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Die Evangelische Kirche ist eine denkmalgeschutzte Chorturmkirche in Steindorf einem Stadtteil von Wetzlar im Lahn Dill Kreis Hessen Der spatromanische Wehrturm geht vermutlich auf die Zeit um 1300 zuruck Das barocke Kirchenschiff mit Walmdach wurde 1701 und der dreigeschossige Laternenhelm ebenfalls im 18 Jahrhundert errichtet 1 Kirche in Steindorf von NordwestenAnsicht von Westen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErstmals wird Steindorf im Lorscher Codex im Jahr 886 und die Kirche im Jahr 1340 erwahnt Der Ort gehorte im Mittelalter zum Kirchspiel und Sendort Oberbiel im Archipresbyterat Wetzlar im Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen in der Erzdiozese Trier 2 Moglicherweise war die Kirche ursprunglich mit dem Patrozinium Heiliges Kreuz versehen 3 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte die Kirchengemeinde um 1549 unter dem Oberbieler Pfarrer Heiderich Tillenburg zum evangelischen Glauben Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde die Gemeinde im Jahr 1626 fur einige Jahre wieder romisch katholisch bis sie unter den Schweden 1632 zum evangelischen Bekenntnis zuruckkehrte 4 1700 1701 wurde die mittelalterliche Kirche abgerissen und an ihrer Stelle ein barocker Neubau errichtet Der alte Turm blieb erhalten wurde aber in der Hohe verkurzt und erhielt wahrscheinlich in dieser Zeit oder im Jahr 1766 seinen heutigen Aufbau 1 Bis 1932 gehorte Steindorf zum Kirchspiel Oberbiel Nach Auflosung des Kirchspiels blieben die Kirchengemeinden Steindorf Albshausen und Oberbiel zunachst pfarramtlich verbunden Im Jahr 1954 erfolgte die Erhebung zur eigenstandigen Pfarrei die 1955 ihren ersten Pfarrer erhielt Die pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinden Albshausen und Steindorf sind evangelisch reformiert 5 und gehorten bis Ende 2018 zum Kirchenkreis Braunfels 6 der 2019 im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill der Evangelischen Kirche im Rheinland aufging Architektur Bearbeiten nbsp WestportalDer nicht geostete sondern nach Nordost ausgerichtete Saalbau aus weiss verputztem Bruchsteinmauerwerk ist im alten Ortszentrum an einem sanft ansteigenden Hang oberhalb der Lahn errichtet 1 Er steht inmitten eines Kirchhofs der von einer bis zu 5 Meter hohen Mauer eingefriedet wird 7 Das grosse Mauertor im Westen und das kleinere im Norden das mit der Jahreszahl 1707 bezeichnet ist korrespondieren mit den beiden Kirchenportalen Das barocke Langhaus von 1701 wird von einem verschieferten Walmdach bedeckt dem an jeder Seite zwei kleine Gauben aufgesetzt sind Ein mittiges rundbogiges Westportal und ein hochrechteckiges Nordportal nahe am Turm erschliessen das Gotteshaus Uber dem Nordportal ist der Tursturz mit der Jahreszahl 1700 dem Baubeginn des Kirchenschiffs bezeichnet 7 Das Innere wird an den beiden Langseiten durch je drei hohe Rundbogenfenster belichtet An der Westseite sind unterhalb der Traufe zwei Ochsenaugen eingelassen Der Dachfirst reicht an die Dachtraufe des Turms heran nbsp Glocke von Dilman Schmid 1710 Der massiv aufgemauerte ungegliederte Turmschaft auf quadratischem Grundriss stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1300 Die Turmhalle mit starken Mauern und Kreuzgratgewolbe wird von drei Rundbogenfenstern belichtet Im Inneren offnet ein breiter Rundbogen den Chor zum Kirchenschiff Die Segmentbogennische zwischen dem sudlichen Chorfenster und dem Chorbogen geht vermutlich auf mittelalterliche Zeit zuruck und diente womoglich als Dreisitz oder Heiliges Grab 1 Das Turmgewolbe uberragt in seinem Scheitelpunkt die Hohe des Schiffs Oberhalb des Gewolbes geht die Starke der Aussenmauer auf 0 90 Meter zuruck Hier waren ursprunglich zwei Zwischenboden eingerichtet die spatestens mit der Verkurzung des Turms aufgegeben wurden Seitdem dient das gesamte Obergeschoss als Glockenstube Sie beherbergt ein Dreiergelaut mit den Schlagtonen b1 des2 und es2 Die mittlere Glocke wurde 1710 von Dilman Schmid gegossen die anderen beiden Glocken 1954 von der Glockengiesserei Bachert als Ersatz fur die im Ersten Weltkrieg abgelieferte Glocke von Heinrich Wilhelm Rincker aus dem Jahr 1777 Eine mittelalterliche Maria Glocke aus der aufgegebenen Markuskirche in Dalheim wurde 1896 wohl umgeschmolzen 8 Der dreigeschossige oktogonale Turmhelm mit seiner Laternenhaube ist vollstandig verschiefert Er stammt vermutlich aus derselben barocken Bauzeit wie die Kirche 9 Die Turmuhr ist im ersten Helmgeschoss eingebaut und das Zifferblatt an der Nordseite angebracht Das mittlere Geschoss hat acht hochrechteckige Schalloffnungen mit Lamellen wahrend das dritte Geschoss als offene Laterne mit Stichbogen Offnungen gestaltet ist Sie wird von einem Turmknauf einem verzierten Kreuz und einem vergoldeten Wetterhahn bekront Teile des originalen Turmkreuzes das mit 1700 bezeichnet ist befinden sich in der Kirche 7 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenausstattung nbsp Altar und KanzelDer Innenraum wird von einer flachen Decke mit Unterzug abgeschlossen