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Die Zwirnerei Ackermann im Heilbronner Stadtteil Sontheim war eine mechanische Zwirnerei Das Unternehmen wurde von Friedrich Ackermann 1868 gegrundet und nach anfanglichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten 1882 in eine Aktiengesellschaft uberfuhrt Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts entwickelte sich die Zwirnerei zu einem der bedeutendsten Unternehmen jener Art in Deutschland und konnte diese fuhrende Position bis nach dem Zweiten Weltkrieg halten 1957 fusionierte die Zwirnerei Ackermann mit der Nahfadenfabrik Goggingen zur Ackermann Goggingen AG dem damals grossten europaischen Nahmittelhersteller Ab 1980 wurde die Produktion nach Augsburg verlegt und daraufhin ein Grossteil der Produktionsanlagen in Sontheim abgerissen Heute erinnern nur noch einige wenige Bauten an die ehemalige Zwirnerei Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Unternehmensgrundung in Sontheim 1 2 Aktiengesellschaft ab 1882 1 3 Fusion zur Ackermann Goggingen AG 1 4 Markennamen Schlusselgarn 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenUnternehmensgrundung in Sontheim Bearbeiten nbsp Ackermann Verwaltungsgebaude ehem Deutschordenshaus erbaut 1688 in Heilbronn SontheimIm Jahr 1842 eroffnete Friedrich Ackermann 1818 1869 ein Garn Mercerie und Kurzwarengeschaft in Heilbronn in der Lohtorstrasse 31 Ab 1868 begann Ackermann mit den Vorbereitungen der Produktion eigener Spinn und Zwirnwaren wofur er von dem Heilbronner Fabrikanten Bruckmann das barocke Deutschordens Sommerhaus in Sontheim erwarb und dort die Mechanische Zwirnerei Ackermann amp Cie grundete Die aus England stammenden Spinn und Zwirnmaschinen der Fabrik hatte Ackermann auf der Weltausstellung in Paris erworben die ersten Arbeiter wurden von englischen Ingenieuren angelernt Die Fabrik wurde am 20 Juli 1869 eroffnet Als Unternehmenslogo wurde unter anderem ein Schlussel spater ein gekreuzter Doppelschlussel gewahlt in Anlehnung an das am Verwaltungsgebaude befindliche Sandsteinwappen des Deutschordens Komturen Georg Adolph Speth Freiherr von und zu Schulzburg Nach dem Tod des Grunders wurden der Heilbronner Handelsbetrieb und die Sontheimer Produktion in der zweiten Generation geschaftlich getrennt Die Sontheimer Zwirnerei firmierte unter der Leitung von Karl Ackermann als Mechanische Zwirnerei C Ackermann amp Cie Sontheim bei Heilbronn Um das Sommerhaus wurde eine Vielzahl von Fabrikgebauden errichtet in denen Strick und Nahgarne produziert wurden Gegenuber dem Verwaltungsgebaude befand sich die Ackermann Direktorenvilla Aktiengesellschaft ab 1882 Bearbeiten nbsp Namensaktie uber 1000 Mark der Zwirnerei Ackermann AG vom Oktober 1922 nbsp Die fruhere Ackermann Direktorenvilla erbaut 1866 nbsp Die letzte erhaltene Produktionshalle ist heute eine ApothekeDie Zwirnerei in Sontheim geriet etwa ab 1878 in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste 1882 ein Konkursverfahren eroffnen Vor allem auf Veranlassung des Bonnigheimer Unternehmers Max Amann fanden sich jedoch rasch Geldgeber die ein Stammkapital von 1 Million Mark zusammenbrachten um das Unternehmen noch im Jahr 1882 als Aktiengesellschaft Mechanische Zwirnerei Heilbronn spater Zwirnerei Ackermann AG neu zu grunden Der erste Aufsichtsratsvorsitzende war Gustav Hauck Die bisherigen Produktionsanlagen wurden um 75 Prozent vergrossert