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Gunther Ludwig 31 August 1899 in Friedenau 4 November 1971 in Berlin war ein deutscher Politiker der DDR Blockpartei NDPD und Berufssoldat Er war von 1949 bis 1950 Abgeordneter der Provisorischen Volkskammer der DDR und gehorte von 1950 bis 1952 dem Landtag von Mecklenburg und als Minister mehreren Regierungen des Landes an Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Militarkarriere 1 2 Zweiter Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft 1 3 Politiker und Militar in der SBZ DDR 1 4 Dienst in der NVA Tod und Nachkommen 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Militarkarriere Bearbeiten Gunther Ludwig war ein Sohn des Berufssoldaten Max Ludwig Nachdem er mehrfach die Schule gewechselt hatte begann er 1912 ebenfalls eine militarische Ausbildung und schloss 1917 mit einem Examen an der Hauptkadettenanstalt in Berlin Lichterfelde ab Im Anschluss trat er als Fahnrich in das Fussartillerie Regiment Nr 18 ein und nahm im Ersten Weltkrieg am Kriegseinsatz in Frankreich teil wo er im Jahr darauf zum Leutnant befordert wurde Nach Ende des Krieges diente er beim Grenzschutz Ost in Graudenz und ab 1919 in der Fahrabteilung 2 in Altdamm 1920 wurde er aus dem Heer entlassen 1 Von 1920 bis 1922 studierte Ludwig Chemie Rechtswissenschaft und Nationalokonomie an der Universitat Konigsberg erlangte jedoch keinen Abschluss Stattdessen nahm er seine Militarkarriere wieder auf Er bildete sich an der Artillerieschule in Juterbog fort und diente bis 1925 im Artillerie Regiment 1 in Allenstein Im Anschluss lehrte er an der Berliner Heeres Gasschutzschule und wurde dort 1926 zum Oberleutnant befordert Danach wurde er Zugfuhrer im Artillerie Regiment 1 Von 1928 bis 1930 war er Lehrer an der Heeressportschule Wunsdorf 1933 wurde er vom Artillerie Regiment 1 in Allenstein zum Artillerie Regiment 37 in Rastenburg versetzt wo er zum Hauptmann und Batteriefuhrer befordert wurde Als Major lehrte er von 1935 bis 1938 Artilleriewesen an der Kriegsschule Dresden 1 Zweiter Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft Bearbeiten Von 1939 bis 1940 war Ludwig Abteilungskommandeur im Artillerie Regiment 69 in Mannheim Nach einem Kriegseinsatz in Frankreich wurde er zum Oberstleutnant befordert und war Referent fur den Artillerie Einsatz im Stab der 1 Armee Nunmehr als Oberst nahm er 1942 als Kommandeur des Panzer Artillerie Regiments 4 erneut an Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg teil und wurde danach mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet Zur Kapitulation des Armeestabes in Stalingrad schreibt Ludwig dass er am 30 Januar 1943 mit minimalen Kraften eine Ruinenreihe verteidigte die in einer Entfernung von etwa 100 m vom Gefechtsstand des Oberbefehlshabers Paulus lag 2 Durch den Chef der 6 Armee General Schmidt erhielt Ludwig an diesem Tag den Auftrag gt gt unter allen Umstanden zu verhindern dass der Russe den gt Roten Platz lt betritt oder der Oberbefehlshaber Paulus in der Nacht in seinem Gefechtsstand ausgehoben wird lt lt Ludwig verfugte aber nur uber etwa 50 Mann die in der Lage waren ein Gewehr notdurftig noch in der Hand halten zu konnen Der Auftrag war undurchfuhrbar Ludwigs Einwendungen fanden bei General Schmidt