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Im mathematischen Teilgebiet der Kategorientheorie und der homologischen Algebra ist ein abgeleiteter Funktor auch derivierter Funktor eines links oder rechtsexakten Funktors ein Mass dafur wie weit dieser von der Exaktheit abweicht Die Bezeichnung ruhrt daher dass analog dazu die Ableitungen einer Funktion messen wie sehr diese von einer konstanten Funktion abweicht Fur den Rest dieses Artikels seien C displaystyle C und D displaystyle D abelsche Kategorien und F C D displaystyle F colon C to D ein kovarianter linksexakter Funktor Im Falle eines kontravarianten und oder rechtsexakten Funktors gilt das Entsprechende wobei gegebenenfalls Pfeile umzudrehen und injektive durch projektive Objekte zu ersetzen sind 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Motivation 2 Definition 3 Existenz und Berechnung 4 Eigenschaften 5 Beispiele 6 EinzelnachweiseMotivation BearbeitenIst 0 A A A 0 displaystyle 0 to A to A to A to 0 nbsp exakt so ist zwar die entsprechende Sequenz 0 F A F A F A displaystyle 0 to F A to F A to F A nbsp exakt allgemein jedoch nicht die Fortsetzung durch 0 displaystyle to 0 nbsp Prinzipiell konnte man zwar die Sequenz so ist der Kokern schliesslich definiert durch coker F A F A 0 displaystyle to operatorname coker F A to F A to 0 nbsp exakt fortsetzen aber diese Fortsetzung hinge dann vom Homomorphismus A A displaystyle A to A nbsp ab Man hatte gern eine Abhangigkeit lediglich von den Objekten Dass bereits eines der beteiligten Objekte die Abweichung von der Exaktheit stark einschranken kann sieht man beispielsweise in dem Fall dass A displaystyle A nbsp ein injektives Objekt ist Dann ergibt sich namlich dass die Ursprungssequenz spaltet und A displaystyle A nbsp isomorph zu A A displaystyle A oplus A nbsp ist Dies ubertragt sich auf die Bildsequenz die in diesem Falle also ebenfalls eine kurze exakte Sequenz ist Insofern liegt die Vermutung nahe dass man zumindest unter geeigneten zusatzlichen Voraussetzungen allgemein eine exakte Sequenz 0 F A F A F A R 1 F A displaystyle 0 to F A to F A to F A to R 1 F A nbsp finden kann wobei das Objekt R 1 F A displaystyle R 1 F A nbsp funktoriell von A displaystyle A nbsp abhangt Ausserdem sollte R 1 F A displaystyle R 1 F A nbsp unter allen Kandidaten ein moglichst einfaches Objekt sein so sollte etwa R 1 F A 0 displaystyle R 1 F A 0 nbsp gelten wenn A displaystyle A nbsp injektiv ist Definition BearbeitenEine Folge G displaystyle G nbsp von Funktoren G n C D displaystyle G n colon C to D nbsp fur alle n 0 displaystyle n geq 0 nbsp heisse d Funktor wenn es zu jeder kurzen exakten Folge 0 A A A 0 displaystyle 0 to A to A to A to 0 nbsp naturliche Homomorphismen d n G n A G n 1 A displaystyle delta n colon G n A to G n 1 A nbsp gibt so dass die lange Folge 0 G 0 A G 0 A G 0 A G 1 A G 1 A G 1 A G 2 A displaystyle 0 to G 0 A to G 0 A to G 0 A to G 1 A to G 1 A to G 1 A to G 2 A to ldots nbsp exakt ist Genau genommen sollte man sogar die d n displaystyle delta n nbsp mit zu den Daten eines d Funktors zahlen wodurch sich insgesamt ein Funktor von der Kategorie kurzer exakter Sequenzen in die Kategorie langer exakter Sequenzen ergibt Sei R F displaystyle R F nbsp universell unter den d Funktoren G displaystyle G nbsp mit naturlicher Transformation F G 0 displaystyle F to G 0 nbsp d h es gebe eine naturliche Transformation F R 0 F displaystyle F to R 0 F nbsp und zu jedem G displaystyle G nbsp das seinerseits eine naturliche Transformation F G 0 displaystyle F to G 0 nbsp besitzt eindeutig bestimmte naturliche Transformationen R n F G n displaystyle R n F to G n nbsp fur alle n displaystyle n nbsp so dass die entsprechenden langen exakten Folgen kompatibel sind Dann heisst R n F displaystyle R n F nbsp der n displaystyle n nbsp te rechts abgeleitete Funktor von F displaystyle F nbsp Existenz und Berechnung BearbeitenEs gilt Besitzt C displaystyle C nbsp genugend viele injektive Objekte so existieren die abgeleiteten Funktoren R n F displaystyle R n F nbsp Hierbei bedeutet genugend viele injektive Objekte dass es zu jedem Objekt A Ob C displaystyle A in operatorname Ob C nbsp ein injektives Objekt I A displaystyle I A nbsp und einen Monomorphismus A I A displaystyle A to I A nbsp gibt Es sei zu jedem A displaystyle A nbsp ein solches I A displaystyle I A nbsp fest gewahlt und es gelte der Einfachheit halber I A A displaystyle I A A nbsp falls A displaystyle A nbsp bereits injektiv ist Dann konnen wir R 0 F displaystyle R 0 F nbsp setzen sowie vgl oben R n F I 0 displaystyle R n F I 0 nbsp fur n gt 0 displaystyle n gt 0 nbsp und injektive I displaystyle I nbsp und erhalten dann aus der kurzen exakten Sequenz 0 A I A I A A 0 