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Die ehemalige Synagoge in der Unteren Gasse in Affaltrach einem Ortsteil von Obersulm im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg wurde 1851 errichtet und dient heute als Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn Die ehemalige Synagoge in Affaltrach Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Museum 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenNachdem die alte Affaltracher Synagoge in der Unteren Gasse 1844 wegen Baufalligkeit durch das Oberamt Weinsberg geschlossen worden war beschloss die Judische Gemeinde Affaltrach den bereits seit Jahren erwogenen Neubau einer Synagoge Das nur wenige Meter von der alten Synagoge entfernte Grundstuck fur den Neubau stiftete der Jude Nathan Krailsheimer Dieser hatte dort einst in einem zweistockigen Haus mit Scheuer Scheune und Backraum gelebt sich dann jedoch in der heutigen Weilerstrasse ein neues Haus gebaut und den Altbau an der Unteren Gasse abreissen lassen Zusatzlich zum Bauplatz stiftete er noch 600 Gulden als Grundstock fur den Neubau Ein erster Entwurf des Weinsberger Oberamtswerkmeisters Burk von 1845 fur ein zweistockiges Synagogengebaude mit seitlichen Flugeln fur judische Schule und Vorsangerwohnung konnte wegen der zu erwartenden Baukosten von knapp 11 000 Gulden nicht verwirklicht werden Burk fertigte 1847 einen zweiten Entwurf der Synagoge Konfessionsschule Vorsangerwohnung und Mikwe rituelles Tauchbad in einem einzelnen Gebaudetrakt vereinte und fur unter 6000 Gulden zu realisieren sei Nachdem der Baubeschluss durch Differenzen mit der zeitweilig als Filialgemeinde zugehorigen judischen Gemeinde in Eschenau und durch die Revolutionsunruhen 1848 mehrfach verzogert wurde kamen die zweiten Plane Burks im Jahr 1851 zur Ausfuhrung Das Gebaude konnte nach sechsmonatiger Bauzeit am 28 November 1851 eingeweiht werden Durch zahlreiche Abschlage betrugen die tatsachlichen Baukosten letztlich nur knapp 4000 Gulden Die Synagoge in Affaltrach wurde im Stil des Historismus mit neoromanischen und neoislamischen Elementen als zweigeschossiges Gebaude mit sechs Fensterachsen an den Langs und zwei Fensterachsen an den Querseiten errichtet Die Abmessungen des Gebaudes betragen 8 95 18 90 Meter Der Synagogenraum bildete die rechte Halfte des Gebaudes und erstreckte sich uber beide Etagen wobei in der ersten Etage die dreiseitig umlaufende Frauenempore eingezogen war Der Synagogenraum war inklusive der Frauenempore mit Sitzplatzen fur insgesamt 142 Personen ausgestattet Im Erdgeschoss befanden sich in der linken Gebaudeseite ein Schul sowie ein Sitzungs und Gastzimmer im Obergeschoss war die Vorsangerwohnung mit Wohnzimmer Schlafzimmer und Kuche sowie einem weiteren Raum Erwahnenswert ist die strenge aussere und innere Symmetrie des Gebaudes die sich auch in den beiden Portalen manifestiert Das rechte der beiden Portale war ursprunglich ohne Funktion Mittels der falschen Tur ergab sich von aussen eine symmetrische Fassadengestaltung zugleich konnte der Synagogeninnenraum mit jeweils acht Bankreihen links und rechts des Mittelganges symmetrisch gestaltet werden Die Mikwe befand sich im Untergeschoss und war durch eine Freitreppe von der Strasse her zuganglich Gespeist wurde die Mikwe ursprunglich durch eine ebenfalls im Keller des Gebaudes gefasste Quelle nbsp Innenansicht des ehemaligen rekonstruierten SynagogenraumsWahrend der Synagogenraum und die Wohnraume in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg kaum Veranderungen erfuhren wurde die Mikwe vielfach umgebaut Renovierungen fanden 1880 82 und 1901 statt 1911 wurde die Mikwe anlasslich der Einrichtung offentlicher Wasserleitungen abermals erneuert Im Ersten Weltkrieg musste ein zum Erwarmen des Wassers genutzter Kupferkessel abgeliefert werden Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Mikwe nicht mehr genutzt vielmehr griff die judische Gemeinde fur rituelle Bader kunftig auf die in einem