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Dieser Artikel beschreibt den deutschen SPD Politiker Wilhelm Keil Fur den Grunder einer religiosen Gemeinschaft in Bethel im US Bundesstaat Missouri und in Aurora in Oregon siehe William Keil Wilhelm Keil 24 Juli 1870 in Helsa Kurhessen 5 April 1968 in Ludwigsburg war ein deutscher Drechsler Redakteur und Politiker SPD Wilhelm Keil Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Partei 3 Abgeordneter 4 Ehrungen 5 Offentliche Amter 6 Veroffentlichungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben und Beruf BearbeitenNach dem Besuch der Volksschule in Helsa absolvierte Keil von 1884 bis 1887 eine Drechslerlehre in Kassel Als Geselle ging er von 1888 an auf die Walz durch Norddeutschland England und Belgien Das erste Ziel seiner Wanderschaft war Hannover Dort begegnete er Carl Legien 1861 1920 von 1893 bis 1898 sowie von 1903 bis 1920 Reichstagsabgeordneter der auf einer Versammlung uber die Missstande im Drechslergewerbe sprach Nach dieser Begegnung wurde Keil Mitglied der kurz zuvor gegrundeten Vereinigung der Drechsler Deutschlands Zahlstelle Hannover In dieser Vereinigung widmete man sich der beruflichen Weiterbildung und der Diskussion gewerkschaftspolitischer Fragen Von Hannover aus wanderte er weiter uber Hamburg und London nach Koln Dort lernte er Paul Umbreit kennen dessen Vater ein Freund August Bebels war Umbreit brachte Keil mit der Gedankenwelt des Sozialismus in Kontakt Keil zog uber Koblenz nach Elberfeld wo er zusammen mit Paul Umbreit neben seiner Arbeit als Drechsler mehr und mehr mit politischen und gewerkschaftlichen Aufgaben in Beruhrung kam Hier verfolgte er Ende 1889 den Geheimbundprozess dessen Hauptangeklagter August Bebel war Das Lesen der Protokolle dieses Hochverratsverfahrens beeindruckte ihn mehr als die Schriften des wissenschaftlichen Sozialismus In Mannheim dem nachsten Ziel seiner Wanderschaft begannen Keils politische Lehrjahre er fing an selbst politisch aktiv zu werden 1892 wurde Keil fur die Dauer von zehn Wochen zu einer militarischen Ubung eingezogen In diese Zeit fiel die Begegnung mit Wilhelm Liebknecht der nach seiner Ruckkehr vom franzosischen Sozialistenkongress auf einer offentlichen Versammlung in Mannheim sprach Dort wurde ihm Keil als junger Soldat der Revolution vorgestellt Die Begegnungen mit fuhrenden Sozialdemokraten er traf spater auch Ignaz Auer Paul Singer und Georg von Vollmar Keil nannte sie in einem Aufsatz 1952 Die grossen Alten die mich fesselten starkten sein politisches Engagement Obwohl in Baden ein freiheitlicheres politisches Klima herrschte als im damaligen Preussen wurde Keil in Mannheim als Drechslergeselle gemassregelt und auf eine schwarze Liste gesetzt was Arbeitslosigkeit bedeutete Im Jahre 1892 wurde er fur die Dauer von zehn Wochen zu einer militarischen Ubung eingezogen Nach seiner Entlassung fand Keil 1893 kurzfristig Arbeit als Aushilfe bei der Volksstimme in Mannheim Anschliessend ubernahm er Aushilfsarbeiten beim Hauptvorstand des Holzarbeiterverbandes und bereiste in dessen Auftrag als Agitationsredner Sudwestdeutschland In diesen Jahren lernte er Theodor Leipart naher kennen und traf auch mit Karl Kautsky und Clara Zetkin zusammen Wahrend dieser Zeit als Angestellter der Ortskrankenkasse Mannheim Ende 1894 bis Anfang 1896 begann er Beitrage fur Partei und Gewerkschaftszeitungen zu aktuellen politischen Fragen zu verfassen so u a fur die von Clara Zetkin herausgegebene Gleichheit Bruno Schoenlank machte ihn zum standigen Mitarbeiter der Leipziger Volkszeitung fur die badische Region 1896 holte ihn der Landesvorstand der