Leichte Kavallerie ist eine Operette in zwei Akten des Komponisten Franz von Suppè und des Librettisten Karl Costa. Sie wurde am 21. März 1866 am Carltheater in Wien uraufgeführt. Sie ist heute nur noch durch ihre weltberühmte Ouvertüre bekannt.
Werkdaten | |
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Titel: | Leichte Kavallerie |
Originaltitel: | Leichte Kavallerie |
Form: | Operette |
Originalsprache: | Deutsch |
Musik: | Franz von Suppè |
Libretto: | Karl Costa |
Uraufführung: | 21. März 1866 |
Ort der Uraufführung: | Carltheater, Wien |
Ort und Zeit der Handlung: | österreichisch-ungarische Kleinstadt um 1850 |
Personen | |
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Einführung Bearbeiten
Die Legende, dass die Operette, welche das österreichische Militär parodiere, nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen 1867 verboten wurde, ist genauso falsch wie die gegenteilige Behauptung, die Operette könne nicht mehr gespielt werden, weil sie das Militär zu sehr verherrliche. Das Husarenleben wird dabei zwar romantisierend dargestellt, nicht aber verherrlicht. Die Leichte Kavallerie ist die erste Wiener Operette, die lange vor dem „Zigeunerbaron“ (1895, Johann Strauss) das ungarische Element in die Musik einbringt.
Von der Operette „Leichte Kavallerie“ gibt es aus dem Jahr 1934 eine Neubearbeitung von Hans Bodenstedt. In dieser Fassung spielt die Handlung in der Zeit um 1750 auf der Burg Rheinfels und befasst sich mit der Frage, was man tun kann, wenn der Landesherr sein Geld für Maitressen ausgibt. Es wird beschlossen, eine echte Kavallerie herbeizuholen, um damit die Lotterwirtschaft des Landesherren zu beenden.
Handlung Bearbeiten
Vilma ist eine Waise, die durch die Gemeinde erzogen wurde. Nun ist sie eine hübsche junge Frau geworden und verdreht allen Männern den Kopf. Den Ehefrauen ist das ein Dorn im Auge und sie beklagen sich beim Bürgermeister Bums und beim Gemeinderat Pankraz über das liederliche Verhalten Vilmas. Bums und Pankraz sind heimlich in Vilma verliebt, müssen aber auf Drängen ihrer eifersüchtigen Ehefrauen eine Ratsversammlung einberufen, um die Verbannung Vilmas zu beschließen. Die Gemeinderäte kommen zu keinem Ergebnis (Lied „Wie gescheit, wie gescheit, wir von der G'meind“).
Vilma kümmert sich nicht um das Gerede der Leute, denn sie ist in Hermann verliebt. Dieses Idyll wird durch den Einzug ungarischer Husaren unterbrochen. Unter Führung ihres Wachtmeisters Janos beziehen sie Quartier bei den Bürgern und besonders die weibliche Bevölkerung begrüßt die Soldaten mit Jubel.
Vergeblich versucht Hermann Vilma zu heiraten. Sein Vormund, Bürgermeister Bums, verweigert ihm seine Zustimmung, da er sich selbst noch Hoffnung auf die junge hübsche Frau macht. Enttäuscht will sich Hermann den Husaren anschließen und unterhält sich deswegen mit Janos. Dieser will Hermann helfen, da er inzwischen selbst gemerkt hat, wie es um die Sittsamkeit in dieser Ortschaft bestellt ist. Er will den Einwohnern – Frauen wie Männern – einen Streich spielen, um sie eines Besseren zu belehren.
Janos verspricht in aller Heimlichkeit Bums und Pankraz, ihnen ein Tête-à-tête mit Vilma zu arrangieren. Anstelle von Vilma lockt er Eulalia, die Ehefrau von Pankraz zu diesem Stelldichein. Eulalia, die einer Affäre mit Janos nicht abgeneigt ist, glaubt an diesem Treffpunkt Janos zu treffen. Dieser richtet es so ein, dass auch Apollonia, die Ehefrau von Bums, in der Nähe ist und das Ganze belauschen kann. Zufällig treffen sich dann eben an diesem Treffpunkt im Dunkeln auch Carol und Stefan mit den Bürgerstöchtern Dorothea und Regina.
