www.wikidata.de-de.nina.az
Die Judische Gemeinde in Massenbach im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg bestand ab dem fruhen 18 Jahrhundert Die Glaubensgemeinde die 1843 mit 85 Personen ihren hochsten Mitgliederstand hatte war ab 1832 Filialgemeinde von Massenbachhausen bevor der Gemeindesitz 1867 nach Massenbach verlegt wurde Der Niedergang der Gemeinde setzte bereits durch Ab und Auswanderung in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts ein Die meisten der 15 im Jahr 1933 noch in Massenbach lebenden Juden sind vor 1938 in die USA ausgewandert die Gemeinde wurde im Mai 1938 aufgelost Bei der Deportation deutscher Juden ab 1940 fanden drei judische Einwohner Massenbachs den Tod Gedenkstein fur die drei im Zuge der Deportationen zu Tode gekommenen Massenbacher Juden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fruhe Gemeinde 1 2 Neuzeitliche Gemeinde 2 Nationalsozialistische Verfolgung 3 Synagoge 4 Burgerliche Namen 5 Literatur 6 BelegeGeschichte BearbeitenFruhe Gemeinde Bearbeiten Bereits ein Privileg Kaiser Karls V von 1556 erlaubte den Ortsherren den Freiherren von Massenbach Juden in Massenbach anzusiedeln Uber den Umfang einer moglichen fruhen judischen Gemeinde ist nichts bekannt wohl konnte aber der Flurname Judenkirchhofle auf einen judischen Friedhof aus dem 16 Jahrhundert deuten Neuzeitliche Gemeinde Bearbeiten Die ersten urkundlichen Erwahnungen von Juden in Massenbach stammen vom Beginn des 18 Jahrhunderts 1729 waren es drei judische Familien 1748 werden sieben Familien 1767 zehn Namen genannt Die Lebensverhaltnisse der Massenbacher Juden des 18 Jahrhunderts werden als sehr bescheiden beschrieben 1790 wurde funf Schutzverwandten der Schutz gekundigt weil der Ort uberbelegt war Die vermogende judische Familie Behr erwarb 1797 von Freiherr Karl August von Massenbach 187 Morgen Land fur uber 50 000 Gulden und stiftete ungefahr zur selben Zeit auch eine Synagoge im Obergeschoss einer Scheune auf ihrem Grundstuck 1808 lebten zwolf judische Familien in Massenbach und 1843 erreichte die Gemeinde ihren hochsten Mitgliederstand mit 85 Personen Im Ort waren im fruhen 19 Jahrhundert nur funf Wohnhauser in judischem Besitz die meisten Juden lebten zur Miete bei Massenbacher Burgern Die Massenbacher Juden hatten selbst kein Burgerrecht dieses erlangten sie erst mit dem wurttembergischen Gleichstellungsgesetz von 1864 Um diese Zeit setzten jedoch in der judischen Gemeinde auch eine starke Abwanderung in umliegende Stadte und eine Auswanderungswelle vor allem nach Amerika ein so dass die Grosse der Landgemeinde bis 1900 auf 36 Personen und spater weiter zuruckging 1832 wurde die judische Gemeinde in Massenbach mit der in Bonfeld zur Filiale der judischen Gemeinde im benachbarten Massenbachhausen Da jedoch die Gemeinde in Massenbachhausen schneller und starker von Ab und Auswanderung betroffen war als die Filiale in Massenbach wurde 1867 der Gemeindesitz nach Massenbach verlegt 1870 erwarb die Gemeinde ein Gebaude in Massenbach zur Nutzung als israelitische Konfessionsschule das man mit den Erlosen aus dem Verkauf der 1872 verausserten Massenbachhausener Synagoge finanzierte 1905 wurde der in hebraischer Sprache erteilte Unterricht in das Massenbacher Schulhaus verlegt und daraufhin das judische Schulhaus verkauft Die Massenbacher Synagoge wurde im Lauf der Zeit auch immer seltener genutzt da die Gemeinde haufig nicht mehr uber die zum Abhalten eines judischen Gottesdienstes notigen zehn Manner Minjan uber 13 Jahren verfugte Zu Beginn des 20 Jahrhunderts die judische Gemeinde zahlte 1910 noch 18 Personen waren die Massenbacher Juden als Lebensmittelhandler Metzger Schmied und Kleinviehhandler tatig In den 1920er Jahren hatte David Behr ein gutgehendes Textilgeschaft und die Familie Wiener hatte zeitweise die ortliche Poststelle Das Verhaltnis zwischen der kleinen judischen Gemeinde und dem Rest der Bevolkerung wird als ausgesprochen gut beschrieben Die Kinder besuchten dieselbe Schule Die judische Posthalterin Fanny Wiener heiratete 1911 einen evangelischen Lehrer des Ortes Die judischen Manner waren uberdurchschnittlich am Vereinsleben des Ortes beteiligt so traten sie geschlossen der 1929 gegrundeten Freiwilligen Feuerwehr Massenbach bei bei der David Behr bis zu seinem altersmassigen Ausscheiden im Marz 1933 Zugfuhrer war Er zahlte ausserdem zu den Grundern des Turnvereins und war im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz Zweiter Klasse ausgezeichnet worden nbsp Heutige Bebauung der Stelle der 1951 abgerissenen Synagoge nbsp Ehemaliges Wohn und Geschaftshaus des judischen