Haus an der Ecke Silbergrubenstrasse Am Ordensschloss eingerichteten offentlichen Badekabinen zuruck In der Lehrerwohnung lebte eine Reihe von judischen Lehrern zuletzt Samuel Spatz der 1904 nach Rexingen versetzt wurde als wegen der rucklaufigen Gemeindegrosse die Konfessionsschule in Affaltrach aufgelost wurde Danach bewohnte eine judische Witwe bis zu ihrem Tod 1918 die Raume Zum 1 April 1919 mietete der Affaltracher Schultheiss Wilhelm Osswald die Wohnung und verpflichtete sich wahrend der Gottesdienstzeiten auf storende Gerausche und Handlungen zu verzichten Im Jahr 1920 ubernahm das Uberlandwerk Ohringen die inzwischen wieder leerstehende Wohnung um darin jeweils einen Bezirksmonteur mit Familie unterzubringen Ab 1925 wohnte dadurch die Familie Gorisch in der Wohnung Die darunterliegenden Schul und Gastzimmer wurden um 1930 als Ausweichquartier fur die landliche Fortbildungsschule genutzt spater an eine judische Familie vermietet Durch den Niedergang der judischen Gemeinde seit dem spaten 19 Jahrhundert fehlte haufig die fur Gottesdienste notige Anzahl von Mannern Ab 1917 fanden wegen der zum Militar eingezogenen judischen Manner keine regelmassigen Gottesdienste mehr in der Synagoge statt Auch spater konnte sich wegen der weiter sinkenden Gemeindegrosse kein regelmassiger Gottesdienst mehr auf Dauer etablieren Bis in die spaten 1920er Jahre war das Gebaude stark baufallig Der letzte Gottesdienst fand im Jahr 1935 statt Der ungenutzte Synagogenraum und die zu jener Zeit von einer judischen Familie bewohnten Raume im Untergeschoss wurden wahrend der Novemberpogrome 1938 verwustet Aufgrund der nichtjudischen Bewohner im Obergeschoss und der engen Bebauung des Affaltracher Ortskerns kam es jedoch zu keiner Zerstorung des Gebaudes an sich Von 1940 bis 1942 waren im Synagogenraum und im Untergeschoss der linken Haushalfte polnische Kriegsgefangene einquartiert Gemass den Vorschriften der 10 Verordnung zum Reichsburgergesetz 1941 kam das Gebaude in den Besitz der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland die es am 21 Oktober 1942 zu jener Zeit existierte die judische Gemeinde in Affaltrach schon nicht mehr an die Gemeinde Affaltrach verkaufte Ab August 1942 befanden sich die kriegsbedingt ausgelagerte Packerei und der Versand der Zwirnerei Ackermann im Synagogengebaude wofur auch auf der rechten Gebaudeseite auf Hohe der Frauenempore ein durchgehender Geschossboden eingezogen wurde Nachdem Affaltrach am 13 April 1945 von amerikanischen Truppen besetzt worden war kam es am Folgetag zu einer Plunderung des Synagogengebaudes durch polnische Zwangsarbeiter Das Gebaude blieb jedoch weiterhin Lager der Zwirnerei Ackermann und Wohnung der Familie Gorisch 1948 wurde in die Mikwe ein Betonboden eingebracht und der Raum zur Waschkuche umgebaut Im Juli 1949 gab es einen Vergleich zwischen der JRSO und der Gemeinde Affaltrach wonach das Gebaude gegen eine Ausgleichszahlung von 10 000 DM im Besitz der Gemeinde verblieb Im Spatjahr 1949 zog die Zwirnerei Ackermann aus dem Gebaude aus Da sich kein gewerblicher Nachmieter fand uberliess die Gemeinde den Synagogensaal dem ortlichen Sportverein als Turnhalle Die Raume im Untergeschoss der linken Gebaudeseite wurden zu Wohnzwecken vermietet daruber wohnte bis 1958 weiterhin Familie Gorisch Ab 1951 nutzte auch der Musikverein einen Teil des Gebaudes und etwa zur selben Zeit kam noch eine Tischtennisgruppe des CVJM hinzu In jener Zeit wurde verschiedentlich die Nutzung des Gebaudes als Schulhaus und der Umbau zu einem Mehrfamilienhaus diskutiert jedoch letztlich nicht umgesetzt Zum 1 Februar 1956 mietete das Affaltracher emu mobelwerk den Synagogenraum als Lagerraum Die linke Gebaudeseite wurde weiterhin bewohnt spater unter anderem von italienischen Gastarbeitern des Mobelwerks und von turkischen Familien Ein Teil der Raume diente auch als Obdachlosenunterkunft der Gemeinde Nachdem 1980 die Mobelfabrik die Lagerraume nicht mehr nutzte lagerte die