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Dieser Artikel behandelt das Schloss in Bickenbach Zu der Burg Bickenbach genannten Anlage bei Alsbach Hahnlein siehe Schloss Alsbach Das Jagdschloss Bickenbach ist ein neuzeitliches Schloss in Bickenbach im Westen des heutigen Landkreises Darmstadt Dieburg in Hessen Es war die wohl grosste Jagdschlossanlage in der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Der sogenannte Grosse Bau des Anwesens ist heute Rathaus der Gemeinde Der Hauptbau des Jagdschlosses der Grosse Bau heute Rathaus der Gemeinde Bickenbach Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Entstehung der Jagdschlossanlage 2 2 Nutzung als Jagdschloss im 18 Jahrhundert 2 3 Wechselnde Nutzungen ab 1790 2 4 Neuzeit und Gegenwart 3 Baubeschreibung 4 Das Schloss in Kunst und Kultur 5 Literatur 6 Weblinks 7 Alte Ansichten 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lage der AnlageDas ehemalige Jagdschloss steht an der Bergstrasse sudlich von Darmstadt im Westen des Landkreises Darmstadt Dieburg und am Ostrand der Oberrheinischen Tiefebene Zur Bauzeit befand sich die Anlage am sudwestlichen Ende des Ortes und bildete den Abschluss Richtung Hessische Rheinebene Heute liegt sie zentral im Ort Bickenbach ostlich der Strasse Am Jagdschloss mit den Adressen Darmstadter Strasse 1 und 2 Geschichte BearbeitenEntstehung der Jagdschlossanlage Bearbeiten nbsp Landgraf Ernst Ludwig von Hessen DarmstadtNachdem die Grafen von Erbach Bickenbach am 31 Dezember 1714 1 an die Landgrafen von Hessen Darmstadt verkauft hatten reiften in der Landgrafschaft Plane fur eine grosse Jagdanlage denn 1708 hatte Landgraf Ernst Ludwig von Hessen Darmstadt die im damaligen absolutistischen Frankreich so beliebte Parforcejagd eine berittene Hetzjagd mit abgerichteter Hundemeute am Darmstadter Hof eingefuhrt 2 3 Fur den geplanten Neubau erwarb Ernst Ludwig von Hessen Darmstadt Landbesitz von der Gemeinde Bickenbach und der Witwe des Obersten Greber und liess dort in den Jahren 1720 bis 1721 die wohl grosste Jagdschlossanlage Hessen Darmstadts bauen 4 Sie war eine der letzten so grossen Anlagen ihrer Art Fur die Wasserversorgung liess der Bauherr eigens eine Leitung von den Quellen unterhalb der Burg Jossa bis zum Schloss legen Reste davon wurden bei Kanalbauarbeiten in den Jahren 1969 und 1974 gefunden Die Schlossanlage bestand aus mehreren Gebauden die sich um einen grossen rechteckigen Innenhof gruppierten Das ganze Anwesen war mit einer Mauer umgeben an die sich die Gebaude anlehnten Der Zutritt erfolgte an der Nordseite uber ein Tor mit flankierendem Wachhauschen Noch heute liegt dort von der Darmstadter Strasse her der Zugang zum Innenhofbereich Die Pfeiler des Tores aus Odenwalder Sandstein waren mit grossen Steinkugeln verziert Die Ostseite des Hofs war vom Grossen Bau begrenzt Er diente als Unterkunft fur das Personal In Verlangerung der nordwestlichen Ecke stand das Herrenhaus Es war der furstlichen Familie und ihren Gasten vorbehalten Im Obergeschoss befanden sich die Zimmer des Landgrafen und des Erbprinzen im Erdgeschoss lag unter anderem die Unterkunft fur den Oberjagermeister Im Suden des Hofs stand ein mehrflugeliger Wirtschaftshof der durch drei Eckpavillons gegliedert war In seinem ostlichen Trakt befanden sich die Stallungen die anderen Flugel nahmen eine Remise Schmiede und Warterwohnungen auf Die Plane fur die Anlage werden Landbaumeister Helferich Muller zugeschrieben 