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Die romisch katholische Frauenkirche Zu Unserer Lieben Frau in Gunzburg einer Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben wurde in der Mitte des 18 Jahrhunderts im Stil des Rokoko errichtet Sie ist der bedeutendste Kirchenbau der Stadt und gilt als eines der Hauptwerke des Baumeisters Dominikus Zimmermann Die Kirche gehort zu den geschutzten Baudenkmalern in Bayern 1 Frauenkirche in Gunzburg Sudfassade und Turm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 2 3 Nonnenempore 3 Stuck und Ausmalung 4 Ausstattung 5 Orgeln 6 Epitaph der Reichsgrafinnen von Grafenegg 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVermutlich gab es bereits um 1380 in der Gunzburger Oberstadt an der Stelle der heutigen Kirche eine Kapelle zu Ehren der Jungfrau Maria Als 1433 in der Nahe dieser Kapelle ein Franziskanerinnenkloster gegrundet wurde baute man die alte Kapelle zu einer grosseren Kirche im Stil der Gotik um 1492 wurden Kirche und Kloster durch einen Verbindungsgang miteinander verbunden Seit 1493 hatten die Nonnen ein Anrecht auf eine Kapelle im Emporenbereich Auf einem Merianstich aus dem Jahr 1643 ist eine Kirche mit gotischem Spitzturm am heutigen Frauenplatz zu erkennen Beim grossen Brand von 1735 brannte die Kirche ab nur der untere Teil des Turmes blieb erhalten 1736 beschloss die Stadt den Neubau der Kirche und betraute damit Dominikus Zimmermann einen der beruhmtesten Baumeister der Wessobrunner Schule Bis 1741 waren Chor und Langhaus einschliesslich Stuckierung und Ausmalung fertiggestellt Aus Geldmangel und infolge des Osterreichischen Erbfolgekrieges 1740 1748 mussten die Arbeiten unterbrochen werden Erst 1757 wurden die Altare und die Kanzel eingebaut 1780 wurde die Kirche vom damaligen Weihbischof Johann Nepomuk August Ungelter geweiht 1825 erwarben die seit 1758 in Gunzburg niedergelassenen Englischen Fraulein spater Maria Ward Schwestern genannt das 1782 aufgehobene Franziskanerinnenkloster Sie nutzten die ehemalige Nonnenempore in der Frauenkirche als Chor Von 1998 bis 2002 wurde die Kirche grundlegend saniert und innen und aussen restauriert Architektur Bearbeiten nbsp Fenster und PilasterAussenbau Bearbeiten Im sudlichen Chorwinkel erhebt sich der 50 Meter hohe achtgeschossige Turm dessen unterer quadratischer Teil noch von der gotischen Vorgangerkirche stammt Geschweifte Giebelstucke markieren den Ubergang zu den beiden Glockengeschossen die an den Ecken von Doppellisenen gefasst und durch ein profiliertes Gesims voneinander abgesetzt sind Das oberste Stockwerk ist von schmalen teilweise schlitzartigen Offnungen durchbrochen das vorletzte Geschoss besitzt auf allen vier Seiten Zifferblatter und grosse rundbogige Klangarkaden Der Turm wird von einer Welschen Haube mit abgeschragten Kanten gedeckt die eine kleinere Zwiebelhaube kront Die Aussenmauern des Langhauses gliedern flache Pilaster mit Phantasiekapitellen Daruber verlauft ein verkropftes schlichtes Gebalk auf dem ein niedriges Attikageschoss sitzt Das Langhaus wird von einem hohen Walmdach gedeckt und ist in funf unterschiedlich breite Achsen unterteilt Die mittlere und breiteste Achse springt leicht nach aussen vor und unterscheidet sich durch ihre als Dreiergruppe angeordneten Fenster mit daruber liegendem Bassgeigenfenster Die anderen schmaleren Achsen sind jeweils von einem grossen oben und unten abgerundeten Fenster mit geschweift