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Hermann Axen geboren 6 Marz 1916 in Leipzig gestorben 15 Februar 1992 in Berlin war ein deutscher kommunistischer Widerstandskampfer und spaterer DDR Politiker Er war von 1935 bis 1937 und von 1940 bis 1945 inhaftiert und uberlebte den Holocaust Hermann Axen 1946 Axen war von 1946 bis 1949 Sekretar des Zentralrats der FDJ von 1950 bis 1953 und von 1966 bis 1989 Sekretar des ZK der SED Von 1956 bis 1966 war Axen Chefredakteur des SED Zentralorgans Neues Deutschland Von 1970 bis 1989 gehorte er dem Politburo des ZK der SED an dessen aussenpolitische Kommission er leitete Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Widerstandstatigkeit 1 3 SED Funktionar 1 4 Nach der politischen Wende 1989 2 Auszeichnungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Hermann Axen wurde 1916 in Leipzig geboren und entstammte einer kleinburgerlichen judischen Familie die den Kohanim angehorte 1 Als 14 Jahriger trat Axen aus der judischen Gemeinde aus Sein alterer Bruder Rolf wurde im September 1933 im Polizeiprasidium Dresden erschlagen Seine Eltern wurden laut Axens eigenem Lebenslauf von den Nationalsozialisten nach 1939 1940 entweder im Ghetto Lemberg im Distrikt Galizien oder in einem anderen KZ Sammellager umgebracht Von 1922 bis 1926 besuchte Axen die Volksschule und das Realgymnasium Von Marz bis November 1934 absolvierte er eine kaufmannische Ausbildung bei der Pelzhandlung Hoffner Moses amp Co Widerstandstatigkeit Bearbeiten Mit 16 trat er dem Kommunistischen Jugendverband bei 2 und betatigte sich ab 1933 bei illegalen Widerstandsarbeiten als Instruktor und Verbindungsmann in Sachsen 3 Im Juni 1934 war er unter den Decknamen Max und Friedrich Agitprop Verantwortlicher in der Unterbezirks Leitung des KJVD Leipzig West ab September 1934 war er Mitglied der KJVD Bezirksleitung Leipzig 4 Axen versuchte mit dem Jungkommunisten Heinz Misslitz den Kommunistischen Jugendverband Leipzig wiederaufzubauen und gab sich bis zu seiner Verhaftung am 3 November 1934 als polnischer Staatsburger und Angehoriger der mosaischen Religionsgemeinde aus was ein diplomatisches Einschreiten des polnischen Konsulates in Leipzig zur Folge hatte Am 20 Juni 1935 wurde er vom Oberlandesgericht Dresden wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt die er im Zuchthaus Zwickau verbusste 5 Im November 1937 wurde er als Staatenloser aus Deutschland ausgewiesen woraufhin er mit Zustimmung der KPD uber Polen nach Wien emigrierte um von dort im Januar 1938 nach Paris zu fluchten wo er sich bis 1940 als Gelegenheits und Hilfsarbeiter in diversen Betrieben verdingte sich in der kommunistischen Jugendarbeit betatigte und Kurierdienste fur die illegale KPD Fuhrung ausfuhrte Ab April 1938 arbeitete er im Auftrag des KJVD fur die Rote Hilfe und leistete Ubersetzertatigkeiten fur den Deutschen Freiheitssender 29 8 4 6 In Paris wurde er nach der deutschen Besetzung nicht als feindlicher Auslander interniert Ihm gelang die Flucht in die unbesetzte Zone Sudfrankreichs 5 Im Mai 1940 wurde er verhaftet und in das franzosische Internierungslager Le Vernet verbracht Im August 1942 lieferte man ihn mit Kurt Goldstein und anderen judischen Kommunisten an die Gestapo aus Er wurde in das KZ Auschwitz III Monowitz eingeliefert wo er sich der Leitung des illegalen Lagerkomitees anschloss Von dort wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald verlegt wo er Mitglied der illegalen KPD Leitung war 4 6 SED Funktionar Bearbeiten nbsp Axen ganz links bei der Pressekonferenz zum Westberlin Problem am 15 Juni 1961Nach 1945 wurde er im Auftrag der KPD bzw SED Jugendfunktionar in Sachsen und Mitbegrunder der Antifa Jugendausschusse Er baute mit Paul Verner und Erich Honecker die FDJ auf 6 und war von 1946 bis 1949 Sekretar des Zentralrates der FDJ 1948 49 war Axen Mitglied des Deutschen Volksrats Ab 1949 war er Mitglied des Sekretariats des Politburos der SED und leitete die Abteilung Agitation und Propaganda In dieser Funktion baute Axen den Rundfunk in der Sowjetischen Besatzungszone um indem er ihn auf SED Linie brachte und einen Grossteil des Leitungspersonals der Funkhauser in Berlin entliess und durch entsprechend linientreue Genossen ersetzte Ab Juli 1950 war Axen Sekretar des Zentralkomitees ZK der SED verantwortlich fur Massenagitation und Presse Im Zuge der Umbesetzung von Amtern