neben Nahgarnen wurden auch Hakelgarne und Stopfgarne hergestellt Binnen weniger Jahre wuchs das Unternehmen zu einem der bedeutendsten Garnhersteller Deutschlands an Im Jahre 1897 wurden 650 Angestellte gezahlt im Jahr 1907 waren es 760 Der damalige Absatz betrug 3 Millionen Pfund Garn Im Jahr 1905 hatte die AG ein Kapital von 1 5 Millionen Mark 1 Der Handelsbetrieb in der Heilbronner Bahnhofstrasse 5 7 vertrieb neben Nahgarnen aus Sontheimer Produktion auch Wollgarne Der Erste Weltkrieg wirkte sich hinsichtlich der Rohstoffquellen und des Absatzes ausserst negativ auf die Zwirnerei wie die gesamte Branche aus 1920 schloss sich Ackermann mit 13 anderen Unternehmen zum Verband deutscher Baumwoll Nahfaden Fabriken Nahgarnverband GmbH zusammen der eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft in Munchen hatte und im Verlauf der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg als die Einfuhr der zur Garnproduktion benotigten Holzspulen aus Schweden und Finnland unmoglich wurde 1921 in Konigsberg die Holzwarenfabrik Konigsberg GmbH grundete die jahrlich 85 Millionen Fadenspulen lieferte Die Hochinflation und die Weltwirtschaftskrise hat das Ubernehmen gut uberdauert In der Mitte der 1930er Jahre wurden uber 1000 Beschaftigte gezahlt Die Zwirnerei erlangte in Sontheim nicht nur als Arbeitgeber sondern auch aufgrund ihres sozialen Engagements Bedeutung 1893 war bereits eine Betriebskrankenkasse gegrundet worden Um 1898 trug die Zwirnerei durch reiche Spenden zum Bau der evangelischen Matthauskirche bei 1902 baute die Zwirnerei einen Neckarsteg in Sontheim 1907 stiftete die Zwirnerei insgesamt 35 000 Reichsmark fur den Bau des evangelischen Pfarrhauses und einer Kinderkrippe die nach ihrer Einweihung 1908 Ackermannstift genannt wurde und der evangelischen Kirchengemeinde fur verschiedene caritative Zwecke diente Die katholische Kirchengemeinde erhielt Zuwendungen zur Anschaffung einer neuen Orgel Der Enkel des Grunders Friedrich Ackermann 1856 1928 wurde Ehrenburger von Sontheim 1933 finanzierte die Zwirnerei den Umbau der alten Friedhofskapelle im benachbarten alten Friedhof zum Sontheimer Kriegerdenkmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in dem ein Grossteil der Beschaftigten eingezogen worden war Auch im Zweiten Weltkrieg wurden viele Beschaftigte zur Wehrmacht eingezogen die eingezogenen Mitarbeiter wurden durch kriegsdienstverpflichtete Frauen ersetzt die Produktion wurde bis zur Beschadigung der Fabrikanlagen durch Kampfhandlungen im Fruhjahr 1945 fortgefuhrt Bei einem Luftangriff am 10 September 1944 waren die Geschaftsraume des Handelshauses in der Bahnhofstrasse vollig zerstort worden Der Handelsbetrieb wurde daraufhin nach Affaltrach verlegt wohin auch die Familie Ackermann ausgewichen war Weitere Zerstorungen und Tote unter den Beschaftigten gab es beim Luftangriff auf Heilbronn am 4 Dezember 1944 Nachdem die Amerikaner am 14 April 1945 Affaltrach besetzt hatten wurde die dortigen Ackermann Unternehmensraume von ihnen belegt samtliche Lager darunter auch die zweckentfremdete Synagoge Affaltrach wurden geplundert Das Handelshaus konnte erst im Jahr 1949 wieder seinen Geschaftsbetrieb in Heilbronn aufnehmen wahrend die Produktion in Sontheim mit 250 Arbeitern bereits im Juli 1945 fortgefuhrt wurde Der Produktionsbetrieb in Sontheim veranderte nach dem Zweiten Weltkrieg allmahlich seine Produktpalette