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Eine judische Gemeinde in Affaltrach einem Ortsteil von Obersulm im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg hat nach dem Nachweis einzelner Juden bis zuruck ins 16 Jahrhundert insbesondere ab dem 18 Jahrhundert bestanden Die Gemeinde hatte um 1850 ihre grosste Mitgliederzahl ging im spaten 19 Jahrhundert durch Ab und Auswanderung merklich zuruck und erlosch in der Zeit des Nationalsozialismus Der Affaltracher Judenfriedhof diente ab etwa 1670 bis 1942 den Juden aus Affaltrach und weiteren umliegenden judischen Gemeinden als Begrabnisplatz In der Synagoge Affaltrach ist ein Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn eingerichtet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gemeindeentwicklung 3 Burgerliche Namen 4 Personlichkeiten 5 Nationalsozialistische Verfolgung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Synagoge in Affaltrach erbaut 1851 nbsp Familie Bernhard Levi um 1900 vor einer zum Laubhuttenfest aufgebauten Sukka nbsp Affaltracher Judenfriedhof angelegt um 1670Affaltrach befand sich im 16 Jahrhundert im Besitz von Wurttemberg und der Kommende Schwabisch Hall des Johanniterordens Der alteste Nachweis uber einzelne Juden im Ort stammt von 1588 Nach dem Dreissigjahrigen Krieg siedelte insbesondere der Johanniterorden Schutzjuden an Um 1670 wurde der Affaltracher Judenfriedhof fur die Juden aus Affaltrach und mehreren weiteren Orten angelegt Zwischen 1683 und 1696 gab es jeweils drei oder vier judische Familien im Ort Nach 1700 vergrosserte sich die Gemeinde stetig 1720 waren es sieben Familien 1733 waren es zwolf und 1749 bereits 17 Familien von denen einige bereits Haus und Grundbesitz hatten darunter das ehemalige katholische Pfarrhaus das 1737 im Besitz des Lew Gutkind war Eine Synagoge wird bereits 1701 erwahnt die sich 1737 im Haus des Lemble Lew in der Unteren Gasse befand Die judische Gemeinde unterhielt ausserdem eine Judenherberge fur mittellose und durchreisende Juden Von den 1750er Jahren bis 1797 bestand eine Verbindung mit der benachbarten Judischen Gemeinde Eschenau Eschenau ist heute ebenfalls Ortsteil von Obersulm die bis zur Errichtung der Synagoge in Eschenau 1797 die Affaltracher Synagoge mitbenutzte Das Verhaltnis zwischen Affaltracher und Eschenauer Juden war jedoch durch langwierige Streitigkeiten gepragt 1806 wurden 110 judische Einwohner in Affaltrach gezahlt und ihre Zahl stieg bis um 1850 auf knapp 200 Personen an Bei der Neuordnung der israelitischen Religionsgemeinden in Wurttemberg 1832 kam die Eschenauer Gemeinde als Filiale zur Gemeinde in Affaltrach die ihrerseits dem Rabbinat Lehrensteinsfeld zugeteilt wurde Die neuerliche Verbindung mit Eschenau sorgte jedoch fur erneuten Streit insbesondere im Vorfeld des geplanten Synagogenneubaus in Affaltrach so dass den Eschenauer Juden zunachst ein provisorischer Filialgottesdienst gestattet und die Verbindung mit Affaltrach 1849 50 wieder gelost wurde Im Bereich der seit 1849 in Affaltrach bestehenden israelitischen Konfessionsschule kam es von 1880 bis zur Auflosung um 1900 dann doch noch zu einer Zusammenarbeit mit Eschenau Die alte Synagoge in Affaltrach wurde zwar 1820 bis 1824 nochmals erweitert war jedoch schon 1836 einsturzgefahrdet und wurde 1844 wegen Baufalligkeit geschlossen Nach langeren Verzogerungen u a wegen der Baukostensituation der Revolutionsunruhen 1848 und der Auseinandersetzungen mit der Eschenauer Judengemeinde wurde 1851 die Synagoge Affaltrach neu erbaut die unter einem Dach Platz fur Synagogenraum Judenschule und Lehrerwohnung bot Das stattliche Gebaude reprasentiert die Grosse der judischen Gemeinde die jedoch zur Zeit seiner Errichtung mit knapp 200 Personen bereits ihre grosste Gemeindegrosse erreicht hatte Durch Ab und Auswanderung sank die Gemeindegrosse in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts rasch 1869 wurden 151 Juden gezahlt 1886 waren es 79 1900 noch 59 und 1933 noch 19 judische Einwohner Durch den Ruckgang der Gemeindegrosse wurde 1904 05 die judische Konfessionsschule aufgegeben Im Jahr 1910 beriefen