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Hans Wissel 4 August 1897 in Magdeburg 18 Mai 1948 in Grainau bei Garmisch Partenkirchen vollstandiger Name Adam Johannes Wissel war ein deutscher Bildhauer Goldschmied und Medailleur 1 Er erneuerte die Treibtechnik in Deutschland mit der er Reliefs und lebensgrosse Rundplastiken schuf Dabei war seine Technik bahnbrechend 2 durch Treiben vorgeformte Einzelteile einer Plastik aus Messing oder Kupferblech durch Hartlotung zusammenzufugen und sie durch weiteres Treiben in die endgultige Form zu bringen Sein Stil reicht vom Expressionismus bis zum Realismus Hans Wissel wurde sowohl bekannt fur seine lebensgrossen Figuren und Busten als auch fur seine filigranen Metallskulpturen diese vorwiegend aus Kupfer getrieben 3 Hans Wissel 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Ausbildung und Fruhwerk 1911 1924 1 2 Professur an den Kolner Werkschulen 1925 1931 1 3 Professur an der Kunstakademie in Konigsberg 1933 1945 1 4 Spatwerk 1947 1948 2 Galerie 3 Diverses 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenAusbildung und Fruhwerk 1911 1924 Bearbeiten Hans Wissel entstammte einer bekannten Magdeburger Goldschmiede Familie und wurde von seinem Vater Oskar Wissel der Innungsmeister der Goldschmiede in Magdeburg war selbst als Goldschmied Graveur und Ziseleur ausgebildet Nach seinem Lehrabschluss arbeitete er in der Werkstatt des Vaters Von 1914 bis 1916 nahm er nach Feierabend an Abendkursen an der Kunstgewerbe und Handwerkerschule Magdeburg u a bei Rudolf Bosselt teil Von 1916 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg 1919 ubernahm er mit seinem Bruder als geschaftlichem Teilhaber die Werkstatt seines verstorbenen Vaters Diese firmierte nun unter Werkstatten fur Metallkunst Gebruder Wissel In vielen Arbeiten war eine Marke eingeschlagen die die Buchstaben PHWM enthielt Die handwerklichen und kunstlerischen Arbeiten wurden ausschliesslich von Hans Wissel durchgefuhrt Er war ein herausragendes Mitglied der Kunstgruppe Magdeburg die ein Zusammenschluss junger progressiver und hauptsachlich expressionistisch orientierter Kunstler war Zunachst schuf Hans Wissel kunsthandwerkliche Arbeiten Die Formen wurden aus Silber Messing oder Kupferblech getrieben die Verzierungen erfolgten durch Gravuren oder Ziselierungen oder wurden als Reliefs herausgetrieben Das Grassi Museum in Leipzig kaufte 4 seiner Arbeiten auf Auf der renommierten Grassi Messe 4 war er siebenmal vertreten Ab 1921 ging er in der Treibtechnik neue Wege und begann Rundplastiken aus Kupfer oder Messingblechen zu erstellen indem er die vorgeformten Einzelteile durch Hartloten zusammenfugte und dann durch weiteres Treiben der Plastik die endgultig Form gab 1923 24 ging er fur ein knappes Jahr nach Rom und Carrara in der Toskana und erlernte dort die Techniken des Bronzegusses und der Marmor Steinbearbeitung Professur an den Kolner Werkschulen 1925 1931 Bearbeiten nbsp Aus Kupferblech getriebene Skulptur 1928 bestehend aus drei Kopfen auf dem Messeturm Koln Das Zahnrad hinten symbolisiert die Industrie der Lorbeerkranz links die Kunst der Flugel rechts den Handel in Form des Gotterboten Hermes und der Fisch den Rhein Im Jahr 1925 wurde Hans Wissel vom Kolner Oberburgermeister Konrad Adenauer als Professor fur Monumentale Plastik und figurliche Metall Treibarbeit an die neugegrundeten Kolner Werkschulen berufen Kurz darauf erfolgte seine Aufnahme in den Deutschen Kunstlerbund an dessen Jahresausstellungen er bis zur Zwangsauflosung 1936 durch