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Die Hirschberg und Tiefenbachwiesen liegen in den nordhessischen Landkreisen Werra Meissner und Kassel am Fusse des Hirschbergs der mit einer Hohe von 643 Metern die hochste Erhebung im Kaufunger Wald ist Sie bestehen aus extensiv genutzten Bergwiesen Borstgrasrasen Gebuschen und Waldbereichen In der durch Hecken reich strukturierten Wiesenlandschaft haben sich auch Sumpfbereiche mit Feuchtwiesen und Kleinseggensumpfen ausgebildet Als Standort seltener und stark gefahrdeter Pflanzenarten und Lebensraum bedrohter Tierarten wurden bereits im Marz 1989 rund 39 Hektar der Flachen als Naturschutzgebiet Tiefenbachwiesen bei Rommerode ausgewiesen Hirschberg und Tiefenbachwiesen IUCN Kategorie IV Habitat Species Management AreaAuf der Heideflache im sudlichen Teil der Tiefenbachwiesen dominieren die Zwergstraucher der BesenheideAuf der Heideflache im sudlichen Teil der Tiefenbachwiesen dominieren die Zwergstraucher der BesenheideLage In den Gemarkungen Rommerode der Stadt Grossalmerode im Werra Meissner Kreis und Wickenrode der Gemeinde Helsa im Landkreis Kassel WDPA ID 555520063Natura 2000 ID DE4724310FFH Gebiet 141 48 HektarGeographische Lage 51 14 N 9 45 O 51 241221 9 743139 Koordinaten 51 14 28 N 9 44 35 OHirschberg und Tiefenbachwiesen Hessen Meereshohe von 370 m bis 540 mEinrichtungsdatum 2008Verwaltung Obere Naturschutzbehorde beim Regierungsprasidium in KasselBesonderheiten Besonderer Schutz als Fauna Flora Habitat Gebiet und der Bereich der Tiefenbachwiesen als Naturschutzgebiet Im Rahmen der Umsetzung der Fauna Flora Habitat Richtlinie ist im Juli 2001 das Naturschutzgebiet mit angrenzenden Wiesenbereichen vom Land Hessen der EU fur das Schutzgebietsnetz Natura 2000 gemeldet worden Nach der rechtlichen Sicherung im Jahr 2008 wurden sie als ein Flora Fauna Habitat FFH Gebiet in das europaweite Netz integriert das die Forderung der biologischen Vielfalt zum Ziel hat Das FFH Gebiet besitzt eine Grosse von 141 59 Hektar hat die Gebietsnummer 4724 310 und den WDPA Code 555520063 1 Die Wiesen gelten im Verbund mit den benachbarten FFH Gebieten Lichtenauer Hochland Rosberg bei Rommerode und Hohekopf bei Grossalmerode auch landesweit als sehr bedeutsam da sie die Vielfalt der Lebensraumtypen des Grunlands im Naturraum Fulda Werra Bergland reprasentieren 2 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Boden und Nutzung 3 FFH Lebensraumtypen 4 Fauna 5 Unterschutzstellung 6 Besucherhinweis 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Bergwiesen in dem Hochtal westlich und sudlich des Hirschbergs befinden sich im Geo Naturpark Frau Holle Land Administrativ gehoren die Flachen landkreisubergreifend zu den Gemarkungen von Rommerode einem Ortsteil der Stadt Grossalmerode im Werra Meissner Kreis und Wickenrode einem Ortsteil der Gemeinde Helsa im Landkreis Kassel In der naturraumlichen Gliederung Deutschlands des Instituts fur Landeskunde Bad Godesberg wird das Gebiet dem Rommeroder Hugelland 357 53 in der Witzenhausen Altmorschener Talung 357 5 und der Sohre 357 70 zugeordnet Sie sind Teileinheiten des Fulda Werra Berglands 357 in der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands 3 Boden und Nutzung BearbeitenDer geologische Untergrund im Gebiet wird von dem Mittleren Buntsandstein des Fulda Werra Berglandes gebildet der von tertiaren Tonen und Sanden sowie Braunkohleschichten uberdeckt wird denen am Hirschberg noch die