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Funktoren sind ein zentrales Grundkonzept des mathematischen Teilgebiets der Kategorientheorie Ein Funktor ist eine strukturerhaltende Abbildung zwischen zwei Kategorien Konkrete Funktoren haben in vielen Teilgebieten der Mathematik eine besondere Bedeutung Funktoren werden auch Diagramme genannt mitunter nur in bestimmten Kontexten da sie eine formale Abstraktion kommutativer Diagramme darstellen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Erlauterungen 1 2 Kontravarianter Funktor 2 Beispiele 3 Elementare Eigenschaften 4 Multifunktoren 4 1 Bemerkung 4 2 Beispiele 5 Eigenschaften von Funktoren 6 Naturliche Transformationen 7 Diagramme und Limites 8 Siehe auch 9 Literatur 10 WeblinksDefinition BearbeitenSeien C D displaystyle mathcal C mathcal D nbsp Kategorien Ein kovarianter Funktor ist eine Abbildung F C D displaystyle F colon mathcal C to mathcal D nbsp die Objekte auf Objekte abbildet F O b C O b D displaystyle F rm Ob mathcal C to rm Ob mathcal D nbsp Morphismen auf Morphismen abbildet seien X Y Z displaystyle X Y Z nbsp Objekte in C displaystyle mathcal C nbsp dann gilt F Mor C X Y Mor D F X F Y displaystyle F colon operatorname Mor mathcal C X Y to operatorname Mor mathcal D F X F Y nbsp so dass F i d X i d F X displaystyle F mathrm id X mathrm id F X nbsp F g f F g F f displaystyle F g circ f F g circ F f nbsp fur alle Morphismen f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp und g Y Z displaystyle g colon Y to Z nbsp Erlauterungen Bearbeiten Der Funktor erhalt somit Identitatsmorphismen und Kompositionen Fur jeden Morphismus u A B displaystyle u colon A to B nbsp in C displaystyle mathcal C nbsp gilt F u F A F B displaystyle F u colon F A to F B nbsp Ein Funktor F C C displaystyle F colon mathcal C to mathcal C nbsp von einer Kategorie auf sich selbst heisst Endofunktor Funktoren ermoglichen den Ubergang von einer Kategorie zu einer anderen wobei die genannten Regeln gelten Das Bestehen dieser Regeln nennt man auch die Funktorialitat dieses Ubergangs oder man sagt die diesem Ubergang zu Grunde liegende Konstruktion sei funktoriell Kontravarianter Funktor Bearbeiten Ein kovarianter Funktor auf der dualen Kategorie F C op D displaystyle F colon mathcal C operatorname op to mathcal D nbsp wird als kontravarianter Funktor oder Kofunktor F C D displaystyle F colon mathcal C to mathcal D nbsp bezeichnet und kann als Abbildung von C displaystyle mathcal C nbsp nach D displaystyle mathcal D nbsp angesehen werden indem man die Morphismen in C displaystyle mathcal C nbsp und C op displaystyle mathcal C operatorname op nbsp miteinander identifiziert Konkret ist eine Abbildung F C D displaystyle F colon mathcal C to mathcal D nbsp genau dann ein kontravarianter Funktor wenn Objekte auf Objekte abgebildet werden und Morphismen auf Morphismen abgebildet werden seien X Y Z displaystyle X Y Z nbsp Objekte in C displaystyle mathcal C nbsp dann gilt F Mor C X Y Mor D F Y F X displaystyle F colon operatorname Mor mathcal C X Y to operatorname Mor mathcal D F Y F X nbsp so dass F i d X i d F X displaystyle F mathrm id X mathrm id F X nbsp F g f F f F g displaystyle F g circ f F f circ F g nbsp fur alle Morphismen f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp und g Y Z displaystyle g colon Y to Z nbsp beachte die geanderte Reihenfolge auf der rechten Seite Beispiele BearbeitenDer identische Funktor i d C C displaystyle mathrm id colon mathcal C to mathcal C nbsp der jedem Morphismus sich selbst zuordnet ist ein kovarianter Funktor Ist C displaystyle mathcal C nbsp die Kategorie der Vektorraume mit den linearen Abbildungen als Morphismen und ordnet F C C displaystyle F mathcal C rightarrow mathcal C nbsp jedem Vektorraum V displaystyle V nbsp seinen Dualraum V displaystyle V nbsp zu und jeder linearen Abbildung f V W displaystyle f colon V rightarrow W nbsp die duale Abbildung f W V displaystyle