die nationalsozialistische Reichskunstkammer teilnahm 5 Der Direktor der Kolner Werkschulen Prof Richard Riemerschmid hat Wissels Arbeiten sehr geschatzt und seine positive Meinung mehrfach geaussert so im Personalbericht vom 23 September 1927 Kunstlerisch und handwerklich vorzuglich Verfugt uber spezielle Erfahrungen in der Behandlung des Metalls fur plastische Arbeiten wie kaum ein anderer 6 Auf der Ausstellung Deutsche Kunst 1928 in Dusseldorf erhielt er fur sein Werk die Goldmedaille Bis 1931 arbeitete er vielfach mit den Architekten Dominikus Bohm und Otto Bartning zusammen die die fuhrenden modernen Kirchenbauer jener Zeit waren Folgende expressionistische Treibplastiken haben in Kirchen 7 den Zweiten Weltkrieg uberdauert Kruzifix 6 m hoch 1926 Christkonigkirche Bischofsheim bei Mainz zwei lebensgrosse Figuren muder Krieger betende Frau 1926 Nikolaikirche Gorlitz lebensgrosses Kruzifix 1922 St Johann Baptist Neu Ulm 1928 der dortige Hochaltar 1928 mit lebensgrossen Figuren Christus und die Evangelisten und figurlichen Reliefs ist nach dem Zweiten Weltkrieg verschollen Taufbecken 1929 Auferstehungskirche Essen lebensgrosses Kruzifix 1931 Heilandskirche Dornbirn bei Bregenz Das uberlebensgrosse expressionistische Kruzifix 1928 von Hans Wissel in der avantgardistischen Kirche aus Stahl und Glas Stahlkirche Otto Bartning 1928 in Essen wurde auf Drangen der Gemeindevertretung 1935 entfernt Die Kanzel mit figurlichen Reliefs fiel zusammen mit der Kirche den Bomben zum Opfer wie auch das Portal 1926 an dem Hauptgebaude des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin Erhalten ist die 6 m hohe allegorische Plastik 1928 auf dem Messeturm in Koln Wegen finanzieller Probleme der Stadt Koln dem Trager der Werkschulen wurde er wie viele seiner Kollegen spater auch bereits 1931 entlassen bzw sein 5 Jahresvertrag nicht mehr verlangert In einem kleinen Atelier in Havelberg entstanden 1932 unter anderem eine Lutherstatue und ein lebensgrosses Kruzifix aus getriebenem Kupfer Diese sowie Werke von Ernst Barlach Emil Nolde Ludwig Gies Rudolf Koch und Jan Thorn Prikker wurden im April 1933 fur den deutschen Beitrag in der Halle der Religionen auf der Weltausstellung in Chicago 1933 ausgewahlt 8 Wie schon langer geplant 9 wurde 1933 zum 450 Geburtstag Luthers eine Gedenkmunze in 5 RM und 2 RM nach dem Entwurf von Hans Wissel herausgegeben Letztere war mit einer Auflage von einer Million als Zahlungsmittel im Umlauf Professur an der Kunstakademie in Konigsberg 1933 1945 Bearbeiten Im Jahr 1933 erhielt Hans Wissel einen Ruf als Professor und Leiter des Meisterateliers fur Bildhauerei an den Staatlichen Meisterateliers der Bildenden Kunste der ehemaligen Kunstakademie Konigsberg in Ostpreussen Dort fertigte er u a Skulpturen in Stein fur offentliche Einrichtungen wie auch historische Busten in Marmor und Bronze u a von Freiherr v Stein 1935 Gymnasium Schneidemuhl Martin Luther 1936 Lutherkirche zu Munchen Johann Sebastian Bach 1940 Musikinstitut der Universitat Konigsberg fur die Wissel Messungen am Schadel Bachs in Leipzig vornahm Nikolaus Kopernikus 1939 Universitat Konigsberg und 1943 Frauenburg Immanuel Kant 1939 Universitat Konigsberg Ein 1934 von Wissel entworfenes und zwei Jahre spater pompos eingeweihtes 18 m hohes SA Ehrenmal vor dem Magdeburger Dom wurde 1945 abgerissen Mit dieser im nationalsozialistischen Stil ausgefuhrten monumentalen Sandsteinskulptur sollte dem pazifistischen Magdeburger Ehrenmal Ernst Barlach 1928 29 nach dessen Entfernung aus dem Dom ein