die judische Gemeinde in Affaltrach und die Judische Gemeinde Lehrensteinsfeld einen gemeinsamen Vorsanger der seinen Sitz in Lehrensteinsfeld hatte 1911 gab es fur die Gemeinden in Affaltrach Lehrensteinsfeld Oedheim und Kochendorf einen gemeinsamen Vorbeter Ab 1917 fanden in der Affaltracher Synagoge keine regelmassigen Gottesdienste mehr statt da wegen der zum Militar eingezogenen judischen Manner haufig die fur einen Gottesdienst benotigte Zahl an Glaubigen am Ort nicht mehr erreicht wurde In den 1920er Jahren gab es dann zeitweilig wieder regelmassige Gottesdienste doch wurden diese alsbald durch die weiter sinkende Gemeindegrosse wieder selten In der Zeit des Nationalsozialismus hatten die wenigen in Affaltrach noch lebenden Juden die ublichen Repressalien zu erdulden In der Reichspogromnacht vom 9 auf den 10 November 1938 zu jener Zeit lebten noch elf Juden in Affaltrach wurde das Synagogengebaude teilweise verwustet Seiner volligen Zerstorung entging das Bauwerk da eine Wohnung von einer nichtjudischen Familie bewohnt war Am 15 November 1938 wurde das letzte judische Geschaft in Affaltrach das Aussteuer und Stoffgeschaft Gebr Levi abgemeldet Einer der Besitzer der fruhere Gemeinderat Heinrich Levi war 1937 gestorben Seinem Bruder Hugo wurden im Mai 1939 bei der zwangsweisen Raumung von judischen Wohnungen die restlichen in Affaltrach lebenden Juden bestehend aus zwei dreikopfigen Familien und einer alleinstehenden Frau zur Unterbringung zugewiesen Im Zuge der Deportation deutscher Juden wurde die Gemeinde bis 1941 ausgeloscht Gemeindeentwicklung BearbeitenJahr Gemeindemitglieder1689 4 Familien1720 7 Familien1749 17 Familien1806 110 Personen1813 83 Personen1828 135 Personen1845 170 Personen1854 190 Personen1869 151 Personen1886 79 Personen1900 59 Personen1933 19 Personen1938 11 PersonenBurgerliche Namen BearbeitenAls alle Juden in Wurttemberg 1829 erbliche Familiennamen annehmen mussten nahmen die 29 Familienvorstande der Affaltracher Juden folgende Namen an Lazarus 5 Kahn 4 Gutkind 3 Kaufmann 3 Beriz 2 und je einmal Ferth Furth Forchheimer Gross Grunwald Krailsheimer Levy Strauss Thalheimer Ullmann und Wolf Personlichkeiten BearbeitenZu den bekannten aus Affaltrach stammenden Juden zahlen die Geschwister Bertha Thalheimer 1883 1959 und August Thalheimer 1884 1948 die beide kommunistische Politiker waren sowie der Kunstsammler Adolph Grunwald 1840 1925 Nationalsozialistische Verfolgung BearbeitenBei den Novemberpogromen 1938 kam es zu Ausschreitungen gegen judische Einwohner und deren Hauser und Einrichtungen Im Zuge der Deportation deutscher Juden zwischen 1941 und 1943 fanden vier Affaltracher Juden den Tod eine weitere Judin aus Affaltrach war 1941 Opfer der Euthanasiemorde in der Totungsanstalt Schloss Grafeneck Die Synagoge kam 1941 an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland und 1942 in den Besitz der Gemeinde Affaltrach Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 18 in Affaltrach geborene judische Burger die dem Volkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen 1 Literatur BearbeitenWolfram Angerbauer Hans Georg Frank Judische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn Geschichte Schicksale Dokumente Landkreis Heilbronn Heilbronn 1986 Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn Band 1 Martin Ritter Die Synagoge in Affaltrach Freundeskreis ehemalige Synagoge Affaltrach e V Obersulm 2001 Freundeskreis ehemalige Synagoge Affaltrach e V Band 4 Einzelnachweise Bearbeiten Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Abgerufen am 18 Juni 2009 Ehemalige judische Gemeinden in Stadt und Landkreis Heilbronn Affaltrach Babstadt Bad Rappenau Bad Wimpfen Berwangen Biberach Bonfeld Eppingen Eschenau Gemmingen Grombach Gundelsheim Heilbronn Heinsheim Horkheim Ittlingen Kochendorf Korb Lehrensteinsfeld Massenbach Massenbachhausen Muhlbach Neckarsulm Neudenau Obergimpern Ohringen Oedheim Olnhausen Richen Schluchtern Siegelsbach Sontheim Stebbach Stein am Kocher Talheim Wollenberg Zaberfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Affaltrach amp oldid 205869729