f colon W rightarrow V nbsp zu so ist F displaystyle F nbsp ein kontravarianter Funktor Haufig anzutreffen sind Vergissfunktoren Beispielsweise sind in der Kategorie der Gruppen die Objekte Gruppen also mit einer Verknupfung versehene Mengen und die Morphismen Gruppenhomomorphismen also bestimmte Abbildungen zwischen diesen Mengen Die Verkettung von Morphismen ist dabei nichts anderes als die Verkettung von Abbildungen Der Vergissfunktor ist nun ein Funktor in die Kategorie der Mengen er vergisst die Zusatzstruktur und weist jeder Gruppe die zugrundeliegende Menge und jedem Gruppenhomomorphismus die entsprechende Abbildung auf dieser Menge zu Entsprechende Vergissfunktoren gibt es fur alle Kategorien algebraischer Strukturen oder auch fur Kategorien topologischer Raume mit stetigen Abbildungen etc Die duale Kategorie einer Kategorie besteht aus denselben Morphismen wobei jedoch die Verkettung umgekehrt definiert ist Der Dualitatsfunktor w C C op displaystyle omega colon mathcal C to mathcal C operatorname op nbsp der jedem Morphismus sich selbst zuordnet ist also ein kontravarianter Funktor Auf der Kategorie der Mengen definiert man den Potenzmengenfunktor der jeder Menge ihre Potenzmenge zuordnet und jeder Abbildung f A B displaystyle f colon A to B nbsp die Urbildbildung P B P A S f 1 S displaystyle mathcal P B to mathcal P A S mapsto f 1 S nbsp zuordnet Der Potenzmengenfunktor ist kontravariant Ahnliche Funktoren tauchen auch in anderen Kategorien auf bei denen man nur bestimmte Abbildungen als Morphismen zulasst und statt der Potenzmenge und Abbildungen zwischen ihnen bestimmte Verbande und Homomorphismen zwischen ihnen betrachtet siehe etwa Darstellungssatz fur Boolesche Algebren Sind C displaystyle mathcal C nbsp und D displaystyle mathcal D nbsp Kategorien und D D displaystyle D in mathcal D nbsp ein Objekt so heisst der Funktor C D displaystyle mathcal C rightarrow mathcal D nbsp der jedes Objekt auf D displaystyle D nbsp und jeden Morphismus auf 1 D displaystyle 1 D nbsp abbildet der konstante Funktor mit Wert D displaystyle D nbsp Elementare Eigenschaften BearbeitenDie Verkettung zweier kovarianter Funktoren ist wieder ein kovarianter Funktor Die Verkettung zweier kontravarianter Funktoren ist ein kovarianter Funktor Die Verkettung eines kovarianten mit einem kontravarianten Funktor ist ein kontravarianter Funktor Das Bild eines Isomorphismus unter einem Funktor ist wiederum ein Isomorphismus Das Bild einer Retraktion bzw einer Koretraktion unter einem kovarianten Funktor ist wiederum eine Retraktion bzw eine Koretraktion Das Bild eines Epimorphismus bzw eines Monomorphismus unter einem kovarianten Funktor ist im Allgemeinen kein Epimorphismus bzw Monomorphismus da die Kurzbarkeit durch eine Nichtsurjektivitat des Funktors nicht erhalten bleiben muss Das Bild eines Funktors ist im Allgemeinen keine Unterkategorie der Zielkategorie denn es konnen verschiedene Objekte auf dasselbe Objekt abgebildet werden wodurch Verkettungen von Morphismen des Bildes des Funktors nicht mehr im Bild liegen mussen Betrachte etwa eine Kategorie C displaystyle mathcal C nbsp mit den Objekten A B 0 B 1 C displaystyle A B 0 B 1 C nbsp und Morphismen u A B 0 displaystyle u colon A to B 0 nbsp v B 1 C displaystyle v colon B 1 to C nbsp und eine Kategorie D displaystyle mathcal D nbsp mit den Objekten A B C displaystyle A B C nbsp und Morphismen f A B displaystyle f colon A to B nbsp g B C displaystyle g colon B to C nbsp g f A C displaystyle gf colon A to C nbsp F C D displaystyle F mathcal C to mathcal D nbsp sei ein Funktor mit F A A displaystyle F A A nbsp F B 0 F B 1 B displaystyle F B 0 F B 1 B nbsp F C C displaystyle F C C nbsp F u f displaystyle F u f nbsp F v g displaystyle F v g nbsp Dann liegen F u displaystyle F u nbsp und F v displaystyle F v nbsp im Bild von F displaystyle F nbsp nicht aber F v F u g f displaystyle F v F u gf nbsp Multifunktoren BearbeitenSei