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Eskebornit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung CuFeSe2 und damit chemisch gesehen ein Kupfer Eisen Selenid Als enge Verwandte der Sulfide werden die Selenide in dieselbe Klasse eingeordnet EskebornitAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ebn 1 Chemische Formel CuFeSe2Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 03 020 2 CB 10a 02 09 01 02Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal skalenoedrisch 4 2m 2 Raumgruppe P4 2c Nr 112 Vorlage Raumgruppe 112 3 Gitterparameter a 5 53 A c 10 48 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 bis 3 5 VHN15 155 252 durchschnittlich 204 kg mm2 4 Dichte g cm3 gemessen 5 35 berechnet 5 44 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 4 Farbe messinggelb dunkelbraun bis schwarz anlaufend 4 Strichfarbe schwarz 5 Transparenz undurchsichtig opak Glanz Metallglanz 4 Magnetismus deutlich 4 KristalloptikPleochroismus Schwach cremegelb bis gelblichbraun 6 Eskeborenit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt dicktafelige bis zu einem Millimeter grosse Kristalle findet sich aber meist in Form korniger Mineral Aggregate und ist typischerweise mit anderen Seleniden verwachsen Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig opak und zeigt auf den Oberflachen der im frischen Zustand messinggelben Kristalle einen metallischen Glanz Mit der Zeit laufen die Oberflachen allerdings dunkelbraun bis schwarz an Auch die Strichfarbe von Eskebornit ist schwarz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals erwahnt wurde das Mineral 1950 von Paul Ramdohr in einem Bericht uber Neue Erzmineralien im Fachmagazin Fortschritte der Mineralogie 7 Demnach hatte Ramdohr es auf einer alten Erzstufe entdeckt das 1824 aus dem Hauptschacht des Eskeborner Stollens bei Tilkerode im Landkreis Mansfeld Sudharz Sachsen Anhalt gefordert worden sein soll 8 Ramdohr hielt das neu entdeckte Mineral zunachst fur reines Eisenselenid FeSe und nannte es nach dessen Typlokalitat Eskebornit Eine Analyse durch Peacock dem Ramdohr bereits 1948 etwas von dem Typmaterial aus Tilkerode geschickte hatte ergab allerdings dass an der Verbindung von Eskebornit auch Kupfer beteiligt ist Ramdohrs Angabe der Typlokalitat wurde allerdings von Gerhard Tischendorf der 1960 ebenfalls Selenide von Tilkerode untersuchte stark bezweifelt Einen Hauptschacht gab es nicht im Eskeborner Stollen wohl aber im benachbarten Eine Stollen nahe dem gleichnamigen Fluss Zudem wurden am Eskaborner Berg erst ab 1825 erste Selenidfunde gemeldet im Eine Stollen Revier aber schon zwischen 1821 und 1824 teilweise auch schon vor 1795 Des Weiteren fand Tischendorf nur in alten Proben aus dem Eine Stollen Revier Eskebornit nicht aber in denen vom Eskeborner Berg Zu der Fehlbezeichnung kann es aber gekommen sein weil die Reviere im Tilkeroder Grubenbezirk sehr klein sind und dicht beieinander liegen Anhand von synthetisch hergestelltem Eskebornit grenzte Tischendorf die chemische Zusammensetzung zwischen Cu0 43Fe0 61Se und Cu0 55Fe0 55Se fest 9 Die aktuell akzeptierte und auch von der International Mineralogical Association IMA anerkannte 10 chemische Zusammensetzung CuFeSe2 wurde 1971 von D C Harris und Ernst A J Burke an Eskebornit Proben von zwei Fundstellen aus dem Gebiet um den Athabascasee in der kanadischen Provinz Saskatchewan ermittelt 11 Das Diffraktogramm Rontgenpulverdaten stimmte zudem mit den Werten von Tischendorf fur Eskebornit von Tilkerode uberein Die chemische Zusammensetzung wurde 1988 noch einmal von Zdenek Johan 1935 2016 bestatigt 12 Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London England unter der Katalog Nr 1948 325 und an der Harvard University in Cambridge Massachusetts unter der Katalog