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Horno niedersorbisch Rogow war ein Dorf im Landkreis Spree Neisse in der Niederlausitz im Sudosten des Landes Brandenburg Es lag im Gebiet des Braunkohletagebaus Janschwalde und musste 2004 dem Tagebau weichen Die meisten Einwohner siedelten nach Neu Horno auf dem Gebiet der Stadt Forst Lausitz um Ubersichtskarte der verschwundenen Ortschaft HornoBagger reissen die ehemaligen Wohnhauser einDie ehemalige Kaufhalle in Horno Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Ortsgeschichte 2 2 Umsiedlung 2 3 Ausgrabungen um 2004 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenHorno lag in der Niederlausitz 18 Kilometer Luftlinie nordostlich der Stadt Cottbus Nordlich der Ortschaft lagen der Forst Janschwalde und die Griessener Heide Im Osten grenzte die Gemeinde an Polen Umliegende Ortschaften waren Griessen im Nordosten Strzegow im Osten Briesnig im Sudosten Grotsch und Heinersbruck im Sudwesten Radewiese im Westen und Janschwalde Kolonie im Nordwesten Geschichte BearbeitenOrtsgeschichte Bearbeiten Horno wurde 1346 1495 erstmals urkundlich erwahnt Der Ortsname beschreibt metaphorisch die Lage des Ortes da dieser auf einem spornartigen Vorsatz der Lieberoser Heide lag von niedersorbisch rog Horn Spitze Ecke Winkel 1 Horno gehorte ab 1635 zum Kurfurstentum Sachsen das im Jahr 1806 zum Konigreich Sachsen erhoben wurde Nach der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Teilung des Konigreiches Sachsen wurde der Ort der Provinz Brandenburg im Konigreich Preussen angeschlossen Bei der Gebietsreform im folgenden Jahr wurde Horno dem Landkreis Guben im Regierungsbezirk Frankfurt zugeordnet Laut der Topografisch statistischen Ubersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a d O aus dem Jahr 1844 hatte Horno um diese Zeit 421 Einwohner in 51 Wohngebauden zum Ort gehorte eine Windmuhle 2 Das Rittergut befand sich zu diesem Zeitpunkt im Besitz der Adelsfamilie Carolath Beuthen Im Jahr 1864 hatte Horno 600 Einwohner in 76 Wohnhausern 3 Bei der Volkszahlung vom 1 Dezember 1871 hatte die Landgemeinde Horno 604 Einwohner in 116 Familien und vier Einzelhaushalten Von den Einwohnern waren 309 Manner und 295 Frauen 157 Einwohner waren Kinder unter zehn Jahren Des Weiteren waren alle Einwohner evangelisch lutherischer Konfession 4 Fur seine Statistik uber die sorbische Bevolkerung in der Lausitz ermittelte Arnost Muka im Jahr 1884 eine Einwohnerzahl von 606 davon waren 593 Sorben und dreizehn Deutsche 5 Am 1 Dezember 1910 hatte Horno 551 Einwohner In den folgenden Jahren ging die Einwohnerzahl immer weiter zuruck kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte Horno nur noch 459 Einwohner Nach Kriegsende wurden die Herren auf Horno enteignet und das Land auf Neubauern aufgeteilt Die Gemeinde gehorte fortan zur Sowjetischen Besatzungszone Insbesondere bedingt durch zugezogene Heimatvertriebene hatte Horno im Jahr 1946 692 Einwohner Ab 1947 gehorte der Ort zum Land Brandenburg das ab 1949 Teil der DDR wurde Bei der Gebietsreform im Jahr 1952 wurden der Landkreis Guben und das Land Brandenburg aufgelost und die Gemeinde Horno dem Kreis Guben im Bezirk Cottbus zugeordnet Im Jahr 1956 hatte Horno einen sorbischsprachigen Bevolkerungsanteil von 11 7 Prozent Umsiedlung Bearbeiten Aufgrund eines Beschlusses des Bezirkstags Cottbus im Jahre 1977 war Horno zur Devastierung vorgesehen Dies hatte unter anderem zur Folge dass keine Genehmigungen fur die Errichtung von Neubauten mehr erteilt wurden Ab 1977 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands protestierten die Bewohner Hornos unter der Beobachtung des Ministeriums fur Staatssicherheit der DDR gegen die Umsiedlung und das Abbaggern von Horno Jedoch auch nach der Wiedervereinigung konnten einige nachgewiesene Verfahrensfehler und verschiedene Gerichtsurteile gegen Eingemeindungen und Enteignungen den Braunkohletagebau nicht aufhalten Horno war ein Dorf mit uberwiegend sorbischen Einwohnern Bei den Versuchen den Ort zu erhalten spielte dies eine Rolle Unter anderem wurden mit dem Hinweis darauf Versuche unternommen uber den Landtag noch