geohrtem Bogenschluss und einem ebenfalls geschweiften Rundfenster daruber durchbrochen Samtliche Gliederungselemente wie Sockel Gesimse Fensterumrahmungen und Pilaster heben sich durch ihre zartrosa Farbe ab In der Mitte des Ostgiebels befindet sich in einer Mauernische eine fast drei Meter hohe Marienstatue Sud und Westportal sind mit Rokokoschnitzereien und Symbolen der Lauretanischen Litanei Bundeslade Pforte des Himmels goldenes Haus Morgenstern geheimnisvolle Rose versehen Sie sind eine Arbeit des Schreiners Johann Hans Michael Baur aus Offingen auf den die Initialen HMBO am Hauptportal an der Westfassade hinweisen Am Mittelpfosten des Sudportals steht die Jahreszahl 1740 das Westportal ist mit 1741 bezeichnet Innenraum Bearbeiten Das einschiffige Langhaus gliedern 16 auf hohen Sockeln aufragende Saulen die mit korinthisierenden Kapitellen verziert sind und ein weit auskragendes Gebalk tragen Ein Spiegelgewolbe uberspannt den Raum Im Osten schliesst sich der stark eingezogene um zwei Stufen erhohte Chor an den ein Tonnengewolbe deckt Im oberen Geschoss offnet sich eine Galerie unter hohen gestelzten Arkaden die auf paarweise angeordneten quadratischen Pfeilern mit korinthisierenden Kapitellen und profilierten Kampfern aufliegen Ein Gelander aus marmorierten Vierkantbalustern schliesst die Galerie zum Chorraum ab Funf grosse oben und unten geohrte und ausgebauchte Fenster beleuchten mit den daruber liegenden kleineren geschweift ovalen Fenstern den Chor In den Chorschragen befinden sich zwei weitere hohe Fenster und hinter dem Hochaltar ein kleiner Okulus nbsp Innenraum mit Blick zum Chor nbsp Kapitelle mit Kampfer und Gebalk nbsp Chor nbsp Doppelpfeiler im ChorNonnenempore Bearbeiten nbsp NonnenemporeDen westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine Doppelempore die sogenannte Nonnenempore die von sechs marmorierten und mit Kapitellen verzierten Saulen getragen wird Der untere Bereich mit funfteiliger geschweift vorgezogener Brustung von den Maria Ward Schwestern als Chor genutzt ist verglast und mit einem reich geschnitzten Holzgitter mit Marienmonogrammen versehen Die Pfeiler zwischen den Fensterfeldern auf denen die obere Empore ruht sind mit Karyatiden in Gestalt von Puttenhalbfiguren geschmuckt Stuck und Ausmalung Bearbeiten nbsp StuckdekorDer reiche Stuckdekor wird Dominikus Zimmermann auf den wohl die Entwurfe zuruckgehen und Thomas Gering aus Gunzburg zugeschrieben Das zentrale Deckengemalde des Chores mit der Darstellung der Verkundigung an Maria und die kleineren Bilder mit den Szenen des Freudenreichen Rosenkranzes wurden von Anton Enderle in Ol gemalt Die Deckenmalereien und Emporenbilder im Langhaus wurden von ihm als Fresken geschaffen Das grosse Langhausfresko tragt die Signatur Antoni Enderle Pinx 1741 und hat die Marienkronung zum Thema Die Szene ist umgeben von einer Schar auf Wolken sitzender Heiliger und Martyrer biblischer Figuren geistlicher Wurdentrager und Ordensstifter Am ostlichen und westlichen Bildrand stehen sich die Vertreter der vier Erdteile gegenuber In der Szene vor dem Chorbogen ersuchen Dominikus und Franz von Assisi die Furbitte Marias bei der Dreifaltigkeit Uber der Empore uberreicht Maria der heiligen Katharina von Siena und dem heiligen Dominikus den Rosenkranz Die anderen Bilder sind dem Glorreichen Rosenkranz gewidmet Die beiden seitlichen Bilder der Mittelachse stellen links die Geburt Marias und rechts