Nr 98902 aufbewahrt 4 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist Eskebornit noch nicht verzeichnet Allerdings wird er im Register als 1950 von Ramdohr beschriebenes Mineral erwahnt 13 Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II C 03 20 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te 1 1 wo Eskebornit zusammen mit Chalkopyrit Gallit Laforetit Lenait Roquesit ehemals Roquesit und Shenzhuangit die Chalkopyrit Gruppe II C 03 bildet Stand 2018 5 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 14 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Eskebornit in die Abteilung der Metallsulfide M S 1 1 und ahnliche ein Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung mit Zink Zn Eisen Fe Kupfer Cu Silber Ag usw zu finden ist wo es zusammen mit Chalkopyrit Gallit Laforetit Lenait und Roquesit Chalkopyritgruppe mit der System Nr 2 CB 10a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Eskebornit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er in der Chalkopyritgruppe Tetragonal I42d mit der System Nr 02 09 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Selenide und Telluride mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 1 zu finden Chemismus BearbeitenDie idealisierte chemische Zusammensetzung von Eskebornit CuFeSe2 besteht im Verhaltnis aus je einem Atom Kupfer Cu und Eisen Fe sowie zwei Atomen Selen Se Dies entspricht einem Massenanteil Gewichts von 22 91 Gew Cu 20 14 Gew Fe und 56 95 Gew Se 15 Die Ergebnisse der Mikrosondenanalyse an naturlichen Proben aus der Martin Lake Mine nahe dem Athabascasee in Kanada wichen mit einer Zusammensetzung von 23 62 Gew Cu 19 75 Gew Fe und 55 96 Gew Se nur leicht von der idealen Zusammensetzung ab Ahnliche Proben aus der Lagerstatte Predborice in Tschechien enthielten dagegen zusatzlich Spuren von 0 05 Gew Silber Ag und 0 02 Gew Schwefel S 4 Kristallstruktur BearbeitenEskebornit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe P4 2c Raumgruppen Nr 112 Vorlage Raumgruppe 112 mit den Gitterparametern a 5 53 A und c 10 48 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Bildung und Fundorte BearbeitenEskebornit bildet sich niedriggradigen hydrothermalen Selenerz Gang Lagerstatten Auf den Mineralproben aus der Typlokalitat Eskeborner Stollen bei Tilkerode fanden sich als Begleitminerale vor allem Clausthalit und Naumannit aber auch Berzelianit Klockmannit Umangit und Tiemannit in kleinen Kluften einer hauptsachlich aus Dolomit bestehenden Gangmasse Als Nachweis fur die niedrigen Bildungstemperaturen diente vor allem Naumannit da dieser keine Umwandlungslamellen zeigte und daher bei unter 133 C entstanden sein musste Als jungste Bildung der Eskeborner Mineralfolge trat hier zudem Chalkopyrit in traubig nieriger Form auf was ebenfalls auf niedrige Temperaturen bei der Mineralbildung hinwies 8 Als seltene Mineralbildung konnte Eskebornit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 30 Fundorte dokumentiert sind Stand 2020 16 Ausser an seiner Typlokalitat im Tilkeroder Bergbaurevier wo als weitere Begleitminerale noch Ankerit Geffroyit und Uraninit auftraten fand sich das Mineral in Deutschland noch in einem ebenfalls in Sachsen Anhalt bei Rieder Ballenstedt liegenden Grauwacke Steinbruch in der Blei und Zink Grube Charlotte bei Clausthal Zellerfeld und der Eisenerz Grube Weintraube bei Lerbach Osterode am Harz in Niedersachsen sowie im Gangzug Ruhmvoll Schacht 366 bei Alberoda und dem Lagerstattenrevier Schlema Alberoda Hartenstein in Sachsen auf Zur Paragenese der Schlema Hartenstein Mineralisation gehoren weitere Selenide wie unter anderem Berzelianit Bukovit Eukairit Mgriit Permingeatit und Umangit 17 Das seltene Kupfer Eisen Arsen Selenid Chameanit als Begleitmineral von Eskebornit kennt man aus