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Die Evangelische Kirche in Munchholzhausen einem Stadtteil von Wetzlar im hessischen Lahn Dill Kreis ist eine denkmalgeschutzte Chorturmkirche mit Baukorpern aus verschiedenen Bauepochen An den mittelalterlichen wehrhaften Chorturm erstreckt sich westlich ein schmales barockes Kirchenschiff Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche im Jahr 1937 durch einen Westturm und ein neues Kirchenschiff das im Norden angebaut wurde 1 Kirche in Munchholzhausen von WestenAnsicht von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrkundlich wird Munchholzhausen 771 im Lorscher Codex erstmals erwahnt Unklar ist ob sich die Schenkung auf eine Vorgangerkapelle bezieht Die Herren von Kransberg hatten ursprunglich das Patronatsrecht inne das mit dem Verkauf des Dorfes an die Grafen von Solms Braunfels am Ende des 13 Jahrhunderts an diese uberging Die Herren von Gons hatten Munchholzhausen als Reichslehen in Besitz bis es 1325 zwischen denen von Schwalbach und von Kinzenbach aufgeteilt wurde Fur dieses Jahr ist die Kirche erstmals urkundlich bezeugt und fur das Jahr 1342 ein Pfarrer 2 Im Jahr 1399 ging das Dorf vollstandig an die von Schwalbach uber bis es nach deren Aussterben im Jahr 1769 wieder an Solms Braunfels zuruckfiel 3 Kirchlich gehorte Munchholzhausen im Mittelalter zum Archipresbyterat Wetzlar im Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen in der Erzdiozese Trier 4 nbsp Spatgotische Sakramentsnische um 1500 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte die Kirchengemeinde in der Mitte des 16 Jahrhunderts zum evangelischen Bekenntnis Sie war seit 1627 Filialgemeinde von Kleinrechtenbach seit 1640 von Lutzellinden bis 1703 von Garbenheim und seit 1705 Filial von Dutenhofen 2 Vermutlich im 17 Jahrhundert wurde die mittelalterliche Kapelle durch ein barockes Schiff ersetzt Von 1710 bis 1980 waren Munchholzhausen und Dutenhofen pfarramtlich verbunden Als einzige Gemeinde im ansonsten reformierten Solms Braunfels gehorte Munchholzhausen zur evangelisch lutherischen Konfession 5 Im Jahr 1937 liess die Kirchengemeinde neben dem alten Kirchenschiff ein neues Schiff anbauen das etwa die doppelte Breite des alten hatte Im Westen wurde an das alte Schiff ein hoher Kirchturm errichtet In die Kirche wurde eine Holzbalkendecke eingezogen sodass im oberen Bereich ein Gemeindesaal und im unteren Bereich ein Jugendraum entstand der im Suden einen eigenen Zugang erhielt Bei einer Kirchenrenovierung um das Jahr 2002 wurde zwischen die beiden Schiffe eine bewegliche Faltwand eingebaut die entweder eine separate Nutzung oder bei grossen Veranstaltungen eine Zusammenlegung der beiden Raume ermoglicht Die dunklen Ausstattungsstucke und die Decke wurden weiss gestrichen und die Pfeifenorgel die sich in einem desolaten Zustand befand 1 durch eine elektronische Orgel ersetzt Von 1980 bis 2012 hatten beide Kirchengemeinden ihren eigenen Pfarrer Im Jahr 2013 wurden die Gemeinden pfarramtlich verbunden und 2017 fusionierten sie mit etwa 3000 Gemeindegliedern zur Evangelischen Kirchengemeinde Dutenhofen Munchholzhausen mit pfarramtlicher Verbindung zu Lutzellinden 6 Die Kirchengemeinde gehorte bis 1977 zum Kirchenkreis Braunfels und wurde 1977 wegen der abgelegenen Lage dem Kirchenkreis Wetzlar zugeschlagen der 2019 im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill der Evangelischen Kirche im Rheinland aufging 7 Architektur Bearbeiten nbsp Mittelalterlicher Chorturm rechts und Westturm von 1937 links nbsp Ehemaliger Kirchsaal der jetzt als Gemeinderaum genutzt wirdDer in etwa geostete Saalbau ist im alten Ortszentrum an einer Kreuzung errichtet Wahrend die Mauern des Ostturms und des alten Kirchenschiffs aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk aus Grauwacke aufgefuhrt sind sind der Westturm und das neue Kirchenschiff aus Backstein und Porenbeton mit einer Verkleidung aus Bruchstein erbaut 1 Altester Teil des Gebaudekomplexes ist der mittelalterliche gedrungene Chorturm auf quadratischem Grundriss Vermutlich wurde seine Hohe etwas erniedrigt bevor es sein heutiges verschiefertes Pyramidendach erhielt Bis ins 20 Jahrhundert hinein diente das Obergeschoss als Glockenturm Die verschieferte Westmauer des Obergeschosses ist in Fachwerk mit Gefachen ausgefuhrt 1 Das Dach wird von einem Turmknauf mit