kein Gehor der Auftrag blieb bestehen Um 18 Uhr deutscher Zeit schoben sich bis auf funf Meter drei russische Panzer vor Ludwigs Gefechtsstand Er wurde namentlich aufgefordert den Gefechtsstand innerhalb von 10 Minuten zu raumen Da er ausser Gewehren und Pistolen keine Abwehrmittel mehr hatte entschloss er sich um die zahllosen Verwundeten in den Kellerraumen zu schutzen mit den Russen Verhandlungen aufzunehmen Mit seinem Adjutanten und Ordonnanzoffizier nahm er als Parlamentar Verbindung zum Bataillonskommandeurs der 29 Division auf und bat darum Abstand zu nehmen von einer Feuereroffnung durch die Panzer vor seinem Gefechtsstand Er vereinbarte mit dem ortlichen russischen Kommandeur eine Waffenruhe bis zum Hellwerden um 4 Uhr morgens Nur auf diese Weise war ein aussichtsloser Kampf um den Gefechtsstand Paulus zu verhindern Als er wieder in seinem Gefechtsstand war wurde er von einem Offizier im Auftrag von General Schmidt zur Armee gefuhrt General Schmidt empfing ihn im Beisein des Generals Roske Ludwig berichtete dass ein Parlamentar aus dem Theater heraus mich angesprochen habe und wurde wahrend dieser Bemerkung daraufhin plotzlich spontan unter heftigen Armbewegungen unterbrochen mit den Worten gt gt Zu Ihnen kommen Parlamentare warum kommt keiner zu uns lt lt Es klang wie ein Hilfeschrei Ludwig war sprachlos und bot Schmidt an gt gt Wenn es sich nur darum handelt Herr General dann verpflichte ich mich dass morgen fruh um 8 Uhr ein Parlamentar hier vor diesem Hause steht lt lt gt gt Einverstanden lt lt General Schmidt war wie ausgewechselt Lebhaft fast freudig erregt ging er Schmidt auf meinen Ludwigs Entschluss ein dass ich mit Hellwerden mit meinen Offizieren und Soldaten den Weg in die Gefangenschaft gehen und dafur Sorge tragen wolle dass um 8 Uhr ein hoherer russischer Offizier sich vor dem gt gt Kaufhaus lt lt einfinden werde Sekunden spater stand ich kopfschuttelnd allein im dammerigen Kellergewolbe des Gefechtstandes Paulus Dies also war der Abschluss eines gt gt Kampfes bis zur letzten Patrone 3 lt lt den Herr Schmidt standig im Munde gefuhrt hatte Tief niedergeschlagen dann aber auch mit anderem Blick in die Zukunft ging ich langsam uber den gt gt Roten Platz lt lt den Weg zu meinen Kameraden Am nachsten Morgen endete wie besprochen die Tragodie von Stalingrad 2 Als Kommandeur der 14 Panzer Division geriet er am 31 Januar 1943 in Stalingrad in Kriegsgefangenschaft Nach eigenen Angaben begab er sich in Gefangenschaft nachdem er am Tag zuvor die Kapitulation seiner Kampftruppe mit der gegenuberliegenden sowjetischen Division vereinbart hatte Noch im gleichen Jahr wurde er Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland und trat spater in verschiedenen Lagern als deren Bevollmachtigter auf 1 Im Zuge einer zunehmenden Verstarkung der deutschen Polizeikrafte in der sowjetischen Besatzungszone wurde im Fruhjahr 1948 auch die Schaffung kasernierter Polizeieinheiten beschlossen Fur diese wurde Fuhrungspersonal benotigt welches auch unter den deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion geworben werden sollte Dazu wurden im Fruhsommer 1948 etwa 150 Wehrmachtsoffiziere darunter auch Ludwig in der Zentralen Antifa Schule in Krasnogorsk zusammengezogen Den Teilnehmern wurde eine