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Die Evangelische Kirche im mittelhessischen Nauborn einem Stadtteil von Wetzlar ist eine im Kern romanische Saalkirche Im 17 Jahrhundert wurde sie tiefgreifend umgebaut und erhielt ihre heutige Gestalt Das Gebaude ist aufgrund seiner geschichtlichen kunstlerischen und stadtebaulichen Bedeutung hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche in Nauborn von SudenGrosseres Sudportal im Westen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Lorscher Codex wird berichtet dass zwei Nauborner Kirchen dem Kloster ubertragen wurden Die 778 von einer Frau mit Namen Theutbirg verschenkte Basilika ist wohl mit der 1 5 km sudlich der heutigen Kirche 1927 entdeckten Theutbirg Basilika aus dem 8 Jahrhundert zu identifizieren 2 Bei der 806 von dem Ehepaar Engeltrut und Engelswint gestifteten Marienkirche wird es sich um die Dorfkirche auf dem Engelsberg handeln 3 Demzufolge existierte in Nauborn ein Vorgangerbau bereits zu Zeiten Karls des Grossen 4 Die Kirchen in Nauborn und die Michaelskirche in Wieseck gehoren damit zu den altesten bezeugten Kirchen der Region Ein gesicherter Nachweis findet sich im Jahr 1290 mit der Einsetzung eines Pfarrers Ludwig von Voitsberg Vetzberg 5 Das benachbarte Laufdorf hatte 1290 ebenfalls einen Pfarrer Beide Gemeinden bildeten im spaten Mittelalter ein Kirchspiel 1497 und 1526 nachgewiesen Dies gehorte im Mittelalter zum Archipresbyterat Wetzlar im Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen in der Erzdiozese Trier 6 Mitte des 16 Jahrhunderts wurde die Reformation eingefuhrt Erster evangelischer Pfarrer war Johannes Heymann 1549 1580 Die Kirchengemeinde wechselte 1582 unter Graf Konrad von Solms Braunfels zum reformierten Bekenntnis Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges war der Ort unter den Spaniern einige Jahre katholisch 1626 1632 bis die Schweden wieder die Ruckkehr zum reformierten Glauben ermoglichten 7 Die Baugeschichte der Kirche lasst sich nicht eindeutig rekonstruieren Auf den mittelalterlichen Ursprung weisen der Westteil mit seinen starkeren Mauern und den rundbogigen Fenstern die Sudwand mit den beiden Rundbogenportalen und die Ostwand mit dem Chorbogen und Resten einer schiessschartigen Anlage Ab 1583 wurde der Innenraum im Sinne des Kalvinismus allmahlich umgestaltet und weiss gestrichen Vermutlich wurde der Ostteil 1672 erneuert 1952 1954 wurden Renovierungen durchgefuhrt Dabei wurde das Ostfenster von 1927 neu gestaltet und der Dachstuhl verbrettert 1968 folgten eine Innenrenovierung und eine neue Aussenverputzung In diesem Zuge wurden die Emporenbrustungen freigelegt und die Ostempore etwas vorgezogen 1 Obwohl die Kirchengemeinden Nauborn und Laufdorf pfarramtlich verbunden waren tagten die Presbyterien ab 1838 getrennt voneinander Seit 1975 gab es wieder gemeinsame Sitzungen Im Jahr 2020 fusionierten die Gemeinden Nauborn 1600 Mitglieder und Laufdorf 900 Mitglieder Die vereinigte Kirchengemeinde ist evangelisch reformiert 8 und gehort zum Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill in der Evangelischen Kirche im Rheinland 9 Architektur Bearbeiten nbsp Dachreiter von 1768 nbsp Rincker Glocke von 1696Die in etwa geostete weiss verputzte Kirche ist am nordostlichen Ortsrand in Hanglage aus Bruchsteinmauerwerk errichtet Sie wird von einem Schopfwalmdach bedeckt dem im Westen ein Haubendachreiter aufgesetzt ist Die Kirche steht auf einem Friedhofsgelande dessen Mauereinfriedung nur noch zum Teil erhalten ist 1 Der Westteil des Langhauses zeichnet sich durch dickere Mauern 0 80 Meter und durch je ein kleines Rundbogenfenster am Ende der Langseiten aus Die Sudwestecke wird durch eine machtige Stutzmauer verstarkt Der Ostteil mit seinen schmaleren Mauern wurde vermutlich 1672 erneuert 1 An jeder Langseite sind zwei hochsitzende Rechteckfenster eingelassen die im Norden die Empore belichten Zusatzlich wurde in der ostlichen Nordwand ein kleines Rechteckfenster eingebrochen Die zwei kleinen Rundbogenfenster im Osten befinden sich in einer Nische mit Korbbogen Die Westseite ist fensterlos An der Sudseite erschliessen zwei rundbogige Portale aus rotem Sandstein die noch aus mittelalterlicher Zeit stammen konnen das Gotteshaus Das linke ist grosser als das rechte das zum Kanzelaufgang fuhrt 1 Ein kleiner vermauerter Rundbogen in der Ostwand weist auf eine Apsis die samt Fundamenten abgebrochen wurde 10 Das verschieferte Schopfwalmdach ist an jeder Seite mit zwei kleinen Gauben bestuckt Auch die Giebelflachen der Schmalseiten sind verschiefert Aus dem vierseitigen Schaft des Dachreiters von 1768 entwickelt sich der achtseitige Aufsatz mit geschwungener Haube die von Turmknauf Kreuz und Wetterhahn bekront wird Die Glockenstube beherbergt ein Dreiergelaut Die alteste Glocke wurde 1696 von Jakobus Rincker gegossen und tragt die zweizeilige Inschrift SOLI DEO GLORIA DIE STUND PREDIGT FESTZEIT LEICHEN THU ICH ZU NAUBERN ANZ EIGEN JACOBUS RINCKER VON ASLAR GOS MICH 1696 Die Gemeinde schaffte 1949 zwei neue Rincker Glocken an 11 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung Osten nbsp Kanzel des 18 JahrhundertsDer Innenraum ist entsprechend reformierter Tradition schlicht ausgestattet Er wird durch eine flache Holzdecke auf einem Langsunterzug abgeschlossen