Lehrers und Vorsangers Max MeyerZu erstem Antisemitismus in Massenbach kam es 1924 als der 1916 nach Massenbach gekommene evangelische Pfarrer Karl Steger bei der wurttembergischen Landtagswahl fur den volkisch sozialen Block kandidierte und auch in Massenbach antisemitische Reden hielt Er erhielt jedoch wenig Ruckhalt in der Bevolkerung und bei der Wahl nur 36 von 372 Stimmen Widerspruch gegen Stegers Ansichten kam insbesondere auch von dem Heilbronner Fabrikanten Peter Bruckmann Nationalsozialistische Verfolgung BearbeitenDas Verhaltnis der alteren Burger zu den judischen Mitburgern blieb auch trotz der beginnenden Judenhetze durch die Nationalsozialisten ab 1933 gut Bei den ortlichen Jugendlichen verfehlte die Hasspropaganda jedoch ihr Ziel nicht 1 1936 legte der Gemeinderat Johann Wagner II sein Amt demonstrativ nieder nachdem der Kreisleiter die Massenbacher Gemeinderate ermahnt hatte ihr Fleisch nicht weiter beim judischen Metzger zu kaufen 1933 umfasste die judische Gemeinde noch 15 Personen Einige davon wanderten bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in die USA aus einige altere Personen starben in den fruhen 1930er Jahren weitere wanderten in den Jahren 1936 und 1937 aus Im Mai 1938 wurde die judische Gemeinde aufgelost Die Synagoge die in der Reichspogromnacht nicht zerstort worden war wurde im Mai 1939 von den erst spat zur Auswanderung entschlossenen judischen Besitzern Louis 1871 1942 und Regine Abraham an Privatleute verkauft Im Kaufvertrag war noch ein Wohnrecht bis Mai 1940 vereinbart worden Allerdings wurde die Auswanderung nicht mehr genehmigt und die letzten in Massenbach verbliebenen Juden wurden 1939 in ein gemeinsames Haus zwangseinquartiert die 90 jahrige Mina Wiener in das Judische Altersheim in Sontheim Bei der Deportation deutscher Juden fanden drei Massenbacher Juden den Tod Der Viehhandler und Metzger Sigmund Abraham 1892 2 wurde als letzter arbeitsfahiger Mann der judischen Gemeinde 1941 zum Arbeitsdienst in den Osten verschleppt seine Mutter und eine andere altere Frau wurden im August 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet sieben in Massenbach geborene judische Burger die dem Volkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen 3 Synagoge BearbeitenDie Synagoge wurde 1940 mit einer Wehrmachtseinheit belegt und uberdauerte den Zweiten Weltkrieg Nach Kriegsende kam das Gebaude in den Besitz der Tochter der letzten judischen Besitzer die es rasch weiterverausserte 1954 wurde das Gebaude wegen Baufalligkeit abgerissen und mit einem Wohn und Werkstattgebaude mit Tankstelle uberbaut Die bereits 1905 verkaufte judische Schule wurde noch einige Zeit als Geschaftsstelle einer Bank genutzt und 1951 wegen Baufalligkeit abgerissen An die fruhere judische Gemeinde in Massenbach erinnert heute nichts mehr Ortskundige konnen in einem Altbau in der Ortsmitte noch das einstige Wohn und Geschaftshaus des judischen Lehrers und Vorbeters Max Meyer 1879 1957 erkennen Der Tankstellen und Werkstattbau in der Ortsmitte markiert die Stelle der einstigen Synagoge Vor der Massenbacher Georgskirche erinnert ein Gedenkstein an die drei wahrend der Deportationen ermordeten Massenbacher Juden Burgerliche Namen BearbeitenAls alle Juden in Wurttemberg 1828 erbliche Familiennamen annehmen mussten nahmen die Familienvorstande der Massenbacher Juden folgende Namen an Abraham 3 Behr 3 Rosenfeld 3 Kahn 2 Armhold 1 Feiss 1 Ottinger 1 Reichert 1 und Wiener 1 Literatur BearbeitenWolfram Angerbauer Hans Georg Frank Judische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn Geschichte Schicksale Dokumente Landkreis Heilbronn Heilbronn 1986 Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn Band 1 Paul Sauer Die judischen Gemeinden in Wurttemberg und Hohenzollern Denkmale Geschichte Schicksale Kohlhammer Stuttgart 1966 Veroffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg Band 18 Belege Bearbeiten Sauer 1966 S 125 Finanzamt Heilbronn Steuerakten judischer Burger Abgerufen am 21 Januar 2021 Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Abgerufen am 29 Oktober 2009 Ehemalige judische Gemeinden in Stadt und Landkreis Heilbronn Affaltrach Babstadt Bad Rappenau Bad Wimpfen Berwangen Biberach Bonfeld Eppingen Eschenau Gemmingen Grombach Gundelsheim Heilbronn Heinsheim Horkheim Ittlingen Kochendorf Korb Lehrensteinsfeld Massenbach Massenbachhausen Muhlbach Neckarsulm Neudenau Obergimpern Ohringen Oedheim Olnhausen Richen Schluchtern Siegelsbach Sontheim Stebbach Stein am Kocher Talheim Wollenberg Zaberfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Massenbach amp oldid 212541636