displaystyle 0 to A to I A to I A A to 0 nbsp die zu bildende lange exakte Sequenz 0 F A F I A F I A A R 1 F A 0 R 1 F I A A R 2 F A 0 displaystyle 0 to F A to F I A to F I A A to R 1 F A to 0 to R 1 F I A A to R 2 F A to 0 ldots nbsp welche R 1 F A coker F I A F I A A displaystyle R 1 F A operatorname coker F I A to F I A A nbsp sowie R n 1 F A R n F I A A displaystyle R n 1 F A R n F I A A nbsp nahelegt Um alle R n F displaystyle R n F nbsp zu Funktoren zu machen muss man noch die Wirkung auf Homomorphismen untersuchen wobei es genugt R 1 F displaystyle R 1 F nbsp zu betrachten Ist f A B displaystyle f colon A to B nbsp ein Homomorphismus so lasst sich dieser in nicht eindeutiger Weise fortsetzen so dass man ein kommutatives Diagramm 0 A I A I A A 0 0 B I B I B B 0 displaystyle begin matrix 0 to amp A amp to amp I A amp to amp I A A amp to amp 0 amp downarrow amp amp downarrow amp amp downarrow 0 to amp B amp to amp I B amp to amp I B B amp to amp 0 end matrix nbsp erhalt welches ein Diagramm 0 F A F I A F I A A R 1 F A 0 0 F B F I B F I B B R 1 F B 0 displaystyle begin matrix 0 to amp F A amp to amp F I A amp to amp F I A A amp to amp R 1 F A amp to amp 0 amp downarrow amp amp downarrow amp amp downarrow amp amp downarrow 0 to amp F B amp to amp F I B amp to amp F I B B amp to amp R 1 F B amp to amp 0 end matrix nbsp induziert Dass hierbei wenigstens der rechte senkrechte Pfeil eindeutig ist und somit R 1 F displaystyle R 1 F nbsp in der Tat einen Funktor definiert weist man durch Diagrammjagd nach Denn falls f displaystyle f nbsp der Nullhomomorphismus ist faktorisiert I A A I B B displaystyle I A A to I B B nbsp uber I B I B B displaystyle I B to I B B nbsp d h man kann das ursprungliche Diagramm um eine Diagonale I A A I B displaystyle I A A to I B nbsp kommutativ erganzen infolgedessen ebenso das zweite Diagramm um F I A A F I B displaystyle F I A A to F I B nbsp woraus sich wiederum rechts der Nullhomomorphismus ergibt Alternativ bildet man eine injektive Auflosung von A displaystyle A nbsp d h eine exakte Folge 0 A I 0 I 1 I 2 displaystyle ldots to 0 to A to I 0 to I 1 to I 2 to ldots nbsp mit injektiven Objekten I n displaystyle I n nbsp z B I 0 I A displaystyle I 0 I A nbsp I 1 I I 0 A displaystyle I 1 I I 0 A nbsp etc Man gewinnt dann alle R n F A displaystyle R n F A nbsp auf einen Schlag als die n displaystyle n nbsp te Kohomologie des Komplexes F I 0 F I 0 F I 1 F I 2 displaystyle F I ldots to 0 to F I 0 to F I 1 to F I 2 to ldots nbsp mit F I n displaystyle F I n nbsp an der n displaystyle n nbsp ten Stelle weshalb dies wohl die in der Literatur meistverbreitete Methode ist Mit dem Schlangenlemma und dem Hufeisenlemma zeigt man dann dass R F displaystyle R F nbsp in der Tat ein d Funktor ist Durch weitere Diagrammjagden weist man nach dass R F displaystyle R F nbsp die universelle Eigenschaft hat Daher ist das Ergebnis insbesondere im Wesentlichen nicht von der Wahl der injektiven Auflosung abhangig Fur die konkrete Berechnung kann man sogar anstelle einer injektiven auch eine Auflosung durch F displaystyle F nbsp azyklische Objekte M i displaystyle M i nbsp verwenden d h R n F M i 0 displaystyle R n F M i 0 nbsp fur n 1 2 displaystyle n 1 2 ldots nbsp ist bereits bekannt Es gilt dann H i F M R i F A displaystyle H i F M cong R i F A nbsp Entsprechend kann man Linksableitungen rechtsexakter Funktoren fur Kategorien mit genugend vielen projektiven Objekten d h zu jedem A Ob C displaystyle A in operatorname Ob C nbsp existiert ein projektives P displaystyle P nbsp und ein Epimorphismus P A displaystyle P to A nbsp uber projektive Auflosungen berechnen Eigenschaften BearbeitenAllgemeiner sind R 0 F displaystyle R 0 F nbsp und F displaystyle F nbsp lediglich naturlich aquivalente Funktoren Gleichheit ist eine Besonderheit der ersten oben angegebenen Konstruktion Ist A displaystyle A nbsp injektiv so ist R n F A 0 displaystyle R n F A 0 nbsp fur n 1 displaystyle n geq 1 nbsp Ist F displaystyle F nbsp ein exakter Funktor so ist R n F displaystyle R n F nbsp der Nullfunktor fur n 1 displaystyle n geq 1 nbsp Beispiele BearbeitenExt ist die Rechtsableitung des Hom Funktors Tor ist die Linksableitung des Tensorproduktes Garbenkohomologie ist die Rechtsableitung des Funktors globale Schnitte Gruppenkohomologie ist die Rechtsableitung des Funktors Invarianten Einzelnachweise Bearbeiten Peter Hilton Lectures in Homological Algebra American Mathematical Society 1971 ISBN 0821816578 Kap 3 Properties of derived functors Saunders Mac Lane Homology Springer Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 114 1967 Kap XII Derived Functors Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abgeleiteter Funktor amp oldid 162525710