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Die homologische Algebra ist ein Teilgebiet der Mathematik das seine Ursprunge in der algebraischen Topologie hat Die dort verwendeten Methoden lassen sich wesentlich verallgemeinern und auch in anderen mathematischen Gebieten einsetzen Das Erscheinen des heute klassischen Werkes Homological Algebra von Henri Cartan und Samuel Eilenberg im Jahre 1956 kann als Beginn der homologischen Algebra betrachtet werden Im darauffolgenden Jahr verallgemeinerte Alexander Grothendieck diese Ideen fur abelsche Kategorien 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge in der algebraischen Topologie 2 Hom Funktor und Tensor Funktor 3 Sequenzen von Homologiegruppen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUrsprunge in der algebraischen Topologie BearbeitenIn der algebraischen Topologie werden gewissen topologischen Raumen zuerst sogenannte Kettenkomplexe bzw Kokettenkomplexe und dann daraus gebildete Homologie bzw Kohomologiegruppen in funktorieller Weise zugeordnet Kettenkomplexe C displaystyle mathcal C nbsp sind Folgen d n 2 C n 1 d n 1 C n d n C n 1 d n 1 displaystyle ldots xrightarrow d n 2 C n 1 xrightarrow d n 1 C n xrightarrow d n C n 1 xrightarrow d n 1 ldots nbsp von Gruppen Moduln Vektorraumen oder anderen Strukturen C n displaystyle C n nbsp und Morphismen d n displaystyle d n nbsp zwischen ihnen so dass stets d n d n 1 0 displaystyle d n circ d n 1 0 nbsp gilt das heisst dass das Bild von d n 1 displaystyle d n 1 nbsp im Kern von d n displaystyle d n nbsp liegt Daher kann man die Faktorgruppen H n C k e r d n i m d n 1 displaystyle H n mathcal C mathrm ker d n mathrm im d n 1 nbsp bilden die man die n displaystyle n nbsp te Homologiegruppe nennt Ein typisches Beispiel sind Simplizialkomplexe die daraus abgeleiteten Homologiegruppen nennt man dann simpliziale Homologiegruppen Dreht man in obigen Uberlegungen alle Pfeile um so erhalt man auf analoge Weise die Kohomologiegruppen Das allgemeine Vorgehen lasst sich daher wie folgt zusammenfassen Topologischer Raum displaystyle longrightarrow nbsp Ko Kettenkomplex displaystyle longrightarrow nbsp Ko Homologiegruppen In einem ersten Schritt abstrahiert man von den topologischen Raumen und geht direkt von Kettenkomplexen aus Damit kann man auch fur andere mathematische Strukturen Ko Homologietheorien aufbauen So ergibt sich beispielsweise die Hochschild Homologie aus einem Kettenkomplex der einer Algebra uber einem Korper zugeordnet wird Diese Betrachtungsweise fuhrt zwanglos zur Untersuchung exakter Sequenzen und ihres Verhaltens unter Funktoren Weite Teile der Theorie lassen sich in beliebigen abelschen Kategorien ausfuhren Fur viele Anwendungen genugt aber bereits die Kategorie der Moduln uber einem Ring in der sich die grundlegenden Ideen entwickeln lassen In diesem Zusammenhang sei auch auf den Einbettungssatz von Mitchell verwiesen Manin und Sergei Gelfand sehen den Ursprung der homologischen Algebra in Hilberts Untersuchungen von Syzygien 2 Hom Funktor und Tensor Funktor BearbeitenEine besondere Bedeutung hat die Anwendung des Hom Funktors auf Sequenzen Sei 0 A 1 a A 2 b A 3 0 displaystyle 0 rightarrow A 1 xrightarrow alpha A 2 xrightarrow beta A 3 rightarrow 0 nbsp eine kurze exakte Sequenz etwa in der Kategorie der Moduln uber einem Ring Dabei bedeutet exakt dass an jeder Stelle Kern und Bild der beteiligten Morphismen gleich sind Insbesondere ist die Exaktheit bei A 1 displaystyle A 1 nbsp zur Injektivitat von a displaystyle alpha nbsp die Exaktheit bei A 3 displaystyle A 3 nbsp ist zur Surjektivitat von b displaystyle beta nbsp aquivalent Kurz steht fur