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Kopfblatt auch Mantelzeitung oder Nebenausgabe heissen Lokalzeitungen die den uberregionalen Mantel vom Hauptblatt des Verlages meist einer Regionalzeitung beziehen und nur den Lokalteil selbst produzieren Der Name stammt vom Zeitungskopf der zumeist typographisch herausgehobenen Titelgestaltung da sich die Titelseiten der angeschlossenen Blatter zumeist nur durch den eigenen Kopf unterscheiden Das Gegenteil eines Kopfblattes ist eine Vollzeitung Durch die Lokalberichterstattung erreicht die Zeitung eine hohe Leserbindung auch in Gebieten fur die sich eine eigene Redaktion zu uberregionalen Themen nicht rentiert Beispiele fur Kopfblatter sind in Deutschland die Ebersberger Neueste Nachrichten der Suddeutschen Zeitung der Tolzer Kurier des Munchner Merkurs oder das Weissenburger Tagblatt der Nurnberger Nachrichten in der Schweiz konnen z B das Thuner Tagblatt der Berner Zeitung oder die Obwaldner Zeitung der Luzerner Zeitung genannt werden Geschichte BearbeitenDie deutsche Presse folgte dem Vorbild Englands Seit etwa 1875 gab es Vordruckzeitungen Eine ganze Zeitungsauflage wurde von Vordruckzentralen auf Papier gedruckt und an lokale Zeitungsverlage ausgeliefert die ihren Titelkopf lokale Artikel und ortliche Anzeigen auf die freigelassenen Flachen setzten Der Nachteil war der Papiertransport und die doppelte Bedruckung der Zeitungsbogen Diese Kopfzeitung blieb daher die Massenproduktion mehrerer Zeitungstitel mit ahnlichem Inhalt meist in einer Druckerei also einem Zeitungsunternehmen oder einem Zeitungsverbund Der Zeitungswissenschaftler Hans Nestel definierte 1921 mehrkopfige Zeitungen als Zeitungen die denselben Text und Anzeigenteil unter verschiedenem jeweils dem Verbreitungsgebiet angepassten Titel als Kopfzeitung zur Verbreitung bringen Entsprechend beschrieb er eine Kopfzeitung als Nebenausgabe ein Druckerzeugnis das entsteht wenn eine Zeitung fur einen Teil ihrer Auflage ihrem Inhalt einen anderen Titel voransetzt 1 In den Zwanziger Jahren entwickelten sich unter hohem Rationalisierungsdruck nach einem Begriff der Zeitungsforscher Friedrich Bertkau und Karl Bomer Kopfblatterkonzerne bei denen die Zeitungsunternehmen juristisch selbststandig bleiben aber gemeinsam quasi genossenschaftlich eine Zentralverwaltung gemeinsame Zentralredaktion und gemeinsame Druckereibetriebe unterhalten Beispiele waren der Zeno Konzern Zeitungsverlegerverband Nordwestdeutschlands GmbH 2 in Munster mit 28 Zeitungen 1950 wiedergegrundet 3 und als Vorlaufer der heutigen Zeitungsgruppe Munsterland ZGM der Verbo Konzern Verband Oberschwabischer Zeitungsverleger nach System Walchner GmbH gegrundet 1922 in Friedrichshafen mit 19 Zeitungen 4 als Vorlaufer der heutigen Gruppe Schwabische Zeitung und der Bayerische Zeitungsblock in Munchen mit 16 Zeitungen Diese drei Beispielgruppen standen der katholischen Zentrumspartei nahe Bertkau und Bomer betonten die Kopfblatterkonzerne seien zwar dem Rationalisierungsgedanken entsprungen Sie konnen aber wegen der Ubereinstimmung ihres allgemeinen politischen Textes nur bei Zeitungsunternehmungen gleicher Gesinnungsrichtung vorkommen Daher neigten sie stark dazu auch Meinungskonzern zu sein 5 Mit der Verbreitung von Satzmaschinen und anderen Innovationen der