www.wikidata.de-de.nina.az
Die Nikolaikirche ist eine profanierte gotische Hallenkirche in Gorlitz der ostlichsten Stadt Deutschlands Sie ist umgeben vom Nikolaikirchhof und wird als Ausstellungs und Gedenkraum genutzt Eigentumer ist die Evangelische Kulturstiftung Gorlitz 1 Nikolaikirche Gorlitz Innenansicht nach Osten zum AltarInnenansicht nach WestenNordeingang u SchriftbanderSudeingang u Schriftbander Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur und Ausstattung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Vorgangerbauten des Gotteshauses waren immer wieder durch Brand und Kriegseinwirkungen zerstort worden die altesten Grundmauern lassen sich in die Zeit um das Jahr 1100 datieren In den Jahren 1317 und 1372 wurde der Kirche durch Ablassbriefe Geld zur Verbesserung gegeben zuletzt durch Verfugung von Bischof Nikolaus von Meissen Die Kirche war bis 1372 die einzige Pfarrkirche der Stadt 1426 arbeitete man wiederum an der Kirche bis die Hussitengefahr aufkam Die Grundsteinlegung fur das heutige Bauwerk erfolgte mit grossem Pompe am 15 Mai 1452 doch wurde mehr als ein halbes Jahrhundert wieder aufgrund der Hussitengefahr nicht weiter gebaut Nach einer alternativen Darstellung konzentrierte man sich zulasten der Bauarbeiten bei St Nikolai stattdessen auf die Peterskirche Im Jahr 1515 nahmen sich vermogende Burger der Kirche an und spendeten fur ihren Bau Beispielsweise Hans Frenzel bezahlte 1500 Mark So wurde seit 1517 eine Erweiterung nach Westen durch Wendel Roskopf vorgenommen die Weihe erfolgte am 8 Mai 1520 Der innere Ausbau im Reformationszeitalter stagnierte aber wieder bis 1543 In diesem Jahr musste auch das einsturzgefahrdete bzw auch zu hohe Dach abgetragen werden eine Neueindeckung wurde 1582 durchgefuhrt Das Bauwerk wurde 1642 wahrend des Dreissigjahrigen Krieges durch Brand zerstort und bis 1649 wiederhergestellt Nach erneutem Brand 1717 erfolgte der Wiederaufbau mit einer holzernen illusionistisch bemalten Flachdecke Ein Dachreiter wurde 1786 erbaut nbsp Emmerich sche GruftNach dem letzten Brand 1717 wurden auch die Grablegen der Familien Emmerich und Scholz von Schollenstern die sich wohl schon vor dem Brand an gleicher Stelle befunden haben erneuert Die Emmerich sche Gruft befindet sich nordlich der Kirche und wurde im Jahr 1721 neu erbaut und die Gruft der Scholz von Schollensterns sudlich der Kirche im Jahr 1727 2 Schon vor dem Ersten Weltkrieg war das gotische Bauwerk erneut gefahrdet Der Plan die Kirche in eine Gedenkstatte fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs umzuwandeln wurde 1925 realisiert Der Kolner Architekt Martin Elsaesser gestaltete den Innenraum im Stil des Expressionismus neu Die gotischen Pfeiler wurden abgerissen und durch schlanke Streben mit sternformigem Querschnitt ersetzt die barocke Holzdecke entfernt und stattdessen ein Rabitzgewolbe eingesetzt Dadurch verschlechterte sich allerdings die Raumakustik so dass die Kirche fur Rede und Musik ganzlich unbrauchbar wurde 3 Die Ausmalung geschah nach Entwurf von Paul Schroder Professor fur dekorative Malerei an der Kolner Kunstgewerbeschule Gemalte Bander in nach oben heller werdenden Grautonen tragen die Namen Dienstrang Regiment und Todesdaten der Gefallenen des Ersten Weltkrieges Die vom Kolner Schriftkunstler Andreas Niessen entworfenen mit grossem Arbeitsaufwand ausgefuhrten Schriftbander bilden ein riesiges Epitaphium und korrespondieren mit der Farbfassung der Pfeiler Diese Umgestaltung wurde anfangs von Seiten des Provinzial Konservators der Kunstdenkmaler Schlesiens Ludwig Burgemeister kritisiert Demgegenuber verteidigte der Architekt in einem Brief an den preussischen Landeskonservator Robert Hiecke seine Gestaltung mit dem Hinweis dass jede Kunstepoche die vorgefundenen Raume entsprechend ihren Vorstellungen umgestaltet habe Um das Jahr 1967 traten Schaden durch die zu schwache Innenkonstruktion auf Die EKD stellte zwischen 1973 und 1975 die Summe von 724 000 D Mark