5 Auch der in hessischen Diensten stehende Architekt Louis Remy de la Fosse soll an der Bauplanung beteiligt gewesen sein 5 Im Aufbau ist das Jagdschloss mit dem Schloss Wolfsgarten vergleichbar Nutzung als Jagdschloss im 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Ansicht des Bickenbacher Jagdschlosses im 18 Jahrhundert Gemalde von Johann Georg StockmarVon Bickenbach aus gingen die meisten Jagden in das nordlich gelegene Revier der Eberstadter Tanne und in das sudwestlich gelegene Jagersburger Revier 1 Dort dienten das Jagdschloss Jagersburg und das nur rund einen Kilometer entfernte Neue Jagdschloss Jagersburg als Reviermittelpunkt Seine Jagdleidenschaft der er wie auch sein Sohn Ludwig VIII von Hessen Darmstadt durch Errichtung vieler Jagdhofe und schlosser Einrichtung grosser abgezaunter Wildparks und der Einfuhrung grosser Parforcejagden fronte brachten den Staat in den Folgejahren durch grosse Verschuldung fur den Bau vieler Jagdanwesen an den Rand des Ruins Dennoch wurde das Jagdschloss fast siebzig Jahre intensiv durch drei Landgrafen genutzt Im Juli 1745 hatte das Jagdschloss hohen Besuch als der damalige Grossherzog der Toskana und spatere Kaiser Franz I mit seinem Gastgeber Ludwig VIII von Hessen Darmstadt von Bickenbach aus in die Eberstadter Tanne auf Jagd ritt Zu Ehren des Jagderfolgs des Grossherzogs der einen kapitalen Hirsch erlegte liess Ludwig VIII dort den sogenannten Kaiserstein setzen auf dessen Gedenktafel die folgende Inschrift stand Am 16 Julius des Jahres 1745 schossen seine Konigliche Hoheit der Grossherzog von Toskana Franziskus Stephanus allein einen Hirsch Knall auf Fall 6 Die Gedenkplatte ist heute nicht mehr vorhanden sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entwendet Nachdem im Oktober 1768 Ludwig IX die Parforcejagd per Dekret endgultig abgeschafft hatte wurde das Jagdschloss nur noch selten genutzt aber nicht verkauft oder abgerissen wie es bei vielen anderen Jagdhofen oder schlossern zu jener Zeit geschah um die Schuldenlast des Staates zu verringern Nicht zuletzt durch die oppositionelle Beamtenschaft und Theologen war Ludwig gezwungen worden die grosse Parforcejagd aufzugeben Mit dem Tod des Landgrafen Ludwig IX 1790 endete Bickenbachs Nutzung als Jagdschloss endgultig Wechselnde Nutzungen ab 1790 Bearbeiten Nach vier Jahren Leerstand erlebte das Anwesen anschliessend eine sehr wechselvolle Geschichte unterschiedlichster Nutzung Von 1794 bis 1819 wurde es als Lazarett und anschliessend als Kaserne fur die 2 Eskadron der leichten Kavallerie genutzt 6 Dafur wurde eine Marketenderei eingerichtet und eine Pferdeschwemme sowie eine Reitbahn angelegt Weitere acht Jahre dienten die Schlossgebaude als Garnison ehe diese verlegt und das Anwesen 1827 an den Postmeister Zimmermann veraussert wurde Er betrieb dort 21 Jahre lang eine Poststation Seine Witwe verkaufte den Besitz fur 10 000 Gulden an den Duisburger Kaufmann Arnold Bonninger 6 Dieser richtete im Schloss 1851 eine Zigarrenfabrik ein fur die er die historischen Bauten aber nicht nur renovieren sondern den Nordflugel des Wirtschaftshofs abreissen liess Im Herrenhaus wurden Wohnungen fur Angestellte eingerichtet die ubrigen Gebaude dienten als Fabrik und Lager Bis zu 150 Mitarbeiter waren in Bonningers Fabrik beschaftigt 6 Als der Betrieb 1860 in finanzielle Schwierigkeiten geriet ubernahm der bisherige Fabrikdirektor Georg Max Scriba die Anlage fur 16 000 Gulden Von ihm kam sie