wobei 1946 die Produktion von Leinenzwirnen begonnen und 1952 die Hakelgarnproduktion eingestellt wurde nbsp Ackermannstift gestiftet von der Zwirnerei 1908 nbsp Kriegerdenkmal gestiftet von der Zwirnerei 1933Fusion zur Ackermann Goggingen AG Bearbeiten nbsp Wappenstein der als Vorlage fur das Firmenlogo diente1957 erfolgte ein Zusammenschluss der Zwirnfabrik Ackermann mit der Nahfadenfabrik Goggingen zur Ackermann Goggingen AG mit Sitz in Augsburg Durch diesen Zusammenschluss der beiden grossten damaligen deutschen Nahmittelhersteller wurde das neue Unternehmen zum grossten Nahmittelhersteller in Europa Das Sortiment des Unternehmens umfasste rund 18 000 Artikel Die Entwicklung von Nahautomaten Vielnadelmaschinen und Wirknahmaschinen bewirkte ab 1960 die Umstellung von nativen zu synthetischen Fasern die in Sontheim unter den Markennamen Syncord Synton und Rasant produziert wurden Der Vertrieb der Garne erfolgte uber die Garnindustrie GmbH Sitz Munchen Diese vertrieb die Erzeugnisse in mehr als 50 Lander wobei der Exportanteil 20 des Umsatzes betrug Die Fabrikation wurde in Sontheim bis 1982 betrieben anschliessend wurden die meisten Gebaude rasch abgerissen und die gewonnenen Flachen uberbaut Der 30 Meter hohe Rest des einst 82 Meter hohen Kamins wurde am 2 August 1984 abgerissen Die Augsburger Fabrik wurde 1993 von dem Bonnigheimer Garnhersteller Amann amp Sohne ubernommen Markennamen Schlusselgarn Bearbeiten Ein lange von der Zwirnerei Ackermann verwendeter Markennamen war der Begriff Schlusselgarn Dieser geht auf das am Verwaltungsgebaude in Sontheim befindliche Sandsteinwappen des Deutschordens Komturs Georg Adolph Speth Freiherr von und zu Schulzburg zuruck der das Gebaude im 17 Jahrhundert errichten liess Die drei vermeintlich auf dessen Wappen zu sehenden Schlussel sind von ihrer Bedeutung her eigentlich Wolfsfallen wurden jedoch als Schlussel fehlinterpretiert Ein einzelner Schlussel sowie ein im Profil gezeichneter Frauenkopf wurden bereits in den 1870er Jahren als eingetragene Fabrikmarken des Unternehmens in Anzeigen verwendet ebenso geht der Begriff Schlusselgarn auf jene Zeit zuruck Auf der Preisliste No 32 vom 3 Juli 1895 wurde erstmals ein gekreuzter Doppelschlussel als Fabrikmarke abgebildet An diesen Markennamen erinnert in Heilbronn Sontheim seit 1998 der Schlusselgarnweg Einzelnachweise Bearbeiten Uwe Jacobi Das war das 20 Jahrhundert in Heilbronn Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2001 ISBN 3 86134 703 2 S 9Literatur BearbeitenKarl Eckert Geschichte der Firma Zwirnerei Ackermann AG In Sontheim 1188 1988 Historische Erinnerungen anlasslich der 800 Jahrfeier Sontheimer Offener Kreis Sontheim 1988 Hubert Weckbach Unentschuldigtes Ausbleiben von der Arbeit wird bestraft Im Jahre 1882 errichtete die Zwirnerei Ackermann eine Arbeitsordnung In Schwaben und Franken Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme 36 Jahrgang Nr 11 Verlag Heilbronner Stimme November 1990 ZDB ID 128017 X Christhard Schrenk Hubert Weckbach fur Ihre Rechnung und Gefahr Rechnungen und Briefkopfe Heilbronner Firmen Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1994 ISBN 3 928990 48 9 Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Band 30 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zwirnerei Ackermann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwirnerei Ackermann amp oldid 228411506