schnelle Ruckkehr in die Heimat versprochen wenn sie sich im Gegenzug fur einen Dienst in der ostdeutschen Polizei verpflichteten So konnte Ludwig im September 1948 im Rahmen einer Aktion bei der 5 Generale und 100 Offiziere der Wehrmacht in die sowjetische Besatzungszone entlassen wurden wieder nach Deutschland zuruckkehren Ludwig wurde in Frankfurt Oder von Walter Ulbricht begrusst der ihn nach seinen Zukunftsplanen fragte Er sagte Ulbricht dass er zuruck nach Thal bei Eisenach gehen und sich dort als Kraftfahrer bei den EMW Werken bewerben werde worauf Ulbricht ihm antwortete Na daraus wird wohl nichts werden Ich denke dass sich fur Sie etwas anderes finden lassen wird 4 Politiker und Militar in der SBZ DDR Bearbeiten Ludwig trat in die Deutsche Volkspolizei ein Mit Dienstbeginn 1 Oktober 1948 wurde Ludwig mit dem VP Dienstgrad Kommandeur Oberstleutnant Stabschef der Hauptabteilung Grenzpolizei Bereitschaften fur das Land Thuringen mit Sitz in Weimar 5 Im Zuge der Zentralisierung der Polizei in der SBZ war Ludwig aber bereits kurze Zeit spater direkt der Deutschen Verwaltung des Inneren in Berlin unterstellt Gleichzeitig war er an der Grundung der National Demokratischen Partei Deutschlands NDPD in Thuringen beteiligt und wurde deren Stellvertretender Vorsitzender Bis zum September 1949 fuhrte er als Vorsitzender den NDPD Landesverband Thuringen Im Zuge der Trennung von Grenzpolizei und kasernierter Bereitschaften mit Beschluss vom 20 Juli 1949 wurde Ludwig nach Berlin versetzt Dort bekam Ludwig Aufgaben im Range eines Inspekteurs der VP bei der neugegrundeten Hauptverwaltung Ausbildung 1 In Berlin setzte sich auch Ludwigs politische Karriere fort In der sich am 7 Oktober konstituierenden Provisorischen Volkskammer wurde er Mitglied der NDPD Fraktion Ab 1950 gehorte er dem Landtag von Mecklenburg an Vom 13 Juli 6 bis 17 November 1950 hatte er dort das Amt des Ministers der Justiz und vom 18 November 1950 bis 25 Juli 1952 das Amt des Ministers fur Handel und Versorgung inne Dabei arbeitete er in den mecklenburgischen Landesregierungen unter den Ministerprasidenten Wilhelm Hocker Kurt Burger und Bernhard Quandt Ab 1951 ubernahm Ludwig den Vorsitz des Landesverbands Mecklenburg der NDPD zudem wurde er Mitglied des Hauptausschusses der Partei in Berlin was er bis 1955 blieb Er war ausserdem Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der FDJ und des Landesvorstands Mecklenburg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Von August 1952 bis Januar 1953 gehorte Ludwig dem Bezirkstag Rostock an Er war Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Bezirks Rostock 7 Neben seiner politischen Arbeit absolvierte Ludwig von 1951 bis 1953 ein Fernstudium an der Deutschen Verwaltungsakademie Walter Ulbricht in Forst Zinna und Potsdam Dienst in der NVA Tod und Nachkommen Bearbeiten Im Februar 1953 trat Ludwig der Kasernierten Volkspolizei bei und wurde im Monat darauf Chef der Verwaltung Schutzdienst Gasschutz im Ministerium des Innern der DDR Ab 1956 war er Oberst der Nationalen Volksarmee NVA und leitete die Verwaltung Chemische Truppen im Ministerium fur Nationale Verteidigung 1958 wurde er wie andere ehemalige Offiziere der Wehrmacht aus dem aktiven Dienst der NVA entlassen obwohl eine MfS