uber zwei weitere Fabrikanten schliesslich an die Mannheimer Firma Thorbecke Die Zigarrenproduktion wurde 1936 eingestellt und die Anlage 1939 an die Firma Grenzhauser verkauft welche die Bauten als Lager fur ihre Tabakvorrate nutzte Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Wirtschaftshof sowie die verbliebenen Pavillons abgebrochen und an der West und Sudseite dafur zwei neue Gebaudeflugel zu Wohnzwecken erbaut Direkt nach Kriegsende war im einstigen Jagdschloss ein Auffanglager fur Heimatvertriebene eingerichtet Anschliessend wurden die Gebaude als Notwohnungen Werkstatte und fur eine Champignonzucht genutzt 7 Neuzeit und Gegenwart Bearbeiten 1988 wurden die noch bestehenden Gebaude unter Gewahrung von Mitteln aus dem hessischen Landesausgleichsstock saniert Im Herrenhaus befinden sich heute eine Filiale der Raiffeisenbank Osteingang und verschiedene kleine Firmen Westeingang Der Grosse Bau wird seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts als Rathaus der Gemeinde Bickenbach genutzt Daruber hinaus befindet sich in dem Gebaude die Gemeindebibliothek Im Burgersaal des Grossen Baus werden heute regelmassig Kammerkonzerte gegeben 8 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Panorama der Anlage gesehen von der Freitreppe des Grossen BausDas Herrenhaus ist ein massiver zweigeschossiger Bau mit einem pfannengedeckten Walmdach und lasst sich in seiner Fassadengliederung noch fast auf das Original zuruckfuhren Das Obergeschoss besteht aus verputztem Fachwerk 4 Fruher besass das Gebaude einen braunen Anstrich heute prasentiert es sich in ockerfarben An seiner nordlichen Stirnseite findet sich auf Hohe des Obergeschosses die Inschrift Als Jagdschloss erbaut von Landgraf Ernst Ludwig Anno 1720 Sein Haupteingang an der Ostseite ist von einem gesprengtem Giebel bekront in dessen Giebelfeld sich fruher eine Wappentafel befand Der Grosse Bau ist ein zweigeschossiges Gebaude mit hohem Sockelgeschoss Er besitzt an der Langsseite dreizehn Fensterachsen und ein Mansarddach An seiner Ostfassade befindet sich ein zentraler Vorbau zu dem Eingang an der Westseite fuhrt eine Freitreppe hinauf Unter dieser liegt der fruhere Zugang zum Keller mit einem Sandsteinportal Herrenhaus und Grosser Bau sind wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung als Kulturdenkmale eingestuft 5 Der Innenhof ist heute als Grun und Parkflache gestaltet Der sudostlich vorbeifuhrende Ernst Ludwig Weg und die westlich des Herrenhauses vorbeifuhrende Strasse Am Jagdschloss erinnern an die alte Anlage und ihren Besitzer nbsp Die heute noch bestehenden Gebaude rechts der Grosse Bau und links das Herrenhaus nbsp Das Herrenhaus Ansicht von Sudosten nbsp Gedenkinschrift am Herrenhaus nbsp Heutige Wohn und Geschaftsanlage am Standort des alten Wirtschaftshofes Blick von NordenDas Schloss in Kunst und Kultur BearbeitenVon Johann Georg Stockmar befindet sich ein undatiertes Olgemalde des Jagdschlosses von etwa 1750 in der Gemaldesammlung des Jagdschlosses Kranichstein 9 Ein weiteres Bild des Malers Georg Adam Eger gemalt um 1758 mit einer weitgehend schematischen Darstellung des Dorfes Bickenbach zeigt dass die Anlage des Jagdschlosses etwa einem Drittel des restlichen Dorfes entsprach Das Gemalde zeigt beispielhaft die Einhegungen des Ortes und der wenigen Waldflachen sodass das restliche Gelande fur die Parforcejagd frei war Um 1988 befand sich das Bild ebenfalls in der Sammlung des Jagdmuseums