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Die Synagoge in Baisingen einem heutigen Stadtteil von Rottenburg am Neckar zahlt zu den am besten erhaltenen Landsynagogen Deutschlands Sie wird als Museum genutzt und von einem Forderverein betreut Synagogengedenkstatte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Synagoge 1 1 Sanierungskonzept 1 2 Genisa 1 3 Museumskonzept 2 Judische Gemeinde in Baisingen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte der Synagoge BearbeitenDie Synagoge wurde 1784 im klassizistischen Stil errichtet Sie erhob sich mit zwei Stockwerken uber einem quadratischen Grundriss mit hohem Walmdach Der Hauptraum erhielt eine Kuppel aus Holz die als mit goldenen Sternen verzierter Himmel gestaltet wurde Die Frauenempore im Obergeschoss lag uber dem Nebenraum der dem Vorsanger und der judischen Schule vorbehalten war Bei einem Umbau 1837 38 wurde die Frauenempore uber die gesamte Westseite verlangert Bei diesem Umbau wurden auch die Banke und die Bima vielleicht auch der Toraschrein erneuert Um 1910 erhielt die Synagoge einen neuen Innenanstrich wobei auch die Malerei der Kuppel erneuert wurde Wahrend der Novemberpogrome am 10 November 1938 verwusteten SA Manner das Innere und verbrannten das Gestuhl den Toraschrein und die Bima Das Gebaude selbst wurde nicht angezundet da die benachbarten Hauser sonst gefahrdet worden waren Zuvor hatte der NSDAP Politiker Philipp Baetzner die SA Manner mit einer Rede in Horb zu Ausschreitungen angestachelt Baetzner wurde im Juni 1948 vom Landgericht Rottweil zu 18 Monaten Gefangnis verurteilt 1 Bald darauf wurde die Synagoge als landwirtschaftliche Scheune genutzt und dazu ein grosses Tor in die Ostwand gebrochen Der untere Nebenraum wurde zum Schweinestall Seit 1984 steht die Synagoge unter Denkmalschutz Vier Jahre spater erwarb die Stadt Rottenburg das Gebaude und bereitete eine Instandsetzung vor die in Etappen auch durch viele ehrenamtliche Helfer bis zur Eroffnung 1998 durchgefuhrt wurde Sanierungskonzept Bearbeiten Da es in Baisingen keine judische Gemeinde mehr gibt war die Wiederherstellung des Gebaudes als Synagoge ausgeschlossen Das Gebaude sollte auch nicht in seinen ursprunglichen Zustand zuruckversetzt werden Wichtig war den Verantwortlichen vielmehr alle wichtigen Spuren seiner Geschichte zu bewahren den Innenraum mit seiner Bemalung wobei an der seitlichen Emporenwand ein alterer Farbbefund zu Tage trat die Abdrucke im Wandputz der von den SA Mannern herausgerissenen Banke das Loch das beim Umwerfen des Ofens mit seinem Kaminrohr mitten in der Westempore und in der Kuppel entstand der beim Herausreissen des Kronleuchters entstandene Putzschaden im Kuppelscheitel das Scheunentor aus der Zeit der landwirtschaftlichen Nutzung ohne die die Synagoge wahrscheinlich abgerissen worden ware Soweit es moglich war wurde der uberlieferte Zustand konserviert Es wurde ein neuer Fussboden verlegt Das Fundament der Bima und des Toraschreins wurde dabei ausgespart Die Haupttur zur Synagoge wurde restauriert Sie bleibt aber verschlossen um deutlich zu machen dass die Synagoge nicht mehr als Gebetsraum dient Der Zutritt erfolgt heute uber den Nebenraum Der Kronleuchter ist erst kurze Zeit vor der Sanierung verschwunden Er soll irrtumlich als Gastgeschenk an die Gemeinde Gols gelangt sein Die Mitglieder des Vereins bemuhen sich weitere Zeugnisse und Gegenstande der Synagoge zu sammeln und wieder im Museum zu zeigen Genisa Bearbeiten Im Dachstuhl uber der Synagoge befand sich ein Depot fur alles was fur das religiose Gemeindeleben nicht mehr benotigt wurde Ursprung dieser Tradition war das Gebot keine Schriften wegzuwerfen in