eine Familie von Kategorien C i i I displaystyle mathcal C i i in I nbsp bezuglich einer kleinen Menge I displaystyle I nbsp gegeben Ein kovarianter Funktor F displaystyle F nbsp von der Produktkategorie i C i displaystyle textstyle prod i mathcal C i nbsp in eine Kategorie D displaystyle mathcal D nbsp heisst nun kovarianter Multifunktor Nun betrachtet man auch Multifunktoren die in manchen Komponenten ko und in manchen kontravariant sind F i C i D displaystyle F colon textstyle prod i mathcal C i to mathcal D nbsp heisst genau dann Multifunktor der Varianz v I 0 1 displaystyle v colon I to 0 1 nbsp die 0 displaystyle 0 nbsp zeige Kovarianz die 1 displaystyle 1 nbsp Kontravarianz an wenn er aufgefasst als Abbildung von i C i wenn v i 0 C i op wenn v i 1 displaystyle prod i begin cases mathcal C i amp text wenn v i 0 mathcal C i operatorname op amp text wenn v i 1 end cases nbsp nach D displaystyle mathcal D nbsp ein kovarianter Multifunktor ist Ein Multifunktor auf dem Produkt zweier Kategorien heisst Bifunktor Schrankt man den Definitionsbereich eines Multifunktors in einzelnen Komponenten auf ein einzelnes Objekt ein so erhalt man einen partiellen Funktor ebenfalls ein Multifunktor der in den ubrigen Komponenten seine Varianz behalt Bemerkung Bearbeiten Die Varianz eines Funktors ist im Allgemeinen nicht eindeutig Trivialbeispiel Auf der Kategorie die nur aus einem einzigen Objekt mit seinem Identitatsmorphismus besteht ist der Identitatsfunktor ko und kontravariant Dies gilt auch allgemeiner in Kategorien deren Morphismen alle Automorphismen sind sodass die Automorphismengruppen abelsch sind Beispiel fur Mehrdeutigkeit bei Multifunktoren ist eine kanonische Projektion von einer Produktkategorie in eine Komponente dieser Funktor ist in allen anderen Komponenten sowohl ko als auch kontravariant Beispiele Bearbeiten Ein uberall in der Kategorientheorie besonders wichtiger Funktor ist der Hom Funktor Hom C displaystyle operatorname Hom mathcal C nbsp der fur jede lokal kleine Kategorie C displaystyle mathcal C nbsp auf dem Produkt C C displaystyle mathcal C times mathcal C nbsp als Bifunktor der Varianz 1 0 displaystyle 1 0 nbsp in die Kategorie der Mengen definiert ist Fur zwei Objekte A B displaystyle A B nbsp in der Kategorie C displaystyle mathcal C nbsp sei zunachst Hom C A B displaystyle operatorname Hom mathcal C A B nbsp als die Menge aller Morphismen von A displaystyle A nbsp nach B displaystyle B nbsp definiert Fur zwei Morphismen f A B g C D displaystyle f colon A to B g colon C to D nbsp in C displaystyle C nbsp seiHom C f g Hom C B C Hom C A D m g m f displaystyle operatorname Hom mathcal C f g colon operatorname Hom mathcal C B C to operatorname Hom mathcal C A D m mapsto gmf nbsp dd definiert Fur jedes Objekt A displaystyle A nbsp sind die partiellen Hom Funktoren Hom A displaystyle operatorname Hom A nbsp bzw Hom A displaystyle operatorname Hom A nbsp ko bzw kontravariante Funktoren Das Kronecker Produkt ist ein Bifunktor der Varianz 0 0 displaystyle 0 0 nbsp in der Kategorie der Matrizen dies gilt auch allgemeiner fur Tensorprodukte In der homologischen Algebra spielen der Ext Funktor und der Tor Funktor eine besondere Rolle Eigenschaften von Funktoren BearbeitenWie bei den meisten mathematischen Strukturen ublich liegt es nahe injektive surjektive und bijektive Funktoren zu betrachten Die Umkehrfunktion eines bijektiven Funktors ist wie bei allen algebraischen Strukturen wiederum ein Funktor man spricht daher in diesem Fall von einem Isomorphismus zwischen Kategorien Dieser Isomorphismenbegriff ist jedoch fur die Kategorientheorie in einem gewissen Sinne unnaturlich Fur die Struktur einer Kategorie spielt es namlich im Wesentlichen keine Rolle ob zu einem Objekt weitere isomorphe Objekte vorhanden sind Die Morphismen von zwei isomorphen Objekten zu einem beliebigen Objekt entsprechen einander vollkommen und umgekehrt Fur einen Isomorphismus