bereit damit uber ein Kirchenbauprogramm in der DDR dieselbe Summe in DDR Mark fur Sanierungs Bauleistungen dieses Sakralbaus verfugbar war 4 In den Jahren 1974 1976 wurde eine Aussen und Innenrestaurierung durchgefuhrt bei der die Ausmalung von 1925 ubertuncht wurde Die Wiederherstellung wurde 2016 durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gefordert 5 Die Gestaltung der Westempore blieb erhalten die Schriftbander an den Wanden werden schrittweise nach dem Zustand von 1926 restauriert Architektur und Ausstattung BearbeitenDie Hallenkirche von ursprunglich funf Jochen mit Umgangschor aus funf Seiten eines Zwolfecks ist mit Strebepfeilern umgeben und mit einem abgewalmten Satteldach abgeschlossen Die breiten Spitzbogenfenster wurden spater verkleinert Das Westportal mit zwei spitzbogigen Eingangen und reich profiliertem Gewande erschliesst das Bauwerk von Suden fuhrt das leicht spitzbogige Sudportal mit ebenfalls reich profiliertem Gewande hinein Dieses ist mit einem Sandsteinrelief der Kreuzigung versehen welches von vollplastischen Sandsteinfiguren der Heiligen Nikolaus und Katharina flankiert wird Der gesprengeartige Abschluss ist nur teilweise erhalten An der Nordseite ist die modern umgebaute Sakristei angeordnet Das dreischiffige Innere wird durch ein expressionistisches Gewolbe auf acht Stahlbetonsaulen abgeschlossen die anstelle der zwolf spatgotischen Achteckpfeiler eingebaut wurden Die Westempore gehort ebenfalls der expressionistischen Neugestaltung an und ist mit zwei freiplastischen Figuren des Kolner Bildhauers Hans Wissel gestaltet die einen Krieger mit gesenktem Schwert und eine trauernde Frau darstellen Die Wandgestaltung von 1925 ist nur noch an der Westempore erhalten Von der barocken Ausstattung aus der Zeit nach 1717 ist der Altar erhalten Das Altarbild mit einer Noli me tangere Darstellung ist seitlich von Saulen und Engelsfiguren gerahmt und mit einem baldachinartigen Abschluss versehen Kirchenausstattung nbsp nbsp nbsp Epitaph und Schriftbander nbsp Epitaph und Schmiedeeiserne KreuzeSiehe auch BearbeitenKirchenbauprogramme in der DDRLiteratur BearbeitenDie Kirche zu St Nikolai und St Katharina in Theodor Neumann Geschichte von Gorlitz Anhang Wegweiser durch Gorlitz und Umgebung I Kirchen und Kapellen Gorlitz 1850 S 651 654 Digitalisat Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 380 381 Thomas Topfstedt Der Umbau der Gorlitzer Nikolaikirche zur Kriegergedachtniskirche 1925 26 In Mitteilungen des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz e V 1 2019 Dresden 2019 ISSN 0941 1151 S 14 20 Kai Wenzel Die mittelalterliche Baugeschichte der Gorlitzer Nikolaikirche Teil 1 und 2 In Gorlitzer Magazin 32 2019 S 16 25 und Gorlitzer Magazin 33 2020 S 26 35 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nikolaikirche Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Evangelische Kulturstiftung Gorlitz Gunther Grundmann Gruftkapellen des achtzehnten Jahrhunderts in Niederschlesien und der Oberlausitz Strassburg Heitz 1916 S 16 19 Tfl 31 archive org abgerufen am 31 August 2022 Johannes Biehle Der Kirchenbau Eine raumakustische Betrachtung In Zentralblatt der Bauverwaltung 49 1929 Nr 39 S 629 Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR Hrsg Sonderbauprogramm Zwischenbericht Berlin 1976 mit Kurz Portrat dieses Bauwerks Nikolaikirche Expressionismus innen Gotik aussen Deutsche Stiftung Denkmalschutz abgerufen am 8 August 2019 Kirchen in Gorlitz Auferstehungskirche Christuskirche Dorfkirche Ludwigsdorf Dorfkirche Tauchritz Dreifaltigkeitskirche Erloserkirche Frauenkirche Heilig Geist Kirche Heiliges Grab Heilig Kreuz Kirche Hoffnungskirche Kathedrale St Jakobus Kreuzkirche Lutherkirche Nikolaikirche St Hedwig St Peter und Paul Normdaten Geografikum GND 7553006 5 lobid OGND AKS VIAF 246317654 51 159652 14 988398 Koordinaten 51 9 34 7 N 14 59 18 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nikolaikirche Gorlitz amp oldid 236737369