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Eine judische Gemeinde in Wollenberg einem Ortsteil der Stadt Bad Rappenau im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg bestand spatestens seit der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts Die hochste Mitgliederzahl der judischen Gemeinde betrug 1830 etwa 150 Personen von insgesamt 410 Einwohnern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nationalsozialistische Verfolgung 3 Burgerliche Namen 4 Gemeindeentwicklung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer fruheste Nachweis uber Juden in Wollenberg stammt aus einer kurz nach 1652 entstandenen Dorfordnung die auch einen Judeneid enthalt so dass man davon ausgeht dass bereits vor Entstehung oder Abschrift dieser Dorfordnung Juden in Wollenberg lebten Der Ort war im Dreissigjahrigen Krieg nahezu entvolkert worden und wuchs nur langsam wieder an Als die Ortsherrschaft 1716 17 an die Herren von Gemmingen Guttenberg kam gab es acht Juden in Wollenberg In der Folgezeit wuchs die judische Gemeinde und betrug mit 150 Personen im Jahr 1830 mehr als ein Drittel der Einwohnerzahl von Wollenberg Die Toten fanden ihr Begrabnis zunachst auf dem Judischen Friedhof Heinsheim und nach einem Streit wegen hoher Begrabniskosten 1743 auf dem Judischen Friedhof Waibstadt Eine erste Synagoge bestand bereits fruh in dem 1667 erstmals erwahnten herrschaftlichen Langen Bau in dem die meisten der Juden auch lebten Neben einem Schutzgeld waren an die Grundherrschaft Einstandsgeld Wohnungsmiete Metzel und Stichgeld Miete fur die Synagoge Entgelt fur die Benutzung von Waschkuche Backofen Bad und Stall zu entrichten 1789 wurde von der Grundherrschaft in der heutigen Deinhardstrasse 54 55 ein neues Judenhaus mit 14 Wohnungen und einer Synagoge erbaut Die Baukosten betrugen rund 4000 fl von denen die Grundherren etwa 3500 fl leisteten Die jahrlichen Einnahmen aus dem Gebaude betrugen rund 420 fl 1793 95 entstand in direkter Nachbarschaft der Kirche ein weiteres herrschaftliches Judenhaus mit sechs Wohnungen Die wohlhabenderen Wollenberger Juden erwarben oder erbauten eigene Hauser am Ort so dass in den herrschaftlichen Judenhausern nur arme Familien lebten 1825 wurde schliesslich von der judischen Gemeinde eine separate Synagoge mit Lehrerwohnung errichtet nachdem die Synagoge im grossen Judenhaus zu klein geworden war 1846 entstand eine Mikwe Die Gemeinde in Wollenberg hatte zwar einen eigenen judischen Schulmeister der auch Vorbeter war wurde jedoch vom Rabbinat in Neckarbischofsheim betreut Die Einkommensverhaltnisse der meisten Wollenberger Juden waren bescheiden Die meisten von ihnen verdingten sich als Hausierer Zu den wohlhabenderen Wollenberger Juden im fruhen 19 Jahrhundert zahlte die Familie Reis die einen Ellenwarenhandel betrieb Wie in den meisten landlichen Judengemeinden sank die Zahl der Gemeindemitglieder in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts durch Auswanderung und Wegzug in die grosseren Stadte Von 1830 bis 1900 ging die Gemeindegrosse um rund 80 Prozent zuruck von etwa 150 auf etwa 30 Juden Das grosse Judenhaus das die Grundherren bereits 1837 an drei judische Burger verkauft hatten brannte 1869 nieder und wurde nicht wieder errichtet Nationalsozialistische Verfolgung BearbeitenVon den 1933 in Wollenberg lebenden Juden wanderte ein Teil aus oder verzog in andere deutsche Gemeinden Die letzten 11 wurden am 22 Oktober 1940 nach Gurs deportiert Von ihnen starben zwei in franzosischen Lagern und zwei in Auschwitz Eine Judin erreichte die USA sechs Juden sind verschollen Von drei nach auswarts verzogenen Wollenberger Juden kamen zwei in Theresienstadt und einer in Izbica um Angerbauer Frank S 244 Die Synagoge an der Poststrasse wurde 1938 von einem auswartigen SA Trupp demoliert ihre Uberreste wurden 1965 abgerissen und mit einem Wirtschaftsgebaude uberbaut Ein Gedenkstein beim evangelischen Gemeindehaus erinnert an die letzten judischen Einwohner Wollenbergs die 1940 nach Gurs deportiert wurden Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 12 in Wollenberg geborene judische Burger die dem Volkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen 1 Burgerliche Namen BearbeitenAls alle Juden in Baden 1809 erbliche Familiennamen annehmen mussten nahmen die 24 Familienvorstande der Juden in Wollenberg folgende Namen an Kander 4 Strauss 3 Kuhn 2 Lobmann 2 Reuss bzw Reis 2 Born 1 Bohm 1 Bruller 1 Grumbacher 1 Hanauer 1 Kern 1 Krumbein 1 Mannheimer 1 Neidensteiner 1 Schuster 1 und Schwarzwalder 1 Gemeindeentwicklung BearbeitenJahr Gemeindemitglieder1717 18 8 Personen1726 27 14 Personen1752 53 15 Familien1759 60 22 Familien1775 76 17 Familien1796 97 18 Familien1806 95 Personen1824 116 Familien1830 150 Personen1875 97 Personen1900 32 Personen1933 21 PersonenLiteratur BearbeitenRudolf Petzold Die judische Gemeinde in Wollenberg In Bad Rappenauer Heimatbote 23 Dezember 2012 S 7 19 Wolfram Angerbauer Hans Georg Frank Judische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn Geschichte Schicksale Dokumente Landkreis Heilbronn Heilbronn 1986 Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn Band 1 S 238 244 Joachim Hahn und Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Band 2 Joachim Hahn Orte und Einrichtungen Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1843 5 Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland Band 4 S 37 38 Einzelnachweise Bearbeiten Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Abgerufen am 29 Oktober 2009 Ehemalige judische Gemeinden in Stadt und Landkreis Heilbronn Affaltrach Babstadt Bad Rappenau Bad Wimpfen Berwangen Biberach Bonfeld Eppingen Eschenau Gemmingen Grombach Gundelsheim Heilbronn Heinsheim Horkheim Ittlingen Kochendorf Korb Lehrensteinsfeld Massenbach Massenbachhausen Muhlbach Neckarsulm Neudenau Obergimpern Ohringen Oedheim Olnhausen Richen Schluchtern Siegelsbach Sontheim Stebbach Stein am Kocher Talheim Wollenberg Zaberfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Wollenberg amp oldid 206518427