sichtbares Zeichen des zukunftigen Triumphs der NS Kultur entgegengesetzt werden 10 Ein Madchenkopf 1926 verschollen wurde 1937 in der Kunsthalle Mannheim als entartet 11 beschlagnahmt ebenso ein Madchentorso 1926 in der Nationalgalerie Berlin der sich heute wieder in der Neuen Nationalgalerie befindet Von 1939 bis 1945 nahm er als Soldat und Sanitater am Zweiten Weltkrieg teil wobei er uber langere Zeitraume fur wichtige Auftrage freigestellt wurde Seine Werke aus dieser Zeit sind fast alle verschollen Jedoch das 6 m grosse getriebene Relief Madonna mit Engel und Wolkenkranz 1941 an der Front der barocken Wallfahrtskirche Krossen Krosno bei Wormditt Orneta in Ostpreussen heute Polen ist erhalten Es ersetzte ein barockes Holzrelief das halb zerfallen war und ist diesem in Form und Stil angepasst Von Hans Wissels Plastiken waren am Kriegsende ca 90 zerstort oder verschollen Spatwerk 1947 1948 Bearbeiten Im Herbst 1945 aus britischer Gefangenschaft entlassen konnte Wissel in Grainau bei Garmisch Partenkirchen seine gesamte Familie versammeln und fur deren Unterhalt durch Herstellung von Schmuck sorgen In einer kleinen Werkstatt fertigte er ab 1947 ca 25 Reliefs und Kopfe aus getriebenem Kupfer an die haufig eine religiose Thematik hatten u a das Relief Frauen unterm Kreuz sowie die Kopfe Hiob und Christus mit Dornenkrone Ein grosserer Teil der Arbeiten aus der Nachkriegszeit befindet sich heute im Familienbesitz Er konnte noch Kopf und Korpus fur ein uberlebensgrosses Kruzifix fertigstellen das ansonsten unvollendet blieb Am 18 Mai 1948 verstarb Hans Wissel Etwa 30 seines gesamten Werkes hatte ein religioses Thema Im November 1949 fand in der Galerie Der Spiegel in Koln eine Gedachtnisausstellung 12 statt in der Plastiken und Zeichnungen aus der Nachkriegszeit gezeigt wurden Die Eroffnungsansprache hielt August Hoff der 1933 von den Nationalsozialisten aus allen seinen Amtern entlassen worden war und nun Professor und Direktor der wiedereroffneten Kolner Werkschulen war Galerie Bearbeiten nbsp Teller Messing graviert 27 cm ca 1920 nbsp Anhanger Mutter mit Kind Silber getrieben und ziseliert ca 1921 nbsp Kerzenleuchter getrieben und graviert ca 1924 verschollen nbsp Madchenkopf Messing getrieben 28 cm ca 1923 verschollen nbsp Kopf Kupfer getrieben lebensgross 1926 in der Kunsthalle Mannheim als entartet beschlagnahmt verschollen nbsp Betende Frau Messing getrieben 1926 Nikolaikirche Gorlitz ca 150 cm nbsp Krieger Messing getrieben 1926 Nikolaikirche Gorlitz nbsp Kruzifix Messing getrieben 5 m 1926 Christkonigskirche Bischofsheim nbsp Kruzifix St Johann Baptist Neu Ulm 1922 nbsp Kruzifix Kupfer getrieben lebensgross 1931 Heilandskirche Dornbirn bei Bregenz nbsp Luther Kupfer getrieben uberlebensgross 1932 Weltausstellung Chicago 1933 verschollen nbsp Kant Bronze lebensgross 1939 Universitat Konigsberg verschollen nbsp Kopernikus Marmor lebensgross 1943 fur Frauenburg verschollen nbsp Frauen unterm Kreuz Kupfer getrieben ca 50 40 cm 1947 nbsp Hiob Kupfer getrieben lebensgross 1948 nbsp Unter Dornen Kupfer getrieben lebensgross 1948 nbsp Kruzifix Kupfer getrieben uberlebensgross unvollendet 1948Diverses BearbeitenSein Sohn Klaus Wissel nahm an der Zweiten Xarifa Expedition des Meeresforschers Hans Hass teil und kam am 7 November 1957 bei einem Tauchgang vor Suakin ums Leben Sein zweiter Sohn Hans Oskar Wissel 1925 1987 war als Bildhauer hauptsachlich in den 1950er und fruhen 1960er Jahren in Frankfurt tatig und perfektionierte die Gestaltung von aus der Flache getriebenen Figuren