der Uranlagerstatte Chameane in der franzosischen Gemeinde Le Vernet Chameane der Tuminico Mine in der Sierra de Cacho der argentinischen Provinz La Rioja und aus der Lagerstatte Predborice bei Kovarov in der tschechischen Region Jihocesky kraj Sudbohmen 18 Weitere bekannte Fundorte sind unter anderem das Gebiet um Rockhole am South Alligator River im Northern Territory von Australien die El Dragon Mine in der bolivianischen Provinz Antonio Quijarro Potosi die Gemeinde Iwajlowgrad in Bulgarien der Autonome Bezirk Enshi der chinesischen Provinz Hubei das Gebiet um den Beaverlodge Lake in der kanadischen Provinz Saskatchewan Kletno in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen die Uran Vanadium Lagerstatte Srednyaya Padma russisch Srednyaya Padma auf der Halbinsel Zaonezhie russisch Zaonezhskij in der zur Russischen Foderation gehorenden Republik Karelien sowie Gruben im Garfield County Colorado und im Elko County Colorado in den Vereinigten Staaten 18 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPaul Ramdohr Neue Erzmineralien In Fortschritte der Mineralogie Band 28 1950 S 69 70 Michael Fleischer New Mineral Names New Data Redefinition of Minerals In American Mineralogist Band 39 1954 S 690 692 englisch rruff info PDF 147 kB abgerufen am 5 Oktober 2020 Michael Fleischer New Mineral Names New Data Redefinition of Minerals In American Mineralogist Band 46 1961 S 464 468 englisch rruff info PDF 284 kB abgerufen am 5 Oktober 2020 Weblinks BearbeitenEskebornit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Oktober 2020 Thomas Witzke Entdeckung von Eskebornit In tw strahlen org 23 April 2018 abgerufen am 6 Oktober 2020 Eskebornite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Oktober 2020 englisch Eskebornite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 6 Oktober 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Eskebornite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 6 Oktober 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 David Barthelmy Eskebornit Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 5 Oktober 2020 englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 77 englisch a b c d e f g h Eskebornite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 64 kB abgerufen am 6 Oktober 2020 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Eskebornite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Oktober 2020 englisch Paul Ramdohr Neue Erzmineralien In Fortschritte der Mineralogie Band 28 1950 S 69 70 a b Paul Ramdohr Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen 4 bearbeitete und erweiterte Auflage Akademie Verlag Berlin 1975 S 658 660 Thomas Witzke Entdeckung von Eskebornit In tw strahlen org 23 April 2018 abgerufen am 5 Oktober 2020 Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2020 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2020 abgerufen am 6 Oktober 2020 englisch D C Harris E A J Burke Eskebornite two Canadian Occurrences In The Canadian Mineralogist Band 10 1971 S 787 796 englisch rruff info PDF 1 3 MB abgerufen am 6 Oktober 2020 John Leslie Jambor Ernst A J Burke New Mineral Names New Data In American Mineralogist Band 74 1989 S 1399 1404 englisch rruff info PDF 615 kB abgerufen am 6 Oktober 2020 Karl Hugo Strunz Christel Tennyson Mineralogische Tabellen 3 Auflage Akademische Verlagsgesellschaft Geest amp Portig KG Leipzig 1982 S 524 Eskebornit Ramdohr 1950 wahrscheinlich kubischer CuFeSe2 mit a 5 53 Tischendorf 1960 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 5 Oktober 2020 englisch Eskebornit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Oktober 2020 Localities for Eskebornite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Oktober 2020 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