nach dem Volksaufstand vom 17 Juni 1953 wurde Axen im August 1953 zum 2 Sekretar der SED Bezirksleitung in Berlin 7 Von 1954 bis 1989 war er Abgeordneter der Volkskammer nbsp Hermann Axen links mit Pietro Ingrao 1967Im Jahr 1956 wurde Axen in Nachfolge von Georg Stibi Chefredakteur des SED Zentralorgans Neues Deutschland ND das er drei Jahre lang provisorisch dann bis 1966 als regularer Chefredakteur leitete Axens Rolle beim ND ist vor dem Hintergrund des Zerwurfnisses zwischen Walter Ulbricht und dem ND Mitbegrunder und ehemaligen Chefredakteur Rudolf Herrnstadt der 1953 als Parteifeind aus der SED ausgeschlossen worden war zu sehen Ab 1963 war Axen Kandidat des Politburos des ZK der SED Ab 1966 wurde er als ZK Sekretar fur internationale Beziehungen zum massgeblichen Architekten der DDR Aussenpolitik 8 nbsp Axen Mitte mit Erich Honecker und dem kubanischen KP Funktionar Carlos Rafael Rodriguez 1987 Axen wurde 1970 zum Vollmitglied des Politburos gewahlt Er gehorte in der Parteifuhrung zu den Gebildeten sprach fliessend Russisch Englisch und Franzosisch und leitete lange Jahre die aussenpolitische Kommission Ab 1971 war er zudem Vorsitzender des Volkskammerausschusses fur auswartige Angelegenheiten Unter Erich Honecker Generalsekretar des ZK der SED ab 1971 hatte er jedoch nur noch geringen Einfluss auf die Aussenpolitik weil Honecker diese selbst an sich zog Axen bereitete die Staatsbesuche Honeckers in den Westen vor und begleitete ihn auf Auslandsreisen so ab 1975 zur KSZE Abschlusskonferenz nach Helsinki 1979 bis 1989 war er Mitglied der Arbeitsgruppe BRD ab 1981 auch zustandig fur die Beziehungen zu den Landern Afrikas Asiens und des arabischen Raumes Von 1986 bis 1989 war er offiziell fur die Westarbeit der SED zustandig laut der Historikerin Heike Amos jedoch nur pro forma und ohne grossen Einfluss zu gewinnen Es blieben als eine Art Spielwiese die internationalen Parteibeziehungen sowie die Gesprache zu Abrustungsfragen zwischen SED und SPD fur die sich Axen besonders einsetzte 3 Am 8 November 1989 schied Axen aus dem Politburo der SED aus Ausserhalb der SED war Axen ab 1979 Mitglied des Prasidiums des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskampfer und ab 1982 des Generalrates der Federation Internationale des Resistants sowie von 1982 bis 1989 im Prasidium des DDR Friedensrates Nach der politischen Wende 1989 Bearbeiten Von November 1989 bis Januar 1990 war er in Moskau wo er sich einer Augenoperation unterzog Wahrenddessen wurde gegen ihn in Deutschland ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatbestandes des Vertrauensmissbrauchs 165 des Strafgesetzbuchs der DDR eingeleitet und die Bankkonten des Ehepaars Axen vom Generalstaatsanwalt der DDR arrestiert Bei seiner Ruckkehr am 16 Januar 1990 wurde Axen am Flughafen wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch und Korruption verhaftet Der Haftbefehl wurde am 31 Januar 1990 wegen seines schlechten Gesundheitszustandes wieder aufgehoben Am 27 Juni 1991 lehnte das Landgericht Berlin die Eroffnung des Hauptverfahrens ab Die Staatsanwaltschaft beim Kammergericht Arbeitsgruppe Regierungskriminalitat legte zwar Beschwerde ein doch eine Entscheidung des Kammergerichts erubrigte sich da Axen am 15 Februar 1992 in Berlin verstarb Ein Parteiverfahren der inzwischen in PDS umbenannten SED gegen Axen wurde 1990 eingeleitet aber ebenfalls wegen seiner Erkrankung nicht abgeschlossen nbsp Das Grab von Hermann Axen und seiner Ehefrau Sonja auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in BerlinHermann Axen starb 1992 Seine Urne ist auf dem Zentralfriedhof Berlin Friedrichsfelde in der Graberanlage fur Opfer des Faschismus und Verfolgte des Naziregimes beigesetzt Da Axens Tatigkeiten im Politburo der SED nicht mit den Grundsatzen der Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit zu vereinbaren seien wurde der Witwe Sonja Axen die Entschadigungsrente von monatlich 800 DM die sie nach ihrem verstorbenen Mann erhielt 1992 aberkannt 9 Sie war die Tochter des antifaschistischen Widerstandskampfers Harry Kuhn Ralph Giordano bezeichnete Axen in seinem Buch Die zweite Schuld als Opportunisten und Karrieristen Sehen wir einmal ab von gewissen Opportunisten und Karrieristen wie Hermann Axen oder Albert Norden in der SED Fuhrungsspitze und anderen weiter unten die sich ebenso entschieden hatten wie zum