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Eine Algebra uber einem Korper K displaystyle K Algebra uber K displaystyle K oder K displaystyle K Algebra fruher auch als lineare Algebra bezeichnet 1 ist ein Vektorraum uber einem Korper K displaystyle K der um eine mit der Vektorraumstruktur vertragliche Multiplikation erweitert wurde Je nach Kontext wird dabei mitunter zusatzlich gefordert dass die Multiplikation das Assoziativgesetz oder das Kommutativgesetz erfullt oder dass die Algebra bezuglich der Multiplikation ein Einselement besitzt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Verallgemeinerung 3 Unteralgebren und Ideale 4 Weitere Attribute und Beispiele 4 1 Assoziative Algebren 4 2 Kommutative Algebren 4 3 Unitare Algebren 4 4 Nicht assoziative Algebren 5 Algebrenhomomorphismen 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEine Algebra A displaystyle A nbsp uber einem Korper K displaystyle K nbsp oder kurz K displaystyle K nbsp Algebra ist ein K displaystyle K nbsp Vektorraum mit einer K displaystyle K nbsp bilinearen Verknupfung A A A displaystyle A times A to A nbsp Multiplikation genannt die durch x y displaystyle x cdot y nbsp oder x y displaystyle xy nbsp symbolisiert wird Diese Verknupfung ist unabhangig von der Multiplikation im Korper und derjenigen von Korperelementen mit Vektoren die Verwendung desselben Symbols fuhrt jedoch nicht zu Verwechslungen da aus dem Kontext hervorgeht welche Verknupfung gemeint ist Explizit bedeutet die Bilinearitat dass fur alle Elemente x y z A displaystyle x y z in A nbsp und alle Skalare l K displaystyle lambda in K nbsp gilt x y z x z y z displaystyle x y cdot z x cdot z y cdot z nbsp x y z x y x z displaystyle x cdot y z x cdot y x cdot z nbsp l x y l x y x l y displaystyle lambda x cdot y lambda x cdot y x cdot lambda y nbsp Ist der zugrundeliegende Korper der Korper der reellen Zahlen R displaystyle mathbb R nbsp so nennt man die Algebra auch reelle Algebra 2 Verallgemeinerung BearbeitenDer Begriff der K displaystyle K nbsp Algebra lasst sich durch Ersetzen des Korpers mit einem kommutativen Ring zu einer R displaystyle R nbsp Algebra der Algebra uber einem kommutativen Ring verallgemeinern Hierbei ist in der Definition Vektorraum durch Modul auszutauschen Unteralgebren und Ideale BearbeitenEine Unteralgebra U displaystyle U nbsp einer Algebra A displaystyle A nbsp uber einem Korper K displaystyle K nbsp ist ein Unterraum von A displaystyle A nbsp der neben der Addition und der Multiplikation mit einem Skalar also einem Element von K displaystyle K nbsp auch unter der in A displaystyle A nbsp definierten Multiplikation abgeschlossen ist d h u v U u v U displaystyle u v in U Rightarrow uv in U nbsp Dann ist U displaystyle U nbsp eine eigenstandige Algebra Fasst man die komplexen Zahlen als reelle Algebra auf so bilden zum Beispiel die reellen nicht aber die imaginaren Zahlen eine Unteralgebra der komplexen Zahlen Ist daruber hinaus v U a v U displaystyle v in U Rightarrow av in U nbsp mit einem beliebigen Element a displaystyle a nbsp von A displaystyle A nbsp so heisst U displaystyle U nbsp ein linksseitiges Ideal von A displaystyle A nbsp Entsprechend heisst U displaystyle U nbsp falls v U v a U displaystyle v in U Rightarrow va in U nbsp rechtsseitiges Ideal von A displaystyle A nbsp ist Ist beides der Fall oder gar A displaystyle A nbsp kommutativ so heisst U displaystyle U nbsp einfach ein Ideal von A displaystyle A nbsp Falls die Algebra A displaystyle A nbsp keine nicht trivialen Ideale besitzt heisst sie einfach Weitere Attribute und Beispiele BearbeitenAssoziative Algebren Bearbeiten Eine assoziative Algebra ist eine K displaystyle K nbsp Algebra in der fur die Multiplikation das Assoziativgesetz gilt und die somit ein Ring ist Beispiele Die Algebra der n n displaystyle n times n nbsp Matrizen uber einem Korper die Multiplikation ist hierbei die Matrizenmultiplikation Die Inzidenzalgebra einer partiell geordneten Menge Algebren