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Die Evangelische Kirche im mittelhessischen Garbenheim einem Stadtteil von Wetzlar ist eine spatklassizistische Saalkirche Sie hat einen Westturm und ein eingezogenes Chorpolygon Das Gebaude ist aufgrund seiner geschichtlichen kunstlerischen und stadtebaulichen Bedeutung hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche in Garbenheim von SudostenWestturm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErstmals wird in der Mitte des 13 Jahrhunderts eine Kirche in Garbenheim urkundlich genannt Ritter Erwin von Garbenheim erwahnt in seinem Testament einen Altar der dem hl Georg geweiht war 2 Ein weiterer Altar der hl Katharina geweiht wird 1371 und letztmals 1516 erwahnt 1 Das Gotteshaus wird 1380 als Pfarrkirche bezeichnet besitzt aber nur eingeschrankte Rechte und kein Taufrecht 3 1516 wird die Kapelle dem Wetzlarer Stift inkorporiert 4 Garbenheim gehorte in vorreformatorischer Zeit zum Kirchspiel Wetzlar das im Archipresbyterat Wetzlar dem Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen in der Erzdiozese Trier zugeordnet war 5 Im Zuge der Einfuhrung der Reformation bat die Kirchengemeinde das Wetzlarer Stift um die Einsetzung eines lutherischen Pfarrers Als dies abgelehnt wurde wandte sich die Gemeinde 1535 an den Landesfursten 6 Erster evangelischer Pfarrer war Gerlach Reuter 1536 1545 aus Herborn Ihm folgte fur 20 Jahre wieder ein Kanoniker des Stifts der nur mit halbem Herzen evangelisch war 7 bis die Kirchengemeinde im Jahr 1565 endgultig zum lutherischen Bekenntnis zuruckkehrte 3 Nachdem die Kirche im Dreissigjahrigen Krieg stark beschadigt worden war wurde sie im Jahr 1660 erneuert 8 Durch einen Blitzeinschlag im Jahr 1734 litt der Kirchturm Schaden 1740 oder in den Jahren 1761 und 1763 liess die Kirchengemeinde zwei neue Rincker Glocken giessen 9 Eine umfassende Renovierung folgte 1757 fur 373 Taler 10 Aufgrund von Baufalligkeit wurde die Kirche 1865 polizeilich geschlossen Am 17 Oktober 1866 zerstorte ein Grossbrand weite Teile des Dorfes und auch die Kirche samt Ausstattung Der Wetzlarer Kreisbaumeister Wilhelm Witte aus Wetzlar legte wohl bereits 1870 1871 Entwurfe fur einen Neubau vor Die Widerstande des freimaurerischen Amtsburgermeisters gegen die Neubauplane von Pfarrer Hermann Bingel 1818 1889 entzundeten sich an der Baulast 11 Wahrend der 17 Jahre ohne Kirche versammelte sich die Gemeinde im Schulsaal 12 Witte hatte auch die Bauaufsicht inne Die Grundsteinlegung erfolgte am 16 Mai 1882 und die Einweihung am 31 Oktober 1883 1 Die Gemeinde schaffte 1883 ein Dreiergelaut der Firma Rincker an Als Material dienten zwei eroberte franzosische Kanonen die der Kaiser fur den Kirchenneubau gespendet hatte 13 Zwei Glocken wurden 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert Als Ersatz goss Schilling 1922 drei Eisenhartguss wobei die verbliebene Bronzeglocke in Zahlung gegeben wurde Rincker goss 1975 ein neues Dreiergelaut aus Bronze Die Schlagtone b1 c2 und es2 ergeben das Gloria Motiv Die Stahlglocken gingen ins ortliche Museum 14 Im Zweiten Weltkrieg wurden die Bleiglasfenster zerstort Bei einem Innenanstrich 1954 wurden das hohe braune Wandfries aus Pelikanen im Chor geweisst Stattdessen wurden an der Ostwand des Langhauses links der Kanzel ein Lamm mit Siegesfahne und dem Bibelvers aus Heb 13 8 LUT und an der gegenuberliegenden Seite ein Pelikan mit dem Bibelvers aus Kol 1 20b LUT gemalt 1971 wurden auch diese Darstellungen uberstrichen 15 In den Jahren 1975 1977 folgte eine Aussensanierung Schadhaftes Mauerwerk wurde ersetzt und die bis dahin unverputzte Kirche erhielt erstmals einen Aussenputz 1998 schloss sich eine Innenrenovierung an bei der der Bibelvers uber dem Chorbogen wiederhergestellt wurde 16 Die evangelischen Kirchengemeinden in Niedergirmes und Garbenheim sind seit 2013 kirchenkreisubergreifend pfarramtlich verbunden Seit 2019 gehoren sie zum Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill in der Evangelischen Kirche im Rheinland 