einem verzierten Kreuz und einer Windrose mit Wetterhahn bekront Im Osten und Suden des Turms sind zwei kleine Viereckfenster eingelassen und unterhalb der Traufe kleine Schlitzfenster Das barocke Schiff geht wohl auf das 17 Jahrhundert zuruck und ist in derselben Breite an den Ostturm angebaut Durch den Einbau einer dreiseitigen Empore war das alte Schiff vor dem Kirchenneubau sehr beengt Der Chorturm und das ursprungliche Schiff bilden heute durch die gemeinsame Flachdecke einen einzigen Raum Der barocke Dachstuhl wurde wohl 1937 im oberen Bereich erneuert 1 als das Satteldach durch ein Schleppdach ersetzt wurde In die Sudwand sind drei hochrechteckige Fenster eingelassen die den heutigen Gemeinderaum belichten Sie wurden 1937 im unteren Bereich verkleinert Die alte Eingangstur mit Kastenschloss dient heute im Turm als Zugang zum Dachboden An der Sudseite ist der Grabstein der Grafin zu Sayn Wittgenstein von 1828 aufgestellt 1 Der Westturm von 1937 auf quadratischem Grundriss ist gegenuber dem alten Kirchenschiff etwas eingezogen und uberragt den Ostturm deutlich an Hohe Er wird durch drei umlaufende vorkragende Gesimsbander in vier Geschosse gegliedert die nach oben hin immer niedriger werden Das Westportal hat ein kleines verschiefertes Vordach aus Holz Die Turmhalle dient als Eingangsbereich fur das neue Kirchenschiff und den Gemeinderaum sowie als Aufgang zur Orgelempore An der Giebelseite des alten Schiffs war fruher eine uberdachte holzerne Aussentreppe angebracht Die Glockenstube im obersten Geschoss hat viereckige Schalloffnungen in Rundbogennischen und beherbergt ein Dreiergelaut 8 Unterhalb der Schalloffnungen sind die Zifferblatter der Turmuhr angebracht Der kleine vierseitige Spitzhelm wird von einem Turmknauf mit einem schlichten Kreuz bekront Der nordliche geraumige Anbau von 1937 auf rechteckigem Grundriss wird von einem Satteldach bedeckt das ebenso wie das Giebeldreieck verschiefert ist An der Nordseite belichten funf schmale Rechteckfenster uber denen Rundfenster eingelassen sind den Innenraum Das Westportal mit rundbogigem Tympanon das das Christusmonogramm tragt wird von zwei kleinen Rechteckfenstern flankiert Der sehr eingezogene rechteckige Ostchor wird von zwei kleinen hochrechteckigen Bleiglasfenstern belichtet die die Auferstehung Jesu Christi zeigen Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenausstattung mit Blick zum Altar nbsp AltarDer Innenraum des Schiffs wird von einer flachen Holzbalkendecke abgeschlossen die von einem Hangewerk getragen wird Die holzerne Kirchenausstattung ist weitgehend bauzeitlich Allerdings wurden die originale blau rote Farbfassung der Decke von 1937 und die dunkle Fassung von Kanzel Altar und Empore bei der letzten Kirchenrenovierung weiss uberstrichen Der ostliche Teil ist um zwei Stufen erhoht und dient als liturgischer Bereich Er endet in einer schmalen Langstonne in der der Altar und das achtseitige Taufbecken aufgestellt sind An der Sudseite der Langstonne fuhrt eine barocke Sakristeitur in den Chorturm In der Ostwand der alten Kirche ist eine spatgotische Sakramentsnische mit Gittertur unter einem Kielbogen mit Masswerk und Zinnenbekronung aus der Zeit um 1500 eingelassen 9 Wahrscheinlich war sie vor dem Anbau von 1937 seitlich in der Turmhalle angebracht Das umgewidmete Schiff dient heute als Gemeinderaum und kann durch mobile Faltwande mit dem neuen Kirchenschiff verbunden werden In der Nordostecke des Schiffs ist die viereckige holzerne Kanzel mit farblich abgesetzten Profilen in Rot und Grau auf kleinem quadratischem Fuss aufgestellt Auf dem vorderen Kanzelfeld ist in der hochrechteckigen Fullung zwischen zwei schlichten Pilastern eine Taube dargestellt Das schlichte Kirchengestuhl lasst einen Mittelgang frei Die Westempore fur die Teile der alten Seitenemporen wiederverwendet wurden 1 dient als Aufstellungsort fur die Orgel Sie hat statt der ursprunglichen kassettierten Brustungsfelder eine Dockenbrustung und ruht auf zwei Viereckpfosten und zwei Wandstutzen Orgel Bearbeiten nbsp Stillgelegte Orgel hinter barockem ProspektUm 1750 baute vermutlich Orgelbauer Dreuth eine Orgel mit einem Manual Der uberhohte trapezformige Mittelturm wird von zwei Spitzturmen flankiert die ohne Lisenen aus Flachfeldern hervortreten Die Schleierbretter bestehen aus vergoldetem Schnitzwerk aus Akanthusranken das in