denen der Name Gottes genannt wurde In diesem Genisa genannten Versteck wurden 1990 vom Landesdenkmalamt etliche Gegenstande ganz oder fragmentarisch geborgen zerlesene Gebetbucher erbauliche Schriften Wand und Taschenkalender zahlreiche mit Segensspruchen bestickte oder bemalte Beschneidungstucher Tora Wimpel genannt weil mit ihnen eine Zeitlang die Torarolle umwickelt war Gebetsriemen Tefillin der Rest einer Parochet vom Toraschrein und als Besonderheit ein Widderhorn Schofar das zum Neujahrsfest geblasen wurde Museumskonzept Bearbeiten Auf der Empore wurde eine Dauerausstellung uber das fast 400 jahrige Gemeindeleben in Baisingen eingerichtet Die Geschichte der Familien und ihrer Synagoge wird erganzt durch die Genisafunde und andere Zeugnisse des judischen Lebens Hauptexponat des Museums ist naturlich das Gebaude selbst da alle Phasen seiner Geschichte sichtbar bleiben Getragen und betreut wird das Museum durch einen 1989 gegrundeten Forderverein dessen Mitglieder auch die Restaurierungs und Sanierungsarbeiten tatkraftig und finanziell unterstutzt haben Judische Gemeinde in Baisingen Bearbeiten nbsp Judischer FriedhofSeit 1596 sind judische Einwohner in Baisingen bezeugt Nach der Vertreibung aus den grosseren Stadten aus Vorderosterreich und dem Herzogtum Wurttemberg fanden die Juden in reichsritterschaftlichen Dorfern unter dem Schutz der Ortsherren eine neue Heimat in Baisingen waren dies seit 1696 die Schenken von Stauffenberg Sie wiesen die Juden in Schutzhauser ein deren Zahl sich mit dem Anwachsen der judischen Bevolkerung vermehrte Seit 1778 gab es auch einen judischen Friedhof Er stellt neben der Synagoge das zweite wichtige Zeugnis des judischen Lebens in Baisingen dar Nach ihrer burgerlichen Gleichstellung im 19 Jahrhundert errichteten einige Juden grosse Hauser im Dorf die heute noch das Ortsbild pragen 1843 waren fast ein Drittel der Einwohner Baisingens Juden Spater ging die Zahl wieder zuruck 1933 lebten jedoch immer noch 86 Juden im Dorf Etwa 60 wanderten in der Folgezeit aus die Zuruckgebliebenen wurden in die Vernichtungslager deportiert Nur wenige Uberlebende kehrten 1945 wieder nach Baisingen zuruck Literatur BearbeitenFaltblatt zur Ausstellung hrsg vom Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Stuttgart und dem Forderverein Synagoge Baisingen e V Rottenburg am Neckar 4 Aufl 2006 Karlheinz Geppert Das judische Baisingen Baisingen und Rottenburg am Neckar Orte judischer Geschichte Lindenberg Fink 2022 ISBN 978 3 95976 404 9 S 6 10 Weblinks Bearbeitenhttp www rottenburg de sixcms detail php id 562 amp lnav 51 http www alemannia judaica de baisingen synagoge htmEinzelnachweise Bearbeiten Carsten Kohlmann die einzelnen Tater nach Moglichkeit geheim zu halten Zur Biografie von NSDAP Kreisleiter Philipp Baetzner 1897 1961 und seiner Rolle bei den Pogromen am 9 und 10 November 1938 im Kreis Horb In Gedenkstattenrundbrief 5 November 2010 S 1 5 PDF 1 8 MB Judische Museen in Baden Wurttemberg Alte Synagoge Eppingen Bernheimersche Realschule in Buttenhausen Haus am judischen Friedhof in Laupheim Judisches Museum Buttenhausen Judisches Museum Creglingen Judisches Museum Emmendingen Judisches Museum Gailingen Judisches Museum Goppingen Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn Rabbinatsmuseum Braunsbach Synagoge Baisingen Synagoge Buchen Odenwald Synagoge Haigerloch Synagoge Hemsbach Synagoge Kippenheim Synagoge Michelbach an der Lucke Synagoge Oberdorf am Ipf Synagoge Sennfeld Synagoge Steinsfurt 48 50492 8 77412 Koordinaten 48 30 17 7 N 8 46 26 8 O Normdaten Geografikum GND 1231269928 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Baisingen amp oldid 234816435