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Das Kloster St Martin oft als Kloster auf dem Zurichberg bezeichnet ist im Jahr 1127 als Niederlassung regulierter Augustiner Chorherren entstanden St Martin wurde 1523 oder 1525 im Zuge der Reformation aufgelost Heute erinnern verschiedene Flurbezeichnungen und das Restaurant Altes Klosterli an den einstigen Standort der Abtei im Quartier Fluntern der Schweizer Stadt Zurich Die Kirche St Martin fuhrt das Patrozinium des Klosters nach 460 jahrigem Unterbruch fort Der ehemalige ostliche und sudliche Flugel des Kreuzgangs um 1780Ostflugel des Kreuzgangs und Lehenhaus um 1810Die Abtei rechts oben auf Hans Conrad Gygers Gygerplan von 1667Grabplatte des Kaplans Heinrich Mahler Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Blutezeit 1 3 Auflosung 2 Das Kloster und seine Bewohner 3 Gebaude 4 Bilder 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Vom Kloster Rottenbuch ausgehend entstand gegen Ende des 11 Jahrhunderts im Herzogtum Schwaben eine Bewegung welche von den Klerikern unter Berufung auf Augustinus von Hippo die Ruckkehr zum einfachen klosterlichen Leben forderte dazu gehorte auch der Verzicht auf personlichen Besitz 1 Diese Gedanken beschaftigten auch einen beguterten Burger in Zurich Am 18 Februar 1127 stiftete der edle Herr Rudolf von Fluntern gemeinsam mit seiner Gemahlin Lieba seiner Tochter Berchta und deren Sohnen Rudolf und Rudiger ein Stuck Waldland auf dem Zurichberg auf dass dort ein Kloster gebaut werde zu Ehren der Stadtheiligen Felix und Regula 2 Zum Kloster St Martin gehorten einige umliegende Acker Wiesen und Wasserlaufe unter anderem der Sagentobelbach sowie ein vom Grossmunster erworbener Wald auf dem Zurichberg Adlisberg 3 4 Im Jahr 1142 erscheint das Kloster St Martin als eine Martin von Tours geweihte Abtei Die Kirchweihe erfolgte 1154 durch Bischof Hermann I von Konstanz 5 Im gleichen Jahr wurde es von Papst Anastasius IV in seinen Schutz genommen Am 9 Februar 1158 nahm Kaiser Friedrich Barbarossa das Kloster seinerseits in Schirm und bestatigte dessen Besitzungen darunter Nanikon das Kloster Selnau besass hier das Stollengut und Opfikon Offinchon sowie dessen heutigen Ortsteil Oberhausen Obrenhusen Aus Konig Albrechts Urbar um 1305 lasst sich entnehmen Ze Opphinkon lit ein guot das des gotzhus von Zurichberg eigen ist das giltet ze vogtrecht 2 viertel kernen und 2 viertel habern Es git jederman ein vasnachthuon Das Grundeigentum in Opfikon es handelte sich um einen grossen Hof blieb bis zur Aufhebung der geistlichen Stifte in der Reformationszeit im Besitz des Martinsklosters Am 24 Februar 1167 tauschten Propst Gebezo und die Bruder auf dem Zurichberg ihr Gut in Oberhausen gegen eine Hube am Adlisberg 6 Oberglatt wird erstmals im Jahr 1153 im Zusammenhang mit Grundbesitz des Klosters St Martin erwahnt ebenso Bassersdorf Bazzelstorff und Wallisellen Walasseldon in einer Schenkungsurkunde des Edlen Gerung vom 15 November 1155 an die Abtei Im gleichen Jahr wirkten Heinricus de Boumstedin nobilis vir und Conradus von Bonstetten bei einer Schenkung an St Martin mit 7 In die gleiche Zeit fallt die alteste Urkunde mit der Nennung von Birchwil Nurensdorf mit der Bischof