Zeitungstechnik wie der Stereotypie kam es 1899 erstmals zur Grundung von Plattenanstalten so genannten Matern oder Stereokorrespondenzen als Dienstleistungsunternehmen Diese erstellten ganze Seiten oder ganze Zeitungen als Halbfertigprodukte auf leichten Papp Platten Matern die leicht zu verschicken waren Sie wurden beim ortlichen Zeitungsverlag in einem Metallgiesswerk abgegossen Von der Metalldruckplatte meist einem Bleihalbzylinder wurden ortlich die Exemplare gedruckt Die entstehenden Zeitungen hiessen im Unterschied zur Vordruckzeitung Maternzeitung oder Plattenzeitung 1 Auch diese ermoglichten ein Kopfblatt Das Versenden von Matern an unternehmensfremde lokale Zeitungsverlage die keine Vollzeitung produzieren konnten oder wollten ermoglichte ein neues Geschaftsmodell Der Anbieter konnte ein eigenstandiges Korrespondenzunternehmen sein oder zu einem grosseren regionalen oder uberregionalen Zeitungsunternehmen mit einer Mantelredaktion oder einer Nachrichtenagentur wie zum Beispiel der Telegraphen Union des Hugenberg Konzerns gehoren Die Pressestatistik um 1900 war recht ungenau aber der Zeitungswissenschaftler Hans Nestel lieferte in einer Studie 1921 Eckdaten 1884 gab es in Preussen 106 Zeitungen mit 150 Nebenausgaben und im Reich 159 Zeitungen mit 228 Nebenausgaben bis 1914 stieg ihre Zahl in Preussen auf 383 Zeitungen mit 671 Nebenausgaben und im Reich auf 627 Zeitungen mit 1052 Nebenausgaben Die beiden Techniken die Kopfblatter erlaubten erhielten wahrend des Ersten Weltkriegs einen grossen kommerziellen Schub An Vordruck und Maternzeitungen zahlte das Handbuch der deutschen Presse bearbeitet vom Kriegspresseamt im Jahr 1917 in Preussen bei insgesamt 1658 Zeitungen 582 im Reich bei insgesamt 2935 Zeitungen 905 1 Das Versenden physischer Matern war bis zum Ende der Bleisatz Ara in den 1970er Jahren ublich als mit dem Offset Druck auch die elektronische Ubermittlung von Satzdaten einzog Zugleich vollzogen sich starke Konzentrationsprozesse in der Zeitungsbranche Das erhohte auch bei veranderter Satz Druck und Ubermittlungstechnik die Bedeutung von Kopfblattern Einzelnachweise Bearbeiten a b c Hans Heinrich Nestel Mehrkopfige und halbfertige Zeitungen in Deutschland Abstract der Diss Universitat Leipzig In Jahrbuch der Philosophischen Fakultat zu Leipzig fur das Jahr 1920 21 Weida in Thuringen 1921 S 125 127 handle net abgerufen am 17 April 2023 Rudolf Grosskopff Die Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdeutschland GmbH 1922 1940 Beispiel einer Konzentration in der deutschen Provinzpresse In Dortmunder Beitrage zur Zeitungsforschung Band 7 Westfalisch Niederrheinisches Institut fur Zeitungsforschung Dortmund 1963 google de abgerufen am 25 April 2023 Neun Verlage ziehen an einem Strang In wn de Westfalische Nachrichten 18 September 2012 abgerufen am 25 April 2023 Rolf Dieterich 16 oberschwabische Verleger und eine revolutionare Idee In Schwaebische de 8 Mai 2013 abgerufen am 25 April 2023 Friedrich Bertkau Karl Bomer Der wirtschaftliche Aufbau des deutschen Zeitungsgewerbes In Zeitung und Zeit herausgegeben vom Deutschen Institut fur Zeitungskunde in Berlin Band 3 Carl Duncker Verlag Berlin 1932 S 199 Normdaten Sachbegriff GND 4359938 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kopfblatt amp oldid 233151324