarkung durch seinen ehemaligen Schuler Bruno Groth Wahrend fur offentliche Ausstellungen im Stil des sozialistischen Realismus gemalt wurde entstanden sonst vom Expressionismus und Impressionismus beeinflusste Werke Die Leitung der Klasse fur Fotografie und Reproduktion hatte bis 1949 weiterhin Johann Graf inne der dann die Leitung an den schon seit 1942 mit ihm arbeitenden Karl Sutterlin ubergab Trotzdem blieb Graf noch bis 1953 an der Schule und widmete sich der Weiterentwicklung des von ihm erfundenen Fettfarbumdrucks Neben Sutterlin arbeitete dann auch Horst Thorau und ab 1953 auch Berthold Beiler im Bereich Fotografie mit Das Repertoire der genutzten Techniken wurde um Isohelie Fotogramm und Livefotografie erweitert Das Ende Bearbeiten Anfang der sechziger Jahre stand die Schule dann jedoch zur Disposition Von offizieller Seite wurde ein zu geringer Bedarf an kunstlerischen Mitarbeitern behauptet Im Zuge der Durchsetzung sozialistischer Produktionsverhaltnisse waren privat betriebene kleine und mittlere Unternehmen seltener geworden Das Fehlen von Konkurrenz zwischen Unternehmen innerhalb der sozialistischen Planwirtschaft liess auch Fragen der Gestaltung unbedeutender erscheinen Auch die besonders vorangetriebene Industrialisierung dunnte mogliche Einsatzgebiete aus Es ergab sich daher eine alternative Entscheidung zwischen der Fachschule fur angewandte Kunst Heiligendamm an der Ostsee und der Magdeburger Schule Die Tatigkeit des Direktors Dammann in dieser Situation stiess spater auf Kritik da er sich wohl der Schliessung nicht widersetzte und auch in der Sache angebotene Hilfe nicht annahm 8 So wird behauptet dass letztlich die landschaftlich schonere Lage Heiligendamms und eine Neigung zu Jagd und Ostseeurlaub den Ausschlag fur den Erhalt Heiligendamms und fur die Schliessung der Magdeburger Schule gab 8 Allerdings war auch die Direktive zur gleichmassigen Entwicklung des Landes zu berucksichtigen die ein Argument fur den Erhalt des landlicheren dezentraleren Standorts geliefert haben durfte 1963 nach 170 jahrigem Bestehen wurde die Schule geschlossen Eine grosse Masse von noch im Gebaude befindlichen Arbeiten wurde verheizt Die Bibliothek wurde in das Kulturhistorische Museum Magdeburg verbracht dort jedoch fur einige Tage zunachst unter freiem Himmel gelagert Die Akten der Schule wurden in einer Baracke des Rats des Bezirks eingelagert und dort wohl spater bei einem Brand vernichtet Einzig der Klasse fur Fotografie und Reproduktion war ein Fortbestehen vergonnt Sie wurde als Fernstudium Teil der Hochschule fur Grafik und Buchkunst Leipzig Heutige Nutzung BearbeitenAls Forum Gestaltung wird seit 2005 ein Teil der ehemaligen Raumlichkeiten der Schule als Veranstaltungszentrum genutzt wobei in Zusammenarbeit der Landeshauptstadt Magdeburg der Hochschule Magdeburg Stendal FH und dem Kunstverein VIERUNG e V bewusst an die Tradition der Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg angeknupft wird Personlichkeiten BearbeitenDirektoren ab 1887 Bearbeiten Die Direktoren der Schule ab 1887 in Klammern die jeweilige Amtszeit waren Eduard Spiess 1887 bis 1892 Adolf Rettelbusch 1892 kommissarisch Ferdinand Moser 1892 bis 1897 Emil Thormahlen 1896 bis 1910 Rudolf Bosselt 1911 bis 1924 Wilhelm Deffke 1925 bis 1933 Peter von der Weien 1933 bis 1935 kommissarisch Friedrich Einhoff 1935 bis 1944 Wilhelm Deffke 1946 bis 1950 Otto Leretz 1950 bis 1953 Jochen Dammann 1953 bis 1963 Bekannte Lehrer Bearbeiten nbsp Delavilla in den funfziger Jahren nbsp Bruno Groth im Jahr 2017An der Schule arbeiteten bekannte Lehrer In einer unvollstandigen Auswahl zu nennen sortiert nach der jeweiligen Tatigkeitszeit sind Johann Christoph Friedrich Baumgarten ab 1803 Adolf Rettelbusch Maler 1887 bis 1924 von 1892 bis 1924 stellvertretender Rektor Albin Muller Kunstlername Albinmuller Architekt 1900 bis 1906 spater Darmstadt Paul Burck Maler und Graphiker Leiter der Abteilung fur Lithografie und Buchdruck 1902 und 1903 Richard Winckel Maler und Grafiker 1903 bis 1932 Wilhelm Giese Maler und Zeichner 1905 bis 1908 Alois Kolb Maler und Graphiker 1905 bis 1907 Franz Karl Delavilla Graphiker und Designer 1908 bis 1909 Urban Janke Graphiker und Designer 1908 bis Max Koppen Maler Zeichner und Graphiker 1909 bis 1934 Franz Fiebiger Maler 1910 bis Kurt Tuch Maler 1912 bis 1924 Johannes Sass Maler 1919 bis 1921 Erich