Uberwachung im Vorjahr keine Verdachtsmomente fur eine politisch feindliche Einstellung oder Handlung der Familie Ludwig ergeben hatte 1959 wurde Ludwig mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet 7 Nach langer Krankheit verstarb Ludwig mit 72 Jahren in Berlin Ludwig war seit 1929 mit der Apothekertochter Eva 1907 1995 geb Behrend verheiratet Sie war von 1950 bis 1963 ebenfalls Mitglied der NDPD Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor Auszeichnungen Bearbeiten1942 Eisernes Kreuz 1 und 2 Klasse 1942 Deutsches Kreuz in Gold 1959 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber 1969 Kampforden Fur Verdienste um Volk und Vaterland in Gold 1969 Medaille fur Kampfer gegen den Faschismus 1933 bis 1945Literatur BearbeitenGunther Ludwig In Michael Buddrus Sigrid Fritzlar Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871 1952 Ein biographisches Lexikon Edition Temmen Bremen 2012 ISBN 978 3 8378 4044 5 S 199 201 Gunther Ludwig In Gabriele Baumgartner Dieter Hebig Hrsg Biographisches Handbuch der SBZ DDR 1945 1990 Band 1 Abendroth Lyr K G Saur Munchen 1996 ISBN 3 598 11176 2 Bruno Thoss Volksarmee schaffen ohne Geschrei Studien zu den Anfangen einer verdeckten Aufrustung in der SBZ DDR 1947 1952 Beitrage zur Militargeschichte Band 51 Oldenbourg Munchen 1994 ISBN 3 486 56043 3 Andreas Herbst Ludwig Gunter In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Gunther Ludwig In Michael Buddrus Sigrid Fritzlar Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871 1952 Edition Temmen Bremen 2012 S 199 a b Einsiedel Heinrich Graf von Stalingrad und die Verantwortung des Soldaten Hrsg Joachim Wieder 4 vollig uberarb Neuaufl Auflage Herbig Munchen 1993 ISBN 3 7766 1778 0 S 369 370 371 Piekalkiewicz Janusz 1925 1988 Bearb Stalingrad Anatomie einer Schlacht Bertelsmann 1981 OCLC 1070157022 Neue Berliner Illustrierte Nr 41 1964 Daniel Niemetz Das feldgraue Erbe Die Wehrmachtseinflusse im Militar der SBZ DDR Christoph Links Verlag Berlin 2006 ISBN 3 86153 421 5 S 54 Neue Zeit 14 Juli 1950 S 1 a b Gunther Ludwig In Michael Buddrus Sigrid Fritzlar Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871 1952 Edition Temmen Bremen 2012 S 200 Justizminister des Landes Mecklenburg Vorpommern SBZ und DDR 1946 1952 Gunther LudwigBundesrepublik Deutschland ab 1990 Ulrich Born Alfred Gomolka komm Herbert Helmrich Rolf Eggert Harald Ringstorff Erwin Sellering Uta Maria Kuder Katy Hoffmeister Jacqueline Bernhardt Vorsitzende der NDPD Landesverbande Berlin Alfred Wunderlich 1948 1951 Arno von Lenski 1951 Egbert von Frankenberg und Proschlitz 1951 1952 Brandenburg Oswald Koltzenburg 1948 1951 Hans Lohrisch 1951 1952 Mecklenburg Jonny Lohr 1948 1950 Gustav Siemon 1950 1952 Sachsen Vilmos Korn 1949 Wilhelm Adam 1949 1952 Kurt Lachner 1952 Sachsen Anhalt Jakob Adolf Heilmann 1948 1949 Otto Ruhle 1949 1952 Thuringen Rudi Reinwarth 1948 1949 Gunther Ludwig 1949 Walter Konig 1949 1952 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 4 September 2017 PersonendatenNAME Ludwig GuntherKURZBESCHREIBUNG deutscher NDPD Funktionar und BerufssoldatGEBURTSDATUM 31 August 1899GEBURTSORT Berlin FriedenauSTERBEDATUM 4 November 1971STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Ludwig Politiker amp oldid 233641892