von linearen Operatoren von einem K displaystyle K nbsp Vektorraum in sich selbst die Multiplikation ist hier die Hintereinanderausfuhrung Eine Algebra heisst zerfallend wenn sie isomorph zu einer Matrixalgebra ist Die Gruppenalgebra K G displaystyle K G nbsp zu einer Gruppe G displaystyle G nbsp hierbei bilden die Gruppenelemente eine K displaystyle K nbsp Basis des K displaystyle K nbsp Vektorraums K G displaystyle K G nbsp und die Algebra Multiplikation ist die bilineare Fortsetzung der Gruppenmultiplikation Die Algebra K x displaystyle K x nbsp der Polynome mit Koeffizienten in K displaystyle K nbsp in einer Unbekannten x displaystyle x nbsp Die Algebra K x 1 x n displaystyle K x 1 dotsc x n nbsp der Polynome mit Koeffizienten in K displaystyle K nbsp in mehreren Unbekannten x 1 x n displaystyle x 1 dotsc x n nbsp Eine Funktionenalgebra erhalt man indem man einen Funktionenraum von Funktionen von einer Menge M displaystyle M nbsp in einen Korper K displaystyle K nbsp mit folgender punktweisen Multiplikation versieht f g x f x g x f g M K x M displaystyle f cdot g x f x cdot g x qquad f g colon M to K x in M nbsp Eine Korpererweiterung von K displaystyle K nbsp ist eine assoziative Algebra uber K displaystyle K nbsp So ist z B R displaystyle mathbb R nbsp eine Q displaystyle mathbb Q nbsp Algebra und C displaystyle mathbb C nbsp kann als Q displaystyle mathbb Q nbsp Algebra oder als R displaystyle mathbb R nbsp Algebra betrachtet werden Die Algebra H displaystyle mathbb H nbsp der Hamiltonschen Quaternionen ist eine vierdimensionale assoziative unitare reelle Algebra welche als Schiefkorper sogar eine Divisionsalgebra ist Sie ist eine endlichdimensionale zentraleinfache Algebra Azumaya Algebra uber dem Korper R displaystyle mathbb R nbsp Als echte Teilkorper enthalt sie verschiedene Kopien i ϵ C R ϵ displaystyle iota epsilon mathbb C mathbb R epsilon nbsp des Korpers C displaystyle mathbb C nbsp der komplexen Zahlen die ihrerseits den echten Teilkorper R displaystyle mathbb R nbsp der reellen Zahlen enthalten welcher das Zentrum ist H R ϵ R Z H displaystyle mathbb H supsetneq mathbb R epsilon supsetneq mathbb R Z mathbb H nbsp Dabei liefert jedes ϵ H displaystyle epsilon in mathbb H nbsp mit ϵ 2 1 displaystyle epsilon 2 1 nbsp eine Einbettung i ϵ C H displaystyle iota epsilon colon mathbb C to mathbb H nbsp des Korpers C displaystyle mathbb C nbsp in H displaystyle mathbb H nbsp dessen isomorphes Bild gerade R ϵ displaystyle mathbb R epsilon nbsp ist Somit stattet zwar jede dieser Einbettungen die reelle Algebra H displaystyle mathbb H nbsp mit einer Struktur eines komplexen Vektorraums aus doch ist die Multiplikation der Quaternionenalgebra bezogen auf diese komplexe Vektorraumstruktur nicht bilinear uber C displaystyle mathbb C nbsp sondern nur uber Z H R displaystyle Z mathbb H mathbb R nbsp Daher bilden die Quaternionen keine komplexe Algebra Kommutative Algebren Bearbeiten Eine kommutative Algebra ist eine K displaystyle K nbsp Algebra in der fur die Multiplikation das Kommutativgesetz gilt Beispiele Im mathematischen Teilgebiet Kommutative Algebra werden Algebren betrachtet die assoziativ und kommutativ sind Dazu gehoren die oben genannten Polynomalgebren die Funktionenalgebren und die Korpererweiterungen Genetische Algebren sind kommutative Algebren mit einigen zusatzlichen Eigenschaften in denen das Assoziativgesetz im Allgemeinen nicht erfullt ist Unitare Algebren Bearbeiten Eine unitare Algebra ist eine Algebra mit einem neutralen Element der Multiplikation dem Einselement vgl unitarer Ring Beispiele Matrizenalgebren mit der Einheitsmatrix als Einselement Eine Algebra von Vektorraumendomorphismen mit der Identitat als Einselement Einselement einer Inzidenzalgebra ist die Funktion d a b 1 falls a b 0 sonst displaystyle delta a b begin cases 1 quad amp mbox falls a b 0 amp mbox sonst end cases nbsp Jede Gruppenalgebra ist unitar das Einselement der Gruppe ist auch Einselement der Algebra Das konstante