wurttembergischen Sozialdemokraten in die Redaktion der Schwabische Tagwacht deren politische Leitung ihm 1902 ubertragen wurde Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten zog sich Keil ins Privatleben zuruck und schrieb seine Memoiren die 1947 1948 erschienen Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitglied zahlreicher Vorstande und Gremien u a Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft fur Kriegsgefangenenfragen und seit 1949 Mitglied des Deutschen Rates der Europaischen Bewegung 1 Zeitweilig war er Aufsichtsratsvorsitzender der Bausparkasse Wustenrot Partei BearbeitenIm Jahr 1887 wurde Keil Mitglied der SAP der Vorgangerpartei der SPD 1 Wahrend seiner Wanderschaft machte er Bekanntschaft mit verschiedenen Fuhrungskraften der SAP bzw SPD u a 1888 in Hannover mit Carl Legien der ihn mit einer Rede uber die Missstande im Drechslerhandwerk uberzeugte 1896 holte ihn der Landesvorstand der wurttembergischen Sozialdemokraten in die Redaktion der sozialdemokratischen Schwabischen Tagwacht aus Stuttgart deren politische Leitung ihm 1902 ubertragen wurde Wahrend seiner Zeit als Chefredakteur blieb Keil umstritten Das hatte seine Ursache in der Tatsache dass Keil sehr rasch zu einer der Fuhrungspersonlichkeiten des eher gemassigt reformerischen Flugels der Partei avancierte Die Flugelkampfe eskalierten mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der Burgfriedenspolitik der sich auch die grosse Mehrheit der SPD Reichstagsfraktion anschloss und die sich in ihrer Zustimmung zu den Kriegskrediten ausserte was in der internationalen sozialistischen Bewegung wie auch von Vertretern der Parteilinken als Verrat an sozialistischen Grundprinzipien gedeutet wurde Auch die Schwabische Tagwacht Redakteure Arthur Crispien Edwin Hornle und Jakob Walcher waren bei ihrer oppositionellen Haltung in dieser Frage geblieben und verschafften dieser Position auch wenn auf Grund des Kriegsrechts eine offen ablehnende Haltung unmoglich geworden war auf die Weise Gehor indem sie Nachrichten gezielt auswahlten zwischen den Zeilen Hinweise gaben und auf Berichterstattung fur den Krieg verzichteten Dieser Zustand wie auch die oppositionelle Haltung des sich auf die Arbeiter der Stuttgarter Grossbetriebe stutzenden Stuttgarter SPD Ortsverbands der Karl Liebknecht als Redner eingeladen und diesem das Versprechen abgenommen hatte bei der nachsten Abstimmung gegen die Kriegskredite zu stimmen fuhrten zum Konflikt mit dem SPD Landesvorstand Keil positionierte sich in der Auseinandersetzung mit folgender Behauptung Mit einer Einmutigkeit wie sie selten in einer die Partei beschaftigenden grossen Fragen geherrscht hat steht die sozialdemokratische Arbeiterschaft Deutschlands auf dem selbstverstandlichen Standpunkte dass sie in dem grossen Volkerringen in ihrem ureigensten Interesse den Schrecknissen einer feindlichen Invasion vorbeugen und den Sieg der deutschen Waffen wunschen und mit dazu beitragen muss ihn herbeizufuhren 2 In der Folge wurden die linken Redakteure aus der Schwabischen Tagwacht herausgedrangt Nachdem Keil zwischenzeitlich dort ausgeschieden war wurde er vom wurttembergischen SPD Landesvorstand am 4 November 1914 als Chefredakteur der Tagwacht eingesetzt Eine innerparteiliche Auseinandersetzung mit der gegenseitigen Diffamierung auf Flugblattern und in Broschuren brach vom Zaun in deren Folge sich der linke Parteiflugel in Wurttemberg schon 1915 nicht erst 1917 wie im Reich abspaltete Auch ein Vermittlungsversuch der Parteizentrale an der auch Friedrich Ebert beteiligt war scheiterte 2 Nach der Novemberrevolution schien sich zunachst ein politischer