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Fritz Ulrich 12 Februar 1888 in Schwaikheim Wurttemberg 7 Oktober 1969 in Stuttgart Sillenbuch eigentlich Friedrich Ulrich war ein deutscher Redakteur Weingartner und Politiker SPD Er trat 1906 in die SPD ein und war von 1919 bis 1933 Abgeordneter im wurttembergischen Landtag von 1930 bis 1933 ausserdem auch Abgeordneter im Reichstag Von 1912 bis 1933 war er zudem Chefredakteur beim Heilbronner Neckar Echo In der Zeit des Nationalsozialismus beruflich und politisch kaltgestellt verdingte er sich als Steuerberater und Weingartner 1945 wurde er Innenminister des franzosisch besetzten Teils von Wurttemberg wenig spater Innenminister von Wurttemberg Baden und von 1952 bis 1956 Innenminister des neugegrundeten Bundeslandes Baden Wurttemberg Er gehorte bis 1968 dem baden wurttembergischen Landtag an und hatte vier Jahre den Landesvorsitz der baden wurttembergischen SPD inne Fritz Ulrich um 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Preise und Auszeichnungen 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenUlrich wurde als neuntes von zehn Kindern des Eisenbahn Streckenarbeiters Carl Friedrich Ulrich geboren Seine Mutter Christine Friedericke kummerte sich um die Kinder und um eine kleine Landwirtschaft die dabei half die vielkopfige Familie zu ernahren Zwei Bruder Ulrichs starben schon im Kindesalter an der Diphtherie sein altester Bruder ging noch vor Fritz Ulrichs Geburt als 17 Jahriger nach Amerika wo er im Alter von 30 Jahren an einer Lungenentzundung starb Nach sieben Jahren Volksschulbesuch lernte Ulrich nach der Konfirmation ab dem Alter von 14 Jahren vier Jahre lang in Marbach am Neckar den Beruf des Schriftsetzers und Buchdruckers Schon in der Schulzeit begann er sich fur Politik zu interessieren Vor Ort trug er die Stuttgarter SPD Zeitung Schwabische Tagwacht aus die seine alteren Bruder auch abonniert hatten Wahrend seiner Lehrlingszeit nahm er Kontakt zur ortlichen SPD auf die ihn mit politischem Lesestoff versorgte Nach Ende der Lehrzeit wechselte Ulrich als Geselle zunachst nach Pfullingen dann noch 1906 nach Waiblingen und wurde Mitglied der Gewerkschaft Verband der Deutschen Buchdrucker einer Vorgangerorganisation der spateren IG Druck und Papier Mit 18 trat er auch der SPD bei und am 6 Januar 1907 lernte er bei einer Wahlversammlung in Schwaikheim den SPD Kandidaten Wilhelm Keil kennen mit dem ihn dann eine jahrzehntelange Freundschaft verband Kurz darauf wurde Ulrich zu einem der Mitbegrunder des Schwaikheimer SPD Ortsvereins und ebenfalls im Jahr 1907 ubernahm er den Vorsitz des Waiblinger Ortsverbands des Buchdruckerverbands Ab dieser Zeit trat er auch als Redner bei Partei und Gewerkschaftsveranstaltungen auf Im Oktober 1908 wurde Ulrich zum Militar eingezogen und absolvierte eine zweijahrige Dienstzeit bei den Ulmer Pionieren die er als Gefreiter beendete Auf Vorschlag Keils berief ihn der SPD Landesvorstand 1911 als Lehrling in die Redaktion der Schwabischen Tagwacht in Stuttgart Ab 1 Oktober 1911 wurde er fur ein Jahr als Lokalredakteur zur Reutlinger Freien Presse delegiert einem Kopfblatt der Schwabischen Tagwacht In diesem Jahr trat er bei uber 90 Versammlungen auf Er liess sich um respektierlicher zu wirken 1 seinen markanten Spitzbart wachsen fur den er seitdem bekannt war Nach dem Reutlinger Jahr wechselte er auf Drangen des SPD Landesvorstands als Redakteur spater Chefredakteur zum Neckar Echo in Heilbronn der Stadt die ihm zur zweiten Heimat wurde Heilbronn besass ausser dem Neckar Echo drei weitere Tageszeitungen darunter als scharfste Konkurrentin die liberale Neckar Zeitung mit ihrem Chefredakteur Theodor Heuss Am 30 September 1913 heiratete Ulrich die Direktrice Berta Winter 1887 1976 die er in seiner Reutlinger Zeit kennengelernt hatte Aus der Ehe gingen der Sohn Hermann und die Tochter Doris hervor Den Ersten Weltkrieg erlebte Ulrich als Unteroffizier Feldwebel und schliesslich Spiess einer Pionierkompanie 1917 durfte er kurz nach Heilbronn zuruck um das Neckar Echo weiterzufuhren musste nach mehreren der Obrigkeit nicht genehmen Artikeln und funf Verwarnungen aber