Hermann von Konstanz eine Schenkung eines Grundstucks in Byrchenwilare von Rudolf und Lieba beurkundet Die Familie Mulner wird bis 1172 in drei Urkunden in Zusammenhang mit der Abtei genannt In die Zeit um 1172 fielen auch Schenkungen von weiteren Gonnern in der Umgebung von Dietlikon Dietellikon Blutezeit Bearbeiten Im 12 und 13 Jahrhundert erwarb das Kloster weitere Guter und Walder und schuf einen geschlossenen Waldkomplex Bereits in der ersten Fassung des Richtebriefs um 1250 hatten Rat und Burger mehreren Klostern St Blasien Oetenbach Selnau und St Martin sowie dem Spital mit dem Siechenhaus St Jakob an der Sihl Privilegien zugesprochen unter anderem vor den Stadttoren Korndarren zu errichten um eine ausreichende Versorgung der Stadtbevolkerung mit Getreide aus den kirchlichen Zehnteinkunften sicherzustellen Der Klerus wurde von der Leistung des sogenannten Kornimmis bei der Einfuhr in die Stadt befreit wenn er das Getreide direkt an die Burger verkaufte und ane nider lan ohne Zwischenlagerung in das Haus der Kaufer lieferte 8 Fur die Jahre nach 1292 ist eine Weisung des Konstanzer Bischofs Rudolf belegt der das Kirchweihfest vom ersten Maisonntag da die angenehme Luft zu ungebundenem Genuss reizte auf den Tag nach St Martin 12 November verschieben liess um unbotmassiges Treiben zu unterbinden so wie es sein Vorganger bereits dem Kloster Ruti befohlen hatte 8 Im Jahr 1320 wurde der Verkauf des Hofes Kuchelers Hori an die Freifrau Anna von Tengen und fur 1475 der Tobelhof bei Gockhausen unterhalb der Ruine Dubelstein im Besitz des Stifts beurkundet 1478 tauschten das Johanniterhaus Kusnacht und das Kloster St Martin die Kirchensatze von Dubendorf und Egg untereinander aus 9 Niclaus Munch vergab eine Liegenschaft in Kilchberg nach seinem Tode den Chorherren auf dem Zurichberg 10 Spatestens um das Jahr 1473 begann die Stadt Zurich ahnlich wie beim Kloster Kappel zunehmend die Handlungsfreiheit des Klosters zu beschranken indem fur grossere Verkaufe von Klostergut die Zustimmung des Rats von Zurich eingeholt werden musste Die Kastvogtei war dem Rat von den Ordensobern den Chorherren von Windesheim ubertragen worden Mit dieser Massnahme sollte verhindert werden dass durch Verausserungen des Klosterguts eine momentane Notlage uberbruckt respektive dadurch der Grundbesitz des Klosters allmahlich aufgezehrt wurde In seinen Erwerbungen war das Kloster nicht beschrankt ebenso wenig im Abschluss von Erblehensvertragen 11 Namentlich bekannte Stadtzurcher Pfleger sind Niklaus Hemmerli 1407 Hans Meyer 1443 Rudiger Studer und Conrat von Cham 1448 1454 Alt Burgermeister Johannes Keller und Rudiger Studler 1460 Felix Keller d A und Johannes von Wil 1475 1487 sowie Hans Keller fur das Jahr 1515 Fur das Jahr 1489 belegt sind Hans Keller und Lazarus Goldli 8 Mitglied des beruchtigten Horneren Rats und einer der Mitbeteiligten am Sturz von Burgermeister Hans Waldmann Auflosung Bearbeiten Die von den Zurchern Burgern geschatzte Abtei wurde infolge der Reformation im Jahr 1523 oder 1525 aufgelost Guter und Einkunfte von St Martin gingen zunachst an die Verwaltung des Zurichbergamtes spater in Privatbesitz uber Die Bibliothek von St Martin auf dem Zurichberg ist die