Gemeinde dort Mobel und Haushaltsartikel fur Asylbewerber ein 1983 kam es angesichts der Abwagung von Abriss oder Erhalt der Sontheimer Synagoge zu ersten Uberlegungen in der Affaltracher Synagoge eine Gedenkstatte einzurichten falls die Sontheimer Synagoge nicht erhalten werden konne Die Gedenkstattenidee fand breiten Ruckhalt in der Bevolkerung sowie bei Kirchen und Parteien so dass sich im Mai 1985 ein Verein zur Erhaltung der Synagoge Affaltrach grundete der finanzielle und ideelle Unterstutzung von der Gemeinde Obersulm und dem Landkreis Heilbronn erhielt Der Landkreis ubernahm das Gebaude am 16 Dezember 1986 kostenlos von der Gemeinde Obersulm und finanzierte im Wesentlichen die zweijahrige grundliche Sanierung des Gebaudes bei der die zwischenzeitlich umgestaltete Mikwe wieder freigelegt und die ehemalige Raumaufteilung des Synagogenraums mit Frauenempore wiederhergestellt wurden Das Gebaude wurde am 9 November 1988 mit einer Feier der Offentlichkeit ubergeben Nach einem weiteren halben Jahr der Ausgestaltung wurde am 11 Mai 1989 ein Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn darin eroffnet Der Landkreis Heilbronn ist fur den Erhalt und die Ausstattung des Gebaudes zustandig die laufenden Unterhaltskosten werden von der Gemeinde Obersulm getragen Museum Bearbeiten nbsp Ausstellungsraume im ObergeschossIn Zusammenarbeit des Vereins zur Erhaltung der Synagoge Affaltrach e V und des Landkreises Heilbronn wurde das Museum errichtet Der Verein Freundeskreis ehemalige Synagoge Affaltrach ist fur Fuhrungen in der Synagoge zustandig Eine vom damaligen Kreisarchivar Wolfram Angerbauer konzipierte Dauerausstellung zeigt in funf Raumen die Geschichte der Heilbronner Juden Im Erdgeschoss wird im ehemaligen Schulzimmer die Situation der Juden im Mittelalter veranschaulicht wobei verschiedene Karten die Standorte judischen Lebens in Heilbronn und Umgebung anzeigen Das fruhere Sitzungs und Gastzimmer ist dem Thema Dorfliches Schutzjudentum gewidmet Im Obergeschoss wird im Raum neben der Kuche die Rechtliche Emanzipation der Heilbronner Juden nach der franzosischen Revolution thematisiert Auf der Frauenempore gibt es Informationen zum Synagogenbau im 19 Jahrhundert Im ehemaligen Wohnzimmer des Synagogengebaudes wird die Entrechtung Verfolgung Ermordung der Juden im NS Staat behandelt Das ehemalige Schlafzimmer des Synagogengebaudes beherbergt den Ausstellungsteil zu Judischen Personlichkeiten Im ehemaligen Synagogenraum steht das Religiose Leben im Mittelpunkt Literatur BearbeitenWolfram Angerbauer Synagoge Affaltrach Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn Katalog Landkreis Heilbronn Heilbronn 1989 ISBN 3 9801562 2 2 Martin Ritter Die Synagoge in Affaltrach Freundeskreis ehemalige Synagoge Affaltrach e V Obersulm 2001 Freundeskreis ehemalige Synagoge Affaltrach e V Band 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Affaltrach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum Synagoge Obersulm Affaltrach bei obersulm de Synagoge Affaltrach bei Alemannia JudaicaGanz oder teilweise erhaltene Synagogen in Stadt und Landkreis Heilbronn Affaltrach Bad Rappenau Eppingen Metzgergasse Eppingen Alte Eschenau Heinsheim Kochendorf Korb Massenbachhausen Oedheim Judische Museen in Baden Wurttemberg Alte Synagoge Eppingen Bernheimersche Realschule in Buttenhausen Haus am judischen Friedhof in Laupheim Judisches Museum Buttenhausen Judisches Museum Creglingen Judisches Museum Emmendingen Judisches Museum Gailingen Judisches Museum Goppingen Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn Rabbinatsmuseum Braunsbach Synagoge Baisingen Synagoge Buchen Odenwald Synagoge Haigerloch Synagoge Hemsbach Synagoge Kippenheim Synagoge Michelbach an der Lucke Synagoge Oberdorf am Ipf Synagoge Sennfeld Synagoge Steinsfurt 49 134130555556 9 382675 Koordinaten 49 8 3 N 9 22 58 O Normdaten Geografikum GND 4773206 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Affaltrach amp oldid 235354949