wieder zuruck in den Kriegsdienst Ausser einer Schramme am Kopf durch Steinschlag blieb er wahrend vier Jahren Krieg unverletzt Nach Kriegsende begann Ulrich erneut seine Tatigkeit beim Neckar Echo in den Folgejahren als alleiniger Redakteur Ulrichs politische Laufbahn begann 1919 als Heilbronner Abgeordneter in der Verfassunggebenden Landesversammlung fur Wurttemberg der der durch seine Reden und seine Presseartikel populare 30 jahrige Ulrich als jungster Abgeordneter angehorte Dem Wurttembergischen Landtag gehorte er als Heilbronner Abgeordneter von 1920 bis Januar 1931 und wieder 1932 bis 1933 an Ab 1930 war er zusatzlich fur drei Jahre Abgeordneter im Deutschen Reichstag Zusatzlich zu seinen Mandaten und der Arbeit beim Neckar Echo kummerte er sich um die SPD Parteiarbeit vor Ort in Heilbronn das sich auch aufgrund Ulrichs Wirken zu einer Hochburg der Sozialdemokratie entwickelte Am 15 Marz 1933 wurde Ulrich aus einer Landtagssitzung heraus verhaftet und nach Protesten aller Landtagsfraktionen ausser der NSDAP zwar noch am gleichen Tag wieder entlassen jedoch noch im gleichen Monat in Frankfurt erneut verhaftet und 14 Tage inhaftiert Im April 1933 wurde er in Schutzhaft genommen und verbrachte einen Monat im Heilbronner Gefangnis bevor er im Mai in das Konzentrationslager Heuberg verlegt wurde das er trotz zahlreicher Eingaben seiner Frau Berta erst im Oktober 1933 wieder verlassen konnte Ulrich verlor seine Mandate im Landtag und Reichstag nach dem Verbot des Neckar Echos im Marz 1933 wurde er als Redakteur gekundigt Ulrichs Frau Berta begann zu schneidern fuhrte spater ein Textilgeschaft und half so die Familie finanziell uber Wasser zu halten Da er den Machthabern als Staatsfeind galt und nicht mehr als Redakteur arbeiten konnte begann Ulrich der im Landtag Vorsitzender des Finanzausschusses gewesen war als Steuerberater und Buchhalter zu arbeiten Da dies nicht ausreichte die Familie zu ernahren verdiente Ulrich seinen Lebensunterhalt als Weingartner und Besenwirt in Heilbronn In Ulrichs Weinberghutte im Gewann Ried zwischen Heilbronn und Weinsberg traf sich Ulrich mit befreundeten Sozialdemokraten wie Wilhelm Keil Paul Lobe Adam Remmele Erich Rossmann Georg Schopflin und Carl Severing bis die Treffen von den Heilbronner Nationalsozialisten um Kreisleiter Richard Drauz verboten wurden Am 22 August 1944 wurde Ulrich im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler erneut verhaftet und musste als Schutzhaftling fur vier Monate ins KZ Dachau Ende November 1944 kehrte er korperlich und seelisch geschlagen 2 nach Hause zuruck und sah noch einmal seinen Sohn Hermann der auf Heimaturlaub war und kurz vor dem verheerenden Luftangriff auf Heilbronn am 4 Dezember 1944 der auch Ulrichs Haus in der Friedhofstrasse 21 3 zerstorte wieder an die Front nach Ungarn fuhr Am 12 Januar 1945 fiel er im Alter von 22 Jahren als Offizier Die bei diesem letzten Treffen ausgesprochene Aufforderung des Sohnes wieder gesund und politisch aktiv zu werden um fur Frieden Recht und Freiheit zu ringen war Fritz Ulrich in der Folge Vermachtnis und Verpflichtung 2 Seit dem 12 April 1945 war Heilbronn in den Handen der Amerikaner Am 8 Mai baten Ulrich und der fruhere Geschaftsfuhrer des Neckar Echos Knapper bei der amerikanischen Militarregierung um eine Lizenz ab dem 1 Juni wieder das Neckar Echo erscheinen lassen zu durfen Der Antrag wurde abgelehnt da die Amerikaner keine parteipolitisch gebundenen Zeitungen zulassen wollten und Ulrich blieb Weingartner Ende Mai 1945 bat Wilhelm Keil Ulrich beim Neuaufbau der Verwaltung eine fuhrende Position einzunehmen Ulrich lehnte zunachst ab weil er fur einen neuen Staat aufgrund der unsicheren Lage wenig Chancen sah gab dem Drangen der alten Parteifreunde dann aber doch noch nach und wurde am 13 Juni 1945 vom franzosischen Generalgouverneur Stuttgarts zum Landesdirektor fur Inneres mit Zustandigkeit fur den franzosisch besetzten Teil Wurttembergs ernannt Nach der Neuabgrenzung der amerikanischen und franzosischen Besatzungszonen war ganz Nordwurttemberg mit Stuttgart amerikanische Besatzungszone und im Juli wurde dem Landesdirektor fur