Beispiel der Schriftsteller Peter Edel so befanden sich judische Parteimitglieder die sich ihr Gewissen bewahrt hatten in einer schier unertraglichen Situation wenn sie ihre Seele nicht vollstandig der irrsinnigen These Die Partei die Partei die hat immer recht unterworfen hatten Ralph Giordano Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein Hamburg 1998 S 214 10 Auszeichnungen Bearbeiten1956 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber 11 1958 Medaille fur Kampfer gegen den Faschismus 12 1960 Banner der Arbeit 13 1965 Held der Arbeit 14 1966 Vaterlandischer Verdienstorden in Gold 15 1969 Ehrenspange zum Vaterlandischen Verdienstorden in Gold 16 1976 Karl Marx Orden 17 1986 Karl Marx Orden 18 1986 Sowjetischer Orden der Volkerfreundschaft 19 Schriften BearbeitenUber die Fragen der fortschrittlichen deutschen Filmkunst Berlin 1952 Aktuelle Fragen der internationalen Beziehungen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und der Deutschen Demokratischen Republik Dietz Verlag Berlin 1965 Zu ideologischen Problemen des XXIII Parteitages der KPdSU Dietz Verlag Berlin 1966 Zur internationalen Lage und zur Entwicklung des Krafteverhaltnisses Dietz Verlag Berlin 1967 Aus dem Bericht uber die Ergebnisse der Internationalen Beratung der Kommunistischen und Arbeiterparteien in Moskau Dietz Verlag Berlin 1969 Sozialismus und revolutionarer Weltprozess Ausgewahlte Reden und Aufsatze Dietz Verlag Berlin 1976 Starker Sozialismus sicherer Frieden Ausgewahlte Reden und Aufsatze Dietz Verlag Berlin 1981 Aus dem Bericht des Politburos an die 5 Tagung des ZK der SED Dietz Verlag Berlin 1982 Kampf um den Frieden Schlusselfrage der Gegenwart Ausgewahlte Reden und Aufsatze Dietz Verlag Berlin 1986 Ich war ein Diener der Partei Autobiographische Gesprache Herausgeber Harald Neubert Edition Ost Berlin 1996 ISBN 3 92916 161 3 Literatur BearbeitenBernd Rainer Barth Helmut Muller Enbergs Axen Hermann In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Axen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hermann Axen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Bundesarchiv NY 4304Einzelnachweise Bearbeiten Siehe die Grabstatte seines Bruders Rolf Axen mit dem Symbol der Kohanim auf dem Neuen Judischen Friedhof in Dresden Datei Grab von Rudolf Aksen Neuer Judischer Friedhof Dresden 2 JPG online Stefan Winckler Hermann Axen SED ein judischer Deutscher und Kommunist Memento vom 14 Dezember 2018 im Internet Archive In Judische Rundschau 6 April 2018 a b Heike Amos Die SED Deutschlandpolitik 1961 bis 1989 Ziele Aktivitaten und Konflikte Vandenhoeck amp Ruprecht 2015 S 31 und S 34 a b c Bernd Rainer Barth Helmut Muller Enbergs Axen Hermann In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 a b Karin Hartewig Zuruckgekehrt die Geschichte der judischen Kommunisten in der DDR Bohlau Koln 2000 S 55 266 a b c Heike Amos Die SED Deutschlandpolitik 1961 bis 1989 Ziele Aktivitaten und Konflikte Vandenhoeck amp Ruprecht 2015 S 34 Karin Hartewig Zuruckgekehrt die Geschichte der judischen Kommunisten in der DDR Bohlau Koln 2000 S 396 Karin Hartewig Zuruckgekehrt die Geschichte der judischen Kommunisten in der DDR Bohlau Koln 2000 S 248 251 Friedrich Wolff Verlorene Prozesse Meine Verteidigungen in politischen Verfahren Abschnitt Gericht uber Hermann Axen 1989 1998 Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein Hamburg 1998 ISBN 3 89136 670 1 S 214 Neue Zeit vom 7 Oktober 1956 S 4 Neues Deutschland vom 4 September 1958 S 3 Neues Deutschland vom 8 Mai 1960 S 2 Neue Zeit vom 7 Mai 1965 S 4 Neues Deutschland vom 7 Marz 1966 S 2 Berliner Zeitung vom 5 Oktober 1969 S 3 Neues Deutschland vom 6 Marz 1976 S 1 Berliner Zeitung vom 6 Marz 1986 S 1 Berliner Zeitung vom 6 Marz 1986 S 2 Zweite Sekretare der SED Bezirksleitung Berlin Erich Honisch 1952 1953 Hermann Axen 1953 1956 Willi Kuhn 1956 1959 Hans Kiefert 1959 1963 Hans Wagner 1963 1964 Konrad Naumann 1964 1971 Helmut Muller 1971 1989 Normdaten Person GND 119328569 lobid OGND AKS LCCN n82019641 VIAF 22948799 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Axen HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SED MdV Mitglied des Politburos des ZK der SEDGEBURTSDATUM 6 Marz 1916GEBURTSORT Leipzig Deutsches ReichSTERBEDATUM 15 Februar 1992STERBEORT Berlin Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Axen amp oldid 238529933