17 Architektur Bearbeiten nbsp Offener Dachstuhl nbsp Polygonaler Chor im OstenDie nicht exakt geostete sondern parallel zur Kirchstrasse ausgerichtete Kirche in Verlangerung des Goetheplatzes ist in der Ortsmitte aus Bruchsteinmauerwerk errichtet Sie steht auf einem Kirchengelande das teilweise von Bruchsteinmauern umgeben ist 1 Das Mauerwerk dessen Steine aus ortlichen Steinbruchen stammen ist seit 1978 in einem gelblichen Farbton verputzt wobei Gliederungselemente wie Friese Gesimse Lisenen Pilaster Masswerk und Bogen vom Verputz ausgespart sind In stilistischer Hinsicht weisen Bogen und Fenster der Kirche auf den Rundbogenstil 8 Das vierachsige Langhaus wird von einem Satteldach bedeckt dem kleine Gauben und an der Ostseite ein Steinkreuz aufgesetzt sind Der Funfachtelschluss ist gegenuber dem Langhaus niedriger und eingezogen Lisenen und Eckpilaster an Langhaus und Chor gehen unterhalb der Traufe in einen Rundbogenfries uber Den Eckpilastern am Langhaus sind stilisierte Blutendolden aufgesetzt Ein umlaufendes Gesims gliedert in zwei Fensterzonen Die obere Zone hat Rundbogenfenster mit zweibahnigem Masswerk und Rundfenster im Bogenfeld und die untere Zone des Langhauses kleine Rundbogenfenster Der Chor wird durch drei Fenster belichtet und von niedrigen Annexbauten unter einem Pultdach flankiert Der nordostliche Anbau dient als Sakristei und der sudostliche als Nebeneingang vom Goetheplatz her Das Hauptportal im Turmrisalit wurde ursprunglich von zwei Saulen flankiert aber in den 1960er Jahren in schlichterer Form umgestaltet 1 Der Westturm ist risalitartig fast vollstandig in das Langhaus eingebunden 18 Der quadratisch aufgemauerte Turmschaft kragt auf Konsolen vor und wird durch ein Gesims in zwei Geschosse gegliedert Das Glockengeschoss hat gekuppelte Rundbogenoffnungen mit Rundsaulen Die Ecklisenen gehen wie bei Langhaus und Chor in einen Rundbogenfries uber Uber vier flachen verschieferten Dreiecksgiebeln auf denen die Zifferblatter der Turmuhr angebracht sind erhebt sich der oktogonale Spitzhelm 1 der von einem Turmknauf und einem verzierten Kreuz bekront wird Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum mit Blick auf den Altar nbsp KanzelDer Innenraum wird durch einen offenen Dachstuhl abgeschlossen dessen verbretterte Konstruktion auf Wandstielen als Konsolen ruht Die Ankerbalken sind mit Holzzapfen verziert Im Chor tragen kleine Konsolen das Chorgewolbe Ein grosser Rundbogen offnet den um zwei Stufen erhohten Chor zum Schiff Er tragt den Bibelvers Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit aus Heb 13 8 LUT Die Kirchenausstattung ist weitgehend bauzeitlich 18 Der Fussboden ist mit Steinplatten belegt wahrend sich unterhalb des Kirchengestuhls ein Holzboden befindet Das Gestuhl aus Tannenholz lasst einen Mittelgang frei 8 Die dreiseitig umlaufende Empore reicht an den Langseiten nicht bis an die Ostwand heran Die polygonale Kanzel aus Eichenholz mit kassettierten Fullungen in den Kanzelfeldern ist am nordlichen Chorbogen aufgestellt Nicht mehr vorhanden ist der originale Schalldeckel Der schlichte Altar aus Haustein ist um eine Stufe erhoht und tragt vorne ein griechisches Kreuz in einem Kreis In den 1950er Jahren wurde das schlichte holzerne Altarkreuz gefertigt 19 Reinhold Atzbach fertigte 2002 den pokalformigen Taufstein aus Kiefernholz der eine 1883 gestiftete Taufschale tragt Der Grabstein fur Johann Wilhelm Lantz 1833 der beim Bergbau ums Leben kam wurde in der rechten Chorwand eingemauert 1 Orgel Bearbeiten nbsp Rassmann Orgel von 1886Die Gemeinde schaffte 1765 1768 eine neue Orgel von Philipp Ernst Wegmann an 20 die nach Abicht im Jahr 1836 in einem ziemlich guten Zustand war 9 Sie verfugte uber elf Register auf einem Manual und Pedal Mit dem Kirchenbrand 1866 wurde auch die Wegmann Orgel zerstort Gustav Rassmann baute im Jahr 1886 fur die neue Kirche eine zweimanualige Orgel mit 13 Registern auf mechanischen Kegelladen im Stil der Spatromantik Sie kostete 2950 Mark Ein Umbau im Jahr 1961 fuhrte