den Sieg der Heiligen Liga in der Seeschlacht von Lepanto dar von dem man glaubte dass er dem Rosenkranzgebet und der Furbitte Marias zu verdanken war Die Fresken der Emporen haben die Geheimnisse des Schmerzhaften Rosenkranzes zum Thema Das mittlere Bild mit der Kreuzigungsszene ist in Ol gemalt Die Szene mit der Dornenkronung wurde 1902 von Anton Ranzinger erneuert nbsp Deckenbild im Chor mit der Verkundigungsszene nbsp Langhausfresko nbsp Franziskus und Dominikus Maria und Dreifaltigkeit vor dem Chorbogen nbsp Seeschlacht von Lepanto nbsp EmporendeckeAusstattung Bearbeiten nbsp HochaltarDer Hochaltar geht auf einen Entwurf von Dominikus Zimmermann aus dem Jahr 1736 zuruck Der obere Teil wurde 1757 von Ignaz Hillenbrand aus Turkheim geschaffen Der Auszu des Altars ist mit einem Baldachin bekront und von Engelsfiguren und Putten besetzt In der Mitte schwebt ein Engel mit einem Spruchband und den Worten Gloria in excelsis Deo Ehre sei Gott in der Hohe Das Hochaltargemalde mit der Darstellung der Anbetung der Heiligen Drei Konige wird Paul Ignaz Viola zugeschrieben Am unteren Bildrand sind die beiden Prinzen Joseph und Leopold dargestellt die beiden Sohne von Maria Theresia die ihr in der Kaiserwurde nachfolgen sollten Im Zentrum des Hochaltars befindet sich das Gnadenbild der Sieben Schmerzen Mariens das dem Bildhauer Christoph Rodt zugeschrieben wird Es stellt Maria im Strahlenkranz dar ihr Herz wird von sieben Schwertern durchbohrt Der linke Seitenaltar der Passions oder Kreuzaltar stellt die Kreuzabnahme dar ein Olgemalde von Anton Enderle In einem Glasschrein befindet sich die Skulptur einer Pieta aus dem fruhen 16 Jahrhundert die aus der brennenden Vorgangerkirche gerettet werden konnte Der grosse Glasschrein darunter enthalt die Reliquien der heiligen Isidora Der rechte Seitenaltar der Annen oder Sippenaltar besitzt ein Altargemalde mit der Darstellung der Heiligen Sippe wie die weiteren Verwandten Jesu bezeichnet werden Das Gemalde tragt die Signatur von Anton Enderle und die Jahreszahl 1747 Der Altar der nordlichen Langhauswand ist Johannes Nepomuk gewidmet Der Marienaltar an der sudlichen Langhauswand besitzt eine Skulptur der Immaculata aus der Zeit um 1754 Diese Schnitzfigur eine Arbeit von Anselm Libigo der als Benediktinerpater im ehemaligen Kloster Fultenbach lebte war ein Geschenk des Fultenbacher Abtes an die Franziskanerinnen Besonders aufwandig ist der Schalldeckel der Kanzel gestaltet Er wird von zwei Posaunenengeln bekront und ist wie der obere Teil des Hochaltars ein Werk von Ignaz Hillenbrand Von dem Kunstschreiner Hans Michael Baur der auch die Turen der beiden Portale schuf stammt das holzgeschnitzte Chorgestuhl nbsp Gnadenbild im Hauptaltar nbsp Immaculata am Marienaltar nbsp ChorgestuhlOrgeln Bearbeiten nbsp Historisches Gehause der Briegel OrgelErstmals wird eine gestiftete Orgel fur den Chor um das Jahr 1670 erwahnt diese verbrannte 1735 mit der Kirche Fur die Nonnenempore der neuen Kirche baute Kaspar Briegel im Jahr 1746 eine Orgel mit zehn Registern sie wurde zu zwei Dritteln durch Spenden finanziert Der funfteilige barocke Prospekt hat drei Rundturme mit einem niedrigeren Mittelturm und zwei kleinen verbindenden Knickfeldern Die Fassung des Gehauses in Marmorimitation ist gelb grau und bei den oberen und unteren profilierten Kranzgesimsen rot braun Die Pfeifenfelder sind oben mit vergoldeten Schleierbrettern und an den beiden Seiten der