die Lange 3 der Sequenz die endstandigen Nullobjekte werden dabei nicht mitgezahlt Man beachte dass noch kurzere Sequenzen trivial sind Eine exakte Sequenz der Lange 2 besagt lediglich dass A 1 displaystyle A 1 nbsp und A 2 displaystyle A 2 nbsp isomorph sind eine exakte Sequenz der Lange 1 ist nur fur A 1 0 displaystyle A 1 0 nbsp moglich Wendet man darauf nun den Hom Funktor H o m B displaystyle mathrm Hom B nbsp an wobei B displaystyle B nbsp ein weiterer Modul sei bzw ein weiteres Objekt aus der betrachteten Kategorie so erhalt man eine exakte Sequenz 0 H o m B A 1 a H o m B A 2 b H o m B A 3 displaystyle 0 rightarrow mathrm Hom B A 1 xrightarrow alpha mathrm Hom B A 2 xrightarrow beta mathrm Hom B A 3 nbsp wobei a H o m B a displaystyle alpha mathrm Hom B alpha nbsp durch a f a f displaystyle alpha f alpha circ f nbsp definiert ist und analog b displaystyle beta nbsp Im Allgemeinen lasst sich diese Sequenz nicht exakt mit dem Nullobjekt verlangern das heisst b displaystyle beta nbsp ist im Allgemeinen nicht surjektiv Dies fuhrt einerseits zum Begriff des projektiven Moduls denn genau fur projektive Moduln B displaystyle B nbsp lassen sich alle solche Sequenzen exakt mit dem Nullobjekt fortsetzen andererseits zum Begriff des Ext Funktors der im allgemeinen Fall bei einer exakten Fortsetzung obiger Sequenz an die Stelle des Nullobjektes auf der rechten Seite der Sequenz tritt Ersetzt man den Hom Funktor durch das Tensorprodukt mit einem Modul B displaystyle B nbsp so findet man ahnliche Verhaltnisse vor Wendet man den Funktor B displaystyle B otimes nbsp auf obige kurze exakte Sequenz an so erhalt man die exakte Sequenz B A 1 a B A 2 b B A 3 0 displaystyle B otimes A 1 xrightarrow alpha B otimes A 2 xrightarrow beta B otimes A 3 rightarrow 0 nbsp wobei nun a displaystyle alpha nbsp als i d B a displaystyle mathrm id B otimes alpha nbsp definiert ist und analog b displaystyle beta nbsp Diese Sequenz lasst sich auf der linken Seite im Allgemeinen nicht durch 0 exakt fortsetzen das heisst a displaystyle alpha nbsp ist im Allgemeinen nicht injektiv Dies fuhrt einerseits zum Begriff des flachen Moduls denn genau fur flache Moduln B displaystyle B nbsp lassen sich alle solche Sequenzen exakt mit dem Nullobjekt fortsetzen andererseits zum Begriff des Tor Funktors der bei einer exakten Fortsetzung obiger Sequenz an die Stelle des Nullobjektes auf der linken Seite der Sequenz tritt Betrachtet man das Gemeinsame der gerade mittels der Funktoren H o m B displaystyle mathrm Hom B nbsp und B displaystyle B otimes nbsp vorgestellten Konstruktionen so erhalt man den Begriff des abgeleiteten Funktors Ext und Tor lassen sich als Ableitungen dieser beiden Funktoren verstehen Sequenzen von Homologiegruppen BearbeitenEin weiteres wichtiges Thema der homologischen Algebra sind gewisse exakte Sequenzen aus Ko Homologiegruppen die deren Berechnung unterstutzen was hier kurz angerissen werden soll Unter einem Homomorphismus zwischen zwei Kettenkomplexen C C n n d n n displaystyle mathcal C C n n d n n nbsp und C C n n d n n displaystyle mathcal C C n n d n n nbsp versteht man eine Folge f n n displaystyle varphi n n nbsp von Homomorphismen f n C n C n displaystyle varphi n C n rightarrow C n nbsp so dass d n 2 C n 1 d n 1 C n d n C n 1 d n 1 f n 1 f n f n 1 d n 2 C n 1 d n 1 C n d n C n 1 d n 1 displaystyle begin array ccccccc ldots xrightarrow d n 2 amp C n 1 amp xrightarrow d n 1 amp C n amp xrightarrow d n amp C n 1 amp xrightarrow d n 1 ldots ldots amp downarrow varphi n 1 amp amp downarrow varphi n amp amp downarrow varphi n 1 amp ldots ldots xrightarrow d n 2 amp C n 1 amp xrightarrow d