Inneres Ulrich die Zustandigkeit fur die innere Verwaltung dieses Gebietes ubertragen Nach der Proklamation des Landes Wurttemberg Baden am 19 September 1945 wurde Ulrich schliesslich am 22 September von der amerikanischen Besatzungsmacht zum Innenminister ernannt Seit den Wahlen 1946 war Ulrich auch wieder Abgeordneter des Wahlkreise Heilbronn im Landtag von Wurttemberg Baden lebte aber in Stuttgart Ulrich hatte sich zunachst fur die Wiederherstellung Wurttembergs in seinen alten Grenzen eingesetzt setzte dann aber auf die Idee des vereinigten Sudweststaats Nach Bildung des Landes Baden Wurttemberg 1952 war Ulrich einer der federfuhrenden Abgeordneten in der verfassunggebenden Landesversammlung und bekleidete weiterhin das Amt des Innenministers unter Ministerprasident Reinhold Maier Auch dessen Nachfolger Gebhard Muller holte ihn als Innenminister in sein Kabinett Aus Gesundheitsgrunden stand er jedoch nach Ablauf der Legislaturperiode 1956 nicht mehr fur dieses Amt zur Verfugung In seiner Amtszeit wurden unter anderem die Gemeinde und die Landkreisordnung fur Baden Wurttemberg Gesetz ferner wurden der Finanzausgleich geregelt eine demokratische Polizei aufgebaut und die Bodensee Wasserversorgung gegrundet Nach seinem Ausscheiden als Innenminister blieb Ulrich weiterhin Abgeordneter des Wahlkreises Heilbronn Stadt im Landtag von Baden Wurttemberg bis 1968 und war dort auch Altersprasident Der SPD diente Ulrich bis 1966 als Mitglied der Kontrollkommission die letzten vier Jahre als deren Vorsitzender Bis ins hohe Alter hielt er Reden 1969 starb er in seinem Haus in Stuttgart Sillenbuch Seine Frau Berta uberlebte ihn um sieben Jahre und starb 1976 Preise und Auszeichnungen BearbeitenDie Verfassungsmedaille des Landes Baden Wurttemberg in Gold wurde ihm 1956 als Geschenk ubergeben da er Orden und Ehrenzeichen generell ablehnte 1953 wurde Fritz Ulrich von seinem Geburtsort Schwaikheim und von seiner zweiten Heimat Heilbronn jeweils zum Ehrenburger ernannt Nach Ulrich sind unter anderem eine Halle und eine Strasse in Schwaikheim ein Weg in Stuttgart Mohringen sowie eine Strasse und die Fritz Ulrich Schule in Heilbronn benannt Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Ulrich Aus meinem Leben In Wengerter und Minister s Literatur S 14 a b Fritz Ulrich Aus meinem Leben In Wengerter und Minister s Literatur S 18 Abbildung des Hauses im Stadtarchiv HeilbronnLiteratur BearbeitenWengerter und Minister Fritz Ulrich Vom Benjamin zum Altersprasidenten Verlag Schwabische Tagwacht Stuttgart 1968 Simon M Haag Der tausendjahrige Wengerter Fritz Ulrich 1888 1969 In Christhard Schrenk Hrsg Heilbronner Kopfe II Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1999 ISBN 3 928990 70 5 Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Band 45 S 173 190 Frank Raberg Biographisches Handbuch der wurttembergischen Landtagsabgeordneten 1815 1933 Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart 2001 ISBN 3 17 016604 2 S 936 Weblinks BearbeitenWeitere Informationen zu Fritz Ulrich beim Heimatverein Schwaikheim Fritz Ulrich in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Fritz Ulrich bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem Baden Wurttemberg Online Findbuch Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Q 1 10 Fritz UlrichInnenminister des Landes Baden Wurttemberg Fritz Ulrich 1952 1956 Viktor Renner 1956 1960 Hans Filbinger 1960 1966 Walter Krause 1966 1972 Karl Schiess 1972 1978 Lothar Spath 1978 Guntram Palm 1978 1980 Roman Herzog 1980 1983 Heinz Eyrich 1983 1984 Dietmar Schlee 1984 1992 Frieder Birzele 1992 1996 Thomas Schauble 1996 2004 Heribert Rech 2004 2011 Reinhold Gall 2011 2016 Thomas Strobl seit 2016 Normdaten Person GND 11907222X lobid OGND AKS VIAF 1179149108401768780004 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ulrich FritzALTERNATIVNAMEN Ulrich Friedrich wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdR MdLGEBURTSDATUM 12 Februar 1888GEBURTSORT Schwaikheim WurttembergSTERBEDATUM 7 Oktober 1969STERBEORT Stuttgart Sillenbuch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Ulrich Politiker amp oldid 234676414