im Jagdschloss Kranichstein 5 Eine Glasmalerei aus der Zeit um 1865 diente dem Bickenbacher Kunstler Jurgen Winnefeld als Vorlage fur ein 1993 entstandenes Olgemalde Es zeigt das Jagdschloss Bickenbach zu der Zeit um 1900 da es die Tabakfabrik beherbergte Auf dem Gemalde fehlt schon der nordliche Querriegel des Wirtschaftshofs Literatur BearbeitenHans Buchmann Burgen und Schlosser an der Bergstrasse Konrad Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0592 2 S 92 94 Siegfried R C T Enders Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Darmstadt Dieburg Herausgegeben vom Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Friedrich Vieweg amp Sohn Braunschweig Wiesbaden 1988 ISBN 3 528 06235 5 S 111 Peter und Marion Sattler Burgen und Schlosser im Odenwald Edition Diesbach Weinheim 2004 ISBN 3 936468 24 9 S 71 Rolf Muller Hrsg Schlosser Burgen alte Mauern Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei Wiesbaden 1990 ISBN 3 89214 017 0 S 49 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jagdschloss Bickenbach Sammlung von Bildern Eintrag zu Schloss Bickenbach in der privaten Datenbank Alle Burgen Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Ehem Jagdschloss In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Jagdschloss Rathaus Bickenbach Bilder der neugestalteten Anlage vor dem Grossen Bau Alte Ansichten BearbeitenAnsicht von Bickenbach 1758 Historische Ortsansichten Plane und Grundrisse Stand 8 Dezember 2008 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 2 Marz 2015 Ansicht des Bickenbacher Jagdschlosses 18 Jahrhundert Historische Ortsansichten Plane und Grundrisse Stand 3 April 2007 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 17 November 2016 Historisierendes Gemalde der fruheren Jagdschloss AnlageEinzelnachweise Bearbeiten a b Informationsbroschure der Gemeinde Bickenbach Abschnitt Geschichte S 7 8 PDF 3 7 MB Jagdschloss Monchbruch Historie Zugriff am 1 Marz 2015 Peter Engels Eberstadt vom frankischen Dorf zum Darmstadter Stadtteil S 10 PDF 5 5 MB a b H Buchmann Burgen und Schlosser an der Bergstrasse 1986 S 92 a b c d Siegfried R C T Enders Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Darmstadt Dieburg 1988 S 111 a b c d H Buchmann Burgen und Schlosser an der Bergstrasse 1986 S 93 H Buchmann Burgen und Schlosser an der Bergstrasse 1986 S 94 www kammerkonzerte bickenbach de Gisela Siebert Jagdhauser der Landgrafen von Hessen Darmstadt auf Bildern des 18 und 19 Jahrhunderts Stiftung Hessischer Jagerhof Darmstadt 2000 S 19 Burgen und Schlosser in Hessen im Landkreis Darmstadt Dieburg Albinischloss Schloss Alsbach Alte Burg Alte Burg jme broich Altes Schloss Schloss Babenhausen Jagdschloss Bickenbach Schloss Braunshardt Curti Schloss Darmstadter Schloss Gross Umstadt Burganlage Dieburg Burg Dorndiel Schloss Ernsthofen Schloss Fechenbach Burg Frankenstein Gans scher Adelshof Schloss Grafenhausen Burg Habitzheim Altes Jagdschlosschen Harreshausen Heddersdorf scher Adelshof Schloss Heiligenberg Burg Jossa Burg Klein Zimmern Schloss Lichtenberg Burg Nieder Modau Wasserburg Schloss Nauses Veste Otzberg Pfalzer Schloss Rodensteiner Schloss Burg Schaafheim Burg Schlierbach Schlosschen Ober Beerbach Schloss Seeheim Schloss Stockau Burg Tannenberg Wambolt sches Schloss Weilerhugel Burg Wellberg 49 754045 8 611795 Koordinaten 49 45 14 6 N 8 36 42 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jagdschloss Bickenbach amp oldid 237367586