n 1 amp C n amp xrightarrow d n amp C n 1 amp xrightarrow d n 1 ldots end array nbsp ein kommutatives Diagramm ist Kerne und Bilder solcher Homomorphismen sind die Kettenkomplexe aus den Kernen und Bildern der f n displaystyle varphi n nbsp Damit kann man von exakten Sequenzen von Kettenkomplexen sprechen und bewegt sich in einer Kategorie die nicht aus Moduln uber einem Ring besteht Der Homomorphismus f f n n displaystyle varphi varphi n n nbsp zwischen den Kettenkomplexen induziert Homomorphismen H n f H n C H n C displaystyle H n varphi H n mathcal C rightarrow H n mathcal C nbsp indem man H n f x i m d n 1 f n x i m d n 1 displaystyle H n varphi x mathrm im d n 1 varphi n x mathrm im d n 1 nbsp fur x k e r d n displaystyle x in mathrm ker d n nbsp setzt und sich von der Wohldefiniertheit uberzeugt Ein typisches und grundlegendes Resultat der homologischen Algebra besagt Ist 0 C f C ps C 0 displaystyle 0 rightarrow mathcal C xrightarrow varphi mathcal C xrightarrow psi mathcal C rightarrow 0 nbsp eine kurze exakte Sequenz von Kettenkomplexen so liefert das Schlangenlemma Homomorphismen w n H n C H n 1 C displaystyle omega n H n mathcal C rightarrow H n 1 mathcal C nbsp so dass H n C H n f H n C H n ps H n C w n H n 1 C displaystyle ldots rightarrow H n mathcal C xrightarrow H n varphi H n mathcal C xrightarrow H n psi H n mathcal C xrightarrow omega n H n 1 mathcal C rightarrow ldots nbsp eine exakte Sequenz ist Sind einige der auftretenden Homologiegruppen 0 so kann man Isomorphismen zwischen anderen konstruieren und so zu Aussagen uber Homologiegruppen gelangen Obigen Satz nennt man manchmal den Hauptsatz uber Kettenkomplexe und spricht von sogenannten langen exakten Sequenzen Ahnliche Sequenzen kann man fur Ableitungen additiver Funktoren konstruieren Weitere Verallgemeinerungen fuhren zu den sogenannten Spektralsequenzen Siehe auch BearbeitenDe Rham Kohomologie Galoiskohomologie Garbenkohomologie Gruppenkohomologie Kategorientheorie K Theorie Mayer Vietoris Sequenz Universelles KoeffiziententheoremLiteratur BearbeitenHenri Cartan Samuel Eilenberg Homological algebra With an appendix by David A Buchsbaum Nachdruck des 1956 erschienenen Originals Princeton University Press Princeton 1999 ISBN 0 691 04991 2 David Eisenbud Commutative Algebra With a View Toward Algebraic Geometry Springer Verlag 1999 ISBN 0 387 94269 6 behandelt ab Kap 16 homologische Algebra John McCleary A User s Guide to Spectral Sequences Cambridge University Press 2000 ISBN 0 521 56759 9 Peter Hilton und Urs Stammbach A course in homological algebra 2 Auflage Springer Verlag Graduate Texts in Mathematics 1997 ISBN 0 387 94823 6 Saunders Mac Lane Homology Springer Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 114 1967 Joseph J Rotman An Introduction to Homological Algebra 2 Auflage Springer Verlag New York 2009 ISBN 978 0 387 24527 0 Tilman Bauer Homologische Algebra und Gruppenkohomologie Vorlesungsskript Wintersemester 2004 05 Universitat Munster uberarbeitete Fassung vom 18 Juni 2008 Abgerufen am 3 September 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Homologische Algebra Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lecture notes unvollstandig Einzelnachweise Bearbeiten Alexander Grothendieck Sur quelques points d algebre homologique In Tohoku Mathematical Journal Band 9 1957 S 119 221 Sergei I Gelfand Yuri I Manin Methods of Homological Algebra 2 Auflage Springer Berlin 2003 ISBN 978 3 642 07813 2 S 139 Homological algebra was founded by D Hilbert Normdaten Sachbegriff GND 4160598 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homologische Algebra amp oldid 220006856