Basaltdecke eines ehemaligen Schildvulkanes aufgelagert ist An den Ost und Westhangen des Hirschbergs dominieren tiefgrundige Braunerden die im Sudwesten in die lehmig tonigen Pseudogleye und Gleyeboden ubergehen Sie gelten wegen des Basaltschutts und der Lossvorkommen als gut mit Basen versorgt Zu ihnen gehoren die Boden der Tiefenbachwiesen die im Sudosten des Hirschbergs liegen Die weiter vom Hirschberg entfernten Wiesen weisen mit Borstgrasrasen und Heiden Vegetationseinheiten auf die eher auf sauren basenarmen Substraten verbreitet sind 4 Die ausgedehnten Vorkommen der tertiaren Tone im Raum um Grossalmerode wurden schon im Mittelalter zur Herstellung von Glas und Keramik abgebaut und gewannen nach dem Beginn der Industrialisierung im 18 Jahrhundert an Bedeutung Grossalmerode wurde mit der Produktion von Schmelztiegeln Pfeifenkopfen Dachziegeln und anderen Erzeugnissen zu einem der wichtigsten keramischen Zentren in Mitteldeutschland Die Braunkohlefloze der Region wurden seit dem 17 Jahrhundert erschlossen und genutzt und boten mit der Keramikindustrie der Bevolkerung Arbeitsplatze Landwirtschaft wurde oft nur im Nebenerwerb betrieben Weil die meist durftigen Boden der gebirgigen Landschaft eine grossflachige intensive Bewirtschaftung verhinderten wurden die Flachen traditionell als Mahgrunland und zur Heugewinnung genutzt Die Mahd wurde an Kuhe und Ziegen verfuttert die das ganze Jahr uber im hauslichen Stall oder auf Weiden in Dorfnahe standen Die teilweise kleinen im Familienbesitz befindlichen Parzellen wurden durch Hecken abgegrenzt und uber Generationen gepflegt Durch diese fruheren Nutzungsformen entstand eine grenzlinienreiche kleinteilig genutzte Kulturlandschaft deren Uberbleibsel heute noch vorhanden sind Nach der schrittweisen Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung wurden die ortsfernen Bereiche grossflachig mit Fichten aufgeforstet die das FFH Gebiet im Sudwesten Suden und Sudosten begrenzen 4 FFH Lebensraumtypen BearbeitenDer Standarddatenbogen nennt sieben im Gebiet vorkommende Lebensraume von gemeinschaftlichem Interesse fur deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden mussen 5 Den naturschutzfachlichen Wert begrunden vor allem die Lebensraumtypen der Borstgrasrasen Berg und Flachlandmahwiesen mit ihren artenreichen Ubergangen Die beiden kalkreichen Niedermoore besitzen wegen ihrer bemerkenswerten Vegetationsausstattung und der Vernetzung mit dem umliegenden Feuchtgrunland eine grosse regionale Bedeutung Da Kalkquellsumpfe in Hessen als vom Aussterben bedroht angesehen werden sind die Vorkommen hier auch von uberregionaler hessenweiter Wichtigkeit 4 EU Code Lebensraumtyp Gesamtflache Beurteilung in der Grunddatenerfassung4030 Trockene Heiden 1 47 ha Die im sudlichen Teil der Tiefenbachwiesen liegende Heideflache wird von Besenheide Drahtschmiele und Rotstraussgras beherrscht Weitere typische Arten wie Dunnblattriger Schafschwingel Blutwurz Heidelbeere Pillen Segge Harzer Labkraut sowie Rotstangelmoos und Zypressenschlafmoos sind in dem Bestand vorhanden 6230 Artenreiche Borstgrasrasen 4 75 ha Dieser prioritare Lebensraumtyp kommt ausschliesslich in den Tiefenbachwiesen vor und wird den Pflanzengesellschaften Kreuzblumen Borstgrasrasen und Borstgras Torfbinsenrasen zugeordnet Charakteristische Arten sind neben der namengebenden Torfbinse Wald Lausekraut und Quendel Kreuzblumchen Die Kreuzblumen Borstgrasrasen beherbergen noch relativ grosse Populationen von Arnika und kleinere Vorkommen des Pyrenaen Leinkrauts 6510 Magere Flachland Mahwiesen 0 91 ha Das einzige Vorkommen im Gebiet gilt als besonders artenreich da hier montane und planar submontane Gewachse nebeneinander vorkommen Ausser den Charakterarten Gewohnlicher Glatthafer Wiesen Glockenblume Wiesen Labkraut und Grosse Bibernelle wachsen hier auch Besonderheiten wie Berg Platterbse Schwarze und Kugelige Teufelskralle sowie die Echte Schlusselblume 6520 Berg Mahwiesen 6 13 ha Auch die Bestande der Berg Mahwiesen mit den Kennarten Weichhaariger Pippau Crepis mollis und Ahrige Teufelskralle gelten als artenreich Eine feuchte Ausbildung kennzeichnen Herbstzeitlose Trollblume Schlangen Knoterich und Sumpf Schafgarbe 7230 Kalkreiche Niedermoore 854 6 m2 Davalls Segge Breitblattriges Wollgras und Sumpf Stendelwurz gehoren zu den typischen Arten der beiden Quellsumpfe im Gebiet Die arten und orchideenreiche Vegetation besitzt einen ausgepragten fruh bis hochsommerlichen Blutenhorizont und weist ortlich individuenreiche Bestande der stark gefahrdeten Floh Segge auf 9110 Hainsimsen Buchenwald 1 17 ha Der fast ausschliesslich aus achtzig bis einhundertzwanzigjahrigen Buchen bestehende Wald wachst am Unterhang des Hirschbergs im nordlichen Bereich der Tiefenbachwiesen Die Krautschicht ist nur sparlich entwickelt und wird im Wesentlichen aus Saurezeigern wie Drahtschmielen Habichtskrauter Wald Flattergras und dem Wellenblattrigem Katharinenmoos gebildet 91E0 Erlen und Eschenwalder an Fliessgewassern 0 31 ha Der prioritar zu schutzende Lebensraum kommt als Schwarzerlenwald mit alten Berg Ahornen am Nordrand des Hirschberggebiets vor Der stellenweise bis zu dreissig Meter breite Wald wird bei hoheren Wasserstanden uberflutet und weist Suhlen ausgespulte Flutmulden und liegendes Totholz auf Die Krautschicht wird an einigen Stellen von Nitrophyten wie Giersch Gewohnliche Nelkenwurz Kletten Labkraut und Brennnesseln dominiert und stellenweise von den Farnen Wald Frauenfarn Gewohnlicher und Breitblattriger Dornfarn Zu den Pflanzenarten dieses Lebensraumtyps gehoren auch die hier vorkommenden Bitteres Schaumkraut Winkel und Wald Segge Gewohnliches Hexenkraut Sumpfdotterblume Sumpf Pippau Echtes Madesuss und Kohldistel Fauna Bearbeiten nbsp Dunkler Wiesenknopf AmeisenblaulingMit ausschlaggebend fur die Einrichtung des FFH Gebiets waren die Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf Ameisenblaulings der zu den in Anhang II der FFH Richtlinie aufgelisteten Arten von gemeinschaftlichem Interesse gehort Er zahlt zu den Schmetterlingen die so schwerwiegend bedroht sind dass sie voraussichtlich aussterben wenn sich die Zerstorung ihrer Lebensraume fortsetzt In seinem komplexen Entwicklungszyklus ist der Blauling auf das Vorhandensein von Bestanden des Grossen Wiesenknopfes und eine ausreichende Anzahl von Nestern der Wirtsameisen angewiesen die in den Wiesen noch zu finden sind Da er europaweit gefahrdet ist und als Schlusselart gilt wird er als besonders schutzenswert angesehen und fur seine Erhaltung mussen besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden Bei den Untersuchungen fur die Grunddatenerhebung wurden im Gebiet bei Transektbegehungen weitere bemerkenswerte Arten gefunden die nach den hessischen Roten Listen als gefahrdet gelten oder durch weitere menschliche Einwirkungen als bedroht angesehen werden Zu ihnen gehoren die Tagfalter Kleiner Malvendickkopffalter