eine Bewahrung des Dorfes zu erreichen Nach der Wiedervereinigung gehorte Horno zunachst zum Landkreis Guben in Brandenburg Im Dezember 1992 schloss sich die Gemeinde zur Erledigung ihrer Verwaltungsgeschafte dem Amt Janschwalde an Der Landkreis Guben ging am 6 Dezember 1993 im neuen Landkreis Spree Neisse auf Das Ortsgebiet Hornos wurde am 1 Juli 1998 nach Janschwalde eingemeindet 6 Die Gemeinde hatte eine Flache von 10 47 Quadratkilometern und hatte vor der Auflosung 311 Einwohner Stand 31 Dezember 1997 Am 26 Oktober 2003 fusionierte die Gemeinde Janschwalde mit Drewitz und Griessen zu der neuen Gemeinde Janschwalde Gleichzeitig wurde das Amt Janschwalde in das Amt Peitz eingegliedert und damit aufgelost Ende 1999 lebten noch etwa 350 Menschen in Horno Mitte 2004 nur noch das Ehepaar Werner und Ursula Domain Am 9 Juni 2004 stimmte das Landesbergamt Brandenburg der Ubertragung des Haus und Gartengrundstucks des Ehepaars an die Vattenfall Europe Mining AG zu Das Paar klagte danach gegen die Enteignung vor dem Verwaltungsgericht Cottbus Anfang November 2005 schloss es einen Vergleich mit Vattenfall um einer drohenden Zwangsraumung zuvorzukommen Die Graber der Angehorigen dieses Ehepaares wurden 2004 zwangsumgebettet Teile des Dorfes wurden bereits Mitte 2004 abgerissen das letzte Haus wurde 2005 geraumt Nach amtlichen Daten wurden 320 Einwohner umgesiedelt 7 nbsp KAP Luftaufnahme auf Hohe Friedhof mit Blickrichtung nach Nordost auf den Ortskern von Horno Forst Lausitz im November 2013 nbsp Kirche im neuen HornoDer Hauptteil der Bevolkerung zog in den etwa 10 km entfernten eigens neu errichteten Stadtteil Horno von Forst Lausitz Die ubrigen nach Cottbus Guben Peitz neu angelegte Eigenheimsiedlung Hornoer Ring oder in umliegende Ortschaften Am 29 November 2004 wurde die 500 Jahre alte Feldsteinkirche Hornos durch Vattenfall gesprengt Altar und Turmhaube der alten Kirche waren bereits vorher demontiert und in der neuen Kirche am neuen Siedlungsstandort von Horno eingebaut worden Am 16 Dezember 2005 wurde Horno aus dem Ortsteilverzeichnis geloscht und horte damit rechtlich auf zu existieren 8 Die Gemarkung der ehemaligen Gemeinde gehort heute zum Ortsteil Janschwalde Dorf Ausgrabungen um 2004 Bearbeiten Wahrend der Abrissphase Hornos wurden durch Archaologen umfangreiche Ausgrabungen in der alten Kirche und dem alten Kirchhof sowie im Dorf durchgefuhrt Im Zuge der vollstandigen Dokumentation der Ortslage wurde der Kirchhof komplett untersucht Zwischen Dezember 2003 und November 2004 wurde die 2300 m grosse Friedhofsflache ausgegraben wobei 2 200 Graber nachgewiesen werden konnten Die fruhesten Graber stammten aus dem 13 14 Jahrhundert und reichten bis in Zeit der Untersuchung Die jungsten Graber wurden umgebettet und konnten noch als beraumte Grabgruben erfasst werden Die in den Grabgruben gefundene Keramik stammte uberwiegend aus dem 19 und 20 Jahrhundert So konnte vermutet werden dass eine betrachtliche Anzahl der Bestattungen aus dieser Zeit zumindest aber aus der fruhen Neuzeit stammte Die anthropologische Untersuchung umfasste 600 Graber 79 davon waren umgebettet worden 152 Individuen waren komplett zersetzt und oft nur noch als Leichenschatten zu erkennen 368 der Bestatteten konnten untersucht werden Der Erhaltungszustand war jedoch uberwiegend schlecht bis sehr schlecht Nur in wenigen Fallen waren die Knochen besser erhalten Im Rahmen des Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft Landliche Siedlung und kulturelle Transformation Hoch und spatmittelalterliche Landschaftsgestaltung im Spiegel von Grossgrabungen in Brandenburg sollten alle mittelalterlichen Bestattungen anthropologisch untersucht werden Nach einer Datierung der einzelnen Graber zeigte sich dass knapp 600 dieser Zeit zuzuordnen sind Die Knochenerhaltung der mittelalterlichen Skelette war durchgangig ziemlich schlecht So wies der uberwiegende Teil der Bestattungen keine erhaltenen Knochen mehr auf Der schlechte Erhaltungszustand resultierte vermutlich einerseits aus den sauren Sandboden auf der Hornoer Hochflache und andererseits aus der langen Belegungszeit des Friedhofs Nur von 