im obigen Sinne ergibt es jedoch einen Unterschied wie viele angenommen man bewegt sich in einer kleinen Kategorie sodass man von Anzahlen sprechen kann isomorphe Objekte jeweils vorhanden sind eine Eigenschaft die fur kategorientheoretische Betrachtungen im Allgemeinen keine Rolle spielt Solche Anzahlen konnen etwa von vollig belanglosen Details in der Konstruktion einer Kategorie abhangen definiert man differenzierbare Mannigfaltigkeiten als Teilmengen der R n displaystyle mathbb R n nbsp in dem Fall gibt es eine Menge aller Mannigfaltigkeiten oder als beliebige Mengen mit einer differenzierbaren Struktur diese bilden eine echte Klasse Sind je zwei nulldimensionale Vektorraume gleich entsprechend der Sprechweise der Nullvektorraum oder nur isomorph etc Daher definiert man gewisse Eigenschaften von Funktoren die unempfindlich unter Hinzufugen oder Entfernen von isomorphen Objekten sind Ein Funktor F C D displaystyle F colon mathcal C to mathcal D nbsp heisst treu wenn keine zwei verschiedenen Morphismen zwischen denselben Objekten auf denselben Morphismus abgebildet werden d h er ist injektiv auf jeder Klasse C A B displaystyle mathcal C A B nbsp von Morphismen zwischen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp Analog dazu heisst er voll wenn er auf jeder Klasse C A B displaystyle mathcal C A B nbsp surjektiv ist Ein volltreuer Funktor ist ein Funktor der voll und treu ist Ein wesentlich surjektiver Funktor ist nun ein Funktor sodass fur jedes Objekt in D displaystyle mathcal D nbsp ein isomorphes Objekt existiert das im Bild von F displaystyle F nbsp liegt Eine Aquivalenz ist nun ein Funktor der volltreu und wesentlich surjektiv ist Dies stellt in gewisser Hinsicht einen naturlicheren Isomorphiebegriff fur Kategorien dar Eine Aquivalenz besitzt zwar keine inverse Funktion im wortlichen Sinne wohl aber etwas Ahnliches in Form einer Aquivalenz von D displaystyle D nbsp nach C displaystyle C nbsp sodass bei Verkettung der beiden Aquivalenzen Objekte auf isomorphe Objekte abgebildet werden Betrachtet man statt Kategorien nur Skelette von Kategorien so stimmt der Begriff der Aquivalenz mit dem der Isomorphie uberein Naturliche Transformationen Bearbeiten Hauptartikel Naturliche Transformation Funktoren konnen nicht nur als Morphismen in Kategorien von Kategorien aufgefasst werden sondern konnen auch als Objekte von Kategorien aufgefasst werden Als Morphismen zwischen Funktoren betrachtet man dabei meist naturliche Transformationen Diagramme und Limites Bearbeiten Hauptartikel Limes Kategorientheorie Viele Begriffe werden in der Mathematik uber kommutative Diagramme definiert Beispielsweise lasst sich das Inverse f 1 displaystyle f 1 nbsp eines Morphismus f displaystyle f nbsp in einer Kategorie C displaystyle mathcal C nbsp so definieren dass das folgende Diagramm kommutiert nbsp Dies lasst sich so formalisieren dass ein Funktor von einer Kategorie mit zwei Objekten und zwei nicht identischen Morphismen zwischen ihnen entsprechend der Form des Diagramms in die Kategorie C displaystyle mathcal C nbsp existiert sodass das Bild des einen nicht identischen Morphismus f displaystyle f nbsp und das des anderen f 1 displaystyle f 1 nbsp ist Dieser Funktor wird dann auch Diagramm genannt Als Verallgemeinerung typischer Definitionen uber universelle Eigenschaften ergibt sich der Begriff des Limes eines Funktors Siehe auch BearbeitenAdjunktion Kategorientheorie Literatur BearbeitenJiri Adamek Horst Herrlich George E Strecker Abstract and Concrete Categories The Joy of Cats John Wiley amp Sons New York 1990 ISBN 0 471 60922 6 englisch uni bremen de PDF 4 2 MB Dieter Pumplun Elemente der Kategorientheorie 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1999 ISBN 3 86025 676 9 Weblinks Bearbeitenprinciple of equivalence Erlauterung im nLab abgerufen am 22 August 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funktor Mathematik amp oldid 230418675