Die Kirchenausstattung ist vorwiegend in Weiss mit teils vergoldeten Profilleisten gehalten In das Langhaus ist eine dreiseitig umlaufende holzerne Empore eingebaut die auf Rundsaulen mit kubusformigen Kapitellen und geschweiften Kopfbandern ruht Die seitlichen Emporen im Chorraum wurden in den 1960er Jahren entfernt 1 Uber der Westempore ist ein holzernes Wappen von Solms Braunfels mit den Initialen FWSB Furst Wilhelm zu Solms Braunfels angebracht In typisch protestantischer Tradition sind die Prinzipalien Altar Kanzel und Orgel hinter und ubereinander im Chorraum angeordnet Das Ensemble geht auf das Jahr 1834 zuruck Der holzerne dunkelgrun marmorierte Blockaltar des 18 Jahrhunderts ist mit vergoldeten Girlandenschnitzereien verziert 7 Dahinter ist die holzerne Sakristei mittig eingebaut und an der Vorderseite die rechteckige Kanzel mit einer marmoriert bemalten querrechteckigen Fullung uber einer Konsole angebracht Der Rundbogen uber der Kanzel ist mit vergoldeten Strahlenornamenten verziert Uber der Sakristei erhebt sich in derselben Breite die Orgel deren Unterbau Lamellenoffnungen seitlich der Kanzel aufweist 1 Der Zugang zu Kanzel und Orgel ist von hinten uber die Sakristei Hinter dieser ist eine Empore eingebaut die niedriger als die Empore im Schiff ist Orgel Bearbeiten nbsp Bernhard Orgel von 1834 source source C M Widor Toccata Finale aus der Orgelsinfonie Nr 5 f moll mit Norbert SchenkJohann Hartmann Bernhard baute die Orgel im Jahr 1834 mit neun Registern auf einem Manual und Pedal Das Vorgangerinstrument verfugte uber sechs Register und kein Pedal Moglicherweise wurde es nach Niederquembach versteigert Der klassizistische Flachprospekt der Bernhard Orgel ist funfteilig und wird durch sechs Pilaster mit vergoldeten Kapitellen gegliedert Ein breites Mittelfeld wird von kleinen zweigeschossigen Rundbogenfeldern flankiert dem sich aussen ein Rundbogenfeld anschliesst Die vergoldeten Strahlenornamente der Schleierbretter entsprechen dem Rundbogen der Kanzel Das Orgelgehause wird nach oben von einem profilierten Gesimskranz mit Zinnenfries abgeschlossen In den Jahren 1964 1967 wurde die Orgel umgebaut Die Disposition lautet wie folgt 10 I Manual C f3Gedackt 8 Gemshorn B D 8 Prinzipal 4 Kleingedackt 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Mixtur III IV 1 1 3 Pedal C f1Subbass 16 Oktavbass 8 Koppeln I PLiteratur BearbeitenFriedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 2 Wetzlar 1836 S 124 125 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 859 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 202 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Reinhold Schneider Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Stadt Wetzlar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1900 1 S 455 456 Heinrich Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Herausgegeben von den Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Lichtweg Essen 1953 S 55 56 Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Steindorf Hrsg Uber die Geschichte der evangelischen Kirche Steindorf 2001 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Wetzlar Steindorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Webprasenz des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Steindorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 17 Januar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Kleinfeldt Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum 1984 S 202 Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Steindorf Hrsg Uber die Geschichte der evangelischen Kirche Steindorf 2001 S 4 online abgerufen am 17 Januar 2020 PDF Steindorf Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 17 Januar 2020 reformiert info de Abgerufen am 13 Januar 2021 Frank Rudolph 200 Jahre evangelisches Leben Wetzlars Kirchengeschichte im 19 und 20 Jahrhundert Tectum Marburg 2009 ISBN 978 3 8288 9950 6 S 27 a b c d Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 859 Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 141 Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Steindorf Hrsg Uber die Geschichte der evangelischen Kirche Steindorf 2001 S 9 online abgerufen am 17 Januar 2020 PDF Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 2 Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 L Z Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 758 Kirchen in Wetzlar Evangelische Kirche Blasbach Evangelisches Gemeindezentrum Dalheim St Markus Dalheim Evangelische Kirche Dutenhofen Evangelische Kirche Garbenheim Paulskirche Hermannstein Evangelische Kirche Munchholzhausen Evangelische Kirche Nauborn Evangelische Kirche Naunheim Christuskirche Niedergirmes St Walburgis Niedergirmes Theutbirg Basilika Evangelische Kirche Wetzlar Steindorf St Bonifatius Wetzlar Franziskanerkirche Wetzlar Gnadenkirche Wetzlar Hospitalkirche Wetzlar Kreuzkirche Wetzlar Magdalenenkirche Wetzlar Wetzlarer Dom 50 548525 8 460103 Koordinaten 50 32 54 7 N 8 27 36 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Wetzlar Steindorf amp oldid 221375375