zu Dispositionsanderungen im Sinne des Neobarock Seitdem lautet die Disposition wie folgt 21 I Manual C f3Principal 8 Hohlflote 8 Octave 4 Gedeckt 4 Quinte 2 2 3 Blockflote 2 Mixtur IV 2 II Manual C f3Lieblich Gedeckt 8 Flote 4 Prinzipal 2 Pedal C c1Subbass 16 Octavbass 8 Violoncello 8 Koppeln II I I P Spielhilfen Tutti Tritt WindauslassLiteratur BearbeitenFriedrich Kilian Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Teil 2 Die Statistik Topographie und Orts Geschichte des Kreises Wigand Wetzlar 1836 S 22 24 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Folkhard Cremer Red Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 303 Werner Franzen Gottesdienststatten im Wandel Evangelischer Kirchenbau im Rheinland 1860 1914 Diss Teil 3 Dusseldorf 2002 S 177 178 duepublico uni duisburg essen de PDF 1 8 MB abgerufen am 3 Juni 2020 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 207 Waldemar Kuther Bearb Garbenheim 776 1976 Ein Heimatbuch herausgegeben von der Gemeinde Garbenheim Herr Giessen 1976 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Reinhold Schneider Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Stadt Wetzlar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1900 1 S 397 398 Heinrich Laufer Bearb Gemeindebuch der Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Herausgegeben von den Kreissynoden Braunfels und Wetzlar Lichtweg Essen 1953 S 85 87 Siegfried Meier Bearb 125 Jahre Evangelische Kirche Garbenheim Garbenheim 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Garbenheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde Garbenheim Webprasenz des Kirchenkreises an Lahn und Dill Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Garbenheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 23 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Evangelische Pfarrkirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 36 37 a b Garbenheim Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 23 Mai 2020 Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 104 Kleinfeldt Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum 1984 S 207 Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 204 Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 207 a b c Werner Franzen Gottesdienststatten im Wandel 2002 S 177 a b Abicht Der Kreis Wetzlar historisch statistisch und topographisch dargestellt Band 2 1836 S 24 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 222 Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 229 Meier 125 Jahre Evangelische Kirche Garbenheim 2008 S 47 49 51 Meier 125 Jahre Evangelische Kirche Garbenheim 2008 S 19 41 55 Hellmut Schliephake Glockenkunde des Kreises Wetzlar In Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e V 12 Jahrbuch 1989 ISSN 0722 1126 S 5 150 hier S 135 Kuther Garbenheim 776 1976 1976 S 232 Meier 125 Jahre Evangelische Kirche Garbenheim 2008 S 11 Webprasenz des Kirchenkreises an Lahn und Dill abgerufen am 23 Mai 2020 a b Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 303 Meier 125 Jahre Evangelische Kirche Garbenheim 2008 S 9 Franz Bosken Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 7 1 Band 1 Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden Teil 1 A K Schott Mainz 1975 ISBN 3 7957 1307 2 S 348 Orgel in Garbenheim abgerufen am 23 Mai 2020 Kirchen in Wetzlar Evangelische Kirche Blasbach Evangelisches Gemeindezentrum Dalheim St Markus Dalheim Evangelische Kirche Dutenhofen Evangelische Kirche Garbenheim Paulskirche Hermannstein Evangelische Kirche Munchholzhausen Evangelische Kirche Nauborn Evangelische Kirche Naunheim Christuskirche Niedergirmes St Walburgis Niedergirmes Theutbirg Basilika Evangelische Kirche Wetzlar Steindorf St Bonifatius Wetzlar Franziskanerkirche Wetzlar Gnadenkirche Wetzlar Hospitalkirche Wetzlar Kreuzkirche Wetzlar Magdalenenkirche Wetzlar Wetzlarer Dom 50 56624964 8 53035695 Koordinaten 50 33 58 5 N 8 31 49 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Garbenheim amp oldid 237134921