heute am besten dokumentierbare geistliche Bibliothek Zurichs aus dem Mittelalter ausserhalb des Grossmunsters Es sind etwa 70 Bande sechs Handschriften und uber 60 Inkunabel und Fruhdruckbande meist noch in ihren spatgotischen Einbanden bekannt etwa 100 bibliographische Einheiten enthaltend Die Bucher wurden um 1554 in die reformierte Stiftsbibliothek am Grossmunster aufgenommen und werden heute in der Zentralbibliothek Zurich aufbewahrt Handschriftenabteilung bzw Abteilung fur alte Drucke und Rara 12 Das Kloster und seine Bewohner BearbeitenDie Monche der Propstei betrieben Milch und Forstwirtschaft sowie Weinbau 4 Die Brauche des im Jahr 1089 gegrundeten Stifts Marbach wurden massgebend fur das Leben in der Abtei St Martin 1117 19 hatte sich der Orden der Augustiner Chorherren in eine gemassigte Lat ordo antiquus und eine hartere Lebensweise ordo novus mit Handarbeit und strengem Fasten gespaltet Institutionell waren die Grundungen der Augustiner in der Schweiz selbststandige Kloster unter bischoflicher Jurisdiktion Die Kongregation von Windesheim bei Zwolle Niederlande brachte um das Jahr 1472 fur St Martin eine zentralistische Erneuerung Bruder vom gemeinsamen Leben welcher in der Schweiz die Stifte St Leonhard St Martin in Rheinfelden und Beerenberg bei Winterthur angehorten 13 1264 werden neben dem Propst ein Priester und zwei Laienbruder genannt 1305 zwei Chorherren 5 Fur die Jahre 1472 1475 ist Thuring Schmid 1475 als einer der Chorherren uberliefert 8 Propste waren Vertreter niederen Adels zum Beispiel Angehorige der Familie von Klingenberg oder aus burgerlichen Geschlechtern Die funf letzten Bewohner sollen nach der Sakularisation der Abtei den Ubergang an den Stadtstaat Zurich ohne grosse Schwierigkeiten erlebt haben 5 Gebaude Bearbeiten nbsp Rekonstruktionsversuch der Klosteranlage aufgrund der Ausgrabungsergebnisse von 1893 1973 Ansicht von Nord Osten Die altesten Klostergebaude befanden sich moglicherweise 500 Meter nordwestlich des spateren Standorts des Stifts bei der einstigen Liebakapelle vermutlich benannt nach der Gemahlin des Stifters Um das Jahr 1150 entstanden die romanische Klosterkirche der sudlich davon anlehnende Kreuzgang und die steinernen Gebaude des Konvents Vermutlich erfolgte der Abriss der meisten Klostergebaude um das Jahr 1540 als Steine und zwei Glocken mit Ochsenkarren nach Regensberg transportiert wurden um das abgebrannte Stadtchen und seine Kirche wieder aufzubauen 1778 standen nur noch der ostliche und sudliche Flugel des einstigen gotischen Kreuzgangs Die letzten Reste verschwanden um 1796 als anstelle des Sudflugels ein Bauernhaus beziehungsweise das sogenannte Lehenhaus das heutige Restaurant Altes Klosterli gebaut wurde 3 In der Beschreibung des Zurichberg Zehntens wird die vermutlich klostereigene Sagerei im Sagentobel nach Stettbach Dubendorf erwahnt Mitte des 19 Jahrhunderts sollen noch eichene Pfahle als Uberreste des ehemaligen Gebaudes zu erkennen gewesen sein 14 Ausgrabungen auf dem ehemaligen Klostergelande erfolgten 1893 durch den Zurcher Altertumsforscher Heinrich Zeller Werdmuller Im Rahmen einer Gebaudeerweiterung und Asphaltierung des Gelandes um den Restaurationsbetrieb fuhrte das Buro