Janos hat Mitleid mit den unglücklich Verliebten, Hermann und Vilma, da er ähnliches auch erlebt hatte. Als er jung war, liebte er Zinka, die er aber seiner Armut wegen nicht heiraten durfte. Er musste sie verlassen und hatte sie nie wieder gesehen. Während er an seine alte Liebe denkt, fällt ihm ein Lied ein, das er immer mit Zinka gesungen hatte und das keiner mehr kennt. Plötzlich erklingt genau dieses Lied. Aber es ist nicht Zinka, sondern Vilma, die dieses traurige Lied singt. Sie lernte es in ihrer Kindheit von ihrer Mutter.
Janos sucht in der Dunkelheit nach der Sängerin und findet Vilma. Seine Fragen ergeben, dass zur großen Überraschung Vilma seine Tochter ist. So groß die Freude über die gefundene Tochter ist, so groß ist auch sein Zorn über die Behandlung Vilmas in dieser Stadt. Der Streich, den er sich ausgedacht hatte, wird zu Ende geführt. Nachdem sich alle Beteiligten größtmöglich lächerlich gemacht haben, zwingt Janos den Bürgermeister, der Hochzeit Vilmas mit Hermann zuzustimmen.
Als Bums notgedrungen seinen Segen gibt, ertönt das Signal zum Abmarsch. Die Husaren sammeln sich auf dem Marktplatz und reiten – fröhlich wie sie gekommen sind – wieder weiter. Die Leichte Kavallerie hat ihre Schuldigkeit getan.
Musik Bearbeiten
Der ORF bezeichnete das Werk in der Ansage zu seiner Rundfunkbearbeitung als die opernhafteste Operette Suppès. Dagegen spricht aber einiges. Das Duett zwischen Hermann und Vilma oder etwa Vilmas Klagelied, berühmt aus der Ouvertüre, nehmen bereits (wen wundert's) Léhar in seiner mittleren Schaffensperiode vorweg und auch mit der Romanze Hermanns kommt erstmals jener leicht sentimentale Schmelz in die Operette, wie er eher für die sog. „Silberne Epoche“ obligatorisch war. Opernmäßig geht's dann eigentlich erst fast am Schluss des Werkes in einem herrlich komischen Ensemble zu, welches die italienische opera buffa aber gnadenlos persifliert.
Herausragend, wie so oft bei Suppè, sind auch wieder zwei aus der Wiener Possentradition stammende Couplets, zum einen das des Bürgermeisters „Wie g'scheit wir sein, wir von der G'mein(de)“ und zum anderen das des Wachtmeisters Janos „Reiterlust Husarenleben“. Witzig auch und eine wenig an Offenbach erinnernd die Beschimpfung der Klatschweiber durch Vilma „Wie böse Katzen lauern“. So manchen anderen Nummern, wie etwa dem Einmarsch der Kavallerie oder dem genannten Reitercouplet kann man allerdings die „lärmenden Galopp- und Marschrhythmen“ wie sie „Zellner Blätter“ kritisierten, nicht ganz absprechen, aber das gehört ja letztlich zum Sujet der Operette. Der durch die Ouvertüre weltberühmt gewordene Reitermarsch kommt (wie schon der G-Dur-Walzer in der Schönen Galathée, in der Operette selbst nicht vor).
Die Leichte Kavallerie ist die erste Operette, welche das Thema Ungarn aufgreift, das erst 19 Jahre später mit dem Zigeunerbaron und dann noch später in der sog. „Silbernen Ära“ der Operette weitergeführt wurde. Es ist schade, dass sie heute nicht mehr im Repertoire zu finden ist. Den beanstandeten allzu militaristischen Elementen könnte man durch wenige Eingriffe entgehen: man ersetze beispielsweise den tatsächlich martialischen Einmarsch der Kavallerie durch den leichteren Reitermarsch. Alles andere könnte so bleiben, wie es ist.