146 Bestatteten konnten Individualdaten wie Sterbealter Geschlecht und Korperhohe bestimmt werden Die meisten waren im fortgeschrittenen Alter oder vor dem siebten Lebensjahr gestorben 9 10 11 12 Siehe auch BearbeitenListe der abgebrochenen Orte im Lausitzer Kohlerevier Archiv verschwundener OrteLiteratur BearbeitenMichael Gromm Horno ein Dorf in der Lausitz will leben Berlin 1995 Michael Gromm Horno Chronologie eines Untergangs PDF 96 kB In Jahrbuch fur Okologie 2006 Frank Forster Verschwundene Dorfer im Lausitzer Braunkohlenrevier 3 bearbeitete und erweiterte Auflage Domowina Verlag Bautzen 2014 S 110 117 Friedrich Dieckmann Ein Dorf fahrt in die Grube Horno hat verloren In Ruckwarts immer Berlin 2005 Detlef Karg Franz Schopper Hrsg Horno Zur Kulturgeschichte eines Niederlausitzer Dorfes Zwei Bande Wunsdorf 2006 ISBN 978 3 910011 43 4 Dieter Salzmann Letzte Hornoer sagen Wir gehen nicht In Die Welt 30 August 2004 Verlorene Heimat Der Bergbau und seine Auswirkungen auf Kirchen und Kirchengemeinden der Ober und Niederlausitz Hrsg Evangelische Kirchengemeinde Horno 2007 ISBN 3 935826 88 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Horno Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marina Achenbach Horno in der Lausitz ǀ Das erstaunliche Dorf In freitag de 24 August 2001 abgerufen am 13 Juni 2017 Andre Muller Aussichten in Horno Eine Geschichte vom Verschwinden In andremueller berlin Abgerufen am 13 Juni 2017 Bestandserfassung Horno In buero asd de asd Architektur Stadtbaugeschichte Denkmalpflege archiviert vom Original am 3 Februar 2017 abgerufen am 13 Juni 2017 Horno In archiv verschwundene orte de Abgerufen am 13 Juni 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Korner Ortsnamenbuch der Niederlausitz Studien zur Toponymie der Kreise Beeskow Calau Cottbus Eisenhuttenstadt Finsterwalde Forst Guben Lubben Luckau und Spremberg Deutsch Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Band 36 Akademie Verlag Berlin 1993 ISBN 3 05 000836 9 S 77 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Topographisch statistische Uebersicht des Regierungs Bezirks Frankfurt a d O Gustav Harnecker s Buchhandlung Frankfurt a O 1844 S 83 Nr 63 Online Topographisch statistisches Handbuch des Regierungs Bezirks Frankfurt a O Verlag von Gustav Harnecker u Co Frankfurt a O 1867 S 91 Nr 63 Online Konigliches Statistisches Bureau Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staats und ihre Bevolkerung Teil II Provinz Brandenburg Berlin 1873 S 186f Nr 49 online Arnost Muka Statistika luziskich Serbow Woblicenje a wopisanje Budysin 1884 1886 S 138 Online hier S 147 Anderungen bei den Gemeinden Deutschlands StBA siehe 1998 Horno Rogow Archiv verschwundener Orte abgerufen am 29 Dezember 2020 Gemeinde und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg LGB abgerufen am 29 Dezember 2020 Projekt Horno In anthropologie jungklaus de Abgerufen am 4 Juni 2017 Bettina Jungklaus Die mittelalterliche Population von Horno Niederlausitz Brandenburg In Sabine Eggebrecht Cristina Antonia Candea Wulf Schiefenhovel Hrsg Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft fur Anthropologie 8 Internationaler Kongress der Gesellschaft fur Anthropologie GfA 14 18 September 2009 Munchen Band 14 Heft 1 2 September 2009 ISSN 1420 4835 S 33 naturwissenschaften ch PDF 527 kB abgerufen am 13 Juni 2017 Bettina Jungklaus Wie lebten sie Wie starben sie Anthropologische Untersuchungen an Niederlausitzer Skeletten liefern Antworten In Archaologie in Berlin und Brandenburg Konrad Theiss Verlag 2009 ISSN 0948 311X S 114 117 Bettina Jungklaus Jens Henker Dorfentstehung und Dorfbevolkerungen Fallbeispiele aus der Niederlausitz In Heinz Dieter Heimann Klaus Neitmann Uwe Tresp Hrsg Die Nieder und Oberlausitz Konturen einer Integrationslandschaft Band 1 Mittelalter 2013 ISBN 978 3 86732 160 0 S 293 313 Ortsteile von Janschwalde Janschwalde Dorf Jansojce Wjas Janschwalde Ost Jansojce Podzajtso Drewitz Drjejce Griessen Gresna Horno Rogow devastiert 51 833268 14 564874 Koordinaten 51 50 N 14 34 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Horno Janschwalde amp oldid 238750641