Graubrauner Dickkopffalter Blaugrasfalter Kleiner Ampferfeuerfalter Brauner Feuerfalter Gelbwurfeliger Dickkopffalter Goldene Acht und der Nachtfalter Wegerichbar Von den Widderchen wurden Ampfer Grunwidderchen und Kleines Funffleck Widderchen gesehen und aus der Ordnung der Heuschrecken die Kurzflugelige Beissschrecke 6 4 Unterschutzstellung BearbeitenIm Rahmen der Umsetzung der Fauna Flora Habitat Richtlinie wurde das Wiesengebiet im Juli 2001 der EU Kommission fur das landerubergreifende okologische Schutzgebietssystem Natura 2000 zur Erhaltung gefahrdeter oder typischer Lebensraume und Arten vorgeschlagen Der Standarddatenbogen vom April 2001 begrundete die Schutzwurdigkeit der vielfaltig strukturierten Bergwiesenlandschaft mit den extensiv genutzten Wiesen und Borstgrasrasen sowie mit der hessenweiten Bedeutung als einzig bekannter Fundort der Scheinameise Methocha ichneumonides 5 Der Hautflugler aus der Familie der Rollwespen konnte allerdings bei den Untersuchungen fur die Grunddatenerhebung nicht nachgewiesen werden 4 Nach der Bestatigung als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung im Dezember 2004 forderte die EU neben dem Gebietsmanagement und dem damit verbundenen Monitoring eine formliche Schutzerklarung die im Januar 2008 mit der Verordnung uber Natura 2000 Gebiete in Hessen erfolgte 7 Besucherhinweis Bearbeiten nbsp Im Spatsommer bluhen Herbstzeitlose auf den Wiesen im sudostlichen BereichDie Wiesen sind von Wander und Wirtschaftswegen fur die die nahegelegenen Dorfer Rommerode Wickenrode und Friedrichsbruck geeignete Ausgangsorte sind gut einzusehen Durch das Schutzgebiet fuhrt eine Etappe des mehr als 80 km langen Rundwanderwegs Grimmsteig 8 Wanderer finden am Weg im Gebiet eine Schutzhutte Sitzbanke und Tische sowie Schautafeln die uber die Schutzwurdigkeit der Wiesen informieren Literatur BearbeitenNeckermann amp Achterholt FFH Gebiet Hirschberg und Tiefenbachwiesen Grunddatenerhebung Endbericht Auftraggeber Regierungsprasidium Kassel Colbe 2006 Lothar und Sieglinde Nitsche Marcus Schmidt Naturschutzgebiete in Hessen schutzen erleben pflegen Band 3 Werra Meissner Kreis und Kreis Hersfeld Rotenburg cognitio Verlag Niedenstein 2005 ISBN 3 932583 13 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hirschberg und Tiefenbachwiesen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten FFH Gebiet Hirschberg und Tiefenbachwiesen In Weltdatenbank fur Schutzgebiete abgerufen am 9 April 2022 Torsten Rapp Massnahmenplan fur das FFH Gebiet Hirschberg und Tiefenbachwiesen vom Januar 2010 Hans Jurgen Klink Blatt 112 Kassel In Naturraumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts fur Landeskunde Bad Godesberg a b c d e Neckermann amp Achterholt Endbericht zur Grunddatenerhebung FFH Gebiet Hirschberg und Tiefenbachwiesen a b Regierungsprasidium Kassel Hirschberg und Tiefenbachwiesen In Standard Datenbogen fur besondere Schutzgebiete erstellt im April 2001 und im Januar 2015 aktualisiert Rote Listen Hessens In Naturschutzinformationssystem des Landes Hessen Natureg Viewer abgerufen am 9 April 2022 Verordnung uber die Natura 2000 Gebiete in Hessen vom 16 Januar 2008 In Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen Teil I Nr 4 vom 7 Marz 2008 Streckenbeschreibung des GrimmSteigs auf der Webseite der GrimmSteig Touristik abgerufen am 9 April 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hirschberg und Tiefenbachwiesen amp oldid 234497916