Polynom 1 ist Einselement einer Polynomalgebra Der Korper K mit seiner Korpermultiplikation als Algebra Multiplikation ist als K displaystyle K nbsp Algebra assoziativ kommutativ und unitar Wenn das aus dem jeweiligen Kontext klar ist werden die Eigenschaften assoziativ kommutativ und unitar in der Regel nicht explizit genannt Hat eine Algebra kein Einselement so kann man eines adjungieren jede Algebra ist also in einer unitaren enthalten Nicht assoziative Algebren Bearbeiten Manche Autoren bezeichnen eine K displaystyle K nbsp Algebra als nicht assoziativ wenn das Assoziativgesetz nicht vorausgesetzt wird 3 Diese Begriffsbildung fuhrt allerdings zu der etwas verwirrenden Konsequenz dass insbesondere jede assoziative Algebra auch nicht assoziativ ist Einige Beispiele fur Algebren die nicht notwendigerweise assoziativ sind Eine Divisionsalgebra ist eine Algebra in der man dividieren kann d h in der alle Gleichungen a x b displaystyle ax b nbsp und y a b displaystyle ya b nbsp fur a 0 displaystyle a neq 0 nbsp stets eindeutig losbar sind Eine Divisionsalgebra muss weder kommutativ noch assoziativ noch unitar sein Der Alternativkorper O displaystyle mathbb O nbsp der Cayleyschen Oktaven ist eine achtdimensionale unitare reelle Algebra welche die assoziative Algebra H displaystyle mathbb H nbsp der Hamiltonschen Quaternionen echt umfasst Eine Lie Algebra ist eine Algebra in der die beiden folgenden Bedingungen gelten in Lie Algebren wird das Produkt meist als x y displaystyle x y nbsp geschrieben x x 0 displaystyle x x 0 nbsp x y z y z x z x y 0 displaystyle x y z y z x z x y 0 nbsp Jacobi Identitat Der reelle Vektorraum R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp mit dem Kreuzprodukt Diese reelle Algebra ist insbesondere eine Lie Algebra Eine Baric Algebra ist eine Algebra A displaystyle A nbsp fur die es einen nichttrivialen Algebrenhomomorphismus w A K displaystyle w colon A to K nbsp gibt Algebrenhomomorphismen BearbeitenDie Homomorphismen zwischen K displaystyle K nbsp Algebren das heisst die strukturerhaltenden Abbildungen sind K lineare Abbildungen die zusatzlich multiplikativ sind Haben die Algebren Einselemente so fordert man in der Regel zusatzlich dass auch diese aufeinander abgebildet werden Das heisst Eine Abbildung f A B displaystyle f colon A rightarrow B nbsp zwischen zwei K displaystyle K nbsp Algebren ist ein Homomorphismus falls folgendes gilt f l x l f x displaystyle f lambda x lambda f x nbsp fur alle l K x A displaystyle lambda in K x in A nbsp f x y f x f y displaystyle f x y f x f y nbsp fur alle x y A displaystyle x y in A nbsp f x y f x f y displaystyle f x cdot y f x cdot f y nbsp fur alle x y A displaystyle x y in A nbsp Gegebenenfalls f 1 1 displaystyle f 1 1 nbsp wobei mit 1 die Einselemente in den Algebren bezeichnet seien Es gelten dann die ublichen Satze Die Kerne von Homomorphismen sind genau die zweiseitigen Ideale Ist f A B displaystyle f colon A rightarrow B nbsp ein Homomorphismus so gilt das Analogon zum Homomorphiesatz das heisst die induzierte Abbildung f A k e r f f A a k e r f f a displaystyle overline f colon A mathrm ker f rightarrow f A a mathrm ker f mapsto f a nbsp ist wohldefiniert und ein Algebrenisomorphismus A k e r f f A displaystyle A mathrm ker f cong f A nbsp das heisst ein bijektiver Algebrenhomomorphismus die Umkehrabbildung ist automatisch ebenfalls ein Algebrenhomomorphismus Damit lassen sich auch die Isomorphiesatze auf Algebren ubertragen denn die ublichen Beweise fuhren diese auf den Homomorphiesatz zuruck Einzelnachweise Bearbeiten siehe z B bei Dickson 1905 https mathshistory st andrews ac uk Extras Dickson linear algebras Reelle Algebra In Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Mannheim Heidelberg 2000 ISBN 978 3 8274 0439 8 siehe z B R Lidl und J Wiesenbauer Ringtheorie und ihre Anwendungen Wiesbaden 1980 ISBN 3 400 00371 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algebra uber einem Korper amp oldid 226829528