Weinert Schriftsteller 1919 bis 1920 Hermann Eidenbenz Graphiker 1926 bis 1932 Walter Dexel Maler und Graphiker 1928 bis 1935 Julius Klinger Maler und Graphiker 1929 bis 1931 Karl Friedrich Maler 1932 bis 1933 34 Georg Albert Dorschfeldt Maler 1935 bis etwa 1945 Willy Knabe Grafiklehrer ab 1941 Hermann Sehrig Keramiker und Maler 1944 bis 1945 als Leiter der Keramikabteilung und 1948 bis etwa 1950 Walter Bischof Glasgestalter 1948 bis 1953 Karl Heinz Lange Typograf 1956 1961 Bruno Groth Keramiker und Maler 1959 1963 Bekannte Absolventen Bearbeiten Aus der Vielzahl der Absolventen der Schule sind in der Reihenfolge des Geburtsjahrganges folgende Personen zu nennen Otto Richter 1872 1927 Kommunalpolitiker Mitbegrunder der Magdeburger Baugenossenschaftsbewegung Wilhelm Danz 1873 1948 Maler und Graphiker Gustav Bastel 1878 1956 Architekt Hans Fehlhaber 1881 1974 Maler und Zeichenlehrer Hans Heller 1884 1917 Architekt fur Innenraumgestaltung Gustav Ammann 1885 1955 schweizerischer Landschaftsarchitekt Margarete Knuppelholz Roeser 1886 1949 Architektin Paul Thol 1887 1956 deutscher Maler und Restaurator Oswald Pohl 1887 1959 Maler Graphiker Buhnenbildner Kunstgewerbelehrer Albert Moritz Rusche 1888 1969 Maler und Zeichner Maryan Zurek 1889 1944 Maler und Bildhauer Hermann Muller 1890 1970 Steinmetz NSDAP Politiker Erich Weinert 1890 1953 Schriftsteller Katharina Heise 1891 1964 Bildhauerin und Malerin Paul Junemann 1891 1969 Maler Illustrator und Autor Max Schroer 1892 Maler Bruno Beye 1895 1976 Maler und Graphiker Max Dungert 1896 1945 Maler und Graphiker Hans Wissel 1897 1948 Bildhauer Johannes Sass 1897 1972 Maler Rudolf Hubener 1898 1963 Maler Walter Gemm 1898 1973 Maler Karl Friedrich 1898 1989 Maler Wilhelm Hopfner 1899 1968 Graphiker Richard Oelze 1900 1980 Maler Curt Wittenbecher 1901 1978 Maler Zeichner und Graphiker Arno Meng 1902 1994 Architekt Hermann Bruse 1904 1953 Maler und Graphiker Georg Andreas Speck 1904 1978 Maler Herbert Stockmann 1913 1947 Maler und Graphiker Eberhard Rossdeutscher 1921 1980 Bildhauer Gerhard Stauf 1924 1996 Grafiker Illustrator und Kupferstecher Heinz Bormann 1926 1974 Graphiker Dario Malkowski 1926 2017 Bildhauer und Keramiker Bruno Groth 1926 2018 Keramiker und Maler Dieter Naumann 1931 1988 Grafiker Zeichner Pressezeichner Hans Heinrich Simon 1931 2010 Politiker Reginald Richter 1931 Glasgestalter Wolfgang Policek 1932 2000 Maler und Graphiker Rolf Kuhrt 1936 Maler und Graphiker Berthold Lindner 1937 Werbegrafiker und Formgestalter Thomas Billhardt 1937 Fotograf und Publizist Gerhard Lahr 1938 2012 Illustrator Rolf Handler 1938 2021 Maler Nikolaus Bode 1938 Wilfried Heider 1939 1999 Metallgestalter Klaus Hirsch 1941 2018 Maler Grafiker und Designer Ursula Bankroth 1941 Malerin und GrafikerinLiteratur BearbeitenMatthias Puhle Hrsg Die Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg 1793 1963 Die Geschichte der Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg sowie deren Vorganger und Nachfolgeinstitute im Spiegel ihrer kunstlerischen und gestalterischen Leistungen Magdeburger Museen Magdeburg 1993 ISBN 3 930030 01 2 Ausstellungskatalog Magdeburg Kloster Unser Lieben Frauen 22 Oktober 1993 bis 16 Januar 1994 Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg 1793 1963 Forum Gestaltung Magdeburg 2011 ISBN 978 3 9813652 7 6 Guido Heinrich Gunter Schandera Hrsg Magdeburger Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Biographisches Lexikon fur die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bordekreis Jerichower Land Ohrekreis und Schonebeck Scriptum Magdeburg 2002 ISBN 3 933046 49 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gerd Kley in Magdeburger Biographisches Lexikon Magdeburg 2002 S 694 a b Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 28 Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 33 Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 34 Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 42 Dexel zitiert nach Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 42 Markmann zitiert nach Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 42 a b Norbert Eisold Kunstgewerbe und Handwerkerschule S 47 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forum Gestaltung52 13237 11 62988 Koordinaten 52 7 56 5 N 11 37 47 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg amp oldid 239414294