grosserer Form auch seitlich des Mittelturms angebracht ist Unten und oben schliesst ein profiliertes Kranzgesims das Hauptgehause ab Die Firma Forster amp Nicolaus Orgelbau ersetzte das Orgelwerk durch eine grossere zweimanualige Anlage mit elektrischen Taschenladen hinter dem historischen Gehause Der Neubau umfasste 15 Register auf zwei Manualen und Pedal 10 Nachdem das Instrument immer storanfalliger geworden war wurde es stillgelegt und im Jahr 2002 durch eine elektronische Sakralorgel des Typs Monarke von der Firma Johannus ersetzt Um Platz fur die Lautsprecher zu schaffen die im historischen Orgelgehause aufgestellt wurden wurden etliche Pfeifenstocke leer geraumt Die Orgel verfugt uber 30 Register und 24 Kanale auf zwei Manualen und Pedal Gelaut BearbeitenDer mittelalterliche Chorturm beherbergte ursprunglich die Glocken Die alteste Glocke datiert aus vorreformatorischer Zeit Die Firma Rincker goss 1803 eine Glocke die 1870 zersprang und neu gegossen wurde Dasselbe Schicksal widerfuhr ihr 1892 1893 Sie wurde im Ersten Weltkrieg an die Rustungsindustrie abgeliefert und eingeschmolzen Rincker goss nach dem Zweiten Weltkrieg zwei neue Glocken die wie die alte Glocke im neuen Westturm aufgehangt wurden 8 Das Dreiergelaut erklingt im Gloria Motiv 11 Der Glockensachverstandige der Rheinischen Kirche empfahl 2019 in einer gutachterlichen Stellungnahme die historische Glocke weitgehend zu schonen Daraufhin beschloss das Presbyterium die Anschaffung einer neuen Glocke als Ersatz Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Masse kg Schlagton Inschrift Bild 1 1957 Rincker Sinn a1 nbsp 2 1949 Rincker Sinn h1 NACH KRIEG UND LEID UND HARTER ZEIT RUF ICH ERNEUT ZUR SELIGKEIT nbsp 3 um 1520 unbezeichnet 680 210 d2 vetter vertreip ich jesus br e is ich ni gos nbsp Literatur BearbeitenFriedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 3 Wetzlar 1837 S 437 438 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 666 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 200 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Reinhold Schneider Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Stadt Wetzlar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1900 1 S 423 425 Heinrich Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Herausgegeben von den Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Lichtweg Essen 1953 S 51 52 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Dutenhofen Munchholzhausen Webprasenz Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Munchholzhausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 4 Februar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen a b Munchholzhausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 6 Februar 2020 Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 3 1837 S 438 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Kleinfeldt Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum 1984 S 200 Andreas Metzing Die hessischen Gebiete der Rheinischen Kirche In Hermann Peter Eberlein Hrsg Territorialkirchen und protestantische Kultur 1648 1800 Habelt Bonn 2015 ISBN 978 3 7749 3938 7 S 187 196 hier S 187 Homepage der Kirchengemeinde Geschichte unserer Gemeinde abgerufen am 6 Februar 2020 Webprasenz Evangelischer Kirchenkreis an Lahn und Dill abgerufen am 26 August 2021 a b Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 139 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 666 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 2 Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 L Z Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 626 Glocken Plenum in Munchholzhausen abgerufen am 6 Februar 2020 Kirchen in Wetzlar Evangelische Kirche Blasbach Evangelisches Gemeindezentrum Dalheim St Markus Dalheim Evangelische Kirche Dutenhofen Evangelische Kirche Garbenheim Paulskirche Hermannstein Evangelische Kirche Munchholzhausen Evangelische Kirche Nauborn Evangelische Kirche Naunheim Christuskirche Niedergirmes St Walburgis Niedergirmes Theutbirg Basilika Evangelische Kirche Wetzlar Steindorf St Bonifatius Wetzlar Franziskanerkirche Wetzlar Gnadenkirche Wetzlar Hospitalkirche Wetzlar Kreuzkirche Wetzlar Magdalenenkirche Wetzlar Wetzlarer Dom 50 549622 8 57705 Koordinaten 50 32 58 6 N 8 34 37 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Munchholzhausen amp oldid 230531525