fur Archaologie der Stadt Zurich 1973 eine Rettungsgrabung durch Die Grundrisse der Klosterkirche und Nebengebaude wurden erfasst und einige Fundstucke sichergestellt Bilder Bearbeiten nbsp Restaurant Altes Klosterli von Suden 2009 nbsp Altes Klosterli und Nebengebaude von Norden Die ehemalige Klosterkirche lag vor dem heutigen Hauptgebaude nbsp Romanische Basis aus der Klosterkirche nbsp Tonplatte aus der Klosterkirche zweite Halfte 15 Jh Siehe auch BearbeitenKirchen und Kloster in der Stadt Zurich im MittelalterLiteratur BearbeitenUrsula Begrich Bearbeitung Die Augustiner Chorherren und die Chorfrauen Gemeinschaften in der Schweiz Reihe Helvetia Sacra Abteilung 4 les ordres suivant la regle de Saint Augustin Band 2 Basel 2004 ISBN 3 7965 1217 8 Martin Germann Die reformierte Stiftsbibliothek am Grossmunster Zurich im 16 Jahrhundert und die Anfange der neuzeitlichen Bibliographie Rekonstruktion des Buchbestandes und seiner Herkunft der Bucheraufstellung und des Bibliotheksraumes mit Edition des Bibliothekskataloges von 1532 1551 von Conrad Pellikan Harrassowitz Wiesbaden 1994 Beitrage zum Buch und Bibliothekswesen 34 ISBN 3 447 03482 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster St Martin Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Sigmund Widmer Zurich eine Kulturgeschichte Band 3 Arme Schwestern adlige Herren S 30 Artemis Verlag Zurich 1976 ISBN 3 7608 0409 8 Pfarrei St Martin Geschichte abgerufen am 4 Januar 2009 a b Quartierverein Fluntern Historisches zu Fluntern abgerufen am 4 Januar 2009 a b Stadt Zurich Geschichte des Zurcher Waldes abgerufen am 4 Januar 2009 a b c Sigmund Widmer Zurich eine Kulturgeschichte Band 3 S 30 31 Stadt Opfikon Geschichte abgerufen am 4 Januar 2009 Anne Marie Dubler Bonstetten von In Historisches Lexikon der Schweiz abgerufen am 4 Januar 2009 a b c d Gerald Dorner Kirche Klerus und kirchliches Leben in Zurich von der Brunschen Revolution 1336 bis zur Reformation 1523 Konigshausen amp Neumann Munster 1996 ISBN 3 8260 1192 9 Ueli Muller Dubendorf In Historisches Lexikon der Schweiz abgerufen am 4 Januar 2009 Als weitere Quellen sei ansonsten auf die Websites und Wikis der erwahnten Gemeinden verwiesen Beitrage zur Geschichte der Zisterzienserabtei Kappel am Albis abgerufen am 4 Januar 2009 Martin Germann Die reformierte Stiftsbibliothek am Grossmunster Zurich im 16 Jahrhundert und die Anfange der neuzeitlichen Bibliographie Rekonstruktion des Buchbestandes und seiner Herkunft der Bucheraufstellung und des Bibliotheksraumes mit Edition des Bibliothekskataloges von 1532 1551 von Conrad Pellikan Harrassowitz Wiesbaden 1994 Beitrage zum Buch und Bibliothekswesen 34 bes S 160 161 ISBN 3 447 03482 3 Josef Siegwart Augustiner Chorherren In Historisches Lexikon der Schweiz abgerufen am 9 Januar 2009 Salomon Vogelin Das alte Zurich Zweiter Band Neuauflage Zurich 1890 II Abtheilung Ein historischer Gang durch die Nachbargemeinden der Stadt Zurich von Dr Arnold Nuscheler 47 387139 8 57533 Koordinaten 47 23 13 7 N 8 34 31 2 O CH1903 685827 249100 Normdaten Korperschaft GND 1162309652 lobid OGND AKS VIAF 6809153126242824750007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Martin Zurich amp oldid 209888428