Unterhalb des Dachreiters stutzt ein achtseitiger rot bemalter Holzpfosten mit Bugen die Decke Die Datierung 1672 wurde bei der Renovierung 1953 entdeckt Ursprunglich stutzten zwei Pfosten die Decke 10 Die dreiseitig umlaufende holzerne Empore die im 17 18 Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten eingebaut wurde ruht auf Stutzen mit Bugen in unterschiedlichen Formen Die Sudwand der Kirche mit den beiden Portalen und der Kanzel ist ausgespart Die hochrechteckigen kassettierten Fullungen der Brustung tragen Bibelverse die 1968 zum Teil freigelegt wurden 1 Der Abendmahlstisch ist eine Stiftung des Grafen Karl zu Solms Braunfels aus dem Jahr 1794 Der Blockaltar aus schwarzem Lahnmarmor wurde Ende des 18 Jahrhunderts geschaffen Die Kanzel des 18 Jahrhunderts 10 an der Sudwand ruht auf einem Fuss und hat keinen Schalldeckel Die hochrechteckigen Fullungen der Kanzelfelder sind marmoriert bemalt und haben vergoldete Profile Zwei graue Steinepitaphe erinnern an Pfarrer Johann Andreas Pfaffius 1763 und seine Frau Anna Elisabeth 1760 Die Platten lagen ursprunglich im Mittelgang der Kirche und sind heute an der sudlichen Aussenwand aufgestellt Beide tragen lange Inschriften Im rundbogigen Abschluss ist jeweils ein geflugelter Engelkopf angebracht 1 Orgel Bearbeiten nbsp Walcker Orgel von 1953Abicht berichtet 1836 dass die Orgel der Nauborner Kirche von mittelmassiger Qualitat sei 12 Im Jahr 1953 stellte E F Walcker amp Cie eine zweimanualige vorderspielige Orgel mit zwolf Registern hinter einem Freipfeifenprospekt auf der Ostempore auf 13 Das Pedalwerk wurde in der Nordostecke hinter einem Verschlag mit durchbrochenem Rautenwerk untergebracht Zwei leere Schleifen waren zum Ausbau fur weitere Register vorbereitet Orgelbau Hardt erweiterte spater um Krummhorn 8 und Superoktave 2 Die Disposition lautet seitdem wie folgt 14 I Manual C g3Prinzipal 8 Gedackt 8 Oktave 4 Holzflote 4 Superoktave 2 Mixtur III IV 2 II Manual C g3Musiziergedackt 8 Nachthorn 4 Prinzipal 2 Sifflote 1 1 3 Krummhorn 8 Pedal C f1Subbass 16 Oktavbass 8 Choralbass 4 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenFriedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Teil 2 Die Statistik Topographie und Orts Geschichte des Kreises Wigand Wetzlar 1836 S 127 130 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Folkhard Cremer Red Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 669 670 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 201 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Reinhold Schneider Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Stadt Wetzlar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1900 1 S 431 432 Heinrich Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Herausgegeben von den Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Lichtweg Essen 1953 S 53 54 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Nauborn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webprasenz des Kirchenkreises an Lahn und Dill Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Nauborn Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 20 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Schillerplatz 8 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Fred Schwind Burg Dorf Kloster Stadt Beitrage zur hessischen Landesgeschichte und zur mittelalterlichen Verfassungsgeschichte Ausgewahlte Aufsatze Hessisches Landesamt fur geschichtliche Landeskunde 1999 ISBN 978 3 942760 30 0 S 34 Irene Jung Wetzlar Eine kleine Stadtgeschichte Sutton Verlag Erfurt 2010 ISBN 978 3 86680 715 0 S 17 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Friedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 2 Wigand Wetzlar 1836 S 129 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Goswin von der Ropp Hrsg Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2 Band 1214 1350 Elwert Marburg 1943 S 161 Kleinfeldt Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum 1984 S 201 Nauborn Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 20 Mai 2020 reformiert info de Abgerufen am 13 Januar 2021 Uta Barnikol Lubeck Neugrundung von Kirchengemeinde gefeiert abgerufen am 20 Mai 2020 a b c Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 670 Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 139 Friedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 2 Wigand Wetzlar 1836 S 128 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 2 Band 2 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 L Z Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 637 Orgel in Nauborn abgerufen am 20 Mai 2020 Kirchen in Wetzlar Evangelische Kirche Blasbach Evangelisches Gemeindezentrum Dalheim St Markus Dalheim Evangelische Kirche Dutenhofen Evangelische Kirche Garbenheim Paulskirche Hermannstein Evangelische Kirche Munchholzhausen Evangelische Kirche Nauborn Evangelische Kirche Naunheim Christuskirche Niedergirmes St Walburgis Niedergirmes Theutbirg Basilika Evangelische Kirche Wetzlar Steindorf St Bonifatius Wetzlar Franziskanerkirche Wetzlar Gnadenkirche Wetzlar Hospitalkirche Wetzlar Kreuzkirche Wetzlar Magdalenenkirche Wetzlar Wetzlarer Dom 50 53224227 8 49237475 Koordinaten 50 31 56 1 N 8 29 32 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Nauborn amp oldid 237937179