Zu seinem Hauptwerk gehort das wenig bekannte Sudportal des Kaiserdoms St Bartholomaus in Frankfurt am Main Der Metallbildhauer Joseph Jaekel war einer der Meisterschuler von Hans Wissel Literatur BearbeitenW Lotz Blechplastik Zu den Arbeiten von Hans Wissel In Die Form Jg 3 1928 S 18 23 Digitalisat Wissel Hans In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 36 Wilhelmy Zyzywi E A Seemann Leipzig 1947 S 110 Wissel Hans In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 5 V Z Nachtrage A G E A Seemann Leipzig 1961 S 152 Elisabeth Peters Christian Wissel Hans Wissel 1897 1948 Blechplastiken ASW Verlage Weimar 2021 ISBN 978 3 89739 963 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hans Wissel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website uber Leben und WerkEinzelnachweise Bearbeiten Kunstler Hans Wissel Deutsche Gesellschaft fur Medaillenkunst e V abgerufen am 29 November 2014 Wilhelm Lotz Blechplastik zu den Arbeiten von Hans Wissel In Die Form Zeitschrift fur gestaltende Arbeit 3 Heft 1 1928 S 18 23 s Wissel Hans Koln in Ausstellungskatalog Deutscher Kunstlerbund Koln 1929 Mai September 1929 im Staatenhaus M DuMont Schauberg Koln 1929 S 33 Nr 316 Stehende Frau Nr 317 Frau beides Hammerarbeiten in Kupfer Abb S 109 Geschichte der Grassimesse Website der Grassimesse abgerufen am 11 Juni 2017 s DKB Mitgliederverzeichnis 1936 in 1936 verbotene Bilder Ausstellungskatalog zur 34 Jahresausstellung des DKB in Bonn Deutscher Kunstlerbund Berlin 1986 S 98 99 Rudiger Joppien Die Kolner Werkschulen 1920 1933 unter besonderer Berucksichtigung der Ara Richard Riemerschmids 1926 1931 In Wallraf Richartz Jahrbuch 43 1982 Curt Horn Die Passion in der neuen Kunst In Scherl s Magazin 6 Heft 4 1930 S 338 342 Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne abgerufen am 11 Juni 2017 Neue Deutsche Kirchenkunst auf der Weltausstellung in Chicago 1933 Die Form Zeitschrift fur gestaltende Arbeit 8 Heft 6 190 191 1933 Webseite der Uni Heidelberg abgerufen am 11 Juni 2017 Erste Exposition des KD fur das Dritte Reich auf der Weltausstellung in Chicago In Zwischen Kunst Kultur und Kollaboration Der deutsche kirchennahe Kunstdienst 1928 bis 1945 im Kontext Dieter Kuske Dissertation Universitat Bremen 2012 S 243 245 Webseite der Uni Bremen abgerufen am 11 Juni 2017 Modern Ecclesiastical Art International Exposition Chicago 1933 Katalog des deutschen Beitrags Kunstdienst Dresden Berlin Otto Elsner Berlin 1933 Webseite der Uni Chicago abgerufen am 11 Juni 2017 Vom Taler zum Euro die Berliner ihr Geld und ihre Munze Helmut Casper S164 Berliner Story Verlag 2006 Webseite von Google Books abgerufen am 11 Juni 2017 Ausfuhrliche Beschreibung des Magdeburger SA Ehrenmals abgerufen am 10 April 2017 Forum der Fachgruppe Militar und Garnisonsgeschichte Magdeburg Fotosammlung SA Ehrenmal abgerufen am 10 April 2017 Ein Handler entarteter Kunst Bernhard A Bohmer und sein Nachlass Herausgegeben von Meike Hoffmann Akademie Verlag Berlin 2010 S 224 Webseite von Google Books abgerufen am 11 Juni 2017 Der Bildhauer Hans Wissel In Rheinische Zeitung 24 November 1949 Normdaten Person GND 117413232 lobid OGND AKS VIAF 52466600 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wissel HansALTERNATIVNAMEN Wissel Adam Johannes vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher BildhauerGEBURTSDATUM 4 August 1897GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 18 Mai 1948STERBEORT Grainau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Wissel amp oldid 225969300