Schwenk des zur Parteirechten gehorenden Keil bemerkbar zu machen So verkundete er am 21 Dezember 1918 in seiner Rede auf der ausserordentlichen SPD Landesversammlung unter grossem Beifall der Delegierten dass jetzt die Produktionsmittel in den Besitz der Gesellschaft ubergefuhrt werden mussten damit der Ertrag der Arbeit allen nutzlichen Gliedern der Gesellschaft in gerechter Weise zukomme 3 Abgeordneter BearbeitenKeil war von 1900 bis 1918 Landtagsabgeordneter in der Zweiten Kammer der Wurttembergischen Landstande 1919 20 war er Mitglied und Prasident der Verfassunggebenden Landesversammlung des freien Volksstaates Wurttemberg Anschliessend gehorte er bis 1933 wieder dem Landtag an und war dort von 1919 bis 1933 Vorsitzender der SPD Fraktion 1 Dem Reichstag des Kaiserreiches gehorte Keil von 1910 bis 1918 fur den Wahlkreis Wurttemberg 2 Cannstatt Ludwigsburg Marbach Waiblingen an 1919 20 gehorte er der Weimarer Nationalversammlung an Anschliessend war er bis 1932 erneut Reichstagsabgeordneter Innerhalb der Reichstagsfraktion war er vor allem fur den Bereich Finanzpolitik zustandig Gemeinsam mit Matthias Erzberger Deutsche Zentrumspartei bereitete er die Finanzreform nach dem Ersten Weltkrieg vor Er setzte dabei die Schaffung einer reichseinheitlichen Einkommensteuer einer Vermogensabgabe und der Kriegsgewinnsteuer durch Nach dem Zweiten Weltkrieg war Keil Leiter der Kommunalvertretung in Ludwigsburg und Vorsitzender der Landratekonferenz fur Wurttemberg Nordbaden 1946 war er Mitglied und Prasident der Vorlaufigen Volksvertretung im Anschluss Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung in Wurttemberg Baden Von 1946 bis 1952 war er Mitglied und wahrend dieser Zeit von 1947 an Prasident des Landtages von Wurttemberg Baden In den Jahren von 1947 bis 1949 war er Mitglied des Parlamentarischen Rats beim Landerrat der Amerikanischen Zone 1 Ehrungen BearbeitenKeil wurde 1950 mit der Ehrenburgerwurde der Stadt Ludwigsburg ausgezeichnet Nach ihm sind die Wilhelm Keil Schule in Remseck und die Wilhelm Keil Strasse in Tubingen benannt Aus der Hand von Bundesprasident Theodor Heuss empfing er 1951 das Grosse Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 4 1965 erhielt er die Verfassungsmedaille des Landes Baden Wurttemberg in Gold Wilhelm Keil war ausserdem Ehrenburger der Universitaten Stuttgart und Karlsruhe sowie Ehrensenator der Universitat Heidelberg Offentliche Amter BearbeitenKeil war von 1921 bis 1923 Arbeits und Ernahrungsminister des freien Volksstaates Wurttemberg im Kabinett von Ministerprasident Johannes von Hieber Veroffentlichungen BearbeitenDas deutsche Volk im Kriege Verlag der Ulmer Volksbuchhandlung Ulm 1914 Die ersten Kriegssteuern und die Sozialdemokratie Buchhandlung Vorwarts Berlin 1916 Die Rettung aus dem finanziellen Elend Verlag fur Sozialwissenschaft Berlin 1919 Deutschlands Finanzelend Die Bankrottwirtschaft Helfferichs Verlag der Schwabischen Tagwacht Stuttgart 1921 Die Einkommensteuer vom Arbeitslohn Lohnsteuer Auf der neuesten gesetzlichen Grundlage dargestellt und erlautert Verlag der Schwabischen Tagwacht Stuttgart 1921 Die Finanz Katastrophe Kritik und Ratschlage zur Besserung der deutschen Finanzlage Haase Verlag Kiel 1921 Wisst ihr das Was mit der demokratischen Republik erreicht wurde Eine kurze vergleichende Ubersicht Verlag J H W Dietz Nachf Berlin 1932 Christentum und Sozialismus Kulturaufbau Verlag Stuttgart 1946 Erlebnisse eines Sozialdemokraten Zwei Bande Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1947 48 Deutschland 1848 1948 Beitrage zur historisch politischen Wurdigung der Volkserhebung von 1848 49 Verlag