ausseren Turme mit vergoldeten Rocaillen verziert 1767 wurde ein Register erganzt 2 Eine 1756 angeschaffte Chororgel wurde 1782 wieder verkauft 3 Das Innenwerk der Hauptorgel wurde im Jahr 1905 durch einen Neubau von Willibald Siemann aus Munchen ersetzt Siemann schuf im Jahr 1925 auch eine zweimanualige Chororgel mit sechs Registern 4 Im Jahr 1998 schaffte die Gemeinde eine vierregistrige Truhenorgel der Orgelbauwerkstatt Rudolf Kubak an Das spatromantische Werk der Hauptorgel verfugt uber viele grundtonige Stimmen in Acht Fuss Lage Auf pneumatischen Kegelladen sind 19 Register auf zwei Manualen und Pedal verteilt Die Disposition lautet wie folgt 5 I Hauptwerk C f31 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Dolce 8 4 Harmonieflote 8 5 Viola di Gamba 8 6 Octave 4 7 Rohrflote 4 8 Mixtur IV 2 2 3 II Schwellwerk C f39 Geigenprincipal 8 10 Aeoline 8 11 Salicional 8 12 Lieblich Gedeckt 8 13 Vox Coelestis 8 14 Traversflote 4 15 Oboe 8 Pedal C d116 Subbass 16 17 Violon 16 18 Oktav Bass 8 19 Cello 8 Koppeln II I I P II PEpitaph der Reichsgrafinnen von Grafenegg Bearbeiten nbsp Epitaph der Reichsgrafinnen Elisabeth und Eleonore von GrafeneggDas Epitaph neben dem Marienaltar erinnert an die Reichsgrafinnen Elisabeth die 1744 im Alter von 30 Jahren starb und Eleonore von Grafenegg zwei Wohltaterinnen des Klosters mit denen das Geschlecht der Grafenegg ausstarb Literatur BearbeitenGeorg Dehio bearbeitet von Bruno Bushart und Georg Paula Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Kunstdenkmaler Bayern III Schwaben Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1989 ISBN 3 422 03008 5 S 391 394 Claudia Fuchs Kirche zu Unserer Lieben Frau in Gunzburg Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2003 ISBN 3 89870 143 3 Klaus Kraft Die Kunstdenkmaler von Schwaben Landkreis Gunzburg 1 Stadt Gunzburg In Die Kunstdenkmaler von Bayern Regierungsbezirk Schwaben Bd IX Landkreis Gunzburg 1 Stadt Gunzburg R Oldenbourg Verlag Munchen 1993 ISBN 3 486 55211 2 S 84 139 Franz Reissenauer Gunzburg Geschichte einer schwabischen Stadt Band 1 Von den Anfangen bis 1805 Wissner Verlag Augsburg 2009 ISBN 978 3 89639 721 8 S 176 178 S 309 320 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frauenkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Frauenkirche Maria Himmelfahrt Pfarreiengemeinschaft Gunzburg Die Frauenkirche Gunzburg ein Juwel des Rokoko Forderverein Frauenkirche Gunzburg e V Einzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste fur Gunzburg PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalnummer D 7 74 135 39 beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Hermann Fischer Theodor Wohnhaas Historische Orgeln in Schwaben 94 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde Schnell amp Steiner Munchen 1982 ISBN 3 7954 0431 2 S 106 Hermann Fischer Theodor Wohnhaas Historische Orgeln in Schwaben 94 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde Schnell amp Steiner Munchen 1982 ISBN 3 7954 0431 2 S 106 Christian Vorbeck Die Orgelbauer Martin Binder und Willibald Siemann Siebenquart Verlag Koln 2013 ISBN 978 3 941224 02 5 mit Abdruck der originalen Werkliste Orgel in der Frauenkirche Gunzburg Orgel Databank abgerufen am 21 Marz 2017 48 456538888889 10 276761111111 Koordinaten 48 27 23 5 N 10 16 36 3 O Normdaten Geografikum GND 4207000 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauenkirche Gunzburg amp oldid 230501453