Zur Erklärung, warum die Operette in Vergessenheit geraten ist, gibt es übrigens zwei sich widersprechende Behauptungen: die wahrscheinlich beide falsch sind:
- sie sei nicht mehr aufführbar, weil sie das Militär verherrliche.
- die Operette sei nach dem verlorenen Krieg Österreichs gegen Preußen im Jahre 1867 verboten worden, weil sie das Militär parodiere.
Einspielungen Bearbeiten
Es gibt eine einzige Rundfunkaufnahme dieses Werkes vom ORF aus dem Jahre 1968, welche lange Zeit aus urheberrechtlichen Gründen nicht erhältlich war. 2009 wurde die Aufnahme, in der u. a. Karl Terkal, Kurt Preger, Laurence Dutoit und Marianne Lozal als Vokalisten neben dem Großen Wiener Rundfunkorchester unter Max Schönherr auftreten, beim Label Hamburger Archiv für Gesangskunst veröffentlicht. Die Ouvertüre zur Leichten Kavallerie wurde beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker am 1. Jänner 2020, dirigiert von Andris Nelsons, als erstes Stück nach der Pause aufgeführt und in Bild und Ton aufgezeichnet. Dieser Live-Mitschnitt ist auf DVD und CD erhältlich.
Sonstiges Bearbeiten
- In Walt Disneys Zeichentrickfilm „Symphony Hour“ (1942) dirigiert Micky Maus Suppès Ouvertüre „Leichte Kavallerie“. Donald Duck, Goofy, Klarabella Kuh und Rudi Ross sind die Musiker, während Kater Karlo als Sponsor auftritt.
- Der Internationale Sportfahrerlehrgang der Scuderia Hanseat auf dem Nürburgring setzt seit seinem Entstehen 1958 die Ouvertüre als Startfanfare ein.
- Der Wiener Kabarettist Hugo Wiener hat die Ouvertüre bearbeitet, mit einem Text versehen, worauf das Lied von Cissy Kraner unter dem Titel „Feuchte Krawallerie (Nach der Scheidung)“ aufgenommen wurde.
- Eintracht Frankfurt verwendet die Ouvertüre als Torhymne.
- Frank Zappas Lied „Jesus Thinks You're A Jerk“ vom Album „Broadway The Hard Way“ (1988) zitiert eine Passage aus Suppès „Leichte-Kavallerie“-Ouvertüre, worauf Zappa selbst hingewiesen hat.
Weblinks Bearbeiten
- Digitalisat des Librettos (Librettosammlung Her der Bayerischen Staatsbibliothek)
Literatur Bearbeiten
- Leo Melitz: Führer durch die Operetten. Globus-Verlag, Berlin 1917, S. 116–117.
- Franz von Suppè: Leichte Kavallerie. Volksspiel in drei Akten von Hans Bodenstedt. Musikalische Neufassung von Horst Platen. Bote & Bock, Berlin 1952.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé, Werk und Leben, S. 121
- Hamburger Archiv für Gesangskunst: Leichte Kavallerie / Das Pensionat, 2 CD-Set. Abgerufen am 3. Jänner 2020.
- Das Programm des Neujahrskonzerts 2020: Wiener Philharmoniker, abgerufen am 1. Jänner 2020.
- DVD Neujahrskonzert 2020: Wiener Philharmoniker, abgerufen am 1. Jänner 2020.
- Symphony Hour (Symphonie-Stunde) Mickey Mouse, 1942.
- Cissy Kraner: „Feuchte Krawallerie (Nach der Scheidung) (1971).“ (Text: Hugo Wiener, Musik: Franz von Suppè).
- Den Simms, Eric Buxton and Rob Samler: They're Doing the Interview of the Century – Part 1.