Volkswille Stuttgart 1948 Das Parlament Verlag der Turmhausdruckerei Stuttgart 1952 Abgeordnete Parteien Volk Isar Verlag Munchen 1952 Die grossen Alten die mich fesselten 1952 Literatur BearbeitenAdsD Archiv der sozialen Demokratie Friedrich Ebert Stiftung Hrsg Portrat Wilhelm Keil Bonn Digitalisat Hinweis auf 1 20 m Archivmaterial Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive abgerufen am 21 September 2020 Klaus Achenbach Wilhelm Keil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 407 Digitalisat Herbert Herold Helmut Nauendorf Von der Revolution zur Ohnmacht 1919 1933 In SPD Ortsverein Nurtingen Arbeitskreis Geschichte der Nurtinger Arbeiterbewegung Hrsg Das andere Nurtingen Ein heimatgeschichtlicher Beitrag zum 100 Geburtstag der Nurtinger SPD Nurtingen 1989 S 79 134 Wilhelm Keil In Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung Bestandsubersicht Bonn Bad Godesberg 2006 S 206 Michael Kitzing Wilhelm Keil 1870 1968 In Stadtarchiv Stuttgart Digitales Stadtlexikon publiziert am 22 September 2021 Jurgen Mittag Wilhelm Keil 1870 1968 Sozialdemokratischer Parlamentarier zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik Eine politische Biographie Droste Verlag Dusseldorf 2001 ISBN 3 7700 5238 2 Frank Raberg Biographisches Handbuch der wurttembergischen Landtagsabgeordneten 1815 1933 Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart 2001 ISBN 3 17 016604 2 S 425 Valentin Schoplick Der Erste Weltkrieg In SPD Ortsverein Nurtingen Arbeitskreis Geschichte der Nurtinger Arbeiterbewegung Hrsg Das andere Nurtingen Ein heimatgeschichtlicher Beitrag zum 100 Geburtstag der Nurtinger SPD Nurtingen 1989 S 63 78 Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 Boris Schwitzer Wilhelm Keil als sozialdemokratischer Finanzpolitiker im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Hrsg Institut fur Landeskunde und Regionalforschung Eigenverlag Mannheim 2002 ISBN 3 923750 90 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Keil im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Wilhelm Keil in der Deutschen Digitalen Bibliothek Wilhelm Keil in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Wilhelm Keil In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Wilhelm Keil im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Wilhelm Keil bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem Baden Wurttemberg Online Findbuch Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Q 1 4 Wilhelm KeilEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Wilhelm Keil In Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung Bestandsubersicht Bonn Bad Godesberg 2006 S 206 a b Valentin Schoplick Der Erste Weltkrieg In SPD Ortsverein Nurtingen Arbeitskreis Geschichte der Nurtinger Arbeiterbewegung Hrsg Das andere Nurtingen Ein heimatgeschichtlicher Beitrag zum 100 Geburtstag der Nurtinger SPD Nurtingen 1989 S 63 78 Herbert Herold Helmut Nauendorf Von der Revolution zur Ohnmacht 1919 1933 In SPD Ortsverein Nurtingen Arbeitskreis Geschichte der Nurtinger Arbeiterbewegung Hrsg Das andere Nurtingen Ein heimatgeschichtlicher Beitrag zum 100 Geburtstag der Nurtinger SPD Nurtingen 1989 S 79 134 Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland In Bundesanzeiger Jg 3 Nr 250 29 Dezember 1951 Normdaten Person GND 118560972 lobid OGND AKS LCCN no2001074322 VIAF 232306 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Keil WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdL MdRGEBURTSDATUM 24 Juli 1870GEBURTSORT HelsaSTERBEDATUM 5 April 1968STERBEORT Ludwigsburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Keil amp oldid 224476590